Botanik: Flechte - weiter unten auch ein 3D-Bild *

Begonnen von rheinweib, August 12, 2012, 20:44:51 NACHMITTAGS

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rheinweib

Hallöchen, liebe Fotogemeinde
Hier mal Bilder einer Flechte. Was sind das für Trichter? Wofür sind die da?

edit: habe eben erfahren, es handelt sich um eine Becherflechte Cladonia - Dankeschön  ;)





2,5x Objektiv


3,7x Objektiv

Gruss
Heike

Lothar Gutjahr

#1
Liebe Heike,

da mußt du mal nach Cladonia googeln. Mit Trompeten- und Becherflechten bist du nahe drann. Sorry mehr kann ich dazu nicht sagen, da diesbezüglich unbeleckt.

Gruß Lothar


Edit: Sorry, vergaß zu bemerken, daß es hier auch Leute gibt, die es richtig wissen. Werden sich schon noch melden.

rheinweib

Ja, Lothar, habs eben erfahren, es ist eine Becherflechte.

Gruss
Heike

Detlef Kramer

Hallo Heike (aus meiner geliebten Pfalz),

die Trichter sind die Apothecien, also die Fruchtkörper. Sie entsprechen den Fruchtkörpern der Pilze. In ihnen findet die Reduktionsteilung statt und dann werden daraus die haploiden Sporen entlassen.

Erklärung, falls nötig: Flechten sind eine Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen. Nur die Pilze vermehren sich geschlechtlich und die Sporen finden nach der Keimung dann wieder die passende Alge, um dann wieder die entsprechende Flechte zu entwickeln. Zur Vermehrung der Alge tut der Pilz nichts, deshalb auch die manches Mal diskutierte Frage, ob dies eine Symbiose im engeren Sinn ist (Entschuldigung K.H.).

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Mila

Hallo Heike (ursprünglich aus unserer geliebten Heimat ;))

darf ich bitte das dritte Foto im Unterricht verwenden?
Ich frage ja immer ganz brav...

Bönnsche Grüße
Mila

rheinweib

Liebschen, sischer dat  ;D
Klar, willste das große Bild? Kann ich Dir per Mail schicken.

Rheinland......Pfälzische Grüsse
Heike

Mila

Super, Danke. Das Bild kommt in meine Galerie. Mailadresse per PM :)

Herzliche Grüße
Mila

beamish

Hallo Heike,

grandios! Mit diesen kleinen bräunlichen Podetien im zweiten Bild würde ich auf C. pyxidata tippen. Aber da haben wir hier berufenere, die dir das ganz genau sagen werden.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Eckhard

Hallo Heike,

Geniale Bilder!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

rheinweib

#9
Hallo Martin,
und wieder eröffnet sich eine neue Welt......sehr interessant, diese Geschöpfe.....

liebe Mila,
dat Bildschen müsst injetroffe sin, habbet eben aufn wech in dat schönste Stättschen der Welt jeschickt..... ;D

Gruss
Heike  

Mila


Rolf-Dieter Müller

Hallo Heike,

super, Dein Beitrag, den ich mir immer wieder anschauen kann.

Besonders beieindruckend ist, das Du mit dem ersten Bild auch Leser aufnimmst, die vielleicht nicht so mit Flechten vertraut sind.

Mal sehen, vielleicht komme ich doch noch einmal zum Flechtenschneiden. Geschmack darauf machen jedenfalls Deine Bilder.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

rheinweib

Zitat von: Rolf-Dieter Müller in August 12, 2012, 22:38:14 NACHMITTAGS
Besonders beieindruckend ist, das Du mit dem ersten Bild auch Leser aufnimmst, die vielleicht nicht so mit Flechten vertraut sind.

ja, genau wie ich..... :), Flechten hab ich eigentlich bisher einfach ein bischen übersehen.....
aber bei so einem Abbildungsmaßstab sind die sind wirklich sehr interessant.

Gruss
Heike

Nutzer nicht mehr aktiv

#13
Hallo Heike

Schöne Bilder. Es handelt sich schon mal um eine Cladonie.
Zum bestimmen, musst du dir das ganze Lager ansehen. Es wachsen Cladonien durch einander. Darum ist immer eine große Menge besser.

