Helligkeitsgradient beseitigen ?

Begonnen von Jürgen H., Mai 03, 2012, 20:40:13 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker

Dies hier ist ein erstes Bild eines Querschnitts durch den Rüssel von eupeodes, einer Schwebefliege, ich werde noch im einzelnen darauf zurückkommen.



Hier aber zunächst eine technische Frage: Was mich zunehmend ärgert ist der Helligkeitsgradient in allen meinen Bildern, vor allem die dunkle untere rechte Ecke. Abhilfe?

Ich mache meine Photos mit der coolpix 4500, manuell, Selbstauslöser, unendlich, mit möglichst offener Blende, Verschluss 1/30, nach vorherigem Weißabgleich. Die Kamera ist mittels einfacher Verschraubung an das Objektiv meines Mikroskops (Leica DMLS) adaptiert, ohne Zwischenoptik.

Gibt es nicht vielleicht über Photoshop (hier steht 6.0 zur Verfügung), eine Möglichkeit, die dunkle Ecke zu beseitigen? Oder brauche ich eine andere Adaption zwingend?

Für jede Hilfe bin ich dankbar, ich bin technischer Laie....

Schöne Grüße

Jürgen

Florian Stellmacher

#1
Lieber Jürgen,

endlich wieder Histologie!!!

Mit Photoshop kenne ich mich nicht aus, aber FixFoto, ein trotz des merkwürdigen Names wirklich ordentliches (und günstiges!) Programm, kennt den Befehl "Vignettierung reduzieren", bei dem man sowohl Helligkeit als auch Farbsättigung so bearbeiten kann, dass der von Dir geschilderte Effekt im Idealfall verschwindet. Ansonsten kann man Achsen für Helligkeitsverläufe einrichten und so den Effekt beseitigen.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Monsti

Hallo Jürgen,

das gleiche Problem habe ich auch. Wo es mich stört, beseitige ich den dunkleren Teil manuell per weichem Pinsel. Ob bei diesem geringen Helligkeitsunterschied eine Korrektur mittels Zauberstab möglich ist, weiß ich nicht. Meines Wissens kann man beim Zauberstab aber den Toleranzbereich einstellen.

Da die Helligkeit auf Deinem Bild allgemein zum Rand hin abnimmt, könntest Du auch das Auswahlrechteck verwenden (runde Form und weiche Ränder wählen), zunächst das Zentrum minimal abdunkeln, damit es sich dem Ton der Ränder anpasst. Anschließend kannst Du dann das gesamte Bild etwas aufhellen und ggf. auch ein ganz kleines bisschen den Kontrast erhöhen.

Da es mich selber interessiert, welcher Weg in Deinem Fall der einfachste bzw. schnellste ist, kopiere ich mir das Foto mal auf meinen PC und versuche eine Bearbeitung.

Liebe Grüße
Angie

beamish

Mal ganz dumm gefragt:
Wenn ich in meinen Bildern eine dunklere Ecke habe, würde ich zuerst an ungleichmäßige Ausleuchtung denken...
Wie sieht das denn ohne Präparat mit ggf. etwas abgesenktem Kondensor und weiter zugezogener Leuchtfeldblende aus? Ist da alles mittig?
Du fotografierst ja offenbar nicht freihändig durchs Okular sondern mit einem, das mit der Kamera verschraubt ist.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Bastian

Hallo Jürgen,
hast Du mal an imageJ gedacht? Es ist ein kostenloses Java Programm das auf allen Plattformen läuft und das laufend von einer sehr großen Gemeinde weiter entwickelt wird. Hier gibt es eine kleine Anleitung, vielleicht hilft Dir das ja weiter:
http://imagejdocu.tudor.lu/doku.php?id=howto:working:how_to_correct_background_illumination_in_brightfield_microscopy

Herzlich,
Bastian

Monsti

Hallo Jürgen,

hier mein Bearbeitungsversuch.

Im ersten Schritt habe ich mittels Auswahlrechteck wie oben beschrieben das Zentrum etwas abgedunkelt:



Nun sieht man (vor allem rechts) störende Übergänge.

Danach habe ich die Übergänge überstempelt, das gesamte Bild etwas aufgehellt und ebenfalls den Kontrast erhöht. Dies ist das Ergebnis:



Das Problem ist übrigens nicht nur die Helligkeit, sondern auch der unterschiedliche Farbton des Hintergrunds. Oben links ist mehr blau drin als im Rest des Bilds. Ich persönlich finde diese Nuancen aber überhaupt nicht störend. Mir gefällt Dein Bild auch ohne weitere Bearbeitung.

