Botanik: Apfelspross (Malus) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juni 22, 2012, 14:10:11 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

der Name Apfel leitet sich vom mittelhochdeutschen ,,apful" ab. ,,affoltra" wurde der Apfelbaum genannt.
Die ,,wilden Apfelbäume" tragen die kleinen, herben ,,Holzäpfel". Die von unseren Vorfahren bis in das Mittelalter hinein verzehrt wurden. Aus diesem ,,Holzapfelbaum"(Malus sylvestris) und anderen Apfelarten, die aus Westasien stammen, hat der Mensch im Lauf der Jahrtausende die veredelten Apfelbäume unserer Gärten und Obstpflanzungen herangezogen.
Die Zweige vom Holzapfel haben Dornen.
Malus war der Apfelbaum bei den Römern.
Nach dem Glauben unserer germanischen Ureltern erfreute sich der Apfelbaum eines besonderen Schutzes der Götter. Selbst Donar durfte ihm durch Blitze, die er schleuderte, nichts anhaben. Da seine Früchte meist mehr oder wenig die Gestalt der Kugel heben, gelten sie seit altersher als das Sinnbild der Vollkommenheit. Der Reichsapfel gehört daher zu den Krönungsabzeichen der deutschen Kaiser.
Der Apfelbaum breitet seine Wurzeln nur in den oberen Erdschichten aus.
Apfelbäume werden in verschiedener Form und Höhe gezogen. Lässt man den Stamm bis etwa 2 Meter hoch werden, so bezeichnet man den Baum als Hochstamm. Niedrigere sind Halbhochstamm. Vielfach werden die edleren Sorten auch in Zwergform gezogen. Dann sind sie entweder Büsche (Pyramiden oder Bäumchen, denen man nur einen Langtrieb oder einige solcher Zweige gelassen hat. An diesen Zweigen sitzen – ähnlich wie Perlen an der Schnur – die zahlreichen fruchttragenden Kurztriebe. Daher werden solche Bäume Schnurbäume (Kordon) genannt.
Von so einem Schnurbaum stammt der Spross, den ich gerne zeigen möchte.

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Gattung: Äpfel
Wissenschaftlicher Name: Malus

Bild 01 Illustration

Quelle: Wikipedia

Schnitte mit dem Reichert - Jung Schlittenmikrotom, 40 µm.

W-3A-Färbung nach Wacker

Arbeitsanleitung:

Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

Schnitte mit Klorix gebleicht.

1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt

Bild 02  Übersicht Apfelspross (Malus)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 03 Spross, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung (Malus)

EP = Epidermis, PE = Periderm, H = Haar (Trichom), R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, MA = Markparenchym, XY = Xylem, T = Trachee

Bild 04  Vergrößerung, Apfelspross (Malus)


Bild 05  Vergrößerung vom  Periderm (Malus)


Bild 06  Spross, quer, AF – Fluoreszenzaufnahme, (Malus)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Bild 07  Spross, quer, AF – Fluoreszenzaufnahme, (Malus)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF

Bild 08  Vergrößerung, Apfelspross (Malus)


Bild 09  Vergrößerung, Apfelspross (Malus)


Bild 10  Vergrößerung, Apfelspross (Malus)

Xylem


Etzold´sche Trichromfärbung in Variation Grün

Etzold - Grün: Alcianblau; Alciangelb; Fuchsin; Chrysoidin (AAFC)

Durchführung der Färbung:

Schnitte von in AFE (Alkohol, Formalin, Eisessig) fixiertem botanischem Material werden nach gründlichem Auswaschen mit 70%igem Ethanol in Wasser (entmineralisiert) überführt.

1.) Mit Etzold Lösung bedecken. Färbezeit 15 Minuten.
2.) Farbe mit Pipette abziehen 2-3 Mal mit Wasser waschen, bis keine Farbwolken mehr abgehen.
3.) Kontrolle (im Wassertropfen) unter dem Stemi.
4.) Wenn rot überfärbt mit 70% Ethanol differenzieren: mit ein paar Tropfen bedecken, leicht bewegen. Unter dem Stemi beobachten, dann Ethanol abziehen und
5.) Sofort mit Isopropanol 100% entwässern. Das geschieht in 3 Stufen: das erste Mal nur kurz – ca. 10 sec. – dann sofort wechseln und Portionen 2 und 3 jeweils mindestens 2 min. einwirken lassen. In der 3. Portion kann der Schnitt dann auf die Weiterverarbeitung warten. (Isopropanol verdunstet schnell – nicht austrocknen lassen!)
Rezeptur von Klaus Herrmann übernommen.

Bild 11 Übersicht  Übersicht Apfelspross (Malus)

Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Die jetzt folgenden Schnitte sind mit Etzold blau gefärbt.
Etzold – Blau: Fuchsin, Chrysoidin und Astrablau (FCA)

Bild 12 Vergrößerung, Apfelspross (Malus)


Bild 13 Vergrößerung, Apfelspross (Malus)

Markparenchym

Bild 14 Dunkelfeld, Vergrößerung, Apfelspross (Malus)

Xylem

Bild 15 Gegenüberstellung der Färbungen


Bild 16 Zum Abschluss noch ein Foto vom Apfelstrauch von ungefärbten Schnitten


Literatur :

Schmeil ,, Leitfaden der Pflanzenkunde" 1950
Peter A. Schmidt/Ulrich Hecker ,,Taschenbuch der Gehölze" ISBN 978-3-494-01448-7
Schubert/Wagner ,,Pflanzennamen und botanische Fachwörter" 8. Auflage 1984

,,Über Rosen lässt sich dichten, in die Äpfel muss man beißen".
..das wusste schon der Gärtner in Goethes "Faust - der Tragödie zweiter Teil" - .

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Rolf-Dieter Müller

Lieber Hans-Jürgen,

in diesem Beitrag zeigst Du ja interessante Varianten. Erst die Wackerfäbrung und dann die bei vielen beliebten Etzoldfärbungen blau und grün. Und ein Sahnehäubchen ist dann noch die Zusammenstellung der ungefärbten Schnitte.

Bei den Etzoldfärbungen scheint mir aber das Chrysoidin wieder ausgezogen zu sein. Ich würde die Differenzierung weglassen und gleich nach Wasser direkt mit 100% Isopropylalkohol entwässern. Das entspräche dem "Standard-" Verfahren wie es Klaus Henkel in der Mikrofibel beschrieben hat.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

eine schöne Dokumentation mit der Gegenüberstellung der Wacker- und der FCA-Färbung! Vielen Dank fürs Zeigen, Deine Beiträge sind immer ein Genus!

Bei der FCA Färbung ist das Chrisoidin zumindest nicht ganz ausgebüchst: der Kork und das Phellem erscheinen zumindest in der Übersicht schön Gelb.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Rolf-Dieter, lieber Jörg,

danke für Eure netten Worte.
Vom Chrisoidin ist in der Tat sehr wenig übrig geblieben. Auf das Differenzieren mit Ethanol 70 % hätte ich verzichten sollen.

Gruß
Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

Kann mich nur meinen Vorschreiben anschliessen, tolle Gegenüberstellung. Auch die ungefärbten Schnitte üben einen eigenen Reiz aus ...

Liebe Grüße :-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard,

auch Dir danke für Dein Lob.

Gruß nach Österreich

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

PetrM

Ohne Pflanz - kein Mensch
Ohne Pilz - kein Pflanz
Ohne Alg - kein Pilz?
Und wie sieht es überhaupt mit den ganzen Mikroorganismen aus?