Kleine Fingerübung am Sonntagvormittag – ist der Fruchtstiel giftig? *

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, Oktober 23, 2011, 16:24:39 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

Herbstzeit ist Erntezeit, so auch für die Beeren der Berberitze, die gerne zur Konfitürenzubereitung oder sogar für Fruchtweinherstellung gesammelt wird. Bis auf die Beeren sollen alle Pflanzenteile giftig sein, sie enthalten das Alkaloid Berberin, dessen ausgesprochene Autofluoreszenz sich zum mikroskopischen Nachweis eignet.

In der Literatur und im Internet wird oft verwiesen, das auch der Fruchtstiel giftig ist und besonders vor der frischen Beerenverkostung entfernt werden sollte. Wie wir alle wissen, wird viel geschrieben und noch mehr abgeschrieben. Besser ist, man überzeugt sich selbst davon, was ich auch heute Vormittag gemacht habe.

Den Fruchtstiel habe ich in ein Holundermarkstückchen gesteckt und mit einem einfachen handelsüblichen Rasiermesser (konkav/konkave Klinge) quer geschnitten. Selbstverständlich wurde das Rasiermesser vorher auf einem Streichriemen sorgfältig abgezogen. Das ist jetzt nicht meine übliche Schneidetechnik, ich wollte einfach nur mal wissen ob es unfallfrei gut geht.

Nachstehend das Ergebnis mit Erläuterungen zu den Aufnahmen. Der Fruchtstiel hat ebenso eine ausgeprägte Primärfluoreszenz wie wir es von den schon gezeigten Spross- und Blattschnitten kennen und enthält somit reichlich Berberin.



Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Nutzer nicht mehr aktiv

Hallo Rolf-Dieter

Schöne Schnitte.
So wie ich das weis, sind bei Berberitze, die Wurzel, Blätter und Rinde giftig.
Darum wird wohl immer darauf hingewiesen, das der Fruchstiel giftig sei.

Fahrenheit

Lieber Rolf-Dieter,

eine schöne Filigranarbeit hast Du Dir da gemacht! Etwas so kleines im Freihandschnitt - Respekt!

Herzliche Grüße
Jörg
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Für draussen: Leitz HM

Mila

Lieber Rolf-Dieter,

sehr schöne Bilder von Deinem Freihandschnitt, Respekt!

Zumindest zum Gemeinen Sauerdorn (Berberis vulgaris) kann ich schreiben, dass die Wurzelrinde bis zu 12% Berberin und die oberirdischen Teile bis zu 7% enthalten. Die reifen Früchte sind berberinfrei.

Herzliche Grüße
Mila

Holger Adelmann

Ein toller, gleichmässig dünner Freihandschnitt - Respekt, lieber Rolf-Dieter,

ich nehme an, Du hast bei der Fluoreszenz mit Blauanregung gearbeitet?
Kannst Du bitte noch Angaben zur Lampe und Filterkombination machen?

Herzliche Grüsse
Holger


Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

Mila hat es schon gesagt. Und du hast mit der Primärfluoreszenz eindeutig nachgewiesen, dass im Frucht-Stengel Berberin vorhanden ist, aber sicher nicht so viel, dass du bangen musst!  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Mila

Lieber Rolf-Dieter, lieber Klaus,

Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 24, 2011, 12:57:32 NACHMITTAGS
sicher nicht so viel, dass du bangen musst!  ;)

Stimmt! Laut Wikipedia werden bis 500mg Berberin gut vertragen, ernstere Vergiftungen sind nicht bekannt.

Herzliche Grüße
Mila

Eckhard

Lieber Rolf-Dieter,

klasse Handschnitt.

ZitatDas ist jetzt nicht meine übliche Schneidetechnik, ich wollte einfach nur mal wissen ob es unfallfrei gut geht.

Sind denn noch alle Finger dran?  ;D

Beste Grüsse
Eckhard


Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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Fahrenheit

Lieber Eckhard,

Rolf-Dieter tippt fehlerfrei - es scheint also alles gut gegangen zu sein ...  ;D

Sorry, could not resist.
Jörg
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Rolf-Dieter Müller

Erst einmal vielen Dank für die Bemerkungen, zu denen ich gleich und am Schluss einzeln antworten werde.

Und bevor ich einen Feldversuch beschreibe, den ich heute Nachmittag speziell für Mila und Klaus gemacht habe, möchte ich erst einmal einen gefärbten Schnitt vorstellen.

