Botanik: Kiwifrucht Quetschpräparat (Actinidia deliciosa) - Stärke und Oxalate *

Begonnen von Fahrenheit, Januar 27, 2009, 22:19:39 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Guten Abend liebe Mitmikroskopiker,

es war an der Zeit, meine Lugolsche Lösung auszuprobieren, und da kam eine Kiwi gerade recht. Stärkekörner (natürlich  :)), Leitbündel und Kristallzellen aus dem Quetschpräparat des Kiwi-Fruchtfleisches möchte ich nun hier zeigen.

Technik wie immer: Canon S3IS durchs Okular, alle Aufnahmen mit Leica C-Plan 20x. Die Bilder sind leicht nachgeschärft.

Bild 1: Stärkekörner, angefärbt mit verdünnter Lugolscher Lösung


Bild 2: Leitbündel


Bild 3: Leitbündel im polarisierten Licht mit Hilfsobjekt (Acryl)

Als Laie erkenne ich kaum einen Unterschied zu Leitbündeln im Fruchtfleisch anderer Obstsorten, siehe auch Bild 7 ...

Bild 4: Nadelförmige Kristalle im Fruchtfleisch - Oxalate?


Bild 5: Die Kristalle im polarisierten Licht mit Hilfsobjekt (Acryl)


Bild 6: Die Kristalle liegen in massiven Bündeln innerhalb großer Zellen (polarisiert und Hilfsobjekt Acryl)

Die Zelle ist zu dick, um ungestackt ein schönes scharfes Bild zu bekommen.

Bild 7: Leitbündel der Drachenfrucht

Im Quetschpräparat vom Fruchtfleisch der Drachenfrucht (Hylocereus undatus) sind - für mich überraschend - keinerlei Stärkekörner zu erkennen (ebenfalls behandelt mit Lugolscher Lösung).

Edit:
Bild 8: doch Stärkekörner im Fruchtfleisch der Drachenfrucht (400x mit Leica C-Plan 40x)

In einigen wenigen Zellen des Präparats fanden sich Stärkekörner. Allerdings bei weitem nicht in den Mengen, wie bei der Kiwi.

Einen schönen Abend!
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

nanobot

Hallo,

Ich habe auch vor kurzem ebenfalls ein Quetschpräperat einer Kiwi angefertigt, und runde Strukturen gefunden. Ich war mir nicht sicher was das ist. Ob es Stärkekörner sind? Werde wohl auch einen Jod Test machen... Foto gestackt.
Oliver.


http://microscopy.okim.info/2009/01/kiwifruit-mystery/

Fahrenheit

Hallo Oliver,

bei den gestackten Bildern werde ich immer ganz neidisch. :-[

Das Aussehen meiner Präparate noch vor Augen würde ich auch auf Stärke tippen. Neben dem Test mit Lugolscher Lösung kannst Du die Amyloplasten auch im polarisierten Licht erkennen.

Schöne Grüße
Jörg
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volkera

Hallo,

spannende Bilder, vor allem Leitbündel find ich rein optisch immer wieder sehr schön anzusehen und von der Natur toll "designt"...

wie genau ist das "Quetschpräparat" herzustellen?

Danke für den Beitrag, Volker

Fahrenheit

Hallo Volker,

das mit dem Quetschpräparat ist ganz einfach: Du bringst eine Sondenspitze - oder etwas mehr - von der Untersuchungssubstanz auf den Objektträger, legst ein Deckglas auf und quetschst die Probe möglichst dünn.

Das machst Du am besten mit einem sauberen Bleistift-Ende oder etwas ähnlichem, um die Druckfläche recht groß zu halten. Vorsichtig drücken und den Druck nur langsam erhöhen, sonst bricht das Deckglas und Du musst von vorne anfangen  ;D

Wenn Du Leitbündel sehen willst, empfehle ich eine etwas größere Probenmenge, dann wird allerdings das Durchziehen von Reagenzien (wie z.B. Lugolsche Lösung oder Farbstoffe) schwieriger bzw. Du erreichst nur die Ränder der Probe.

Wo gibt es was zu sehen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Banane mit Amyloplasten und Leitbündeln
- Birne mit interessanten Steinzellen in Nestern
- Beeren oder z.B. Mango mit Chromoplasten
- Kiwi und alle anderen Früchte natürlich auch ...  ;)
- Nervengewebe (Rückenmark oder Hirn) oder auch Drüsengewebe

Die Probe muss allgemein gesprochen so weich sein, dass sie sich quetschen lässt.
Zu hoher Druck bringt zwar eine geringe Schichtdicke, zerstört aber ggf. auch viele Strukturen der Probe. Das musst Du dann ausprobieren. Bei dem geringen Aufwand für ein solches Präparat aber kein Problem.

Schöne Grüße!
Jörg
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volkera

Vielen Dank für die ausführlichen Tips ...

ist ja auch gut machbar für die Schule...

Gruß, Volker ;D

Fahrenheit

Hallo Volker,

es freut mich, wenn ich Dir helfen konnte.

Quetschpräparate halte ich auch für eine gute Sache im Unterricht.
- Klappt ohne große Vorbereitung mit Allerwelts-Proben
- Einfach im Schülerversuch durchzuführen
- Teams können ähnliche Proben untersuchen, die Ergebnisse aufbereiten und vergleichen
  (nur Mut, es darf gezeichnet werden ;) )
- Direkter Bezug zum Erfahrbaren: mehlige gegen frische Frucht (z.B. Äpfel), oder warum eine Birne wohl
  so ein "griesiges" Gefühl auf der Zunge verursacht (Nester mit verholzten "Steinzellen" - kleine Probemenge mit   
  etwas Wasser und dann Anfärben mit einem Tropfen Etzold oder Polfilter) ...
- Wenn Polfolien und Acryl (CD-Hülle) als Hilfsobjekt vorhanden sind: beeindruckendes Kontrastierungsverfahren
- Ansonsten können auch einfach Färbelösungen oder Reagenzien wie Lugolsche Lösung per Filterpapier
  durchgezogen werden.

Aus der Erfahrung mit dem NaWi Unterricht meiner Tochter (5. Klasse Gymnasium) denke ich, dass Quetschpräparate eine gute Ergänzung zum Zwiebelhäutchen (eher als ereignislos empfunden) und dem Wassertropfen aus dem Heuaufguss sind.
Der Aufbau der pflanzlichen Zelle kann vertieft werden (Amyloplasten, Chloroplasten und Chromoplasten und die Oxalatkristalle sind auch spannend ...  Zellwände, Vakuole und Zellkern geht ja dann doch besser mit dem Zwiebelhäutchen.

Die Unterrichtsreihe mit dem Mikroskop ist bei der Klasse insgesamt aber sehr gut angekommen, gerade auch das selbstständige Arbeiten. Edna kennt natürlich unser Leica DM E und kann es auch komplett bedienen, aber auch Klassenkameradinnen hatten hier kein Problem mit dem Gerät. Das Mikroskop wurde im Unterricht erklärt und die Schüler in die Bedienung eingewiesen.

Schöne Grüße
Jörg
   
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