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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: bernd552 in Mai 12, 2017, 13:47:20 NACHMITTAGS

Titel: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 12, 2017, 13:47:20 NACHMITTAGS
Hallo in die Runde,

sehr gerne würde ich unter mein "Nichtlichtmikroskop" nicht einheimische Diatomen & co. legen aber wie komme ich an diese heran, ohne denen mit dem Fangnetz rund um den Globus zu folgen?

Guano / Schleifpaste usw. kaufen?

Ich vermute mal, da ist zu viel Bruch dabei?


Schönene Gruß
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 12, 2017, 15:18:11 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
es heißt "Diatomeen".

Lg
Anne
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Henkel in Mai 12, 2017, 15:20:54 NACHMITTAGS
Zitat von: bernd552 in Mai 12, 2017, 13:47:20 NACHMITTAGS

sehr gerne würde ich unter mein "Nichtlichtmikroskop" nicht einheimische Diatomen & co. legen aber wie komme ich an diese heran, ohne denen mit dem Fangnetz rund um den Globus zu folgen?
Guano / Schleifpaste usw. kaufen?
Ich vermute mal, da ist zu viel Bruch dabei?
Bernd

Hallo Bernd552!

Wenn es Meeresdiatomeen sein sollen, dann ist es am einfachsten, einen Plankton-Kursus auf Helgoland zu belegen und auf das allmorgendliche Schiff zu warten, das mit mehreren Eimern voll Planktonfängen von seiner Fangtour in den Hafen zurück kommt und sie in die Kursräume bringt. Nur mal so zum Beispiel.  Vielleicht verschickt man von der dortigen Biolog. Anstalt auch wieder Plankton-Proben. Da müssen mal dorthin telefonieren. Sicherlich finden Sie dort einen Ratgeber. Aber erwähnen Sie besser nicht, daß Sie nur ästhetische Fotos machen wollen, aber keine Ahnung von Diatomeen haben. Das sind Doktores, die sich mit Meeresforschung und Biologie befassen.

Guano nicht, das ist reine verwitterte Kacke von Seevögeln. Darin sind keine Diatomeen, die übrigens offiziell Bacillariophyceae heißen.

Versuchen Sie es mal bei einer Bierbrauerei in Ihrer Nähe, die verwenden Diatomeenmaterial zum Bierfiltern. Da kann man aber auch Pech haben und nur Bruch erwischen! Wenn es denn tatsächlich Diatomeen sein sollen. Radiolarien sind interessanter, z. B. vom Mount Hillaby auf Barbados, einem recht flachen kleinen Hügel. Oder aus Kalifornien, wo man Diatomeenerde mit der Schaufel aus dem Boden gräbt. Dort sind die Sites aber Privatbesitz, und man braucht immer eine besondere Erlaubnis der Eigentümer, die aber nicht gerne gegeben wird.

Und machen Sie sich klar: Das ist alles schon zig Male fotografiert und veröffentlicht worden.

Viel Glück
KH
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 12, 2017, 16:22:21 NACHMITTAGS


@ Anne
..... ich weißs, hab mich nur verdippt  ;)

@ Hr.Henkel
danke für die guten Tipps!

Besonders für das Stichwort "Diatomeenerde", die kann man eigentlich auch hier kaufen (z.B. https://www.amazon.de/Diaguard%C2%AE-Lebensmittelqualit%C3%A4t-Kieselgur-Diatomeenerde-Nat%C3%BCrlicher/dp/B00L8XFNJQ), die Qualität ist natürlich eine andere Frage. Zur Not nehme ich die Stangen von Herrn Nobel :)

Mir ist klar, dass es unendlich erstklassige Fotos dieser Objekte bereits gibt aber sicherlich nicht als animierte REM-Kamerafahrt oder als Hologramm. Wass Sie nicht wissen können, ich trachte nicht danach,  zwecks Ruhm oder kommerzieller Interessen diese zu veröffentlichen, dann wäre für mich die erholsame Zeit, Freude und Faszination an meinem Hobby stark gefährdet.
Der Weg und der Moment der Begeisterung, dass ist mein Ziel.

Schönen Gruß
Bernd (ruhig per Du)
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 12, 2017, 17:43:04 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

schick mir mal per PN Deine Adresse. Ich habe nicht viel anzubieten, aber davon kannst Du etwas abhaben.
Wenn Du dann weiter fleißig Deine tollen Bilder hier einstellst, hat sich das für mich sofort gelohnt.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 12, 2017, 20:13:17 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

..... na dass finde ich ja supernett von Dir!!!

ich hoffe, ich kann mich mal auf irgend eine Art bei Dir revangieren.

LG
Bernd

p.s. habe nämlich aus der "Not" heraus 2 kg Kieselerde gegen Milben bestellt
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Dr. Jekyll in Mai 12, 2017, 20:50:46 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

Brauchst Du aufgearbeitetes Material oder kannst Du aus Rohmaterial selbst reinigen?

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 12, 2017, 20:51:49 NACHMITTAGS
Guten Abend Bernd,

im Gegensatz zu Klaus Henkel habe ich die Erfahrung gemacht dass, wenn man freundlich-zurückhaltend fragt, man in den diversen Institutionen die sich mit Diatomeen und Radiolarien beschäftigen sehr wohl Wissenschaftler antrifft, die es durchaus erfreut wenn Außenstehende an ihrem Arbeitsgebiet Gefallen finden - und sie sind selbst meist für die Schönheit die sich da unter dem Mikroskop zeigt empfänglich. Ich habe jedenfalls auf mein vorsichtiges Bitten um eine Messerspitze hiervon oder davon noch nie ein "Nein" erhalten und ein schönes Bild macht sich später auch an der Wand eines Studierzimmers gut. Eine gute Flasche als Dankeschön dagelassen sorgt außerdem für eine gute Erinnerung an diesen Kontakt und öffnet im Nachhinein u.U. manch weitere Tür.

Freundliche Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Dr. Jekyll in Mai 12, 2017, 21:00:41 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

Ich kann dir nur beipflichten.
Der Ton macht die Musik😄 Wer das nicht beherrscht läuft halt auch mal gegen die Wand😁🔬
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Rawfoto in Mai 12, 2017, 21:31:47 NACHMITTAGS
Guten Abend

Bei Kranz in Bonn gibt es das in kleinen Mengen zu kaufen ...

Liebe Grüsse

gerhard

Habe beides dort vor Jahren erstanden und war sehr zufrieden ...
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Dr. Jekyll in Mai 12, 2017, 21:39:21 NACHMITTAGS
Hallo,

Wie Gerhard, so habe auch ich meine Radiolarien von Krantz gekauft. Es war Material aus Barbados, welches neben sehr schönen Radiolarien auch einige Diatomeen enthält.
Soweit ich mich erinnere war es nicht sehr teuer.
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: JoachimHLD in Mai 13, 2017, 12:15:03 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

Du kannst auch auf dieser Seite mal schauen bevor der Brexit zuschlägt: http://stores.ebay.de/KD-Fossils

Viele Grüsse
Joachim
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 13, 2017, 19:31:25 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
besonders diese beiden Materialien sind sehr schön:

http://www.ebay.de/itm/Diatomite-Miocene-Valmont-Mbr-Monterey-Fm-diatom-microfossil-matrix-sample-Cali-/401231462070?hash=item5d6b423eb6

und dieses

http://www.ebay.de/itm/Diatomite-Miocene-Malaga-Mudstone-diatom-microfossil-matrix-sample-California-/351914080646?hash=item51efb6b986

Jeodch ist das Preis/Mengen Verhältnis unterirdisch.

lg
anne

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: ds0511 in Mai 13, 2017, 19:54:01 NACHMITTAGS
Hallo Anne,

hast Du Erfahrung mit diesen Proben? Wenn ja, wie hast Du sie aufbereitet und wie ist die Ausbeute?