Es ist nicht gerade das was ich unter einem guten Präparat verstehe und normalerweise würde ich das auch verwerfen, aber wenn man Schnitte mit 400 µm Durchmesser so einigermaßen durch den ganzen Präparationsablauf bekommt, kann man nicht wählerisch sein. Die Zellen sind leicht schräg angeschnitten und der Schnitt ist mit 45 Minuten so überfärbt, das ich für die Aufnahme stark überbelichten musste.

Naja, zumindest ist die Färbung so einigermaßen ausdifferenziert.




Zu den Anmerkungen:

@Mike, es ist immer besser, man überzeugt sich auch davon. Wir haben da als Mikroskopiker ja auch die geeigneten Mittel zur Hand.


@Jörg, ich wollte keine auskeilenden Schnitte haben und so passte der dünne Fruchtstiel recht gut. Außerdem hatte ich gute Laune und lebte diese am Fruchstiel aus. Aber wenn ich ehrlich bin, besser und einfacher geht es mit Einmalklinge und Handzylindermikrotom, so wie Du es in Darmstadt vorgestellt hast.


@Mila, vielen Dank für Deine Angaben zum Berberin-Gehalt. Auffallend ist der hohe Gehalt in der Wurzel und ich kann mir gut vorstellen, das sich die Pflanze damit zusätzlich schützt. Schließlich ist ein Wurzelstock das Wertvollste was eine Pflanze haben kann, denn von dem können immer wieder neue Triebe ausgehen.


@Holger, ich habe das Rasiermesser flach auf das umgebende Holundermark aufgesetzt, nur leicht gezogen und somit den Einschnitt selbst finden lassen. Es ging besser als ich es mir vorgestellt habe.

Die Hellfeldaufnahme habe ich mit Halogenlicht gemacht, die Aperturblende leicht geschlossen. Die Auflichtfluoreszenzaufnahme mit HBO 50 und Filtersatz 09, das heißt Anregung mit 450 – 490 nm und Emission 515 nm.


@Klaus und Mila, heute Nachmittag kam ich an einer fruchttragenden Blut-Berberitzenhecke vorbei und habe fast im Vorbeigehen Beeren gesammelt. Es wurden fünf Beeren gepflügt. Bei vier Beeren löste sich bei der Entnahme der Fruchtstiel ganz leicht und verblieb am Zweig. Bei einer Beere verblieb der Fruchtstiel an der Beere. Gut, das lässt jetzt keine statistisch gesicherte Aussage zu, aber als Tendenz würde ich schon sehen, das die vorgesehenen Beeren-Verwerter, das sind die zur Vermehrung und Arterhaltung beitragen, nicht unnötig mit dem Alkaloid belastet werden. Wer will schon seinen eigenen Taxifahrer schädigen. Vielen Dank für Euren Hinweis, das geringe Mengen von Berberin nicht unbedingt schädlich sein müssen, denn es animierte mich u.a. zu diesem kleinen Versuch.


@Klaus, so ganz bin ich mit Qualität meiner Fluoreszenzaufnahmen noch nicht zufrieden. Vielleicht noch zu viel Fremdlicht, außerdem scheint hierbei eine DSLR doch an Grenzen zu kommen. Meine Referenz sind immer noch die Aufnahmen von Horst Wörmann mit seiner AxioCam. Aber Deine Aufnahmen gefallen mir eigentlich auch recht gut, mit welcher Kamera fotografierst Du denn?


@Eckhard, die ganze Aktion verlief unblutig, begründet aus meiner gestrigen guten Tagesform. Aber der Ausschuss! Es waren deutlich weniger als 10% der Schnitte brauchbar und das nur annährend. Von anderen Schneidetechniken bin ich es so nicht gewohnt und werde mir eine Wiederholung dreimal überlegen.


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

Danke für den schönen Schnitt, auch wenn du nicht ganz zufrieden bist. Als Freihandschnitt super!

Zitatmit welcher Kamera fotografierst Du denn?

Canon PS G10 und G11.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Rolf-Dieter Müller

Lieber Klaus,

vielen Dank für Deine Antwort. Das könnte ich ganz gut nachstellen, denn ich habe noch die Canon G9 und der passende Okularadapter müsste auch noch in meiner Optikkiste sein.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Klaus Herrmann

Lieber Rolf-Dieter,

ZitatCanon G9 und der passende Okularadapter müsste auch noch in meiner Optikkiste sein.

Da verwende ich allerdings den originalen CZ, der etwas mehr gekostet hat, als die G 10 gebraucht.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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