Helligkeitsgradient beseitigen ?

Begonnen von Jürgen H., Mai 03, 2012, 20:40:13 NACHMITTAGS

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Rawfoto

#15
Liebe KollegInnen

Nachdem gerade auf diesen Beitrag verlinkt wird eine aus meiner Sicht wichtige Bemerkung (basierend auf dem Workshop vom letzten Wochenende wo 100 % der TeilnehmerInnen das gleiche Problem hatten) ...

Das graue Leerbild von Jürgen ist grau => das Ergebnis einer klassischen Fehlbelichtung

Ein Belichtungsmesser (ob intern oder extern) setzt voraus das 18% des Lichtes in Richtung Beichtungsmeßzelle zurück reflektiert werden, nicht mehr und nicht weniger.

Wenn ich also eine unabgedeckte Lichtquelle im Gegenlich belichte muss diese Weis sein (Lab 92 bis 100, a und b Kanal auf 0)

Wenn ich daher richtig belichte brauche ich auch keine Korrektur und schon gar keine Tonwertkorrektur (damit veränder ich die vorliegenden Tonwerte im irgendwelche Tonwerte) ...

Der richtige Weg bei Durchlichtaufnahmen ist, ausgehend von der Meßung der defokussierten, objektlosen Stelle eine LW-Korrektur von +2 bis +2,5 LW durchzuführen, dann habe ich an der Stelle von einem grauen Bild ein Weißes ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

MikroMatt

Hallo Rawfoto,

wäre da nicht möglicherweise ein köhlern über den Kamerasucher hilfreich? Nur so ne Idee, habe ich noch nicht ausprobiert, da mir entsprechendes noch nicht aufgefallen ist. Werde ich aber demnächst mal überprüfen.
Korrektur: Ich habe gerade noch mal schnell eine Aufnahme per Autotonwertkorrektur behandelt - keine Vignetierung. Ich habe aber auch  nur einen µ4/3 Sensor und dadurch ein kleineres Aufnahmefeld. Ich muss das aber noch einmal durch ein Leerbild verifizieren, da die Autotonwertkorrektur durch ein großes Objekt natürlich anders (schwächer) ausfallen kann.
Gruß

Matthias

Jürgen H.

Lieber Gerhard,

vielen Dank für Deinen Hinweis! Offensichtlich bin ich einem Missverständnis aufgesessen: Ich habe stets vor jeder Aufnahme einen Weißabgleich einer leeren Stelle des OT defokussiert gemacht und mir gedacht, dass damit die Kamera weiß, was Weiß sein soll, wenn ich ihr gleichzeitig nur die Blende, nicht aber die Verschlusszeit vorgebe. Und habe mich gewundert, dass das Resultat des Bildes nicht Weiß sondern ein solides Grau ist. Warum muss ich offensichtlich die Verschlusszeit anpassen, bzw. warum macht die Kamera nicht, was ich mir vorgestellt habe?


Schöne Grüße

Jürgen

reblaus

Hallo Jürgen -

schwarz, weiß und grau sind ja keine Farben. Der Weißabgleich sorgt sozusagen dafür dass das unabhängig von der Beleuchtung auch so bleibt.
Die Belichtungsmessung sorgt dann anschließend dafür, dass dein Hintergrund einem 18%igen Grau entspricht, weil das bei Fotos vom Familienausflug etc. in der Regel so ist.
Von Gegenlicht weiß der Automat z.B. nichts, auch nicht, dass Du jetzt gerne einen weißen Hintergrund möchtest. Und wenn der Hintergrund schwarz sein soll, macht der Automat halt auch ein 18%iges Grau daraus, in jedem Fall muss man ihm dann auf die Sprünge helfen.

Weiter viel Erfolg mit Deinen schönen Histo-Aufnahmen der Kleintiere!

Rolf



Martin Schneider

Hallo zusammen,
mit Picolay geht das ebenfalls sehr einfach und ich bevorzuge diese Vorgehensweise gegenüber Photoshop, da es einen ganzen Stapel Bilder in einem Rutsch korrigieren kann. Es braucht natürlich auch ein Flat-Bild zur Korrektur.
Viele Grüße
Martin

Jürgen H.