Viele Grüße
Detlef
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: RainerTeubner in Mai 13, 2017, 20:11:41 NACHMITTAGS
Hallo,

bei Klaus Kemp (http://www.diatoms.co.uk/) kann man Streupräparate von Diatomeen beziehen, die Liste der Proben ist sehr umfangreich.

Viele Grüße

Rainer Teubner
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 13, 2017, 20:47:24 NACHMITTAGS
Hallo Detlef,
hier die Ausbeute vom Malaga Cove:

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=33542&highlight=malaga

und hier vom Monterey Shale:

http://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?t=27487&highlight=monterey

lg
anne
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Henkel in Mai 13, 2017, 23:31:02 NACHMITTAGS
Zitat von: Silber_und_Licht in Mai 12, 2017, 20:51:49 NACHMITTAGS

im Gegensatz zu Klaus Henkel habe ich die Erfahrung gemacht dass, ...

Wolfgang

Lieber Wolfgang!

Mit welchem Satz habe ich geschrieben, daß ich keine guten Erfahrungen gemacht habe? Bitte etwas mehr Sorgfalt beim Lesen und Anworten.
KH
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 13, 2017, 23:57:33 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Henkel in Mai 13, 2017, 23:31:02 NACHMITTAGS
Zitat von: Silber_und_Licht in Mai 12, 2017, 20:51:49 NACHMITTAGS

im Gegensatz zu Klaus Henkel habe ich die Erfahrung gemacht dass, ...

Wolfgang

Lieber Wolfgang!

Mit welchem Satz habe ich geschrieben, daß ich keine guten Erfahrungen gemacht habe? Bitte etwas mehr Sorgfalt beim Lesen und Anworten.
KH

Lieber Klaus!

Ich denke doch, dass ich einigermaßen richtig gelesen habe und die von mir investierte Sorgfalt durchaus genügend ist.

Zitat von: Klaus Henkel in Mai 12, 2017, 15:20:54 NACHMITTAGS
...Aber erwähnen Sie besser nicht, daß Sie nur ästhetische Fotos machen wollen, aber keine Ahnung von Diatomeen haben. Das sind Doktores, die sich mit Meeresforschung und Biologie befassen.


Ich habe offensichtlich im Gegensatz zu Dir (wie anders ist Dein Hinweis zu deuten?) die Erfahrung gemacht, dass die mit dem begehrten Diatomeen- und/oder Radiolarien-Material befassten Wissenschaftler dem an ästhetischen Bildern interessierten Amateur und Mikrophotographen durchaus wohlwollend gegenüber stehen und gerne weiterhelfen. Dies auch dann wenn man das ehrlich zum Ausdruck bringt. Im Gegenteil sind diese Doktores und Professoren meist selbst von der Schönheit dieser Lebewesen bzw. ihrer Skelette beeindruckt, an guten Bildern davon oft interessiert und freuen sich in aller Regel, wenn Sie am Ende das fertige Produkt zu sehen bekommen.

Freundliche Grüße zur Nacht!

Wolfgang




Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 14, 2017, 11:29:49 VORMITTAG
Hallo Wolfgang,

ich vermute, dass Hr. Henkel das ausdrücken wollte, was ich auch direkt gedacht habe.
"Exotische Diatomeen und Radiolarien" fallen einem nicht in den Schoß und können nicht im Katalog bestellt werden.
Als ich angefangen habe mich mit Diatomeen zu beschäftigen, waren es zuerst die heimischen ( übrigens wunderschönen) Diatomeen aus den Tümpeln der Umgegend sowie die einfach zu beschaffende Pelose die ich zur Verfügung hatte.
Kieselgur habe ich auch verschiedenste besorgt und konnte diese zum Glück für unsere Haustiere verwenden, sonst waren sie nicht zu gebrauchen.
Die erste Probe aus Oamaru habe ich mir nach Jahren hart erarbeitet ich hätte diese paar Krümmel "Dreck" mit Gold aufgewogen, so wertvoll war es mir.
Die wenigen Leute die sich mit Diatomeen so intensiv beschäftigen, dass sie ein paar Proben besonderer Diatomeen haben, haben davon keine Unmengen. Zudem kommt die zumeist schwierige Reinigung hinzu.

In Anbetracht dessen, dass Bernd davon REM Bilder machen möchte, ist es jedoch sicherlich für so manchen attraktiv eine Probe zu teilen.
Bernd müsste sich aber wohl auch mit den Verfahren der Aufbereitung beschäftigen, das Bild steht ganz am Schluss vieler Schritte.

lg
anne
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 14, 2017, 14:31:55 NACHMITTAGS
Liebe Anne,

ich hoffe Du verzeihst mir dass ich die Diskussion über Vermutungen, was KH in seinen Ausführungen gemeint haben könnte, nicht ausdehnen möchte. Ich habe meine eigenen Erfahrungen den seinen gegenübergestellt, weiter nichts.

Ich denke, dabei sollten wir es bewenden lassen.

Freundliche Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 14, 2017, 16:54:58 NACHMITTAGS
Ein Hallo in die Runde,

..... es wirft mich buchstäblich um, welch ein Fundus an Tipps, ein herzliches Dank an alle!!!

Mit der Standardpräparation/Reinigung wie sie im Netzt beschrieben ist, bin ich so halbwegs vertraut (aber erst 3-4x mit heimischen Material durchgeführt), darüberhinaus wollte ich auch versuchen für die REM-Präparation eine Plasmaveraschung (diese "vergast" organische Materie rückstandslos) durchzuführen. Hat das evtl. schon jemand hier versucht?

LG
Bernd 
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 14, 2017, 18:10:11 NACHMITTAGS
Hallo Diatomisten,

habe soeben entsprechend Eurer Tipps per Ebay die unterschiedlichsten Proben bestellt.

Bei Krantz hatte ich auch schon 3 Proben im Warenkorb .... das habe ich aber wieder gelassen, ich mag nicht für eine einmaligen Order mich registrieren, alle meine Daten hinterlassen, mir hochkomplizierte, "sichere" Paßwörter ausdenken und vorher gar nicht die Info herankommen, wie überhaupt gezahlt werden kann.
So lange es Alternativen gibt, mache ich einen Bogen um alle Datenhungrige Shops, ich bin es nämlich leid, jeden Morgen erstmal minutenlang Werbe- oder bösartige Emails zu identifizieren und dann zu löschen. Diese Zeit auf ein Jahr hochgerechnet ...... das ergäbe viele schöne Stunden meiner Lebenszeit mit dem Fokus auf das Kleine.

