GEOLOGIE - Erzparagenesen des Rheinischen Schiefergebirges

Begonnen von Holger Adelmann, September 01, 2012, 19:50:30 NACHMITTAGS

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Holger Adelmann

Liebe Freunde,

heute starte ich einen neuen GEO Thread mit auflichtmikroskopischen Bildern typischer Erzparagenesen des Rheinischen Schiefergebirges (Siegerland-Sauerland-Wied Distrikte).

Den Text des Artikels dazu habe ich schon fertig und auf die MKB Webseite gestellt http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/77.html, die einzelnen Paragenesen werden mit den Bildern bestückt, sobald ich die Erze gefunden, poliert und fotografiert habe.

Hier im Forum poste ich dazu ein paar Appetizer der Erzanschliffe, bitte aber bei weiterem Interesse, die MKB Webseite zu besuchen.

Alle Aufnahmen: Leitz Orthoplan POL, Auflicht, XBO 150W, Moticam 2300.

Herzliche Grüsse & viel Spass beim Anschauen und Lesen.
Demnächst mehr hier und natürlich viel mehr Bilder zum Text auf der MKB Webseite.

Glück Auf !
Holger

Die folgenden Aufnahmen passen zur Paragenese 3 (Sulfid-Phase), die auch auf der MKB-Webseite reicher bebildert ist.

Bleiglanz-Gang im Quarz


Pyritaggregat in Kupferkies. Man beachte die Bravoit (Nickel) Wachstumszonierung (graue Zonen) im Pyrit


Pyrit (unten) und Feder-Markasit



Als kleine Vorankündigung der Bilder zu den anderen Paragenesen:

Eisenarme Zinkblende aus der Antimonit-Paragenese


Randliche Umwandlung von Kupferkies in Covellin aus der Oxidations- und Zementationsphase


Innere Umwandlung von Kupferkies in Covellin aus der Oxidations- und Zementationsphase


Randliche Umwandlung von Pyrit in Eisen-Oxihydrate (Goethit?) aus der Oxidations- und Zementationsphase




steffenclauss

Hallo Holger,

soeben wollte ich einen Tümpler-Thread starten und sehe deinen klasse Beitrag. Ich habe die sehr interessante und Umfangreiche Arbeit, welche Du auf der MKB-Seite zeigst gerade gelesen und bin schwer begeistert.


herzliche Grüße
Steffen

Ulrich S

Hallo Holger,
tolle Bilder, Glückwunsch!
Eine Frage habe ich da aber noch:
Wie unterscheidest Du auf Bild 3: Pyrit (unten) und Feder-Markasit?
Grüße
Ulrich
Es kommt immer anders wenn man denkt

Klaus Herrmann

Lieber Holger,

schöne Bilder von interessanten Präparaten.

Eine Frage: warum verwendest du eine XBO?

Eine Bitte: kannst du zu jedem Bild noch die Kontrastmethode angeben?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Holger Adelmann

#4
Danke für Euer Interesse  :)

@ Steffen: Danke für die Blumen. Ich finde die verschiedenen Paragenesen und ihre verschiedenen Abfolgen sehr spannend und hatte mir der Übersicht halber einmal die typischen Merkmale der verschiedenen Paragenesen aus diversen Literaturstellen kombiniert und vereinfacht zusammengefasst und dachte, das könnte doch auch für andere von Interesse sein  :)

@ Klaus: Ich verwende die XBO 150 wegen der starken Helligkeit dieser Lampe und der vorteilhaften Möglichkeit, aus dem im Vergleich zu einer HBO doch stärkeren Grundkontinuum passende Wellenlängen auszufiltern um die relative Reflektivität bei diesen Wellenlängen zu messen. Stefan_O hat das ja hier im Forum schon so schön demonstriert https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12261.15
Alle Bilder hier im Thread sind im linear polarisierten Auflicht in Luft gemacht. Die Bilder mit der Covellin-Umwandlung des Kupferkieses sind mit parallelen Nicols gemacht, alle anderen mit gekreuzten Nicols - mit etwa 5 Grad aus der Auslöschung herausgedrehtem Polarisator.

@ Ulrich: Der Pyrit ist isotrop, sein Erscheinungsbild ist im Auflicht immer gleichartig (crèmeweiss). Der Markasit hingegen ist anisotrop und zeigt ein bräunlich-grünliches Farbspiel beim Verdrehen des Polarisators + und - aus der Auslöschungsstellung. Dieses Farbspiel kann man besonders links oben im Bild angedeutet sehen, besser aber auf der nachfolgenden Animation zweier +/- gekreuzter Polarisatoren bei einer ähnlichen Stelle.
Ich lerne noch an der Diagnostik  ;D

Herzliche Grüsse
Holger





Rawfoto

Guten Morgen Holger

Ich bin ja immer ueber Deine Beitraege erfreut und beobachte, lese und lerne. Heute von einem Thema wo ich selbst weder einen eigenen Versuch gemacht habe noch die Gelegenheit hatte bei der Praeparation zu zu sehen.

