Botanik: Nach langer Abwesenheit wieder zurück - Malva sylvestris *

Begonnen von Fahrenheit, August 29, 2012, 22:27:53 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

es sieht so aus, als ob die Straßenmeistereien im Rhein-Sieg-Kreis sparen müssten und sie tun es aus meiner Sicht an der richtigen Stelle: seit ein zwei Jahren werden die Bankette an den Straßenrändern nur noch einmal oder maximal zwei mal im Jahr gemäht (oder abgeschlagen, aber das ist ein anderes Thema).
Nach meiner Beobachtung kommt das vielen Pflanzenarten zu Gute, die bei uns sonst eher selten zu sehen waren. Dazu gehört neben der Wegwarte auch die Wilde Malve (Malva sylvestris), von der ich hier einige Schnitte des Sprosses und des Blattstiels zeigen möchte.
Die Pflanze war über Jahre kaum oder gar nicht mehr anzutreffen und ist zwischenzeitlich wieder recht häufig. Besonders im Naturschutzgebiet Untere Siegaue zeigen an der Sonnenseite der Hochwasserdämme viele dieser alten Heil- und Nutzpflanzen ihre schönen Blüten. Von dort stammen die Makroaufnahmen (aber natürlich nicht die Probe ...). Von den sicher interessanten Wurzelschnitten habe ich abgesehen, da ich keine Pflanze vernichten wollte.

Die Wilde Malve (Malva Sylvestris) ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Zur gleichen Familie gehören auch die Arten der Gattung Hibiscus, die bei uns gelegentlich ebenfalls als Malven bezeichnet werden.
Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südeuropa und Asien. Heut ist sie auch in Mitteleuropa weit verbreitet und kommt als Neophyt weltweit vielen Regionen vor, die ihr klimatisch zusagen. Dazu gehören trockene, stick- und nährstoffreiche Böden bis in Höhenlagen von 1800 Meter. Man findet sie vor allem an Wegrändern und Zäunen, auf Ödland und in lichten Wäldern.

Bild 1: Eine Wilde Malve (Malva sylvestris, eventuell auch eine Hybride? Siehe im Thread unten)


Malva sylvestris ist eine in der Regel ausdauernde krautige Pflanze, die je nach Standort Wuchshöhen von 30 bis 125 cm erreichen kann. Sie verfügt über eine fleischige, faserhaltige Pfahlwurzel, die als Überdauerungs- und Speicherorgan dient. Der mit zahlreichen rauen Büschelhaaren besetzte Spross ist abgerundet bis kantig und verholzt im unteren Bereich. Gewöhnlich wächst er aufrecht, es gibt jedoch auch Wuchsformen mit niederliegendem Stängel. An Standorten mit mildem Klima stirbt der Stängel nach der Blüte nicht vollständig bis zur Wurzel ab, sondern bildet in den Achseln der untersten, bereits abgestorbenen Laubblätter überwinternde Blattknospen, aus welchen die Pflanze im nächsten Jahr wieder neu austreibt. Bei älteren Pflanzen können die Pfahlwurzeln dicht unter dem Boden liegende Adventivknospen entwickeln, aus denen im folgenden Jahr ein neuer Blütenstängel austreibt, was der Pflanze ein buschiges Aussehen verleiht.

Die wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter werden bis 4 cm lang und etwa 5 cm breit. Ihr zwischen 2 und 6 cm lange Blattstiel sitzt dem Stängel quer auf und zeigt besonders an der Oberseite ebenfalls viele Büschelhaare. Die beidseitig weich behaarte, grasgrüne Blattspreite ist rundlich bis herzförmig geformt und fünf- bis siebenlappig. Dabei ist die Form der Laubblätter von ihrer lage am Spross abhängig: die eher rundlichen unteren Stängelblätter besitzen sieben Lappen, weiter oben sind sie spitz-siebenlappig. Die am weitesten oben sitzenden und damit am stärksten exponierten Stängelblätter sind oft tiefer eingeschnitten und zeigen nur fünf Lappen. Der Blattrand ist bei allen Blättern weist eine deutlich gekerbt.