Sorry, das mußte jetzt mal raus.

LG
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 15, 2017, 15:21:13 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

das mit der Plasmaveraschung klingt spannend. Was für eine Apparatur ist dafür nötig?

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 15, 2017, 15:33:32 NACHMITTAGS
Moin,

naja, Plasma-Veraschung war das nicht, was ein Freund von mir - Bruno Wirtz, manch einem wird der Name noch etwas sagen - , der sich jahrzehntelang mit Diatomeen beschäftigte, durchgeführt hat. Veraschung hingegen schon. Er hat die Diatomeen in Suspension auf Deckgläser gebracht und bei - ich meine rund 800°C in einem Emaillier-Ofen bei sich im Keller - geglüht und auf das Deckglas aufgesintert um sie danach einzudeckeln. Wir haben solcherart auf dem Deckglas präparierte Diatomeen aber auch ins REM gesteckt und Aufnahmen gemacht. Die Streupräparate waren hinreichend sauber und selbstmurmelnd wasserfrei.

Diese Art der Probenvorbereitung ist für Diatomeen aber auch in der Literatur seit langem bekannt.

Freundliche Grüße

Wolfgang

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 15, 2017, 15:45:56 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

Plasma-Veraschung klingt eindrucksvoller! 8)

Ich habe auch mal Diatomeen auf einem Deckglas auf einer selbstgekanteten Art Maurerkelle mit dem Propanbrenner warm gemacht. Dabei sehe ich aber zwei Probleme, zum einen die kräftige Luftbewegung, zum anderen die drohende Verformung des Deckglases.

Auf die Beschaffung so eines Emaillier-Ofens habe ich meine Mutter schon angesetzt, mal sehen, wie sie performt. ;D
Ein Mitglied der Mikro Hamburg hat mit so einem Ofen gearbeitet, er kommt aber nicht mehr zu den Treffen. Vielleicht kann ich per Telefon noch Infos von ihm bekommen.

Was ich mich frage ist, ob es eine praktikalbe Methode gibt, nach dem Veraschen die Asche noch zu entfernen. EDTA?


Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 15, 2017, 16:31:17 NACHMITTAGS
Zitat von: Bob in Mai 15, 2017, 15:45:56 NACHMITTAGS

Ein Mitglied der Mikro Hamburg hat mit so einem Ofen gearbeitet, er kommt aber nicht mehr zu den Treffen. Vielleicht kann ich per Telefon noch Infos von ihm bekommen.


Wenn es DAS Mitglied der Hamburger Mikro ist das ich oben schon erwähnte, wirst Du mit einem Telephon leider nicht mehr viel ausrichten können. Seine Untersuchungen und Präparationsrezepturen finden sich aber zu großen Teilen im Mikrokosmos.

Wenn ich mich da recht entsinne, ist das Ausglühen der Diatomeen eine ziemlich perfekte und im Resultat saubere Methode. An Aschereste die im Präparat bleiben kann ich mich nicht entsinnen. Allerdings hat Bruno das Rohmaterial immer sorgfältig vorgereinigt soweit ich mich erinnern kann.

Freundliche Grüße und viel Erfolg!

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: peter-h in Mai 15, 2017, 17:08:05 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

nur kurz aus meinem Leidensweg. Die Veraschung / Hitzebehandlung ergab bei mir das schlechteste Ergebnis, was sonst mit keiner anderen Methode erreichbar war.  Mein ganz persönlicher Rat: Finger weg, schade um Material und Zeit.

Viele Grüße
Peter
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 15, 2017, 18:17:50 NACHMITTAGS
Lieber Peter,

warum waren Deine Ergebnisse so schlecht bzw. was waren Deine Kritikpunkte? Ich bin selbst in der Diatomeen-Präparation nicht sonderlich bewandert. Außer ein paar Aufbereitungen von hiesiger Kieselgur aus den Gur-Gruben der Lüneburger Heide mit Wasserstoff-Superoxyd, Schwefelsäure und Kaliumpermanganat kann ich auf keine sonderlichen Erfahrungen zurückgreifen und habe ansonsten nur Freund Bruno ein paar wenige Male assistiert. Er hat aber auf diese Weise aberhunderte Präparate hergestellt und ausgewertet und ich habe seine Präparate nicht gar so schlecht in Erinnerung. Da seine gesamte Lebensarbeit gegen meinen unbedingten Rat nach seinem Ableben nicht an die Hamburger Mikro gegangen ist sondern höchstwahrscheinlich den Weg gefunden hat von dem es keine Wiederkehr gibt, kann ich heute auch keine Erinnerungen mehr auffrischen.

Die oben aufgeführten Säurepräparationen möchte ich auch heute, wo ich keinen Laborraum mit Abzug mehr zur Verfügung habe, nicht noch einmal machen.

Freundliche Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: peter-h in Mai 15, 2017, 18:31:44 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

nach vielen Experimenten bin ich bei der harten Methode gelandet und geblieben. Also mit den unlustigen Säuren kochen. Natürlich geht das bei der Entwicklung nitroser Gase nur mit Abzug ! Damit ist Dir sicher klar wie ich arbeite. Ich beschreibe öffentlich nicht den Workflow. Hauptgrund für die schlechten Ergebnisse bei der Glühmethode war der verkohlte organische Beifang. Wenn ich nur sehen will, ob auch z.B. Cymbella dabei sind dann reicht es sicher. Aber für saubere Präparate ist mir das Material zu schade.

Gruß
Peter
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 16, 2017, 08:31:40 VORMITTAG
Hallo,
ich kann Peter nur zustimmen.
Jedoch ist das immer der Erfahrungsweg den man zu Beginn geht, sobald man sich mit Diatomeen beschäftigt.
Die Reinigung ist das Kernthema.
Mir waren die geglühten Proben auch zu "dreckig".
Mein Ziel war es auch sehr saubere Präparate zu erhalten.
Und insbesondere das REM ist hier unbarmherzig und zeigt jede Art von Verunreinigung.
Zudem kommt hinzu, dass diese Glüh-Methode wohl für frische Proben sehr gut mit genannten Einschränkungen funktionieren kann, jedoch bei fossilen Proben, bei denen der organische Anteil meist sehr gering ist, sehe ich kein Chance die Diatomeen sauber zu bekommen.
Falls es doch funktioniert, freue ich mich auf schöne Bilder!

lg
anne

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 16, 2017, 09:17:06 VORMITTAG
Guten Morgen Anne & Peter,

ich habe gestern Abend noch einmal "Gewissenserforschung" betrieben. Bruno Wirtz hat vorzugsweise die Diatomeen der norddeutschen Kieselgur bearbeitet und ich kann mich entsinnen, dass er die Proben mit H2O2 aufgeschlossen und dann sehr intensiv gewaschen hat, also aufschlämmen, absetzen, lassen dekantieren usw. und unterteilte die aufgeschlämmten Proben dabei in verschieden Fraktionen des Absetzens bzw. der Größe. Habe gestern auch noch einmal ein paar seiner Bilder angeschaut. Es ist wohl richtig, mit Euren Präparaten sind seine nicht unbedingt vergleichbar gewesen, da verbrämte offensichtlich die Erinnerung auch manches  ;).