Daher wuerde es mich interessieren wie Du die Anschliffe machst und wie diese aussehen (auf Objekttraeger aufgeklebt aber 5mm dick oder ?!?) oder bekommst Du die auch von Kranz ...

Koenntest Du dazu bitte ein zwei Praeparate fotografieren und zeigen, bzw. Ein paar Worte ueber die Herstellung schreiben. Ich denke das ist nicht nur fuer mich ein unbekanntes Gebiet ...

Liebe Gruesse aus Wien

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Fahrenheit

#6
Lieber Holger,

da ich bereits die Gelegenheit hatte, Deine Anschliffe durch das 26er Sehfeld Deines Orthoplans zu bewundern, sage ich zu den sehr schönen Bildern hier nichts mehr.  ;D

Aber ich drücke Dir die Daumen, dass Du zu allen 11 Paragenesen, die Du in Deinem Artikel beschrieben hast, auch die passenden Handstücke findest und freue mich natürlich auf die Exkursion im kommenden Frühjahr.

Herzliche Grüße
Jörg  

p.s.
Das eine neue Bild zur Sulfid-Phase werde ich in Deinem Artikel auf der MKB Seite ergänzen.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

olaf.med

Lieber Holger,

natürlich wieder sehr schön und scharf - Adelmann verpflichtet :)

Nur zwei Bemerkungen zu sprachlichen Ungenauigkeiten. Manch einer wird es als Schulmeisterei empfinden, aber sprachliche Genauigkeit ist nun mal Voraussetzung zur Verständigung in den exakten Naturwissenschaften.

ZitatMan beachte die Bravoit (Nickel) Entmischungen (graue Zonen) im Pyrit

Das ist keine Entmischung, sondern eine Wachstumszonierung, also vom Mechanismus her etwas völlig anderes. Bei Entmischungen wird zunächst ein homogener Mischkristall gebildet, der sich später veränderten physikalisch-chemischen Bedingungen anpaßt, indem er sich durch Diffusion im Festkörper in zwei chemisch verschiedene Mischkristalle "entmischt". Bei einer Wachstumszonierung ändern sich während des Wachstums die physikalisch-chemischen Bedingungen und dadurch kristallisieren zonar chemisch unterschiedliche Schichten nacheinander bzw. aufeinander aus. Hier liegt eine klassische Wachstumszonierung von Nickel-reichem Pyrit (Bravoit) und Nickel-armem Pyrit vor. Details hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10332.0

Zitatsind mit parallelen Nicols gemacht

Diese Formulierung findet man bei vielen Autoren, aber sie ist in aller Regel falsch. Parallele Polarisatoren bedeuted, dass man das Präparat zwischen zwei Polarisatoren, deren Schwingungsrichtungen parallel sind, betrachtet. Die war früher in der klassischen Polarisationsmikroskopie von Bedeutung, als man noch die "teinte sensible" einer Quarz-Platte von 3,75 mm Dicke zwischen parallelen Polarisatoren (Kleinsche Platte) zur Erkennung kleinster Doppelbrechung nutzte. Leider verwendet man heute diesen Ausdruck oft lax und falsch zuweilen für die Betrachtung im linear polarisierten Licht mit nur einem Polarisator.

.... bitte nicht schimpfen, dies ist konstruktiv ich meine es nur gut....

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Holger Adelmann

Lieber Olaf,

vielen Dank für Deine Korrektur, wie ich sagte - ich lerne ja noch und daher sind mir Deine fachlichen Anmerkungen höchst willkommen  ;)
Die Wachstumszonierung ist schon korrigiert.

Lieber Jörg,

ich bin ja noch am Aufsuchen der einzelnen Paragenesen, aber ich mache gute Fortschritte. Ich habe gestern von einem Siegerland-Spezialisten auch noch Material von Untertage bekommen, da kommt man heute ja nicht mehr dran.

Herzliche Grüsse an alle
Holger




Holger Adelmann

#9
Paragenese 5 - Antimonit-Paragenese

Liebe Freunde,

die ersten selbstgefundenen Proben zur Antimonit-Paragenese sind von Krantz zum Erzanschliff verarbeitet und ich habe die ersten Bilder gemacht.
Wenn ich auch noch nicht alles bestimmen konnte, hier ein Zwischenbericht. Jörg wird die Bilder ja dann sicher wieder mit dem Text von mir auf der MKB Webseite verbinden.

Für "sachdienliche Hinweise" und Korrekturen ;D zu den gezeigten Erzen bin ich den Geologen im Forum wie immer sehr dankbar.

Der Text zu dieser Paragenese (Paragenese 5) findet sich wiederum auf der MBK Seite http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/77.html#a1775

Herzliche Grüsse
Holger

Antimonit (Stibnit), der Namensgeber dieser Paragenese. Antimon-haltige hydrothermale Fluide überprägen die existierenden Sideritgänge mit ihren Sulfidmineralen.
Bild aus Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Stibnit). Die gezeigten Kristalle sind mehrere Zentimeter gross:



Diese spiessigen Antimonite finden sich auch sehr schön kristallisiert in dem Quarz der Antimonit-Paragenese, wie die folgenden zwei Bilder zeigen:





Die schon von einer früheren Paragenese existierende Zinkblende wird re-mobilisiert und als jetzt eisenarme rote bis gelbe Zinkblende neu abgeschieden.

