Botanik: Von der Wiese frisch unters Messer - Trifolium pratense *

Begonnen von Fahrenheit, September 16, 2012, 22:27:41 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

im Garten haben wir im Frühjahr auf einem Quadratmeter Fläche eine Samenmischung des BUNDs ausgesät. Zur Zeit ist die beherrschende Pflanze der Wiesen-Klee (Trifolium pratense), dessen Spross ich heute zeigen möchte.

Eckhard hat in seinem Beitrag vom Januar 2010 auch einen Kleespross gezeigt, hier der Link:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4538
Ich denke aber, dass es sich um eine andere Art aus der großen Familie der Klee-Pflanzen handelt, da die Sklerenchymkappe der Leitbündel meiner Schnitte nicht die charakteristische Form wie auf Eckhards Bildern aufweist.

Der Wiesen-Klee, der auch Rot-Klee genannt wird, ist eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Er wird in der Gattung in die Sektion Trifolium, Untersektion Trifolium gestellt. Wie man sieht, ist die Namensgebung beim Klee etwas komplizierter. ;)

Bild 1: Der Wiesen-Klee in unserem Garten


Man findet den Wiesen-Klee in Fettwiesen, auf Feldern und in lichten Wäldern und natürlich auch als Kulturpflanze. Er ist ein beliebtes Futtermittel, das getrocknet im Heu oder als Silage gegeben wird. Wiesen-Klee ist in ganz Europa heimisch und bevorzugt frische, nährstoffreiche und tiefgründige Ton- und Lehmböden. In den Zentral-Alpen wird er mit einer eigenen Subspezies auf Höhen bis zu 2600 m gefunden.

Bild 2: Das namensgebende Blatt (Trifolium!)


Trifolium pratense ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 60 cm erreicht. Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist je nach Standort kahl bis dicht an gedrückt behaart. Die wechselständig und spiralig angeordneten, gestielten Laubblätter sind dreiteilig gefiedert. Die am Grund rundlichen, oben länglichen, beiderseits fein behaarten, eiförmigen bis elliptischen Blättchen weisen einen helleren, oft V-förmigen Fleck in der Mitte auf. Sie sind bei einer Breite von 8 bis 35 mm 18 bis 60 mm lang und haben einen zwischen 2 und 9 cm langen Blattstiel. Die eiförmigen bis lanzettlichen Nebenblätter sind mit dem Blattstiel verwachsen, mit einem viel kürzeren, grannenartigen freie Teil. Der Blattrand ist ganzrandig und glatt.

Bild 3: Ein Nebenblatt


Bild 4: Ein Blütenstand


Es werden vielblütige, kugelige bis eiförmige ährige Blütenstände gebildet. Diese weisen bei einem Durchmesser von 1 bis 2 cm eine Länge von 1,5 bis 3 cm auf und sind meist von den obersten Stängelblättern umhüllt. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen und die zehnnervige Kelchröhre oft nur wenig behaart. Die ungleichen Kelchzähne sind bewimpert. Manchmal sind einzelne der fünf roten Kronblätter verwachsen. Die Krone selbst ist 10 bis 18 mm lang und umschließt ein einzelnes, oberständiges Fruchtblatt, aus dem sich eine 1,5 bis 4 mm lange Hülsenfrucht entwickelt. Die Blütezeit reicht von April bis Oktober.

Bild 5: Den kleinen Krabbler möchte ich Euch nicht vorenthalten (Larve einer Feuerwanze - Pyrrhocoris apterus)


Zum Wiesen-Klee gibt es auch eine ganze Reihe schöner Illustrationen, von denen ich hier eine zeigen möchte:

Bild 6: Illustration aus dem Buch Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz (Gera, 1885) von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé

Der unbearbeitete Scan wurde von Kurt Stüber unter GDFL zur Verfügung gestellt (http://www.biolib.de)

Vor den Bildern wie immer kurz zur Präparation:

Der Spross wurde frisch auf dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Klingenhalter geschnitten. Die Schnittdicke beträgt ca. 50 µm.
Anschließend wurden die Schnitte für etwa 20 Minuten in AFE fixiert.

Nebenbei sind einige Aufnahmen der ungefärbten und unfixierten Schnitte entstanden.

Gefärbt habe ich wieder in Anlehnung an Robin Wackers W3A Färbung - also ohne die Beimischung von Acriflavin in den letzten Färbegang mit Astrablau. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite herunter geladen werden.

Die zweite Färbung ist Etzold Grün nach Brügmann, auch dazu gibt es ein Arbeitsblatt, das im oben verlinkten Downloadbereich herunter geladen werden kann.

Und hier die Bilder der Präparate

Zunächst die Übersicht:

Bild 7: Makroaufnahme eines mit Etzold Grün nach Brügmann gefärbten Schnittes mit der Canon S3is


Ein Ring aus mit Sklerenchymzellen verbundenen kleinen und größeren Leitbündeln umgibt ein recht großes Markparenchym, außen schließt ein Rindenparenchym an, den Abschluss stellt eine von einer Cuticula bedeckte Epidermis her.

Bild 8a/d: Zwei der kleineren Leitbündel, Bild 8a ungefärbt, Bild 8b Etzold Grün, Bild 8c W3A und Bild 8d mit Beschriftung. Vergrößerung 100x, Stapel aus 14, 7 bzw. 8 Bildern.