Zitat:
Es gibt auch die Funktion: Eigene Beiträge bearbeiten Da kannst du löschen, das Gegenteil behaupten, richtig stellen.. was auch immer.

Dann mache ich das doch mal!

Freundliche Grüße und Danke! für Eure Erläuterungen zur Präparation

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 16, 2017, 10:19:08 VORMITTAG
Hallo Bob,

prinzipiell kann man einen Plasmaverascher selber bauen, man nehme ein z.B. Marmeladeglas, eine zweistufige Drehschiebervakuumpumpe und eine Mikrowelle, Gesamtinvestition als gebraucht ca. 200-300 EUR oder mit Glück bei Ebay als fertiges Gerät.

Sehr vereinfacht gesagt, Hochfrequenzplasma "zerklopft" alle organische Moleküle zu CO2, also zu einem Gas. Anorganische Verunreinigungen wie Kalk, Erde usw. werden nicht angegriffen, deshalb müssen diese aus den Diatomeen und co. vorher gut herausgewaschen werden. Ich schätze mal, dass das Herauswachen aus nativen Proben besser möglich ist, als aus trocknen Konglumeraten.

Guckst Du hier als Beispiel. https://www.youtube.com/watch?v=fMUemBZ0k5Q

LG
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Mai 16, 2017, 12:54:54 NACHMITTAGS
ZitatEines habe ich hier im Forum in Abbildungen wieder gesehen und sein Invermikroskop wurde im österreichischen Forum "zerpflückt". Traurig!

Hallo Wolfgang, ich habe das im AT-Forum nicht gesehen wo hast du das her? Im "Marktplatz" wo das eigentlich hin gehört ist kein Hinweis zu finden. Und verkloppen können doch eigentlich nur die Erben?
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 16, 2017, 13:58:48 NACHMITTAGS
Zitat:
Es gibt auch die Funktion: Eigene Beiträge bearbeiten Da kannst du löschen, das Gegenteil behaupten, richtig stellen.. was auch immer.

Dann mache ich das doch hier auch gleich!
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Mai 16, 2017, 15:37:24 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

das hat aber mit dem Forum selbst wenig zu tun? Da hat einer was bei Ebay gefunden - keine Ahnung was, das war wohl nicht komplett und dann hat ein anderer gesagt ein Teil des "Schrotthaufens" könnte er gebrauchen. Was tut dir jetz weh: dass Schrotthaufen angeboten werden?

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 16, 2017, 17:46:39 NACHMITTAGS
Zitat:
Es gibt auch die Funktion: Eigene Beiträge bearbeiten Da kannst du löschen, das Gegenteil behaupten, richtig stellen.. was auch immer.

.... und hier auch!
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Mai 16, 2017, 19:40:39 NACHMITTAGS
 
Zitatund zum Schluss werde ich hier weder Dir noch der Forumsöffentlichkeit mein Gefühlsleben ausbreiten. Ich ärgere mich schon, dass ich den Text dazu überhaupt geschrieben habe.
Lieber Wolfgang,

Es gibt auch die Funktion: Eigene Beiträge bearbeiten Da kannst du löschen, das Gegenteil behaupten, richtig stellen.. was auch immer.

diese Empfindsamkeit kann ich nicht nachvollziehen. Aber: dir hats in der Seele weh getan..

Tatsache ist: wir können es nicht mehr nachvollziehen, weil die Basis bei ebay verschwunden ist. Ich habe das angebotene Schmuckstück nie gesehen und kann nichts über Funktionalität oder Schönheit sagen.
Aber dass man den Wunsch äußern kann, einen Teil davon gerne zu haben, kann ich nachvollziehen. Mir fehlt zu meinem Glück ja manchmal nur ein Ultrakon, den Doppelkollektor und das Mikroskop dazu habe ich schon! ;D
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Dr. Jekyll in Mai 16, 2017, 19:57:47 NACHMITTAGS
Die Frage lautete doch:Wie kommt man an exotische Diatomeen?

Nur zur Erinnerung🔬
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Herrmann in Mai 16, 2017, 21:59:24 NACHMITTAGS
Recht hast du Harald!

Und wir erinnern uns: den "traurigen Sidestep" hat Wolfgang initiiert:

Zitatsein Inversmikroskop wurde im österreichischen Forum "zerpflückt". Traurig!

;)
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 16, 2017, 23:10:17 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Herrmann in Mai 16, 2017, 21:59:24 NACHMITTAGS
Recht hast du Harald!

Und wir erinnern uns: den "traurigen Sidestep" hat Wolfgang initiiert:

Zitatsein Inversmikroskop wurde im österreichischen Forum "zerpflückt". Traurig!

;)


Schön dass Du darauf hinweist. Man muss aber auch nicht alles ständig bohrend hinterfragen!

Ich habe meinen Teil der Abschweifungen entfernt. Nun zufrieden?

Gute Nacht!
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 17, 2017, 15:34:15 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

zum Thema Diatomeen Reinigen durch Veraschung und die Methode von Bruno Wiertz von der MIKRO Hamburg:

In Mikrokosmos 81 befindet sich ab Seit 43 ein Artikel über die Diatomeen in der Elbe bei Teufelsbrück im Jahresverlauf. Dort beschreibt er seine Methode und zeigt Ergebnisse.

So ist er vorgegangen:
-Fixieren in Formalin
-3x Aqua dest
-1x Aqua triple dest , er bemerkt, dass trotzdem immer Ränder nachbleiben
-Auf Deckglas tropfen
-Trocknen im Wärmeschrank
-Veraschen bei 800 °C
-Einschluss in Naphrax
-Deckglaslack-Ring

Die Fotos zeigen, dass seine Diatomeen gut genug gereinigt sind, um sie zu bestimmen. Ein toller Anblick sind die abgebildeten Fotos aber nicht.
Um das einzuordnen muss man aber ein paar Punkte bedenken:
1. Er hat bei diesem Projekt massenhaft Proben erstellt und ausgezählt, es ging also um Wissenschaft und nicht Ästhetik
2. In den Proben aus dem Freiwasser hat er viele Arten aus dem Bodenbesatz gefunden. Er führte das auf den Schiffsverkehr und Baggerarbeiten zurück. Damit einher geht natürlich eine Menge Schlamm im Wasser.
3. In dem beschriebenen Prozess kommt nirgendwo das Dekantieren vor. Damit hätte er sicherlich viel Unrat aus den Präparaten herausgehalten.
4. Er hat analog s/w fotografiert, und wohl mit einem hart arbeitenden Dokumenten-Entwickler gearbeitet. Das betont natürlich auch den Schmutz.

