Moosstämmchen-Querschnitte einfach *

Begonnen von Rolf-Dieter Müller, Dezember 31, 2011, 21:55:11 NACHMITTAGS

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Rolf-Dieter Müller

Liebe Forumsmitglieder,

Stämmchen-Querschnitte von Moosen kann man einfach und schnell mit einem Rasierklingenmikrotom schneiden. In diesem Fall habe ich das Haga-Kastenmikrotom gewählt. Innerhalb von 15 Minuten bekam ich ca. 50 Schnitte gleichbleibender Dicke, wovon ca. 75 % dem nachstehend gezeigten Schnitt entsprachen. Damit hätte man einen ganzen Kurs ausstatten können.

Einmal dabei probierte ich auch verschiedene Beleuchtungsverfahren aus, die jeweils mit den Einzelbildern gekennzeichnet sind.



Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Rawfoto

Hallo Rolf-Dieter

Super Schnitte, wie hast Du den das Staemmchen eingespannt?!?

Einen guten Rutsch in ein mikroskopiereiches Jahr und Gesundheit wuenschr Dir und natuerlich auch allen Anderen :-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Bernhard Kaiser

Guten Morgen Herr Müller,

vielen Dank für den Stengelquerschnitt von Plagiomnium undulatum mit den verschiedenen Beleuchtungsverfahren. Am aussagekräftigsten erscheint mir die Darstellung im polarisierten Licht. Werde ich gleich mal ausprobieren.

Wie funktioniert Ihre Technik bei kleinwüchsigeren Moosen?
Ich denke z.B. an Pottia bryoides. In Limricht, K.G. (1890): Die Laubmoose. Bd. I. 193. ist eine Abbildung des Setaquerschnittes zu sehen, nicht jedoch des Stengelquerschnittes.

Pottia bryoides (bei Limpricht noch Mildeella bryoides) sind kleine bis 10 mm große Pflanzen, die auf fast jedem Acker vorkommen und im Frühjahr sporulieren. Falls Sie interessiert sind, und das Moos nicht erlangen können, schicke ich Ihnen gerne einen Beleg zu.

Ich schneide meine Moose freihändig mit einer Rasierklinge, stoße jedoch bei kleinen Pflanzen oft an meine Grenzen. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Das Haga-Kastenmikrotom ist m.W. noch zu kaufen.

Lit.: Rabenhorst's Kryptogamen-Flora [...] Zweite Auflage [...] [Band 4, Abth. 1]..., 1885-1889   
in: Digital Library of the Real Jardín Botánico of Madrid

Mit freundlichen Grüßen und ein gesundes neues Jahr
Bernhard Kaiser

fabelfroh

Eignet sich der Haga-Kastenmikrotom auch für Querschnitte von Torfmoos-Blättchen ?

Rolf-Dieter Müller

Bevor ich im Einzelnen antworte und am Schluss neue Bilder zeige, möchte ich mich erst einmal für das Interesse bedanken und die guten Wünsche von Herrn Kaiser zum neuen Jahr ganz herzlich erwidern.

@Gerhard, Mnium undulatum und das hier gezeigte Sphagnum habe ich einfach mit Tesafilm an ein Holundermarkstückchen fixiert. Bei diesen langen Stämmchen kann es ruhig überstehen, Gegendruck beim Schneiden kommt über die obere Abschlussplatte des Rasierklingenmikrotoms. Ich verwende immer Frischmaterial, das nachstehende Bild zeigt den Rest vom gestrigen Schnitt. Falls Du mit Deinem Schlittenmikrotom schneiden möchtest, empfehle ich das Stämmchen an Holundermark anzuschmelzen, eventuell zur Stabilität das Holundermark vorher mit Paraffin durchtränken.


@Herr Kaiser, kleinere Stücke können auch geschnitten werden. Ich habe das ein paar Tage vorher mit einem Flechtenblattstückchen gemacht. Hierfür habe ich das Stückchen in PEG 1500 ein- und dieses an im oberen Teil verdünntem Holundermark angeschmolzen. Ich würde diese Verfahrensvariante gerne auch an kleinwüchsigen Moosen probieren und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir dafür eine Probe von Pottia bryoides zur Verfügung stellen könnten. Wegen meiner Anschrift erhalten Sie eine persönliche Mitteilung.