Bild 2: Blüte der Wilden Malve (Malva sylvestris, eventuell auch eine Hybride? Siehe im Thread unten)


Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September. Die Blüten stehen meist zu zweit bis viert (selten bis zu zehnt) in Büscheln in den Laubblattachseln, sie können jedoch auch einzeln stehen. Die behaarten Blütenstiele sind mit einer Länge von 2 cm kürzer als die Blattstiele und zur Blüte- und Fruchtzeit aufrecht orientiert.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten sind mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 cm radiärsymmetrisch. Die fünf 3 bis 6 mm langen, oft grob behaarten Kelchblätter sind bis zur Mitte glockenförmig miteinander verwachsen und enden in fünf breit-dreieckigen, spitzen Kelchzipfeln. Die fünf großen  Kronblätter sind mit einer Breite von etwa 1 cm eher schmal und oft etwas herzförmig. Sie zeigen auf einer rosavioletten Grundfarbe feine, im Farbton etwas dunklere Längsnerven, die ihnen ihre charakteristische Musterung verleihen. Die violette Farbgebung beruht auf wasserlöslichen Anthocyanen, die sich im Saft der Zellvakuole befinden.
Die Staubblätter sind am Fuß mit den Kronblättern und untereinander verwachsen. Sie bilden eine Staubblattröhre die den vielspaltigen Griffel vollständig umgibt und den oberständigen Fruchtknoten verdeckt. Nur die fadenförmigen Narben, die der Länge nach auf der Innenseite der Griffeläste angebracht sind, werden zur Spitze freigegeben. Die Staubfäden selbst tragen nierenförmige, weiße Staubbeutel.

Bild 3: Blüten und junge Fruchtstände der Wilden Malve (Malva sylvestris, eventuell auch eine Hybride? Siehe im Thread unten)


Nach der Blüte bildet sich eine etwa 1 cm große, scheibenförmige, kahle Spaltfrucht. Sie ist in der Mitte etwas vertieft und weist rings um die Längsachse gleichmäßige Linien auf. Wenn die Früchte reifen, wird der Außenkelch abgeworfen, während die fünf Kelchblätter sich verlängern und schließlich die reife Frucht vollständig einhüllen. Nach abgeschlossener Reifung zerfallen die Spaltfrüchte entlang der Scheidewände in zehn bis zwölf einsamige, nierenförmige Teilfrüchte (kleine Nüsschen). Die langlebigen braunen Same sind etwas nierenförmig und weisen eine Länge und Breite von etwa 2,5 mm auf.

Bild 4: Illustration zur Wilden Malve

Der unbearbeitete Scan zeigt die Wilde Malve in "Koehlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen und kurz erläuterndem Texte" (1883-1914) von Franz Eugen Köhler. Quelle www.biolib.de.

Wie oben schon angedeutet, ist die Wilde Malve eine alte Nutz- und Heilpflanze, was sich auch in ihren vielen Trivialnamen alleine im deutschsprachigen Raum widerspiegelt. Einige davon liste ich hier mal auf: Große Käsepappel, Hasenpappel, Hanfpappel, Johannispappel, Katzenkäse, Käslikraut (eindeutig aus dem Schwiizerdütsch), aber auch Pissblume, Ross-Malve oder Mohrenmalve.
In diesen Namen spiegelt sich die Verwendung der Pflanze wieder, wobei Pappel nichts mit den Bäumen der Gattung Populus zu tun hat, sondern sich auf Papp, eine alte Bezeichnung für einen Kinderbrei bezieht, der aus den Pflanzenteilen gewonnen wurde.
Pissblume mag von dem alten Brauch der Frauen in manchen Gegenden her rühren, die Pflanze mit frischem Urin zu begießen: war sie nach drei Tagen noch nicht verdorrt, sollte dies auf reichlichen Kindersegen hin weisen.
Die Anthocyane in den Blütenblättern werden und wurden als Lebensmittelfarbstoff genutzt. Und natürlich ist die schöne Pflanze auch in vielen Gärten zu hause.