Ich selbst bin erst seit 2012 bei der MIKRO Hamburg und kann mich nicht an seinen Namen erinnern. Es wäre tatsächlich schade, wenn sein Gerät und Material untergegangen wäre. Möglicherweise haben die Erben noch liebevoll an ihn gedacht, als sie die gute abstoppende Wirkung von Diatomeen auf vereisten Fußwegen erprobten. ::)

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Dr. Jekyll in Mai 17, 2017, 16:17:26 NACHMITTAGS
Hallo,

Kann mir jemand erklären warum Herr Wirtz damals die Diatomeen in Formalin fixiert hat und sie anschließend verascht hat. Waschen und Veraschen hätte doch auch genügt, oder irre ich mich?
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 17, 2017, 17:02:11 NACHMITTAGS
Herr Wirtz dankte in dem Artikel besonders Frau Kaeser und Frau Pieper für die regelmäßige Probenentnahme.
Die Proben mussten dann vermutlich etwas länger durchhalten. Für die Veraschung kann das eigentlich keinen großen Unterschied gemacht haben.
Frau Pieper war bei unserem letzten Treffen auch mit dabei und hat mit ihrem geballten Wissen unterstützt.
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 17, 2017, 17:20:59 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

Zitat von: Bob in Mai 17, 2017, 15:34:15 NACHMITTAGS
3. In dem beschriebenen Prozess kommt nirgendwo das Dekantieren vor. Damit hätte er sicherlich viel Unrat aus den Präparaten herausgehalten.

An das Dekantieren kann ich mich nur entsinnen im Zusammenhang mit den Gur-Proben aus der Heide. Da ist es glaube ich, auch augenfällig dass man ohne Aufreinigung garnicht zurecht kommt und ich war natürlich nur ausnahmsweise mal dabei wenn er seine Präparate erstellt hat. Von daher sind meine Erinnerungen sicher nicht für seine gesamte Arbeit, die sich letztlich über Jahrzehnte erstreckte, gültig. Die fossile Kieselgur unterscheidet sich, wenn man sie so im Gelände in die Hand bekommt eigentlich nur durch ihr Gewicht von ganz gewöhnlichem "Pappes" und auch das nur, wenn sie sich nicht mit Wasser vollgesogen hat. Man kommt also ohne eine gewisse Reinigung garnicht zurecht.

Leider musste ich feststellen, dass ich meine "Exkursionserinnerungen" aus den 1990er Jahren nicht wiederfinde. Einiges hatte ich damals an Interessenten weggegeben, aber der Rest ....??

Zitat von: Bob in Mai 17, 2017, 15:34:15 NACHMITTAGS
4. Er hat analog s/w fotografiert, und wohl mit einem hart arbeitenden Dokumenten-Entwickler gearbeitet. Das betont natürlich auch den Schmutz.

... und meist die Negative projiziert, wenn er seine Ergebnisse in der Mikro vorgestellt hat.

Warum er die Elbe-Beprobungen fixiert hat?? Ich kann mich daran erinnern, dass er irgendwo aktive Lösungsprozesse von SiO2 diskutiert hat, aber im Zusammenhang mit den Elbe-Frischwasserproben kann ich mir das eigentlich nicht recht vorstellen. Ich denke eher, dass er damit Schimmel an den Proben vermeiden wollte.

Mit den Rändern an den eingetrockneten Proben auch nach dem Waschen mit Aqua tri-dest., welches er aus einer Apotheke bezog war übrigens schlagartig Schluss, nachdem ich ihn mit tri-Destillat aus unserer Destillieranlage in der Elektronenmikroskopie versorgt hatte. Da war aber der o.a. Artikel lange raus.

Freundliche Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Carlos in Mai 18, 2017, 08:22:59 VORMITTAG
Hallo Wolfgang,
ZitatMit den Rändern an den eingetrockneten Proben auch nach dem Waschen mit Aqua tri-dest., welches er aus einer Apotheke bezog war übrigens schlagartig Schluss, nachdem ich ihn mit tri-Destillat aus unserer Destillieranlage in der Elektronenmikroskopie versorgt hatte.
Nach meiner Erfahrung "verdunstet" normales dest. Wasser, wie es z.B. für Bügelautomaten preiswert im Baumarkt erhältlich ist, auf Objektträgern und Deckgläsern rückstandsfrei.
Wenn man allerdings dest. Wasser in Glasflaschen aufbewahrt, kann es Rückstände geben. Mir scheint es übertrieben, "tri-Destillat", wie es in der Elektronenmikroskopie offensichtlich eingesetzt werden muss, in der Aufbereitung von Proben zur Anfertigung von Dauerpräparaten in der "normalen" Mikroskopie zu verwenden.
Gruß Carlos
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Silber_und_Licht in Mai 18, 2017, 10:00:02 VORMITTAG
Zitat von: Carlos in Mai 18, 2017, 08:22:59 VORMITTAG
Hallo Wolfgang,
ZitatMit den Rändern an den eingetrockneten Proben auch nach dem Waschen mit Aqua tri-dest., welches er aus einer Apotheke bezog war übrigens schlagartig Schluss, nachdem ich ihn mit tri-Destillat aus unserer Destillieranlage in der Elektronenmikroskopie versorgt hatte.
Nach meiner Erfahrung "verdunstet" normales dest. Wasser, wie es z.B. für Bügelautomaten preiswert im Baumarkt erhältlich ist, auf Objektträgern und Deckgläsern rückstandsfrei.
Wenn man allerdings dest. Wasser in Glasflaschen aufbewahrt, kann es Rückstände geben. Mir scheint es übertrieben, "tri-Destillat", wie es in der Elektronenmikroskopie offensichtlich eingesetzt werden muss, in der Aufbereitung von Proben zur Anfertigung von Dauerpräparaten in der "normalen" Mikroskopie zu verwenden.
Gruß Carlos

Hallo Carlos,

das glaube ich auch. Ich hatte damals eher den Verdacht, dass das was Bruno Wirtz damals als destilliertes Wasser verkauft wurde, nicht in Ordnung war, warum auch immer. Vielleicht war die Destille nicht sauber oder es war kein destilliertes Wasser sondern welches das durch einen Ionenaustauscher gelaufen war, dessen Filterung nichts taugte - Möglichkeiten gibt es da viele. Von daher hatte ich kurzerhand unser Wasser genommen, von dem ich durch tägliche Verwendung wusste, dass es sauber war und die Trocknungs-Ränder waren ja auch schlagartig weg.

Das hochreines Wasser Glasflächen anlösen kann ist mir auch bekannt, gilt aber im Wesentlichen für einfache Flaschengläser, weniger für Laborglas und benötigt auch eine gewisse Zeit. Bei destilliertem Wasser, welches nur wenige Tage oder gar nur Stunden von seiner Beschaffung bis zur Verwendung im Behälter ruht, ist das ziemlich sicher nicht ausreichend, durch anlösen des Glases solche Ränder zu erzeugen.

Freundliche Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Klaus Henkel in Mai 18, 2017, 12:47:56 NACHMITTAGS
Zitat von: Silber_und_Licht in Mai 18, 2017, 10:00:02 VORMITTAG
Ich hatte damals eher den Verdacht, dass das was Bruno Wirtz damals als destilliertes Wasser verkauft wurde, nicht in Ordnung war, warum auch immer. Vielleicht war die Destille nicht sauber oder es war kein destilliertes Wasser sondern welches das durch einen Ionenaustauscher gelaufen war, dessen Filterung nichts taugte -
Wolfgang

Im Mai 1982 machte ich meine ersten Dauerpräparate von Blütenpollen, vornehmlich Windblütler. Die Präp. fertigte ich mit größter Sorgfalt an. Zum Ansetzen der Glyzeringelatine nach Kisser besorgte ich mir erstklassige Blattgelatine von Chroma und verwendete destilliertes Wasser aus der Apotheke. Runde Deckgläser, umrandet mit Deckglaslack vom Kosmos-Serice.