@Andreas, Torfmoosblättchen habe ich noch nicht probiert. Prinzipiell müsste es aber auch so funktionieren wie ich es eben für kleinwüchsige Moose beschrieben habe. Blättchen in PEG ein- und dann an Holundermark anschmelzen. Aber Vorsicht, so schöne dünne Schnitte wie sie Ralf immer zeigt, bekommt man nicht hin. Die Schnittdicke beim Rasierklingenmikrotom dürfte um die 30 µm sein, eher ein kleinwenig dicker.

In nachstehender Übersicht habe ich heute ein Stämmchen von Sphagnum palustre geschnitten. Da mehr als genügend Schnitte gleichbleibender Schnittdicke anfielen, wurde ein Teil auch mit Wackersimultan II (= Acridinrot + Acriflavin + Alcianblau) gefärbt. Da in der Farblösung Acridinrot und Acriflavin im Überschuss vorhanden ist, wurden die Schnitte noch mit 70% Ethanol differenziert.


Und zum Schluss ein gefärbtes Stämmchen vom gestrigen Schnitt, hierbei erfolgte die Differenzierung  mit Salzsäurealkohol. (Ich bitte den Differenzierungsartefakt auf 7 Uhr nicht zu beachten.)


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

fabelfroh

Das sind wirklich sehr gute Schnitte. Vor allem das die äußere Schicht des Stämmchens so gut erhalten ist. Die Holundermarktechnik kenne ich. Damit komme ich nur nicht wirklich klar. Den Tipp mit PEG werde ich wohl mal ausprobieren. Meistens zerreißen mir die empfindlichen Torfmoosblättchen.

Bernhard Kaiser

#6
Hallo Andreas F.

ZitatEignet sich der Haga-Kastenmikrotom auch für Querschnitte von Torfmoos-Blättchen ?

Versuchen Sie größere Moose immer trocken zu schneiden.

Bei Sphagnum entnehmen Sie dem Köpfchen ein knospenförmiges Seitenästchen.Legen Sie dieses unter der Stereolupe (20x) in die Mitte eines Objektträgers. Auf die rechte Seite des OT geben Sie 1 Tropfen dem. H2O. Halten Sie jetzt mit dem linken Zeigefinger (Rechtshänder) das Torfmoosästchen fest und schneiden mit einer Rasierklinge mit der rechten Hand - quer zur Wuchsrichtung  - möglichst dünne  Scheibchen ab. Diese sehen etwa aus wie kleine Paketchen Zwiebelringe. Schieben Sie dieselben jetzt mit der Rasierklinge in den Tropfen Wasser. Legen Sie ein Deckglas auf. Suchen Sie unter dem Mikroskop einen schönen, dünnen Schnitt heraus und mikroskopieren Sie die äußeren 3-4 Blattschnittlagen.

Sie können dem Wasser sehr wenig Methylenblaulösung,Gentianaviolettlösung oder Brilliantkresylblaulösung zufügen. Haben Sie diese Farbstoffe nicht, versuchen Sie es mit wenig blauer Tinte. Sie können auch die Spitze eines Tintenstiftes kurz in den Wassertropfen halten. Wichtig ist, daß des Wassertropfen nur ganz schwach gefärbt ist.

Die ganze Prozedur ist am Anfang nicht leicht, wird aber bei Übung immer einfacher.
Sinn der Blattquerschnitte ist vor allem die Chlorophyllzellen im Verbund mit den Hyalinzellen zu sehen. Sind sie dorsal oder ventral angeordnet oder vielleicht eingebettet. Sind die Zellwände warzig oder mit Fasern. Diese Fragen können Sie immer beantworten.

Fixieren Sie das Deckglas nach dem Trocknen mit Nagellack. Dann haben Sie ein Dauerpräparat und müssen das Ganze beim nächsten mal nicht wiederholen.

Viel Erfolg
Bernhard Kaiser

@ Herr Müller, bitte enschuldigen Sie, daß ich die an Sie gestellte Frage beantwortet habe.

fabelfroh

Besten Dank für die Tipps. Vielleicht bekomme ich dann demnächst auch so tolle Querschnitte hin.

Bernhard Kaiser

#8
Hallo Andreas F.

ich habe Ihnen am 2.1.12 ausführlich eine Methode zum Schneiden von Torfmoos-Stämmchen/Blättchen geschildert. Hatten Sie damit Erfolg? Leider haben wir nichts mehr von Ihnen gehört. Das Forum lebt u.a. vom Dialog. Nur so können Ratschläge nötigenfalls verbessert werden.