Neben diesen eher profanen bis seltsamen (zumindest für uns aus heutige Sicht) Anwendungen wird aber auch die Heilwirkung der enthaltenen Schleimstoffe und Flavonoide seit alters her genutzt. Schon vor über 3500 Jahren war die Wilde Malve in China als Heilmittel bekannt. In der Regel werden die Kronblätter, seltener auch die Blätter als getrocknete Droge eingesetzt. Ein entsprechender Aufguss lindert z.B. die Reizung der Schleimhäute bei Erkältungen und Reizhusten. Dazu kann Mila aber sicherlich mehr sagen, die mir schon den hohen Schleimgehalt der Pflanze bestätigt hat, von dem später noch die Rede sein wird. Liebe Mila, vielen Dank!

Wie immer kurz zur Präparation:

Spross und Blattstiel wurden frisch auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter geschnitten. Die Schnittdicke beträgt ca. 50 µm.
Anschließend wurden die Schnitte für etwa 20 Minuten in AFE fixiert.

Nebenbei sind einige Aufnahmen der ungefärbten und unfixierten Schnitte entstanden.

Gefärbt habe ich wieder in Anlehnung an Robin Wackes W3A Färbung - also ohne die Beimischung von Acriflavin in den letzten Färbegang mit Astrablau. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite herunter geladen werden.

Bild 4: Die Schnittführung diesmal anhand einer Illustration

Diesmal aus "Deutschlands Flora in Abbildungen", Stuttgart (1796), von Jakob Sturm.

Der Beitrag scheint zu lang zu sein und die Forensoftware zickt ein wenig rum. Deswegen teile ich ihn auf - bis gleich.  

Edit: Bilder der Pflanze ausgetauscht, vielen Dank an Gunther für den Hinweis auf M. alcea.
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Fahrenheit

#1
So, nun geht es weiter ...

Und nun zu den Präparaten:

Und da ist er wieder, der in der Droge heilsame, aber hier im Präparat eher störende Schleim. In den ungefärbten Schnitten hat er sich noch dezent zurück gehalten, nur um dann nach der Fixierung und Färbung um so unangenehmer in Erscheinung zu treten.
Leider habe ich mich vorab nicht ausreichend informiert und bin somit voll ins Fett- äh Schleimnäpfchen getreten.  :-[ Ein Bad in einer verdünnten "Klorix"-Lösung hätte das Problem behoben. So finden wir überall in den Schnitten Spuren der hier unerwünschten Schleimstoffe und insbesondere die Büschelhaare, die sowieso schon unter dem Schnitt zu leiden hatten, wirken als unschöne Schleimfänger und sind somit alles andere als fotogen.

Zunächst der Spross (S1)

Bild 5: Makroaufnahme vom nach W3A gefärbten Querschnitt durch den Spross der Wilden Malve

Schön zu erkennen ist das großflächige Mark im inneren des Sprosses, in dessen Zentrum sich die Zellen bereits auflösen. Der darum liegende Xylem-Ring ist unterschiedlich dick, es zeigt sich die Ausbildung von Reaktionsholz aufgrund unterschiedlicher Belastungen. Und natürlich ist auch die angekündigte Verschleimung nicht zu übersehen.

Bild 6a/c: Die äußeren Zellschichten mit großen Parenchynzellen zwischen den Phloemsträngen, Bild 6a ungefärbt, Bild 6c mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus 22 bzw. 10 Bildern.



Die Beschriftung von innen nach außen (unten nach oben):
T:   Trachee
Xl:  Xylem
MS:  Markstrahl
Ca:  Cambium
Pl:  Phloem
Skl: Sklerenchymkappen auf den Phloemsträngen
RP:  Rindenparenchym, hier mit sehr großen Zellen zwischen den Phloemsträngen (ca. 120 auf 50 µm)
Kol: Kollenchym, etwas eingefallen
AP:  Assimilationsparenchym, im Bild 6a sind die grünen Chloroplasten gut zu erkennen
Ep:  Epidermis
Cu:  Cuticula

Bild 7a/c: Wiederum die äußeren Zellschichten von der anderen Seite des Sprosses, diesmal ohne die "Riesenzellen". Bild 7a ungefärbt, Bild 7c mit Beschriftung; Vergrößerung 100x, Stapel aus 13 bzw. 10 Bildern.