Lieber Rolf,

vielen Dank für Deine gut verständliche Erläuterung,

Das:

ZitatDie Belichtungsmessung sorgt dann anschließend dafür, dass dein Hintergrund einem 18%igen Grau entspricht, weil das bei Fotos vom Familienausflug etc. in der Regel so ist.

war mir nicht bekannt.

Schöne Grüße

Jürgen

Klaus Henkel

Zitat von: Jürgen H. in April 15, 2015, 13:19:14 NACHMITTAGS
Lieber Rolf,

vielen Dank für Deine gut verständliche Erläuterung,

Das:

ZitatDie Belichtungsmessung sorgt dann anschließend dafür, dass dein Hintergrund einem 18%igen Grau entspricht, weil das bei Fotos vom Familienausflug etc. in der Regel so ist.

war mir nicht bekannt.

Schöne Grüße

Jürgen

Das stimmt ja auch gar nicht, wenn ich die Aussage so verstehen soll, daß im von der Kamera belichteten Bild der Hintergrund immer entsprechend grau ist. Das träfe aber keineswegs zu.

Alle Belichtungsmesser sind so geeicht, als hätte die gemessene Stelle oder ein Mischmasch von mehreren einen Reflexionsgrad von 18%. Ist sie dunkler, gleicht die Belichtungssteuerung der Kamera das aus, indem sie länger belichtet, das Bild wird also insgesamt zu hell wiedergegeben: Überbelichtung. - Ist sie heller, wird so ausgegelichen, daß daß kürzer belichtet wird; das Bild ist dann insgesamt unterbelichtet.

Die Lehrbuch-Beispiele sind: Braut mit weißem Kleid vor dem dunklen Kirchenportal und Kaminkehrer vor der hellen Hauswand. Da hilft nur die Messung eines Ersatzobjekts, z. B. einer sogen. Graukarte mit exakt 18% Reflexionsvermögen, oder auch die Spotmessung auf ein mittelhelles Gesicht.

Daß aber hin und wieder alles ganz anders sein kann, dafür hier ein Beispiel für Planktonfreunde:

Zitat aus "µ" Nr. 19, Juni 2000, Mitteilungen der Mikrobiolog. Vereinigung München e.V.

Zitat /

3. Der komplizierte Fall der zarten Algen

In den Bedienungsanleitungen und Fotolehrbüchern werden regelmäßig zwei Belichtungsprobleme erörtert, die uns keine Automatik abnehmen kann. Da ist einmal die Braut im weißen Kleid vor dem dunklen Kirchenportal und zum anderen der Kaminkehrer oder die schwarze Katze vor der weißen Hauswand. In beiden Fällen wird der Belichtungsmesser, der auf ein mittelgraues Motiv mit 18 % Reflexionsvermögen kalibriert ist, getäuscht. Der dunkle Hintergrund täuscht zu geringe Beleuchtungsstärke vor, die Kamera belichtet deshalb zu lange, das weiße Kleid wird viel zu hell und der schwarze Hintergrund eher schmutzig-grau wiedergegeben. Im Falle des Kaminkehrers ist es umgekehrt. Wie die Belichtungsmessung  jeweils zu korrigieren ist, steht in der Bedienungsanleitung, eventuell im Kapitel Selektiv- oder Spotmessung, falls die Kamera damit ausgestattet ist.

Die Regel ,,heller Hintergrund * längere Belichtung" gilt eigentlich auch für Mikroaufnahmen, z. B. im Durchlicht-Hellfeld. Doch kommen häufig Ausnahmen vor! Will man zarte grüne Algen im Hellfeld fotografieren, gilt die Regel zum Beispiel nicht. Ich habe einmal für Aufnahmen von Stephanosphaera pluvialis, die ich auf pfälzischen Burgen gesammelt hatte, mehrere Testfilme ,,verschossen", bevor ich dahinter kam. Wir verstünden das wahrscheinlich leichter, wenn wir die Schwärzungskurven eines Negativ- und eines Diafilms miteinander vergleichen würden Dafür fehlt aber hier der Platz. Deshalb beschränke ich mich auf die Quintessenz.

Bei kleinen Objekten, z. B. Scenedesmus-Grünalgen, kleineren kugeligen Algen, die noch dazu etwas zur Blässe neigen oder nur ein zartes ,,Frühlingsgrün" tragen, belichtet man einen Umkehrfilm besser nicht nach den Regeln. Die besagen nämlich, daß helle Objekte auf hellem Grund deshalb länger zu belichten sind als normal, damit die hell-zarte Lichtstimmung erhalten bleibt oder z. B. der weiße Schnee nicht durch Unterbelichtung schmutzig-grau wird. Doch beim Diafilm würden die hellen Bildpartien, und das sind ja im beschriebenen Fall sowohl der helle Hintergrund als auch die Algen selbst, immer heller, kontrastloser, zarter, manche kaum sichtbar. Im Mikrofoto können wir auf die ,,zarte Lichtstimmung" gerne verzichten, wenn nur die Objekte ordentlich sichtbar sind. Wir müssen die in der Alltagsfotografie bewährte Regel ignorieren, ebenso die Mikrofotografen-Regel, daß der leere Hintergrund, also das ,,Hellfeld" bei einer Mikrofotografie rein weiß zu sein habe. In der Schwarzweiß-Fotografie hat man das in der Hand, beim Vergrößern kann man ein kontrastreiches Papier mit steiler Gradation nehmen und entsprechend entwickeln. Beim Umkehrfilm müssen wir im beschriebenen Fall auf den reinweißen Untergrund verzichten und brutal unterbelichten, damit das Grün der Algen nicht zu blaß erscheint und sie kräftig grün leuchten. Dabei wird auch der Untergrund unterbelichtet und erscheint im Bild dann hell- bis mittelgrau.

Diese Regelwidrigkeit ist oft die einzige Methode, um die zarten Algen einigermaßen sichtbar abzubilden. Manche Aufnahmen mußte ich, ausgehend von der Integralmessung, 1 bis 2 volle Blendenstufen unterbelichten, um die Algen zufriedenstellend abzubilden. Ich habe also die Regel ignoriert, nach der ich eine solche Aufnahme mindestens eine Blendenstufe länger hätte belichten müssen, und bin zusätzlich noch bis zu 2 Blendenstufen darunter gegangen, macht summa summarum bis zu drei Blenden ! Hätte ich nicht meine Aufnahmeprotokolle, hielte ich es nicht für möglich.
Solche Situationen sind gar nicht so selten in der Hellfeld-Mikrofotografie. Im Differential-Interferenzkontrast haben wir oft einen ähnlich geringen Kontrastumfang von Motiv und Hintergrund, doch liegen hier die Dinge etwas anders. Der DIK erzeugt ja (Pseudo-)Lichter und Schatten und hebt so die Konturen hervor, die zur Steigerung des Abbildungskontrastes auf dem Film beitragen. Deshalb braucht man bei DIK-Aufnahmen solche extremen Belichtungskorrekturen nicht; meist überhaupt keine.

Gut Licht!

/ Zitat

Ja, Gut Licht!

Lupus

Lieber Herr Henkel,

ich glaube Sie haben die Aussage falsch verstanden. Die Kamera "nimmt an", dass der Bereich, der durch die Belichtungsmessung abgedeckt ist - egal ob Integral, Mehrfeld oder Spot eingestellt ist - eine mittlere Reflexion von 18% hat und belichtet danach. Dieser Bereich wird dann die mittlere Helligkeit einer vergleichbar belichteten Graukarte auf dem Film oder Sensor haben, egal wie hell er tatsächlich ist. Das ganze funktioniert sowieso nur bei einer Graukarte genau, ein guter Fotograf sollte bei jeder Aufnahme entscheiden, ob er die Belichtung zu Gunsten des wichtigsten Bildteils, oder aber um den Kontrastumfang des Sensors voll zu nutzen, korrigiert. Und selbstverständlich muss auch bei Mikroskopaufnahmen im Einzelfall entschieden werden, welche Strukturen wichtig sind, da hilft doch z.B. das Helligkeitshistogramm besserer Kameras in Verbindung mit etwas Verstand. Dass man helle Strukturen vor einem nur wenig helleren Hintergrund (wie im Zitat) nicht so belichten sollte, dass der Hintergrund rein Weiß wird liegt eigentlich auf der Hand. Allerdings musste man zu Filmzeiten auch eine etwas andere, flach auslaufende Gradationskurve in den Lichtern und Schatten berücksichtigen, im Vergleich zu Kamerasensoren.

Hubert