Einfaches Auflicht:



Gekreuzte Polarisatoren:



Der Bournonit (Rädelerz), ein Blei-Kupfer-Antimon-Sulfid der Formel PbCu[SbS3] ist im normalen Auflicht unspektakulär grau (nachfolgendes Bild 1), zeigt aber unter +/- gekreuzten Polarisatoren sehr schöne Zwillingslamellen (nachfolgende Bilder 2 und 3).








Man findet auch Pyrite, die nickelhaltige, graue Wachstumszonierungen (Bravoit) zeigen. Hier mit Bournonit (unten rechts) verwachsen:






Hier eine Kontaktzone von Kupferkies (gelb) und Bournonit (lamelliert) mit einem noch zu identifizierenden, körnig erscheinenden  Mineral in der Kontaktzone






Andere, noch unbestimmte Minerale zeigen eine schöne Anisotropie unter polarisiertem Licht, z.B. hier:








... oder hier:





... oder hier:








Die Erze sind teilweise bizarr:







Holger Adelmann

#10
Liebe Kollegen,

die Serie geht weiter. Der Text sowie die bisher gezeigten Bilder wie gehabt hier auf der MKB Webseite http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/geologie/77.html

Gerhard hatte sich ja ein Foto so eines Anschliffes gewünscht. Auf dem folgenden Bild ist so ein Anschliff auf dem Objekttisch zu sehen.
Das Erz ist in einem Kunstharzblock eingegossen und dann angeschliffen & poliert worden



Zu den neuen Bildern:

Zur Paragenese 3 (Sulfidphase)


Verwachsung von Fahlerz (grüngrau), Bleiglanz (grauweiss) und Kupferkies (gelb). Grube Wildermann, Müsen (NE Siegerland). POL //





Idiomorpher Pyritkristall in Kupferkies. Grube Peterszeche (Halde am Leoschacht), Burbach. POL //





Die folgenden 2 Bilder zeigen Pyrit-Skelettkristalle. Grube Peterszeche (Halde am Leoschacht), Burbach. POL //







Zur Paragenese 5 (Antimonit-Paragenese)

Bournonitverfüllung zwischen 2 Pyritkristallen (POL +, 5 Grad dejustiert). Grube Apollo, Raubach





Folgende 2 Bilder: Bournonit umwächst Quarzkristalle. (POL +, 5 Grad dejustiert)







Bournonit der Antimonit-Paragenese verdrängt ältere Erze der ursprünglichen Sulfidphase (Erzrelikt im neugebildeten Bournonit). (POL +, 5 Grad dejustiert). Grube Apollo, Raubach





Viel Spass, wird fortgesetzt
Holger

Rawfoto

Hallo Holger

Danke für die Erfüllung meines Wunsches, ich habe mir das Teil eckig vorgestellt. Die Einrahmung verstehe ich ja, ist für das Schleifen und gehen Oxitation ... Wurde auch die obere Seite versiegelt oder ist da der Schliff unbedeckt?

Die Fotos schauen ja wieder topp aus!

Wenn die Oberfläche versiegelt ist, funktioniert das denn mit den NC Objektiven, hmmm - spannend, es tun sich immer neue Fragen auf ...

Lieber Grüße & nocheinmal ein größes Danke

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Stefan_O

Super, Holger, sehr schöne Bilder! Besonders der "Bravoit" ist klasse, den zu finden war mir noch nicht vergönnt. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen.

Liebe Grüsse,
Stefan

TPL

Hallo Gerhard,
Anschliff-Proben werden eingegossen, damit sie beim Schleifen oder später nicht so leicht zerfallen, aber auch, um bei kleinen Proben eine halbwegs ebene, beschriftbare Basis-Fläche zu erhalten. Da Anschliffe in aller Regel nicht abgedeckt werden (das Eingießharz wird ja auf der mikroskopseitigen Fläche abgeschliffen), hilft das Harz nicht gegen Oxidation. Kohleschliffe wurden deshalb oftmals mit harzenden Ölen benetzt und eine Verharzung der Oberfläche bewusst in Kauf genommen.
Objektive für Auflicht-Anwendungen mit Anschliffen sind üblicherweise ohne Deckglas gerechnet.
Schönen Gruß
Thomas

Rawfoto

Hallo Thomas

Super, danke, dann war meine Vermutung ja richtig ... Ich habe ja solche Objektive im Einsatz (S-Plan NEO NIC und MS-Plan von Oly) und die sind alle fuer ohne Deckglas gerechnet ...

Ich lagere auch ein paar Anschliffe in Waffenoel um die Oxidation zu vermeiden, die Patzerei wuerde ich mir natuerlich gerne sparen ...

Die Frage ist natuerlich Eindeckung und D-Plan APOs zu verwenden, da muss ich einmal einen Bilvergleich wagen ...

:-)

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...