Quetschpräparat Schweinehirn

Begonnen von Michael Schulze, Januar 24, 2009, 22:38:25 NACHMITTAGS

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Michael Schulze

Hallo,

in meinen Quetschpräparaten von Schweinehirn finde ich immer solche Objekte. Was mag das wohl sein?
Zur Größeneinschätzung: Aufnahme durch ein 15er Okular, 45er Objektiv.

Grüße
Michael


Alfons Renz

Hallo Herr Schulze,

Eine interessante Beobachtung, aber ohne Färbung und nährere Untersuchung nicht leicht zu interpretieren.

Es gibt zwar eine ganze Reihe von Parasiten, die man auch beim Schwein im Hirn erwarten könnte: Zysten des Schweinebandwurms ('Cysticercose') und anderer 'Würmer', bis hin zu den Lingulatiden (Zungenwürmern, die jedoch wahrscheinlich eher mit den Crustaceen verwandt sind) und Pseudozysten parasitischer Einzeller: Toxoplasmen, Sarcosporidien, Microsporidien, Amoeben etc. Höchst wahrscheinlich handelt es sich aber um gar keinen parasitologischer Befund, sondern um eine ganz normale Sache, z.B. eine gequetschte Ansammlung von Fettzellen o. ä.

Gehen Sie also systematisch vor, und vergleichen Sie eine ganze Reihe solcher 'Objekte': Sind alle gleich groß und identisch strukturiert? Dann könnte es sich um ein 'Endstadium' einer Entwicklung, also eine typische Struktur handeln, ganz egal ob 'normal' oder 'parasitisch'. Sind die Objekte unterschiedlich groß und geformt, so sind es allenfalls intermediäre Entwicklungsformen oder Stadien. Hier stellt sich dann die Frage: woraus entstehen diese Objekte und zu was entwickeln sie sich?

Vor allem aber ist zu klären: Handelt es sich bei dem in Ihrem Präparat sichtbaren 'Ding in der Mitte' um einen Zellkern - dann müsste er in allen Objekten enthalten und immer gleich groß sein, und aus was besteht die sehr auffällige 'Wand' des Objekts: tierische Zellen besitzen im Gegensatz zu pflanzlichen Zellen keine ausgeprägte und durch Einlagerung verstärkte Zellwand. Insofern könnte es sich möglicherweise um die Wand einer (Pseudo-)Zyste handeln. Dann müsste jedoch das Objekt rundlich und die Wand immer gleich dick sein. All das kann man nur am frischen Objekt erkennen.

Es gibt also eine ganze Reihe objektiver Kriterien, nach denen Sie Ihr Objekt näher charakterisieren könnten. Erst im nächsten Schritt wäre dann an eine Färbung zu denken, bei einem frischen Nativ-Präparat in erster Instanz an eine Vitalfärbung mit (harmlosen) Lebensmittel-Farben, die in jedem Haushalt verfügbar sind: Violette Farbe aus der Mine eines Kopierstifts, blaue und rote Tinte etc. 

Wenn Sie sich jedoch für den histologischen Aufbau des Hirns interessieren und die Nervenleitungen sehen wollten, so kommen Sie nicht um eine komplizierte Einbettung in Paraffin und die etwas heikle Golgi-Färbung herum. Das ist dann eher für Spezialisten.

Ich bin gespannt auf Ihre weiteren Beobachtungen,

Mit freundlichen Grüßen,

Alfons Renz

Michael Schulze

Hallo Herr Renz,
vielen Dank für Ihre Antwort,
diese Artvon Strukturen taucht in unterschiedlichen Formen und Größen auf.
Sie sehen aus wie Bänder, aber eben sehr homogen in Ihrer Struktur im Gegensatz zu dem zerpflückten und zerquetschten Rest.
Fettzellen scheint mir erst einmal plausibel, das Präparat ist in einer Alc.-Formaldehyd Lösung eingelegt.
Ich werde mal weiter suchen und noch weitere Beispiele suchen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Schulze