Erschrocken mußte ich zusehen, wie sich bei vielen Präp. bald innerhalb der Deckglasumrandungen offenbar Bakterienfraß entwickelte. Ich untersuchte die Umrandungen, kontrollierte nochmals die einzelnen Prozeßschritte, konnte keinen Fehler feststellen. Dann hielt ich die große, braune Laborglasflasche mit destilliertem Wasser ans Licht: Eine große Exuvie der Hauswinkelspinne schwebte im Wasser.

Der Apotheker erklärte mir ungerührt, ich hätte Aqua dest. für bakteriologische Zwecke verlangen müssen, das würde 3fach destilliert - unter Aufsicht. Das gewöhnliche dest. Wasser würde, wie auch an der Tankstelle, mit einem Ionenaustauscher hergestellt und nur entsalzt. Da könne es beim Erneuern der Levatit-Ladung schon vorkommen, daß eine Spinne unbemerkt hineinkröche. In der Apotheke verkaufe man das nur fürs Bügeleisen und an der Tankstelle für die Autobatterie. Echtes dest. Wasser müsse ich übrigens bestellen, weil man es extra für mich destillieren müsse, wenn gerade jemand Zeit habe. Das war mir aber zu teuer, und ich verbuchte die mißlungenen Präparate als Lehrgeld.
Einige Jahre später habe ich erfahren, daß ich für das Ansetzen der Glyzeringelatine ebensogut reines Leitungswasser hätte verwenden können ...
KH
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 19, 2017, 21:22:57 NACHMITTAGS
Hallo Anne,

Zitat von: anne in Mai 13, 2017, 19:31:25 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
besonders diese beiden Materialien sind sehr schön:

http://www.ebay.de/itm/Diatomite-Miocene-Valmont-Mbr-Monterey-Fm-diatom-microfossil-matrix-sample-Cali-/401231462070?hash=item5d6b423eb6

und dieses

http://www.ebay.de/itm/Diatomite-Miocene-Malaga-Mudstone-diatom-microfossil-matrix-sample-California-/351914080646?hash=item51efb6b986

Jeodch ist das Preis/Mengen Verhältnis unterirdisch.

lg
anne

ich habe beide Proben bestellt und stehe als Anfänger bezüglich fossilen Diatomeen vor einem Rätsel.

Beide Proben sehen aus, als ob diese vor dem Versand gemörsert wurden.
1. Habe jeweils eine kleine Testmenge in Alkohol aufgenommen und 10 sec. ins Ultraschallbad gehalten, sofort hatte ich eine Konglumeratfreie Suspension, die unterm Mikroskop übeprüft jedoch nur aus Bruchstücken bestand.
2. Daraufhin nahm ich jeweils eine native Probe und habe im REM das gleiche Ergebnis gefunden. Auf einer Fläche von 12mm Durchmesser fand ich gerademal ein unzerstörtes Objekt.

Hier zwei Übersichtsaufnahmen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_45115557.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_37798514.jpg)


Das einzig nicht deformiertes Objekt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_6235234.jpg)

Bruchkante im Detail (ist dem Aussehen nach ein alter Bruch)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_54318003.jpg)

Details von Bruchstücken
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_12445649.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_40509579.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215685_50280027.jpg)

Nun, dieser Weg war nicht allzu sehr von Erfolg gekrönt, ist solch eine Ausbeute eines Kaufpräparates denn üblich?
Da fehlt mir einfach die Erfahrung.

Wie ist denn Eure Erfahrung mit fosilen Proben?

LG
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: anne in Mai 19, 2017, 22:38:00 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
Ultraschall ist der Killer für Diatomeen schlecht hin - damit bekommt man zu 100% Sicherheit nur noch Bruch.
Fossile Proben haben oft einen sehr hohen Anteil an Bruch - das ist völlig normal.  Nach der Reinigung siebt man die Proben und siebt somit den Bruch weg, es bleiben große Bruchstücke und ganze Diatomeen.
An Deinen, übrigens absolut genialen, Aufnahmen, sieht man schön, dass bei fossilen Proben alles miteinander verbacken ist. Da hilft vermutlich auch keine Plasmabehandlung sondern nur eine klasische Reinigung.

Ein Freund von mir hat Proben aus Oamaru vor der klasischen Reinung bis zu 100 Zyklen einer Wechselbehandlung aus Einfrieren und Auftauen unterzogen um die verbackenen Teile zu trennen.

Für die Fundortplatte aus dem amerikanischen Forum die ich verlinkt hatte, sitzt der Präparator an ca. 100 Objektträgern die jeweils mit einem Tropfen gereinigter und gesiebter Diatomeenlösung betropft wurden und über den ganzen Objektträger verteilt wurde und durchsucht diese nach den ganzen Exemplaren.


lg
anne
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 20, 2017, 06:42:29 VORMITTAG
Hallo Anne,

Zitat von: anne in Mai 19, 2017, 22:38:00 NACHMITTAGS

Für die Fundortplatte aus dem amerikanischen Forum die ich verlinkt hatte, sitzt der Präparator an ca. 100 Objektträgern die jeweils mit einem Tropfen gereinigter und gesiebter Diatomeenlösung betropft wurden und über den ganzen Objektträger verteilt wurde und durchsucht diese nach den ganzen Exemplaren.


.... bei diesem überaus schlechten Wirkungsgrad muß das ja eine Art Passion - oder doch eine "Strafarbeit" sein?

Verbackungen lösen durch 100x Einfrieren und Auftauen könnte man per Peltierelement und Zeitschaltuhr innerhalb von 1 Stunde hinbekommen und dabei gemütlich ein Kaffee trinken, aber wenn die Verbackungen im Vorfeld schon nur aus Bruch bestehen ....

Sind in den fossilen Proben überhaupt noch organische Bestandteile vorhanden, die "klassisch" gereinigt werden können? Ich dachte, da wären anorganische Verunreinigungen wie Ton & co. die nur mechanisch oder per Lauge entfernbar wären (Lauge würde aber sicherlich auch das Gerüst anätzen)? Die Plasmageschichte ist natürlich nur beim Evaporieren von rein organischen Material sinnvoll, also bei Frischmaterial.

Nun, wieder was gelernt, ich muß also einen anderen , als den "fossilen Weg" gehen und statt nach ungewöhnlichen exotischen, nach frischen, einheimische Diatomeen ausschau halten.

