Chthonius ischnocheles: Mikroskulpturierung

Begonnen von JB, August 26, 2012, 01:57:28 VORMITTAG

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JB

Hallo Forum,

Hier sind einige Aufnahmen der Cuticula-Skulputierung eines Pseudoskorpions aus NW Dt. Das Tier habe ich als Chthonius ischnocheles bestimmt, sicher bin ich mir aber nicht. Das Tier wurde 2 Monate in 80% Milchsaeure aufgehellt (die Mazeration war leider nicht ganz vollstaendig), entwaessert und in Euparal eingeschlossen (das Opistosoma ist etwas geschrumpft). Die Cuticula hat eine interessante Struktur, besonders auf den Cheliceren und Pedipalpen.  

Beste Gruesse,

Jon

Uebersicht: Praepariermikroskop, schiefe Beleuchtung; Bildhoehe etwa 5 mm
C: Cheliceren; P: Pedipalpen; O: Opistosoma; I-IV: Beinpaare 1-4




Chelicerenoberseite; 10x NPL Fluotar, DIC


Chelicerenoberseite; 25x NPL Fluotar, DIC; im DIC ist die Tiefenschaerfe sehr gering, deshalb darunter noch eine Aufnahme der darunterliegenden Schicht der Cuticula


Darunterliegende Schicht


Pedipalpenoberseite; 25x NPL Fluotar, DIC


Beinsegment, 25x NPL Fluotar, DIC


Opistosoma; 10x NPL Fluotar, DIC

Klaus Herrmann

Hallo Jon,

gratuliere zum perfekten Präparat! Wie schafft man das, dass alle Extremitäten so schön geordnet liegen?
Hat diese schuppige Struktur etwas mit dem Wachstum der Kutikula zu tun?

Und noch eine eher nebensächliche Frage
ZitatNW Dt
ist das ein Bundesland, das ich noch nicht kenne? Du hast ja meine Lücken und Nachlässigkeiten in der Richtung schon aufgedeckt ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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ruhop

Hallo, Jon.

Ich gratuliere Dir zu Deinen großartigen Aufnahmen. Besonders gut gefallen hat mir das Übersichtsbild. Es hat für mich die Anmutung einer Lithographie, wie man sie aus Arthropodenbüchern des 19. Jhds. kennt.

Zu den Strukturen der Oberflächen kann ich leider nichts sagen. Sie können zufällig sein oder auch nicht. Hilfreich wären z. B. weitere präparierte Individuen. Dann könnte man zumindest abklären: Zufälligkeit oder nicht.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

Holger

liftboy

Hallo Klaus,

NW=Nordrheinwestfalen
DT=Deutschland
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

JB

Hi,

Genau; NW Dt. = Nordwestdeutschland.

Danke; das das Tier so zu liegen kam war Vorbereitung + etwas Glueck. Ich hatte den entwaesserten Pseudoskorpion von der Alkoholreihe in Euparalessenz ueberfuehrt (2/3 Eukalyptusoel, 1/3 Paraldehyd); dann auf dem Objekttraeger in einer kleinen Menge Euparalessenz ausgelegt; ein Tropfen duennes Euparal hinzu; mit Insektennadel zurechtgelegt; dann das Deckglas drauf. Das Tier ging dann auf die Reise zum Rand, kam aber noch rechtzeitig zum liegen; Glueck gehabt! 

@ Holger

Ich weiss im Moment auch nicht, um was es sich bei den tieferliegenden Strukturen handelt. Ich werde mich mal schlau machen. Sie sehen etwas wie Druesen aus, deren Zellen auf der Oberseite vom Chitin der Cuticula umschlossen werden.

Beste Gruesse,

Jon

Klaus Herrmann

Jetzt ist´s es klar:

Nordwestdeutschland+Nordrheinwestfalen= Nordwestrheindeutschlandfalen ;D

Um es mit Loriot zu sagen:eher so mehr nördlich, also west - bzw deutschfalig vielleicht also rheinmäßig west-nördlich ::)

Noch was nicht geografisches:

Deinem Bild lieber Jon sieht man natürlich nicht an, dass das Tierle an den Rand gewandert ist. Das ist der Vorteil der Fotos: man kann sie beschneiden. Aber dass bei dieser Verschiebeaktion die von dir schön ausgerichteten Pfoten nicht durcheinander gewurschtelt wurden ist wirklich Glück! Ich hatte das noch nie; bei mir haben die Viecher Ameisen, Spinnen, Pseudoskorpione fast immer verknotete Beine, deshalb hatte ich gehofft, du könntest mal eben den Trick veröffentlichen, damit alle Insektenpräparatoren geordneten Verhältnissen entgegensehen. :D

Andererseits gilt auch: Glück hat nur der Tüchtige!

Aber interessant wäre schon, welche Erfahrungen andere gemacht haben, die sich in der Herstellung von Totalpräparaten dieser Spezies versucht haben.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

Lieber Jon,

danke für die lehrreiche und schöne Dokumentation!

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Jürgen H.

Lieber Jon,

tolle Idee,  das Chitinskelett auf diese Weise isoliert darzustellen. Und hervorragend gelungen!

Die Cuticula wird meines Wissens von den Microvilli der eigentlichen Epidermiszellen abgeschieden, wobei die Form der Schuppung der Oberfläche ein taxonomisches Merkmal sein kann.

Was meinst Du mit "tieferliegenden Strukturen"? Ich vermute, dass die punktförmigen Stellen, z.B. die Stelle rechts direkt neben dem oberen wohl echten Haar im dritten Bild Sensillen  sind. Oder meinst Du die "Eindellungen", die sich über mehrere "Schuppen" erstrecken?

Schöne Grüße

Jürgen

JB

Hallo Juergen,

Auf dieser Aufnahme habe ich gekennzeichnet, was ich meine. Die Oberflaeche der Cuticila hat eine schuppenfoermige Mikroskulpturierung (gruen). Darunter ("tieferliegene") liegen die Strukturen von denen ich schrieb (rot). Ich vermute, dass unter der Cuticula Druesen liegen, deren Struktur sich in der darueberliegenden Cuticula widerspiegeln.

Viel Literatur habe ich dazu nicht. Der einzige Hinweis stammt aus Kueckenthal's "Handbuch der Zoologie". Darin steht in einem Satz, dass unter der Cuticula der Pseudoskorpione "Hautdruesen" liegen. Ich vermute, das sehen wir hier (rot). Dazu gehoeren wohl auch die Poren (blau), bei denen es sich um die Ausfuehgaenge handeln koennte.

Beste Gruesse,

Jon


Jürgen H.

Lieber Jon,

Du vermutest vielleicht Pheromondrüsen ? Die könnten ja an den Cheliceren liegen..Zum Beispiel hier bei Nemastoma.

http://www.museunacional.ufrj.br/mndi/Aracnologia/pdfliteratura/Martens/Martens%201973%20Nemastoma.pdf

Führt Chthonius ischnocheles Paarungstänze auf?

Sehr schöne Fragestellung.... Da wirst du wohl nur mit einer histologischen Untersuchung, wenn Du das nächste Tierchen findest...

Schöne Grüße

Jürgen

JB

Hallo Juergen,

Vielen Dank fuer den interessanten Link!

Im Kueckenthal hiess es nur "Hautdruesen" (das war noch bevor man Pheromone ueberhaupt kannte). Die mutmasslichen Druesen finden sich sowohl auf den Pedipalpen als auch auf den Cheliceren; ich wuerde vermuten, dass sie Oele und Wachse ausscheiden um das Tier hydrophob zu halten.

Beste Gruesse,

Jon