Die Beschriftung in Bild 7c ist analog zur Beschriftung in Bild 6c.

Bild 8a/b/c: Ein genauerer Blick auf eine Schleimzelle zwischen zwei Phloemsträngen. Bild 8a ungefärbt, Bild 8c an einer anderen Stelle des Schnittes, Vergrößerung 200x, Stapel aus 13 bzw. 8 Bildern.



Die Schleimzelle in Bild 8a hat ihren Inhalt bei der Präparation schön über den gesamten Schnitt verteilt, wie man unschwer in Bild 8b erkennen kann. Bild 8c zeigt eine ähnliche Stelle im gleichen Schnitt. Im ungefärbten Bild ist nicht nur der bräunliche Schleim gut zu erkennen, sondern auch viele im Parenchym eingelagerte Amyloplasten. Diese tauchen in den gefärbten Schnitten mit leicht gelblicher Farbe ebenfalls auf.

Nun noch ein genauerer Blick auf die Epidermis:

Bild 9a/c: Assimilationsparenchym und ein Stoma in der Epidermis, Bild 9a ungefärbt, Bild 9c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 12 bzw. 8 Bildern.



Beschriftung von innen nach außen (unten nach oben) analog Bild 6c außer:
S:  Schleim
ST: Stoma

Aber auch das primäre Xylem ist sehr schön anzusehen:

Bild 10a/d: Das primäre Xylem zwischen dem innen liegenden Markparenchym und dem Xylem, Bild 10a ungefärbt, Bild 10b ein dünnerer Schnitt, Bild 10d mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 13, 10 und 15 Bildern.




Beschriftung von innen nach außen (unten nach oben):
MP:  Markparenchym
PXl: Primäres Xylem
T:   Tracheen
MS:  Markstrahl
XlP: Xylemparenchym

Und wieder eine Unterbrechung ...
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Fahrenheit

#2
Noch ein Häppchen ...

Nun die Sprossgabel (S2)

Die Schnitte sind leider nicht sehr schön geworden, da das Material aufgrund der unterschiedlichen Festigkeit und meiner Ungeschicklichkeit eingerissen ist ...  ;D
Aber der Übergang zwischen dem (kleineren) Markparenchym des älteren Sprosses und dem des Abzweiges ist gut zu erkennen und das Xylem des alten Sprosses ist ebenfalls einen Blick wert.

Bild 11a/b: Mark im Bereich der Sprossgabel, Vergrößerung 50x, Stapel aus 10 Bildern.


Die Beschriftung wieder von innen nach außen (Bildzentrum zum Rand):
MP alt: Markparenchym des alten Sprosses
MP neu: Markparenchym des Abzweigs
PXl:    Primäres Xylem
T:      Tracheen
Xl:     Xylem
MS:     Markstrahl

Bild 12a/b: Xylem des älteren Sprosses (der Gesamtdurchmesser an der Gabelung beträgt ca. 8 mm), Bild 12b mit Beschriftung. Vergrößerung 50x, Stapel aus 10 Bildern.


Beschriftung analog zu Bild 11b, S = Schleim. In der oberen linken Ecke lassen sich sehr schön Xylemzellen mit verdickten Zellwänden ausmachen: Reaktionsholz (RH) aufgrund ungleichmäßiger Belastung des Sprosses.

Zu guter Letzt der Blattstiel (S3)

Bild 13: Hier gibt es wieder eine Makroaufnahme als Übersicht.

Die Büschelhaare sind gut zu erkennen - und leider auch der Schleim.

Bild 14a/c: Die äußeren Zellschichten des Blattstiels, Bild 14a ungefärbt, Bild 14c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 9 bzw. 7 Bildern.



Beschriftung von innen nach außen (oben nach unten) analog zu Bild 6c, D ist eine Druse. Sehr schön sind die grünen Chloroplasten im Bild 14a zu erkennen.

Bild 15a/c: Eines der drei Leitbündel aus dem Blattstiel, Bild 15a ungefärbt, Bild 15c mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 8 bzw. 6 Bildern.



Beschriftung von innen nach außen (unten nach oben):
MP:  Markparenchym
PXl: Primäres Xylem
XlP: Xylemparenchym
T:   Tracheen
Xl:  Xylem
Ca:  Cambium
Pl:  Phloem
Skl: Sklerenchym
RP:  Rindenparenchym

Uups, das ist wieder lang geworden - vielen Dank fürs Lesen! Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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RainerTeubner

#3
Hallo,

den Tip zur Schleimbeseitigung mit dem Bad in Klorix werde ich ausprobieren, ich habe bei meinen Schnitten durch Malvenstengel und durch Lindenzweige erfolglos mit mehrmals gewechseltem Brennspiritus gegen den Schleim gekämpft.

Vielen Dank und viele Grüße!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Fahrenheit

Lieber Rainer,

gerne geschehen! Dazu musst Du das handelsübliche blaue Klorix (nicht die grüne Variante!) 1:4 mit Aqua dest. verdünnen. Das Klorixbad musst Du dann z.B. mit einer Lupe gut überwachen: zu kurz und es nützt nichts - zu lang und die Schnitte fallen auseinander.

Wenn das nicht helfen sollte: Rolf-Dieter Müller hat für ähnliche Zwecke rotihistol bereits erfolgreich eingesetzt. Damit habe ich jedoch noch keine praktische Erfahrung.

Herzliche Grüße
Jörg
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Gunther Chmela

Lieber Jörg,

ich habe Zweifel, ob es sich bei der Art wirklich um Malva sylvestris handelt. Das Habitusbild (Blätter!) und auch das Bild der Blüte passen nicht dazu. Meiner Meinung nach ist das entweder Malva alcea oder Malva moschata.

Verzeihung, wenn ich mich zur Mikroskopie nicht äußere. Ich wollte nur schnell auf die Artbestimmung hinweisen.

Grüße
Gunther Chmela

Fahrenheit

Lieber Gunther,

Du könntest Recht haben, die oberen Laubblätter sind bei der auf den Bildern 1 bis 3 gezeigten Pflanze tatsächlich stark gefiedert, was auf die beiden von Dir genannten Arten hinweist. Die Probe habe ich allerdings an anderer Stelle von einer anderen Pflanze genommen, auf die die Beschreibung passt - sie war auch Vorlage für die Bestimmung.

Ich werde beide Pflanzen heute noch einmal prüfen und berichten.

Herzliche Grüße
Jörg
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Eckhard

Lieber Jörg,

eine schöne Arbeit zeigst Du da wieder.

Das Ausreissen hast Du auch, zumindest teilweise, dem Schleim zu verdanken!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Fahrenheit

#8
Lieber Eckhard,

herzlichen Dank für Dein Lob und den Hinweis auf den Zusammenhang zwischen dem Schleim und den eingerissenen Schnitten. Ich vermute, die Ursache ist darin zu suchen, dass sich auch auf der Klinge eine Schleimschicht bildet?

Lieber Gunther,

wie Du vielleicht schon an den ausgetauschten Bildern oben im Thread gesehen hast, habe ich meine beiden Fundstellen noch einmal aufgesucht und neue Bilder gemacht.

Ich denke, M. moschata ist auszuschließen, die Blüten waren zumindest für mich geruchlos. Es bliebe die Rosenmalve (M. alcea, auch Siegmarswurz) und da bin ich mir bei der Pflanze vom Siegdamm mittlerweile recht sicher.

Hier noch einmal die alten Bilder aus dem Eröffnungsposting, die Dich zu Deinem Einwand gebracht haben:

Bild 16: Habitus M. alcea


Bild 17: Blüte M. alcea


Bild 18: Junger Fruchtstand M. alcea


Und nun neue Bilder von der gleichen Pflanze, die meines Erachtens die Bestimmung anhand der Blattform belegen:

Bilder 19a/c: M. alcea, die gleiche Pflanze wie in den Bildern 16 - 18, 14 Tage später aufgenommen




Bild 20: Hier noch eine Illustration zur Rosenmalve


Ich bin zwar kein Botaniker und lasse mich gerne korrigieren, aber ich denke, das passt.  :)

Aber nun wird es schwierig. Trotz Rückgriff auf die folgenden Titel:
Rita Lüder, Grundkurs Pflanzenbestimmung, S 215 ff.
Peter & Ingrid Schönfelder, Der Kosmos Heilpflanzenführer, S. 150, 151  
Alois Kosch, Was blüht denn da? (31. Auflage 1965), S. 220, 222 und 240
Th. Schauer & C. Caspari, Pflanzenführer, 1978, S. 76 und 150

Sowie auf die Wikipedia-Artikel zu den Arten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Malve
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosen-Malve

bin ich mir bei der Bestimmung meiner Probepflanze etwas unsicher. Die folgenden Bilder sind von der selben Pflanze, von der ich mir vor sieben Tagen einen Spross genommen habe.

Bilder 21 a/c




Bild 22: Ausschnitt aus Bild 21c in Originalauflösung: Büschelhaare am Spross als Indiz für M. sylvestris

Die Büschelhaare, die ich auch in den Schnitten gefunden habe (allerdings angeschnitten und verschleimt), weisen auf M. sylvestris hin.

Zum Habitus siehe auch Bild 1 im Eingangsposting - leider nicht so schön ...

Die Blätter sind bei weitem nicht so fiederartig eingekerbt, wie bei der Pflanze in den Bildern 16 bis 19, in der ich eine Rosenmalve sehe. Allerdings sind die Kronblätter, obwohl sie die geforderte Größe von rund 2 cm erreichen, sehr blass. Die Beschreibung der Früchte geht in der Literatur und im Wikipedia-Artikel ein wenig auseinander, für eine sichere Aussage ist es bei "meinen" Pflanzen wohl noch zu früh, da die Fruchtstände noch nicht reif sind.

Ob hier eine Hybride vor liegt? Über Deinen Kommentar und natürlich auch den aller anderen Leser würde ich mich sehr freuen.
Und ganz konkret: Mila? Detlef?  ;D

Allen herzliche Grüße
Jörg
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Detlef Kramer

Hallo,

wenn ich schon direkt angesprochen werde: in der Sytematik ist mir Gunther um Lichtjahre voraus. Ich habe im Haeupler/Muer nachgeschaut und da sieht es bei der Probenpflanze am ehesten nach M. sylvestris aus. Die anderen Arten passen eigentlich nicht und von Bastardierung wird hier auch nichts erwähnt (da ist das Buch ansonsten sehr gründlich).

Zur Mikroskopie kann ich nur sagen: erste Sahne und alles korrekt interpretiert! Vor allem erfreut mich der neue Trend zu ungefärbten Schnitten (als Ergänzung). Wirklich toll!

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Gunther Chmela

#10
Lieber Jörg, lieber Detlef,

bei den Bildern der Probenpflanze ist mir eingefallen, daß ich schon vor vielen Jahren immer wieder einmal sehr seltsame Malvenexemplare gefunden habe, die in die heimische Flora beim besten Willen nicht einzuordnen waren. Ein bißchen von dieser Art, ein bißchen von jener. Allerdings glaube ich nicht, daß es sich dabei um Bastarde handelt(e). Vielmehr habe ich beobachtet, daß derartige dubiose Exemplare häufig dort zu finden waren, wo man "der Natur ein wenig auf die Sprünge geholfen" hatte. Also z.B. Aussaaten von sog. "Wildkräutermischungen", ferner Aussaaten sog. "Wildacker"-Eintopfmischungen, wie sie von Jägern da und dort getätigt werden.

Weiß der Kuckuck, wo das Zeug herstammt. Und daß es sich dann möglicherweise von derartigen Stellen aus durch Samen weiter verbreitet, ist ja nicht auszuschließen.

Aber zur Identität der einheimischen Malvenarten M. sylvestris, M. alcea etc. empfehle ich, sich die Bilder hier anzuschauen:
http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~db111/flora/D/index.php
Man muß die Artnamen selber eingeben, direkt lassen sich die Bilder nicht verlinken.
(Ich könnte auch weniger gute eigene einstellen, aber so geht's einfacher  ;))

Noch ein aber: Diese durchaus wünschenswerte Diskussion tut der Qualität der mikroskopischen Arbeit von Jörg und auch der Qualität seiner Bilder natürlich keinen Abbruch!

Beste Grüße
Gunther

Detlef Kramer

Lieber Gunther,

diese, Deine Beobachtung kann ich nur bestätigen. Ich kenne in unserer Umgebung mehrere solcher Blumenwiesen, die von den Jägern auf Brachflächen angelelgt wurden. Die sehen wunderschön aus und bieten bestimmt vielen Schmetterlingen und anderen Insekten sowie anderen Kleintieren eine attraktive Umwelt. Aber, die Samenmischungen, die da eingesetzt werden, erscheinen mir nicht unbedingt einheimisch zu sein. Entschuldigung, dass ich erst durch Deinen Einwurf daran erinnert wurde. Kritisch beobachtet habe ich dies schon oft.

Lieber Jörg, das sollte man berücksichtigen, auch wenn es Deiner anatomischen Glanzleistung absolut keinen Abbruch tut.

Herzliche Grüße und Gute Nacht,

Detlef 
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Fahrenheit

#12
Lieber Detlef, lieber Gunther,

vielen Dank für Eure Informationen zur Malve und Euer Lob! Und Dir lieber Gunther im Besonderen auch noch einmal Danke für den Ansporn, sauber zu arbeiten und die Literatur gerade auch dann zu nutzen, wenn ich mich sicher fühle.

Ich hatte die fiederartigen Blätter zunächst als Anpassung an den exponierten Standort gewertet und mir war nicht bewusst, dass es doch recht viele sehr ähnliche Arten rund um die Wilde Malve gibt. Interessant finde ich, dass die Arten in den älteren Quellen viel deutlicher unterschieden werden als in den neueren. Das gipfelt m.E. im Wikipedia-Artikel zur Wilden Malve - ich vermute nun, dass dessen Autor auch einen dieser "seltsamen Vertreter" vorliegen hatte.

In so fern hat Gunther natürlich recht: die Diskussion, die sich hier entwickelt hat, ist sehr erwünscht und hat zumindest mich ein ganzes Stück weiter gebracht.

Wobei ich nicht glaube, das an den von mir beobachteten Standorten in der Siegaue aktiv Samen ausgebracht wurde. Der größte Teil des Bestandes in dem mir bekannten Gebiet ist wohl eindeutig M. alcea, so wie ich sie oben in den Bildern 16 bis 20 a/c dokumentiert habe. Einige wenige Pflanzen, die meist auch etwas kleiner sind, zeigen zum Teil die Merkmale der Wilden Malve wie in den Bilder 21 a/c und 22 dargestellt, aber mit blassen Blüten und etwas breiteren Kronblätter als bei M. sylvestris zu erwarten wäre. Wobei ich mir über die mögliche Varianz der Arten mangels Erfahrung nicht im klaren bin. In drei bis vier Wochen werde ich aber auf alle Fälle noch einmal nach den Früchten schauen.

An die Standorte grenzen Wohnsiedlungen mit lockerer Bebauung und vielen Ziergärten an. Ich könnte mir vorstellen, dass dort Malven als Zierpflanzen gehalten werden und ggf. deren Samen verschleppt wurden. Damit kämen auch züchterische Aktivitäten des Pflanzenhandels als Ursache in Betracht.

Wir haben übrigens auf einem kleinen Stück in unserem Garten im Frühjahr eine solche "Wildblumenmischung" ausgesät, die wir im vergangenen Jahr an einem Stand des Bund auf der BuGa in Koblenz bekommen hatten. Nach dem die großen Kreuzblüter das Feld geräumt haben, steht dort nun eine Klee-Art und zwischen drin recht mickrig auch ein Malvenart. Die werde ich mir noch mal genauer ansehen.  

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

Gratulation zu Deinem super Beitrag.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jan Kros

Lieber Jörg
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Herzlichen Gruss
Jan