Bernhard Kaiser


fabelfroh

Ich habe bisher noch keine Zeit gehabt. Außerdem liegt draußen immer noch Schnee was die Moossuche etwas schwierig macht.  ;)

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Andreas F. in Februar 17, 2012, 18:38:32 NACHMITTAGS
...Außerdem liegt draußen immer noch Schnee was die Moossuche etwas schwierig macht...

Hallo Andreas,

ein kleiner Tipp, auch für alle Mitleser, den ich anlässlich eines sachkundigen Moosspaziergangs erhalten habe.

Moose kann man gut in Behälter aufbewahren, die sich luftdicht verschließen lassen. Darin bildet sich gespannte Luft. Im Winter an einem kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung gestellt, hat man zu jeder Zeit Frischmaterial zur Verfügung. Ich persönlich verwende für meine Schnitte lieber Frischmaterial.

Nachstehend zeige ich einmal meine Moosbox für kleinwüchsige Moose, die im Oktober/November letzten Jahres gesammelt wurden und sich bis auf wenige Arten gut gehalten haben. Jede bestimmte Art liegt in einem zugeschnittenen 0,2 l-Kunstoffbecher, der jeweils mit Artname und Fundortangaben etikettiert ist. Für größere Moose sind eventuell höhere Kunstoffdosen vorteilhafter. Meine Sphagnum-Dose habe ich nur mit Frischaltefolie verschlossen und das nicht mehr vorhandene Fundortwasser wurde mit Torfextrakt angesäuertes Leistungswasser ergänzt.

Moosbox (Speicherkarte rechts oben zum Größenvergleich)


Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Bernhard Kaiser

#11
ZitatAußerdem liegt draußen immer noch Schnee was die Moossuche etwas schwierig macht.  Zwinkernd

Meine genaue Empfehlung bezog sich in erster Linie auf Torfmoosblattquerschnitte.
Darüber hinaus sind aber alle Moose freihändig am besten trocken zu schneiden.
Sie können natürlich dazu getrocknetes Herbarmaterial verwenden. So lassen sich über 100 Jahre alte Belege jederzeit wieder untersuchen.
Wenn Sie Moose finden, die Ihnen interessant erscheinen,können Sie diese immer an Luft getrocknet unbegrenzt lange aufbewahren und bei Bedarf in Wasser wieder einweichen um sie zu mikroskopieren.
Schneiden sollten Sie freihändig -nach meiner Erfahrung-  immer trockenes Material.

freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

fabelfroh

Fangen bei diesen Behältern die Moose nicht irgendwann an zu schimmeln?  ??? Wenn ich daran denke, dass feuchte Moose die in Umschlägen stecken schon nach kurzer Zeit anfangen zu schimmeln...

Vielleicht liegts daran das ich bisher immer feucht geschnitten habe damit die Zellen nicht so kaputt gehen dabei.

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Andreas F. in Februar 19, 2012, 17:18:18 NACHMITTAGS
...
Fangen bei diesen Behältern die Moose nicht irgendwann an zu schimmeln?
...

Hallo Andreas,

wenn man die Moose sammelfrisch feucht (nicht nass!) deponiert, schimmelt nichts.

Mir sind nur zwei Arten verdorben. Aber auch nur, weil ich Wasser hinzu getan habe, was überhaupt nicht notwendig ist.

Es reicht, wenn ein mit Wasser gefüllter Leerbecher beigestellt ist, so wie der weiße Becher auf dem Bild vorne in der Mitte zu sehen.

Schädlicher ist, wenn der Deckel längere Zeit geöffnet bleibt. Nach der gemachten Aufnahme von der Sammelbox zeigten nach 30 Minuten die ersten Moosblättchen Veränderungen wie sie beim beginnenden Vertrocknen zu sehen sind. Besonders Mnium sah nach kurzer Zeit nicht mehr schön aus. Nach einer Nacht mit geschlossenem Deckel war aber alles wieder gut.

Die beiden verschimmelten Moose belasse ich vorerst in der Box. Einmal um zu sehen inwieweit der Schimmel andere Arten infiziert (Arbeitshypothese: erwarte ich eigentlich nicht). Zum anderen wäre der Pilz eventuell für einen Forumsbeitrag interessant, aber auch nur wenn der nicht schon im Forum gezeigt wurde. Letzteres steht bei mir aber ganz hinten an.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter