Pilzmikroskopie: Discina ancilis *

Begonnen von Jürgen, April 26, 2012, 22:11:02 NACHMITTAGS

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Jürgen

Guten Abend zusammen,

da hier sehr wenig über Pilze veröffentlicht wird, möchte ich Euch mal ein kleines mikroskopische Portrait eines operculaten Ascomyceten vorstellen:

Discina ancilis (Synonym: Gyromitra ancilis), Größter Scheibling.

Makroskopisch kann Discina ancilis mit Discina parma, der Schildfömigen Scheibenlorchel verwechselt werden. D. ancilis wächst aber auf morschen Nadelholzstümpfen während D. parma vorwiegend an liegenden, morschen Stämmen von Laubhözern in Auwäldern vorkommt und dementsprechend viel seltener ist. Eine weitere Verwchselungsmöglichkeit besteht mit Disciotis venosa, dem Morchelbecherling oder auch Flatschmorchel genannt. Letzterer riecht frisch nach Chlor und ist ein vorzüglicher Speisepilz.

Zunächst ein Makrofoto. Die Fruchtkörper können bis zu 15 cm Durchmesser erreichen und sind an der Außenseite kurz gestielt. Derzeit sind sie relativ häufig in Fichtenwäldern anzutreffen.



Nun zu den mikroskopischen Merkmalen: Sporen hyalin, elliptisch, reif fein netzig und an den Polen mit spitzen, hyalinen Anhängseln, 24-30 x 13-14 µm. Asci IKI negativ, achtsporig und bis zu 350 µm lang und 17 µm breit.
Paraphysen zylindrisch, an der Spitze leicht keulig, mehrfach septiert und mit bräunlichem Inhalt.

Zunächst eine Übersicht 400fache Vergrößerung, schiefe Beleuchtung:



Dann Sporen in ihrer typischen Form mit 1000facher Vergrößerung. Man kann an den rechten Sporen erahnen, dass die Sporenwände nicht glatt sind, aber das...



...erkennt man erst richtig, wenn die Sporenornamente mit Baumwollblau in Milchsäure angefärbt werden.



Leider kann ich nicht stacken. Ich kann daher von der Sporenwandornamentation immer nur eine Schärfeebene zeigen.

Ausrüstung: Zeiss Standard KF 2, schwarze Achromate, mit einer Canon Powershot A620 direkt durch CPL 10x/18 Okulare.

Viele Grüße
Jürgen

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Hallo Jürgen

Endlich mal was anderes  :)
Pilze können auch sehr schön sein unter dem Mikroskop.
Sehr schöne Bilder. Mir gefällt vor allem das zweite Bild.

Bei den Sporen brauchst du nicht stacken. Bei meinen Flechten, quetsche ich nur mehr und sauge danach viel Wasser weg.
Oder aus dem Pilz mit einer Nadel, kleine Stücke raus popeln und danach unter dem Deckglas quetschen.

Wichtig nur, das alles sehr eben ist. Ich drehe das Deckglas immer ein wenig rechts und links mit ein wenig Druck.

Danach klappt das auch ohne stacken.

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Hatte ich vergessen, was du auch versuchen kannst.
Bei den Myxomyceten nehme ich Hoyer`s Medium. Die Sporen überführe ich erst in Alkohol, danach mit einer Pipette heraus holen und auf ein Objektträger.
Alkohol verflüchtig sich schnell und danach einen kleinen Tropfen Hoyer`s Medium. Deckglas drauf und eine Schraube als Gewicht auf das Deckglas.

Nach einer Stunde kannst du schon sehr gut Fotografieren ohne das die Sporen sich noch bewegen.
Zum trocknen braucht das Präparat aber Wochen. So lange nur Waagerecht lagern.

Da an das Hoyer`s Medium nur schwer ran zu kommen ist, kannst du auch INCLUDAL PVLA von http://www.chemlab-mikroskopie.de/ versuchen.
Getestet habe ich es noch nicht.

Jürgen

Hallo,

grundsätzlich sind das ja alles Quetschpräparate. Nun haben solch große Sporen ja auch ein gewisses Volumen. Ich kann natürlich, nachdem das Wasser teilweise verdunstet ist, noch mehr quetschen. Dann allerdings zerstöre ich doch die eigentlichen Strukturen und alles wird zu einem Einheitsbrei. Muss ich mal ausprobieren, ob das was bringt und ich die Sporenornamente so besser dokumentieren kann.

Dauerpräparate fertige ich nicht an. Ich lege von den Pilzen Exsikkate an um evtl. später Nachuntersuchungen machen zu können.

Viele Grüße
Jürgen

Herbert Dietrich

Hallo Jürgen,

(Pilz)Hut ab vor Deiner schönen Darstellung der Pilzsporen.
Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag.

Gruß
Herbert Dietrich

Bernhard Kaiser

#5
Hallo Jürgen,

ZitatDauerpräparate fertige ich nicht an. Ich lege von den Pilzen Exsikkate an um evtl. später Nachuntersuchungen machen zu können.

Sie machen sich unnötige Arbeit. Wenn Sie nach der mikroskopischen Beobachtung das Wasserpräparat - gefärbt oder ungefärbt - eintrocknen lassen, können Sie mit je 1 Tropfen Nagellack an den 4 Ecken das Deckglas fixieren.
Bei evtl. späteren Nachuntersuchungen brauchen Sie nur 1 Tropfen dem. Wasser an eine Deckglaskante zu geben, das Wasser wird kapillar unter das Deckglas gesogen und Sie können erneut beobachten.
Das Objekt unter dem Deckglas verhält sich genauso wie  Ihr Pilzexsikkat in toto.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Jürgen

Hallo Herr Kaiser,

vielen Dank für den Tipp. Werde ich mal ausprobieren.

Kann natürlich problematisch werden, wenn ich für eine evtl. Nachuntersuchung Pilzfragmente (z. B. die HDS) untersuchen muss, die ich vorher noch nicht beachtet hatte. Aber für Lamellenschnitte oder Sporenabwurfpräparate sicherlich eine gute Idee.

Viele Grüße
Jürgen

Bernhard Kaiser

ZitatKann natürlich problematisch werden, wenn ich für eine evtl. Nachuntersuchung Pilzfragmente (z. B. die HDS) untersuchen muss, die ich vorher noch nicht beachtet hatte.

Hallo Jürgen,

wo ist das Problem?
Wenn Sie später z.B. die HDS untersuchen müssen, ist dies dann ja davon das 1. Präparat. Ganz verstehe ich Ihre Bedenken nicht.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Ursula Kozik

#8
Hallo und guten Tag,

als Ergänzung füge ich ein Formblatt von Gyromitra ancilis (D. ancilis) an, auf dem u. a. die Vielfalt der Fruchtkörperformen und das feine Ornament der Sporen (in Wasser präpariert) zu sehen ist.

http://www.naturfoto-kontor.de/Bilder1/204-gs-001.jpg

http://www.naturfoto-kontor.de/Bilder1/204-gs-003.jpg

http://www.naturfoto-kontor.de/Bilder1/204-gs-002.jpg

Eine Kleinigkeit am Rande: Um den optischen Schnitt (z. B. zum Vermessen der Sporen) und das das Ornament (falls vorhanden) einer Spore unabhängig von der Sporengröße, in einem Bildchen zu zeigen muß selbstverständlich gestackt werden!

Eine gute Zeit
Ursula Kozik