Herzliche Grüße
Angie

Bastian

Jürgen,
das geniale an der obigen Methode (Wenn Du die a priori Methode nimmst), dass Du wirklich die genau Helligkeitsunterschiede von Deinem Bild korrigierst, die bei Dir vorhanden sind. Danach könnte man ein kleines Skript nutzen und den Prozess automatisieren. Wenn Du alle Bilder mit dem gleichen Mikroskop und Beleuchtungsaufbau gemacht hast, besteht die Chance deine bisherigen Bilder als Stapel zu verarbeiten.

Bastian

Nomarski

Hallo Jürgen,

solche Kameras wie die Coolpix reagieren manchmal etwas empfindlich mit solchen Vignettierungen, wenn sie nicht richtig vor dem Okular sitzen und womöglich auch noch leicht verkippt oder die Pupillenlagen ungünstig sind.

Viele Grüße
Bernd

Jürgen H.

#8
Hallo zusammen,

ganz herzlichen Dank für eure vielfältigen Beiträge.

Eindeutig scheint mir zu sein: die Coolpix sitzt leicht schief auf dem Okular, daher ist der Strahlengang nicht hundertprozentig zentriert. Wenn ich die Kamera, soweit das trotz der Verschraubung möglich ist, etwas an der linken unteren Bildecke anhebe, nach oben drücke, verschiebt sich die Vignettierung. Der Kondensor ist ordnungsgemäß zentriert, eine Öffnung der Leuchtfeldblende über den Bildrand hinaus bewirkt kein Verschwinden der Vignettierung. Der Vignettierungseffekt wird wesentlich stärker, wenn ich die Blende der Kamera schließe. Soweit lieber Martin und Bernd, ist wohl die Ursache ziemlich klar. Mit bloßem Auge kann ich allerdings die schiefe Adaptation nicht erkennen.

Die Verschraubung ist ziemlich händisch gefertigt: Ich habe zwei Gewinde ineinander geklebt und möchte nicht ausschließen, dass die eine geringfügige Verschiebung in der optischen Achse bewirken. Vielleicht wäre es am einfachsten, einen Gewindewechsler neu zu drehen, aber dazu fehlen mir die Mittel und das Können.

Daher denke ich über eine Bildbearbeitung als simple Lösung nach. Ich danke Dir, liebe Angie, für Deine Bearbeitung meines Bildes. Dein Ergebnis würde mir schon für meine Zwecke genügen. Nur scheint mir der Aufwand doch ziemlich groß zu sein. Ich habe das mitunter auch so gemacht, und staune, wie schnell Du die Bearbeitung zuwege gebracht hast. Und die Methode funktioniert doch dann wohl kaum, wenn das Gewebe das gesamte Bild bedeckt, es also nicht nur um eine Hintergrundkorrektur der weißen Stellen geht.

Eigentlich schwebt mir genau das vor, was, Du, Bastian, oder Du, Florian vorschlägst. Helligkeitsgradienten beseitigen geht allerdings mit Achsen für Helligkeitsverläufe anscheinend nur mit neuere Versionen von Photoshop. ImigeJ löst das Problem wirklich elegant.  Ich würde nur so gerne bei einem Programm bleiben, das ich sonst kenne. Aber die Idee ist gut und genau das, was mir vorschwebt.
Gibt es nicht auch im Photoshop 6.0 die Möglichkeit, zwei "Bilder" voneinander zu substrahieren bzw ihre Differenz zu bilden?

Schöne Abendgrüße und nochmals ganz herzlichen Dank an alle....

Jürgen



beamish

#9
Zitat von: Jürgen H. in Mai 03, 2012, 22:32:13 NACHMITTAGS
Wenn ich die Kamera, soweit das trotz der Verschraubung möglich ist, etwas an der linken unteren Bildecke anhebe, nach oben drücke, verschiebt sich die Vignettierung.

Dann würde ich versuchen ein paar Lagen Tesa links unten an den Okularstutzen zu kleben, bis sich das ausgleicht. Spielraum scheint ja da zu sein.
Wahrscheinlich verkippt das Gewicht der Kamera das Okular im Einstecktubus.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Bastian

Jürgen,
es gibt zweifellos mit Photoshop auch die Möglichkeit, nur ist es bei mir 6 Jahre her dass ich PS benutzt habe. Ich meine mich aber zu erinnern , dass Du einfach Ebenen übereinander legen kannst. Im Ebenen Dialog Fenster kannst Du dann das Verhalten der Ebenen einstellen: Normal, Differenz, etc., Außerdem natürlich den Grad der Transparenz. Aber da gibt es ja genügend Profis hier, die das viel besser können.