Als nächstes, ist die Chemie sehr wichtig. Du brauchst dazu

Kalilauge ca. 10%
Calciumhypochlorit (Dan Klorix blaue Flasche nutze ich :-D )
para-Phenylendiamin, schwer zu bekommen. Man kann aber an der Flechte lecken. Schmeckt sie bitter, ist es P+. Schmeckt es nicht bitter P-. Das liegt an der Fumarprotocetrarsäure, die beim bestimmen sehr wichtig ist.
Keine Angst, ist nicht giftig. Im alten Bertsch ist der Geschmack als Bestimmung aufgelistet, weil man damals noch nicht die Reaktion mit para-Phenylendiamin kannte. Habe ich auch schon gemacht :-D

Die Chemische Reaktion an den Podetien und den Grundschuppen anwenden und notieren.
Auch die Größe der Grundschuppen und der Podetien sind wichtig. Die braunen Apothecien brauchst du nicht untersuchen, da Cladonien fast immer keine Sporen enthalten. Ist sehr selten.

Zitat
die Trichter sind die Apothecien, also die Fruchtkörper. Sie entsprechen den Fruchtkörpern der Pilze. In ihnen findet die Reduktionsteilung statt und dann werden daraus die haploiden Sporen entlassen.

Die Bächer sind Podetien. Auf diesen sind Sorale, welche der vegetativen Vermehrung dienen. Dabei handelt es sich um Diasporen, welche Alge und Pilz als Paket enthalten. Das braune am Rand sind die Apothecien.
Diese gibt es in rot oder braun bei Cladonien.

Zitat
Erklärung, falls nötig: Flechten sind eine Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen. Nur die Pilze vermehren sich geschlechtlich und die Sporen finden nach der Keimung dann wieder die passende Alge, um dann wieder die entsprechende Flechte zu entwickeln. Zur Vermehrung der Alge tut der Pilz nichts, deshalb auch die manches Mal diskutierte Frage, ob dies eine Symbiose im engeren Sinn ist (Entschuldigung K.H.).

Dabei handelt es sich um eine Symbiose. Der Pilz erhällt von der Alge die notwendigen Kohlehydrate und die Alge wird durch die Umhüllung des Pilzgeflechts vor Sonnenstrahlen, Wasserverlust oder Insektenfraß geschützt.
Dadurch sind beide Partner in der Lage Standorte zu besiedeln, wozu beide  alleine für sich nicht in der Lage währen. Nur vermehren sich die Flechten nicht nur durch geschlechtliche Vermehrung, sondern gerade bei Krustenflechten, auch durch
vegedative Vermehrung. Dazu gibt es die Isidien und Sorale.

Die meisten Krustenflechten vermehren sich durch Isidien. Diese werden passiv von außen vom Thallus losgebrochen.

Bei den meisten Blattflechten wird das durch die Sorale gemacht. Der Unterschied, das durch diese Sorale (Aufbrüche) an der Thallus Oberfläche, die Soredien nach außen abgegeben werden.
Diese werden aktiv vom Thallus abgestoßen.

Isidien und Soredien enthalten Algen und Hyphen des Pilzes.
Somit kann der Thallus an einer anderen Stelle weiter wachsen.

Beide Varianten dienen der Vortbildung.

Hier habe ich das mal anhand von Parmelina tiliacea gezeigt: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=7867.0

rheinweib

#14
Zitat von: Lecanora in August 12, 2012, 23:07:10 NACHMITTAGS
para-Phenylendiamin, schwer zu bekommen.

Hallo Lecanora,
Vielen Dank für deinen umfangreichen Beitrag, sehr interessant, aber ob ich an Flechten lecke, weiss ich noch nicht..... :)

Paraphenylendiamin....das kam mir doch irgendwie sehr bekannt vor.....Mit-Grundsubstanz von Farbentwicklern
(bin gelernte Fotolaborantin.....da war doch mal was.......)

Ich habe irgendwie das Gefühl, ich habe unseren Planeten erst vor etwa einer halben Stunde das erste mal betreten.....hmmm
woooo hab ich die ganze Zeit bloß hingeguckt  ???,
Ich fotografiere immerhin auch schon seit über 30 Jahren....naja, damals gabs diese Technik ja noch nicht (zu meiner eigenen Ehrenrettung  ;D)

Gruss
Heike