Botanik: Urweltmammutbaum - Metasequoia glyptostroboides *

Begonnen von Eckhard, Oktober 01, 2011, 18:55:15 NACHMITTAGS

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Eckhard

Unter den Coniferen ist die interessante Gruppe der Sumpfzypressengewächse (Taxodiaceae) angesiedelt. Sumpfzypressengewächse waren früher stark verbreitet, heute existieren nur noch wenige Arten mit sehr eingeschränkter Verbreitung als Übrigbleibsel riesiger Wälder aus dem Tertiär.

Die bekanntesten Vertreter sind der Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) und der Bergmammutbaum (Sequoia giganteum). Die zu den Sumpfzypressengewächsen gehörende Gattung Metasequoia (Chinesisches Rotholz) war früher in Amerika und Eurasien stark verbreitet und von 90 bis vor ungefähr 15 Millionen Jahren die häufigste Conifere des Nordwestlichen Amerikas. Die Gattung Metasequoia wurde 1941 von dem japanischen Paläobotaniker Shigeru Miki das erste Mal beschrieben. 1944 bereiste der chinesische Forstbeamte Tsang Wang die Sichuan Provinz im südlichen Zentralchina. Er fand einen riesigen, ihm unbestimmten Baum. Durch die von ihm gesammelten Proben wurde Metasequoia zum "lebenden" Fossil. 1948 erforschte der kalifornische Paläobotaniker Ralph Chaney (University of California Berkeley) das Tal, in dem die Metasequoia wachsen. Seitdem wurden Tausende von Samen über die ganze Welt verbreitet. In Parks und botanischen Gärten kann man den Urweltmammutbaum bewundern.

Ich habe einen frischen Spross mit Hilfe einer Möhre und einem Zylindermikrotom geschnitten. Gefärbt wurden die Schnitte nach Robin Wackers W3A Verfahren. Beim Schneiden muss man sehr vorsichtig sein, die bröckelige Borke reisst schnell.


Bild 1: Übersicht, 5x, Blauanregung, Zeiss Filtersatz 9


Bild 2: Übersicht, 5x, Hellfeld


Bild 3: 10x, Hellfeld


Bild 4: 20x, Hellfeld


Bild 5: 10x, Dunkelfeld


Bild 6: 20x, Dunkelfeld


Bild 7: 40x, Dunkelfeld


Bild 8: 40x, Hellfeld

Die unterschiedlichen Gewebearten, von links nach rechts:
die Borke besteht aus toten Zellen, ist sehr locker und luftig (karminrot). Dann ist eine Zelluloseschicht zu erkennen (weiss) und lockeres Phloem (grün).


Bild 9: 40x, Hellfeld

Die unterschiedlichen Gewebearten, von links nach rechts:
Im Inneren ist Markparenchym zu erkennen (bräunlich), danach Xylem (rot) durchzogen von Markstrahlen. Die ersten grünen Zellen sind das Kambium. Danach kommt das Phloem, durchzogen mit rotgefärbten Bastringen.

Wen die Geschichte der Entdeckung interessiert, findet hier zusätzliche Informationen: http://www.metasequoia.org/deutsch.pdf

Manche Sumpfzypressengewächse verlieren im Herbst alle Nadeln (sommergrün), so auch der Urweltmammutbaum und die in Florida heimische Sumpfzypresse (Taxodium distichum). Der Urweltmammutbaum gilt nicht als Vorfahre der Sequioa Mammutbäume, die immergrün sind.

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

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Fahrenheit

Lieber Eckhard,

vielen Dank für Deine schöne Dokumentation! Da hast Du Dir was feines von der anderen Seite des Teiches mitgebracht.  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Detlef Kramer

Lieber Jörg,
ZitatDa hast Du Dir was feines von der anderen Seite des Teiches mitgebracht.
Wie so denn dieses?

Eckhard hat doch deutlich ausgedrückt, dass die Samen aus China kamen und ubiquitär verteilt wurden. Am kommenden Samstag kannst Du gerne einen Zweig eines Baumes der ersten Generation, die aus den Samen des chinesischen Klostergartens gezogen wurden, als Souvenir mit nach Hause nehmen. Und natürlich den Baum bestaunen, der ja gerade mal ca. 65 Jahre alt ist und schon der höchste in unserem botanischen Garten ist, denn die Schnellwüchsigkeit ist ein besonderes Merkmal dieser Art.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Rawfoto

Hallo Eckhard

Toller Beitrag und vor allem spannender Baum ...

Hallo Detlef

Also wenn Du da ein zweites Aestchen auftreiben kannst, ich wuerde es ehren und mit nach Wien ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

Lieber Detlef,

ja, den schönen Baum im Botanische Garten kenne ich - danke für Dein Angebot, das ich gerne annehmen werde.

Eckhard ist ja immer mal wieder "drüben" - daher bin ich stillschweigend davon ausgegangen, dass er sich dort bedient hat. Ich sollte genauer lesen.  ;)

Herzliche Grüße
Jörg
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Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Eckhard in Oktober 01, 2011, 18:55:15 NACHMITTAGS
...
Beim Schneiden muss man sehr vorsichtig sein, die bröckelige Borke reisst schnell.
...
...

Lieber Eckhard,

ich habe einmal Metasequio-Zweige mit dem Schlittenmikrotom geschnitten und musste ebenfalls auf die sich schnell lösende Borke achten.

Aber Dir ist es ja auch gelungen, sie zu halten und so kann man in Deinen Schnitten schön studieren, wie Metasequoia mit der "luftigen" Borke einen effektiven Hitzeschutz aufbaut und mit zunehmenden Alter in Platten ausgebildet wird.

Ein durchaus lebendiges Forum in dem ausschließlich über die drei Mammutbäume diskutiert wird findet man hier: http://mbreg.de/forum/index.php

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Eckhard

Guten Morgen,

vielen Dank für den Link, ich werde die Mammutbaum Enthusiasten dort mal mit Bildern beglücken - sie sehen sonst den Baum ja nur von aussen  ;D

Dies war mein vierter Schnitt eines Sumpfzypressengewächses: Sumpfzypresse, Bergmammutbaum, Japanische Sicheltanne und nun Urweltmammutbaum. Mal sehen, was ich noch so zusammen sammeln kann. Einen Küstenmammutbaum hab ich schon ausfindig gemacht.   

Herzliche Grüsse
Eckhard
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Eckhard

Grummel ...

Es scheint, dass die Familie der Sumpfzypressengewächse (Taxodiaceae) aufgelöst und in die Zypressengewächse (Cupressaceae) einsortiert wurde. Da gibt es jetzt eine Gruppe Sequoioideae mit allen Mammutbäumen (Küstenmammutbaum, Bergmammutbaum und Urwelt Mammutbaum).

Ich hasse es, wenn meine Literatur "veraltet".

Herzliche Grüsse
Eckhard
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Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Eckhard in Oktober 02, 2011, 11:00:35 VORMITTAG
...
Es scheint, dass die Familie der Sumpfzypressengewächse (Taxodiaceae) aufgelöst und in die Zypressengewächse (Cupressaceae) einsortiert wurde.
...

Naja, vielleicht andere Erkenntnisse schützen offensichtlich vor Veränderungen nicht.

Aber das schöne ist, die Mammutbäume werden sich daran herzlich wenig stören. Insofern macht es für mich keinen Unterschied "neue" oder "alte" Literatur zu haben.

Übrigens ist der Blattquerschnitt von Metasequoia recht interessant. Der hat in der Ansicht sehr viel von Taxus (Eibe), ist aber schwieriger zu schneiden.

Viele Grüße
Rolf-Dieter