Wenn Du mir ein Bild schickst, eines ohne Probe, so daß man de Helligkeitsverlauf (siehe Anleitung oben) sieht, jage ich es Dir gerne mal durch ImageJ, dann kannst Du abschätzen ob sich das für Dich lohnt. Denn Du müsstest ja garnichts sonst weiter mit ImageJ machen, Du lässt ein Skript laufen und dein korrigiertes Bild fällt "hinten" raus (:

bastian


Bernd

Hier noch mal (m)eine Methode, die ich im Juni 2006 schon mal gepostet hatte:

Bildbearbeitung: Hintergrundartefakte entfernen (Flatfield-Korrektur)

Liebes Forum,
Da das Thema "Wie beseitige ich Hintergrundartefakte, die durch Dreck im Strahlengang, auf dem Kamerachip oder sonst irgendwo ins Bild kommen" (sog. Flatfield-Korrektur) in Peters Beitrag angesprochen wurde und auch sonst immer mal wieder auftaucht, möchte ich hier eine mögliche Vorgehensweise in Photoshop CS4 beschreiben.
Man braucht dazu 1) das Mikrofoto (= BILD) und 2) ein unter gleichen Bedingungen (Aperturblende, Stellung der DIC-Prismen, etc.) aufgenommenes Bild (= FLAT), auf dem keine Objekte zu sehen sind. Bei stärkeren Vergrößerungen lassen sich solche Bilder meist schon durch geringes Bewegen des Kreuztisches aufnehmen, bei schwächeren Vergrößerungen muß man sich eine leere Stelle im Präparat oder sonst irgendwo auf dem Objektträger suchen. Ggf. leicht defokussieren, um ein homogenes Hintergrundbild zu erzeugen.
BILD und FLAT in Photoshop öffnen, das BILD anwählen und im Menü ,,Bild" ,,Bildberechnungen" auswählen. Dann als Quelle FLAT auswählen, Füllmethode ,,Subtrahieren" wählen und ,,Versatz" einstellen. Ich stelle den Versatz immer so ein, daß im Histogramm (Kanal RGB) der alte und neue Helligkeitspeak übereinander liegen. Jetzt noch OK drücken und weg ist der Dreck.



Diese Methode funktioniert nicht nur, wie hier gezeigt, mit jpg-Bildern, sondern auch mit anderen Formaten, wie z.B. tif, und bei tif-Bildern nicht nur mit 8-bit, sondern auch mit 16-bit tif!
Wahrscheinlich führen in Photoshop aber auch andere Wege zum Ziel. Oder man benutzt andere Programme, wie z.B. Picolay.
Viel Erfolg

Bernd


Dieter Stoffels

#12
Hallo Jürgen,

wenn Du Deine Schattierungen mit Photoshop beseitigen möchtest, würde ich die Funktion "Selektive Farbkorrektur" nutzen. Du findest diese Rubrik unter "Bild" -- "Einstellen" -- "Selektive Farbkorrektur". In diesem Menü musst Du die Farbe "Weiß" auswählen und in diesem Menü "schwarz" reduzieren. Auch die Intensitäten von Blau-Gelb lassen sich hier optimal auf Weiß abstimmen. Vielleicht mußt Du den Gesamtkontrast nach der Einstellung etwas anheben. Wichtig ist es, die Rubrik "Selektive Farbkorrektur" zu wählen, da ansonsten das gesamte Farbspektrum reduziert wird.

Viel Erfolg!

Dieter

Bastian

Hallo allerseits,

ich denke was Bernd da beschreibt ist im Großen und Ganzen genau das was auch  ImageJ machen würde. Da Du, Jürgen, PS besitzt dürfte das weitere Vorgehen für Dich ja auch auf der Hand liegen.

Was Dieter vorschlägt habe ich auch noch nicht gewusst. Danke, da werde ich gleich mal ausprobieren ob sich das mit GIMP auch so umsetzen lässt (:

Beste Grüße,
Bastian

Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

Vieles Positive gibt es:

Zunächst ist mir gelungen, die Kameraadaptation so hinzu"biegen", dass der Helligkeitsgradient ohnehin schon weitgehend weg ist.
Hier also ein Leerbild an präparatfreier Stelle leicht defokussiert, nach Hinbiegen des Adapters:



danach das Bild unbearbeitet:



dann über Tonwerteinstellungen gespreizt:



dann das Originalbild erst mit Methode Bastian/Bernd nach Photoshop Bernd im Differenzverfahren erstellt und dann über Tonwerteinstellungen gespreizt:


dann alternativ das Originalbild erst über Tonwert gespreizt und anschließend nach Methode Dieter über Selektive Farbkorrektur schwarz reduziert:





Ganz herzlichen Dank an alle!!


Schöne Grüße


Jürgen