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Mein altes Will...

Begonnen von Haus@Hund, Oktober 12, 2011, 15:46:22 NACHMITTAGS

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Haus@Hund

Hallo zusammen,

ich will hier auch mal ein altes Schätzchen vorstellen. Als Mitarbeiter bei einem der letzten kleinen Hersteller ist natürlich die Historie des eigenen Unternehmens immer interessant und per Zufall wurde ich eines Mikroskops aus der Frühzeit der Will-Mikroskope habhaft. Ein bißchen Glück war im Spiel, als ich ein Exemplar des Standardmikroskops RK4 - wie ich aus immer noch vorhandenen Restbeständen von Bedienungsanleitungen herausfinden konnte - in der Bucht ergatterte, und das auch noch von einem Verkäufer in 10 km Entfernung von zuhause!

Das Gerät war einem nicht mehr wirklich frischen Zustand, aber da unserem Service beim bloßen Ansehen die Augen glänzten, bat mich der Kollege, das Gerät kurz bei ihm zu lassen. Und was soll ich sagen: Die Triebe laufen wieder (auch wenn eine Zahnstange des Märzhäuser-Kreuztisches irgendwo eine Macke hat), ein Teil der Optik ist auch wieder einsatzbereit. Die alte Elektrofunzel gab beim ersten Einschalten lautstark den Geist auf, so dass mir besagter Kollege mit einem stilechteren Original-Spiegel aushalf. Das Mikroskop sieht jetzt so aus:



Man beachte das alte Will-"W"-Logo. Nicht so schön ist, dass das Objektiv 10:1 von nicht mehr bestimmbaren Chemikaliendämpfen derart festgebacken ist, dass es ohne größere Kollateralschäden wohl nicht mehr entfernt werden kann. Das 40:1 hatte es ebenfalls hinter sich, eindringende Flüssigkeit hat für mächtig Korrosion gesorgt. Mittlerweile habe ich jedoch Ersatz dafür ;D.

Viele Grüße aus Wetzlar-Nauborn,

Jörg (Haus@Hund)

rhamvossen

Hallo Jörg,

Ein sehr schönes Mikroskop. Es sieht sehr robust aus. Ich mag solche klassischen schwarzen Hufeisenstative. Beste Grüsse,

Rolf

Florian Stellmacher

Hallo Jörg,

wie schön, dass Du dieses Mikroskop vorstellst. Interessanterweise sind die auf einer Schiene verschiebbaren Elemente des Objekthalters schon genauso angelegt wie bei den späteren Modellen. Der Tisch ist wohl komplett eingekauft, oder? Bei Kaps sah der genauso aus.

Kann man in etwa sagen, wann das Mikroskop Euer Werk verlassen hat? Könntest Du vielleicht überhaupt etwas zur Geschichte von Will/Hund erzählen? Vielleicht weißt Du schon, dass Eurer Firma meine ganze Sympathie gehört (mein erstes richtiges Mikroskop war ein H500, das ich mir mit Studentenjobs werksfrisch zusammengespart habe), aber eigentlich weiß ich kaum etwas über die Geschichte der Firma. Auch in der Literatur findet sich wenig bis gar nichts.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Haus@Hund

Hallo Florian,

schön von dir zu hören! Der Tisch trägt in der Tat das "MW"-Logo von Märzhäuser - die sind ja auch um die Ecke (naja, fast: man muss von uns auch schon nach Wetzlar rein- und dann wieder in einer anderen Richtung rausfahren  ;) ). Auf der Suche nach der Seriennummer musste ich leider feststellen, dass unsere Aufzeichnungen nicht weit genug zurück reichen. Die Seriennummern wurden bis vor wenige Jahre noch - zusätzlich zur EDV - zusammen mit dem Namen des jeweiligen Kunden in dicke Bücher eingetragen, das älteste ist aber noch nicht alt genug. Da sich die letzten verbliebenen "Willianer" mit ihren teils 40-jährigen Betriebszugehörigkeiten (!) aber auch nicht mehr an die Geräte erinnern können, ordne ich das Gerät in die fünfziger Jahre ein. Es muss also eins der ersten Mikroskope gewesen sein, das Will ab 1950 gefertigt hatte.