LG
Bernd




Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 20, 2017, 08:07:08 VORMITTAG
Hallo Bernd,

Diatomeen aus dem Frischwasser sind am einfachsten zu reinigen, da kein Sand und Schlamm mit dabei ist. Für Deine REM-Aufnahmen könnte es auch ein Ziel sein, die Diatomeen eher vorsichtig zu reinigen, so dass die Gürtelbänder erhalten bleiben und sich die Schalen eben nicht trennen. Laut Friedrich Hustedt werden durch die Behandlung mit starken Säuren auch die zarten Diatomeen zerstört, und der sollte es ja gewusst haben. Für die Bearbeitung mit dem Lichtmikroskop ist der Verlust nicht so groß, da man bei 5µ-Diatomeen nicht mehr so viel Struktur sieht. Aber für die Untersuchung mit dem REM sollte man die Zielstellung überprüfen.
Ich habe Diatomeen mit Pankreatin gereinigt, das ist vermutlich die schonendste Methode. Bei Bedarf kann ich das gerne mal beschreiben.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Carlos in Mai 20, 2017, 09:49:05 VORMITTAG
Hallo Bob,
Zitat... Für die Bearbeitung mit dem Lichtmikroskop ist der Verlust nicht so groß, da man bei 5µ-Diatomeen nicht mehr so viel Struktur sieht. Aber für die Untersuchung mit dem REM sollte man die Zielstellung überprüfen.
Das entspricht genau meinen Überlegungen für den Einsatz von REM bei Diatomeen. 
Hallo Bernd,
Da ich Interesse an besonders kleinen Diatomeen habe, habe ich von Anne eine Probe ,,Pelose" aus dem Schollenersee (feucht und nicht aufbereitet) erhalten, in der die kleinen  Diatomeen (<10µm) der Zahl nach deutlich überwiegen. Zudem ist der Anteil ,,Bruch",  sowohl bei großen wie auch bei kleinen Diatomeen, sehr niedrig. Im Vergleich zu den von Anne geschriebenen Problemen bei der Aufbereitung von ,,exotischen" Diatomeen ist die Aufbereitung von Pelose deutlich einfacher.
(Wenn man eine ,,Messerspitze" feuchte Pelose (ca. 10 mg ) nicht mindestens in 10 ml dest. Wasser suspendiert, enthält ein Tropfen der Suspension, wie man ihn für die Anfertigung eines Präparates (zwischen  20 x 20 Deckglas und Objektträger) verwendet, viel zu viele, dicht gepackte und häufig überlappende Diatomeen!)
Zum  ,,Üben" der Herstellung von Diatomeen-Präparaten für ein REM scheint mir Pelose daher sehr geeignet. Zudem würden sich vermutlich viele hier im Forum über das Zeigen von REM-Bildern von den kleinen, mit dem normalen Mikroskop kaum ausreichend in ihrer Feinstruktur erkennbaren Diatomeen freuen.
Gruß Carlos
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: wilfried48 in Mai 20, 2017, 12:43:28 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

ich wundere mich bei deinen Bildern schon die ganze Zeit, wie toll das REM ist.
Aber irgendwie kann die Angabe der SEM Magnification nicht stimmen.
Wenn ich den Massbalken in Relation zur angebebenen SEM-Mag stelle kommt auf meinem Laptop bei allen Bildernin der Forendastellung ein Verkleinerungsfaktor von ca. 5,9 heraus. Die Bilder sind in der Forendarstellung auf meinem Laptop 19 cm breit, das heisst das Originalbild auf das sich die SEM Vergrösserung bezieht müsste 1,12 Meter breit sein. Hast du an deinem SEM so riesige Bildschirme ?

viele Grüsse
Wilfried
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 20, 2017, 14:47:00 NACHMITTAGS
Hallo ihr leidenschaftlichen Diatomisten,

erstmal danke ich Euch für so viel Unterstützung und freue mich darüber, dass Ihr (wie auch ich) gerne einige REM Bilder aus dem Mikro-Universum anschaut.
Ich nenne Euch bewußt "leidenschaftliche Diatomisten", da ich nun einen kurzen Einblick in die Vorarbeit der Reinigung hatte, die in meinen Augen "Leiden schaft".

Ich ziehe den Hut vor jedem, der einen leindenschaftlichen Zeit- und Arbeitseinsatz zeigt, um ein Ziel zu erreichen!!!
Aber wie heißt es immer bei Eltern mit schwierigen Kindern, ".... aber wenn er mich dann anlächelt, dann ist das die Belohnung für all die Mühe". Ich hoffe dass Ihr viel lächeln auf Euren Objektträgern sieht. ;)

@ Bob
das ist ja witzig, ich habe aktuell über eine Pepsin und Papain Verdaung der Diatomeenorganik nachgedacht, ohne jedoch zu wissen, wie gut das praktisch auch geht. Kann man da mehr erfahren? Ich hatte früherPhotogelatine mit Enzymen mikrostrukturiert, das ging sehr gut.

@Carlos
danke für den Pelose Vorschlag, wenn man eine erfolgreiche Reinigung damit hinbekommt, kann man diese Prozedur dann auf alle anderen Diatomeen anwenden / hoch interpolieren? Wenn ja, dann muß ich um Anne eine Probe davon zum "üben" erbitten. 

@Wilfried
Du bist bestimmt kein Biologe, Dein technisches Verständnis verrät Dich ;)
Die Richtigkeit der MAG Angabe habe ich eigentlich nie überprüft (meine Intention ist ja die Ästhetik), ich halte mich immer an den Maßbalken.
Alle Bilder sind mit 4096x3072 Pixeln (4:3) aufgenommen also liegst Du mit Deiner Berechnung richtig. Aber gegen einen 1 Meter breiten Bildschirm am REM hätte nichts einzuwenden, das wäre ja fast Kino.

LG
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: wilfried48 in Mai 20, 2017, 16:37:09 NACHMITTAGS
Zitat von: bernd552 in Mai 20, 2017, 14:47:00 NACHMITTAGS
......
Die Richtigkeit der MAG Angabe habe ich eigentlich nie überprüft (meine Intention ist ja die Ästhetik), ich halte mich immer an den Maßbalken.
......

Hallo Bernd,

aber bei den Superbildern hier
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28819.0
hast du nicht den Massbalken sondern die MAG angegeben.
Das hat bei uns im Institut dazu geführt zu diskutieren ob unsere REMs noch auf dem modernsten Stand sind.
Wenn der MAG Wert von 480 Kx natürlich nach unten korrigiert werden muss sieht das natürlich wieder etwas anders aus.