Will hat in der Tat seine Geschichte nie an die große Glocke gehängt, der Mittelhesse schafft halt lieber. Auf der Suche nach alten Zeugnissen bin ich noch nicht sehr weit gekommen, habe aber ein altes Faltblatt gefunden, das zum 50. Firmenjubiläum 1973 gedruckt worden war, zu dem auch das jetzige Hund-Gebäude offiziell eingeweiht wurde. In diesem Faltblatt sind einige Eckdaten der Firmengeschichte zu finden, ich poste das in den nächsten Tagen mal. Darüber hinaus gibt es in einigen Heimat(jahr)büchern kurze Zusammenfassungen, daraus könnte ich ja mal was zusammen stellen. Ach ja: es gibt auch einen Eintrag bei Wikipedia, aber der ist mit Vorsicht zu genießen.

Viele Grüße aus Wetzlar-Nauborn,

Jörg (Haus@Hund)



Florian Stellmacher

Lieber Jörg,

vielen Dank schon mal. Ich bin wirklich sehr gespannt!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

Hallo Jörg,

es wäre in der Tat schön, wenn es mal eine Historie der Firma Will gäbe. Die Bedeutung des Unternehmens wird allgemein etwas unterschätzt, da Will nie zu den "Ganz Großen" gehört hat wie Leitz und Zeiss. Will hat nie sehr komplexe Mikroskope gebaut und nie das ganze Spektrum der Mikroskopie, wie es für Forschungseinrichtungen notwendig ist, abgedeckt. Aber zweifelsohne sind Will- und Hund-Mikroskope in großer Zahl hergestellt worden und ( vermutlich ) im Bereich der niedergelassenen Ärzte, Tierärzte und Heilpraktiker Marktführer ( zumindest gewesen ). Dort findet man Will/Hund zuhauf - heute noch, und zwar sowohl die alten Geräte als auch neue "Hunde".

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

TPL

Hallo Jörg,

auch wenn ich erst gut sechs Jahre später und durch einen Zufall auf Deinen Beitrag aufmerksam wurde, freue ich mich, Deine schöne Beschreibung dieses gediegenen Prachtstückes zu sehen. Interessant (weil unverstanden) bleibt für mich die Arbeitsteilung der optisch-mechanischen Werkstätten, Betriebe und großen Firmen im Wetzlarer Raum. Auch bei der Vermarktung, bzw. bei den Markennamen gab es ja offenbar eine bunte Vielfalt.

Was führte dazu, dass dieses mit "Rhein-Optik" gravierte Mikroskop aus (augenscheinlich) mittelhessicher Fertigung außer "Wetzlar" auch noch die Gravur "Berlin" erhielt? Das war ja kein Einzelfall, denn auch die zeitgleich unter dem Namen Rodenstock vermarkteten Mikroskope (ich tippe mal auf Hertel & Reuss als Hersteller) bekamen zeitweilig die Gravur "München-Berlin". Wurden dort mit Fördermitteln des Bundes tatsächlich Filialen gegründet? Oder hatte das andere Hintergründe?

Auf jeden Fall ein interessantes Kapitel deutscher Industriegeschichte, welches sich bestimmt auch auf die Standorte rings um Göttingen und das Göppinger (!) Hinterland ausdehnen ließen.

Danke für's Zeigen ;),
Thomas

Haus@Hund

Hallo Thomas!

Ja, die Vielfalt war riesig.

Beispiel: Ich hatte an anderer Stelle (http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=11947.0) ein mit "P. Waechter, Wetzlar" signiertes Mikroskop vorgestellt, das sich schnell als umgelabeltes "Optimat" von Zanger (Weilmünster) identifizieren ließ. Das gleiche Gerät findet man auch original und noch in schwarz mit Köhler-Beleuchtung (https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/mikroskop-von-zanger/142677506-242-4284) oder auch als "Rodenstock BEM" (http://www.icollector.com/Mikroskop-Rodenstock-BEM-mit-Binokular_i5050842). Und ob je irgendjemand rekonstruieren kann, wer alles mit Will-Optiken oder ganzen Mikroskopen unter eigenem Markennamen Handel trieb? Vor einigen Jahrzehnten hatten meines Wissens sogar Augenoptiker "eigene" Mikroskope im Angebot...

Viele Grüße
Jörg

Siegfried

Hallo Jörg
Ich bin auch Besitzer eines Mikroskop's von Will Wetzlar.
Nr.:24496
Ich benutze es ab und zu zum Fotostacking, siehe Link.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33502.0
Da der Feintrieb sehr präzise geht.
Könntes du evtl. etwas über die Feintriebscala sagen, die von 0-50 geht.
Wieviel 1 Teilstrich zB. µm ist. (Natürlich auch vom Objektiv abhängig)
Ich weiß Anfängerfrage, Ich denke auch nach, wie ich es selbst herausfinden kann.
mfg Siegfried aus Hasenthal