Was das "Leiden" bei der "Leiden"schaft, saubere Diatomeen zu präparieren, anbelangt bin ich sicher, dass du viele "Leider" finden wirst, die dir Superpräparate liefern, wenn du im Gegenzug gute REM Bilder davon machst.

viele Grüsse
Wilfried

Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 20, 2017, 20:32:54 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

Diatomeen zählen für mich zu den interessantesten Mikro-Objekten und so kam ich dazu, mich auch mit der Beschaffung des Materials zu befassen. Nun wohne ich hier in einem turbulentem Haushalt mit Frau, Kindern und Haustieren, und ein aufgeräumtes Chemie-Labor ist weit und breit nicht in Sicht. So habe ich angefangen, mich mit alternativen Methoden zur Reinigung von Diatomeen zu befassen. Ich bekam den Hinweis auf Pankreatin, dass wohl zuerst 1960 als Mittel zur Reinigung von Diatomeen zum Einsatz kam, und das später auch Bestandteil des Präparations-Kits von Firma Safeline war. Pankreatin gibt es als Medikament in Kapselform zu kaufen, und es reinigt Diatomeen. Bei meiner Beschäftigung mit Amphipleura Pellucida kam der Eindruck auf, dass es zwar gut reinigt, aber die Schalen nicht so gut trennt. Da musste ich gleich ans REM denken.
Grundsätzlich gibt es wohl kein Patentrezept, für die Reinigung aller Diatomeen aus allen Quellen gleichermaßend passend. Spätestens wenn Sand in der Probe ist, kommen auch die starken Säuren an ihre Grenze. Ich schreibe morgen mal, wie ich bei der Reinigung mit Pankreatin vorgegangen bin. Es dauert sein Zeit, erfordert aber keine Zentrifuge. Man kann jede Sache ja auch mit unterschiedlich hohen und unterschiedlich gearteten Zielen betreiben. Da finde ich es immer gut, zu wissen, was mit meinen Möglichkeiten so geht.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 21, 2017, 08:46:26 VORMITTAG
Hallo zusammen,

ich beschreibe hier mal kurz, wie ich beim Reinigen von Diatomeen mittels Pankreatin vorgegangen bin. Ich habe versucht, mich auf einfachst und günstig zu beschaffende Mittel zu beschränken.
Es handelte sich dabei um einen Teil der Kraterquellen-Probe aus Bad Nenndorf, die ich netterweise geschickt bekommen habe.
Foto folgt später.

Folgende Geräte und Substanzen kamen zum Einsatz:
-Kurbelzentrifuge + 15 ml-Röhrchen
-Wärmebank
-Pipette

- EDTA-Lösung (20g in 100ml dem. Wasser warm gelöst, das meist ist später wieder ausgefallen. Es löst sich wohl besser in leicht alkalischen Millieu)
EDTA ist ein Komplexbildner, der anders schwer lösliche Stoffe in Lösung bringen kann, z.B. Eisen und Kalk. Bei dieser Probe vermutlich verzichtbar.

- Pufferlösung (Microbe-Lift PH 7 Buffer fürs Aquarium, 10g in 200ml dem. Wasser)
Das Pankreatin fühlt sich wohl im neutralen Bereich am wohlsten, dafür der Puffer.

- Pankreatin-Stada 20000 Magensaftresistente Hartkapseln zum Einwerfen für den Menschen. Nicht über 25°C lagern. 0,2g pulverisierte Bauchspeicheldrüse vom Schwein pro Kapsel. In den Kapseln sind ca. 1mm große Pellets, die man zerstoßen und in etwas Wasser auslösen muss.

1. Probe mittels Kurbelzentrifuge weitgehend vom Wasser befreit. Probenmenge geschätzt 0,5 cm³
2.  EDTA- Lösung dazu, etwa eine Stunde unter wiederholtem Schütteln einwirken lassen, gerne etwas warm,z.B. im Flachmann in der Hosentasche. Danach zentrifugieren und ein paar mal mit dem. Wasser waschen.
3. Pankreatin aus 1-2 Kapseln, also 0,2-0,4 g, mit 10-15 ml Pufferlösung mischen. Pankreatin arbeitet am besten bei Körpertemperatur, also Wärmebank oder Flachmann in der Hosentasche. Die Reinigung erfolgt langsam, mit der Zeit fängt die Brühe aber auch an zu muffeln. Also ein ein bis maximal 4 Stunden einwirken lassen, Prozess lieber nochmal wiederholen.
4. Zentrifugieren und mehrmals mit dem. Wasser gründlich waschen, Pankreatin ist Schweinkram.
5. Diatomeen trocknen und in Medium passend zum Eindeckmittel überführen.

Je nach Probe kann man den Prozess verändern oder ergänzen. Öltröpfchen kann man mit Aceton auswaschen. Sand kann man durch Sedimentieren oder Waschen im Uhrglas abtrennen. Hat man keine Zentrifuge, kann man auch sedimentieren lassen, es ist hier ja keine Eile geboten.

Wie gut funktioniert das ganze? Die andere Hälfte der Wasserprobe habe ich mit Clorix gereinigt. Das geht viel schneller und brachte eine bessere Trennung der Schalen. Clorix ist aber für den Erhalt feinster Diatomeen sicherlich nicht ideal. Die Reinigung mit Pankreatin ist aus meiner Sicht für moderate Ansprüche gut einsetzbar, und könnte gerade für feinste Diatomeen die optimale Methode sein.

Das wäre also mal eine lohnende Versuchsreihe: Eine fixierte Wasserprobe, die feinste Diatomeen enthält, Reinigung jeweils durch Säure, H2O2, Glühen, Clorix und Pankreatin. Dann Prüfung der Reinigungswirkung und Schädigung mit dem REM. Ich könnte da im Rahmen meiner Möglichkeiten gerne mitwirken.

Ich zeige nachher mal ein Foto der nach dieser Methode gereinigten Diatomeen.

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 21, 2017, 15:46:35 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

hier ein paar schnell gemachte Fotos, überwiegend mit dem 40er Objektiv gemacht.
Die Diatomeen sind in Pleurax eingeschlossen.
Ich vermute, dass ich bei der Aufteilung der Probe in zwei Hälften oder der weiteren Verarbeitung etwas verkehrt gemacht habe, denn in dem Material, dass ich mit EDTA und Pankreatin gereinigt habe, ist mehr Sand und weniger Diatomeen. Gut zu erkennen ist, dass die Diatomeen so gereinigt werden, dass die Porenstruktur gut erkennbar ist. Für ein erstes Experiment finde ich die Ergebnisse ganz vielversprechend.
Der Schmutz im Bild steckt eher im Strahlengang als im Präparat selbst.
Viele Grüße,

Bob

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_50014967.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_37347760.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_54863191.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_34798349.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_17446170.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/215738_44204335.jpg)
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: bernd552 in Mai 22, 2017, 17:49:26 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

danke für die Rezeptur, die so überaus einfach (auch gefahrlos für Kinder) in jeder "Küche" durchführbar ist.

Da wäre es (für mich) interessant zu sehen, ob die Enzymverdaung auch im Innern der Kieselalge erfolgt ist.

Die Lichtmikroskopiker sind hier deutlich Im Vorteil, die stören Kieselalgen-Eingeweide weniger.

LG
Bernd
Titel: Re: Wie kommt man an exotische Diatomen + Radiolarien heran?
Beitrag von: Bob in Mai 22, 2017, 21:55:31 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,
auf meinen Fotos ist teilweise zu erkennen, dass sich die Schalen getrennt haben. Aber auch bei den anderen Diatomeen gehe ich davon aus, dass das Innere gereinigt ist. Die Fotos sind im reinen Durchlicht entstanden teilweise leicht schiefe Beleuchtung. Da müsste man die Inhaltsstoffe sehen, wenn sie da wären. Ich vermute aber, dass noch Teile der Gurtelbänder vorhanden sind.

Viele Grüße,

Bob