Es zeigen sich zwei offene, kollaterale Leitbündel. Die Beschriftung von innen nach außen (unten nach oben):
MP: Markparenchym
PXl:  Primäres Xylem
T:    Trachee
Xl:   Xylem
Ca:   Cambium
Pl:   Phloem
SklR: Sklerenchymring
Skl:  Sklerenchymkappe über dem Leitbündel
RP:   Rindenparenchym
Ep:   Epidermis
Cu:   Cuticula

Bild 9a/d: Etwas näher heran: ein einzelnes Leitbündel, Bild 9a ungefärbt, Bild 9b Etzold Grün, Bild 9c W3A und Bild 9d mit Beschriftung. Vergrößerung 200x, Stapel aus 14, 10 bzw. 8 Bildern.




Beschriftung von innen nach außen (links nach rechts) analog Bild 8d.

Bild 10: Eines der größeren Leitbündel in W3A-Färbung, Vergrößerung 200x, Stapel aus 10 Bildern


Die Sklerenchymkappen reagieren wie das Xylem der Bäume (Stichwort Reaktionsholz) auf unterschiedliche Belastungen des Sprosses, was ich hier an zwei Bildern von unterschiedlichen Seiten ein und des selben Schnittes zeigen kann. Leider kenne ich die Orientierung nicht mehr, so dass ich nicht sagen kann, ob die Verstärkung der Sklerenchymzellen in den Kappen auf einen Druck- oder einen Zugreiz erfolgt.

Bild 11: Unveränderte Zellen einer Sklerenchymkappe, daran nach rechts anschließend das Phloem, das Cambium und das Xylem, Vergrößerung 400x, Stapel aus 8 Bildern


Schon die Färbung zeigt es: die Sklerenchymzellen sind deutlich verändert. Die Anpassung erfolgt in gleicher Weise wie im Xylem der Bäume durch dickere, stärker verholzte Zellwände, die innen eine Auflage aus Cellulose tragen.

Bild 12: Verstärkte Zellen einer Sklerenchymkappe, daran wieder nach rechts anschließend das Phloem, das Cambium und das Xylem, Vergrößerung 400x, Stapel aus 10 Bildern


Noch zwei Details aus einem der mit Etzold Grün gefärbten Schnitte:

Bild 13: Ein - leider ziemlich ramponiertes - mehrzelliges Trichom auf der Epidermis des Sprosses. Vergrößerung 400x, Stapel aus 25 Bildern


Bild 14: Ein sehr kleines Stoma (Spaltöffnung) in der Epidermis des Sprosses. Vergrößerung 400x, Stapel aus 8 Bildern

Um das winzige Stoma besser zu zeigen, habe ich hier einige Stackingartefakte in Kauf genommen. Der Spalt ist 12,5 µm lang und eine Schließzelle ca. 8,5 µm breit. Eine Nebenzelle misst rund 14 µm in der Höhe und die Cuticula ist ca. 1 µm dick.

Vielen Dank fürs Anschauen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Mila

Lieber Jörg,

toll, einfach klasse, super! Was sollen wir sagen...

Die Makrofotos sind ja schon schön (inklusive Krabbler), aber die Mikrofotos im Vergleich ungefärbt - gefärbt, und das zweimal unterschiedlich: was für ein Aufwand! Und wieder so pädagogisch - methodisch - didaktisch wertvoll ;) Wie gut, dass wir ein Smartboard haben!

Herzliche Grüße
Mila und Thomas

schuppi

Hallo,

es ist eine tolle Doku - und das schöne: die halten still :-)

Noch eine kleine Anregung: Geh mal mit neatimage über das Bild und stell ggf. noch zusätzlich unter noise-filter "sharpening" ein. Bereits die Freeware tut schon das was sie soll, und das ist in den Unterschieden vorher / nachher (habs grad mal kurz ausprobiert) schon echt krass!

Viele Grüße
Rainer
DFK 72AUC02 an
- Motic BA310 Trino LED
- Motic SMZ-168 Trino LED
Web-Site: http://www.mikroskopie-bilder.de

Rawfoto

Guten Morgen Joerg

Da hast Du Dich wieder einmal selbst uebertroffen, spitze ....

Liebe Gruesse

Gerhard

Ps: die ersten zwei Stunden Retusche habe ich gestern schon hinter mich gebracht, dann musste ich nach Deutschland fahren - es werden noch viele Stunden folgen, aber es schaut viel besser aus ...
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

Dein Beitrag ist spitze.
Das Bild Nr. 10 gefällt mir sehr gut.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Jan Kros

Hallo Jörg

Ich habe letzte Woche auch diese Pflanze geschnitten.
Dein Beitrag kann ich jetzt gut gebrauchen
Danke fürs zeigen
Herzlichen Gruss
Jan

Fahrenheit

#6
Liebe Freunde,

vielen Dank für Euer Lob; ich freue mich sehr, dass Euch der Klee-Beitrag gefällt.

Liebe Mila,

natürlich darfst Du auch den Klee gerne verwenden, wenn Du ihn in Deinem Unterricht einsetzen kannst! Du weißt, dass ich mich darüber besonders freue.

Lieber Rainer,

ja, Neatimage als Freeware Standalone habe ich auch im Einsatz - hier habe ich das Bild sogar damit bearbeitet. Nach einer sanften Tonwertanpassung in XNView habe ich das Programm selbst ein Profil erstellen lassen und dann mit den Einstellungen Luminance = 60% und Chrominance = 100% sowie einem Schärfenfilter Amount = 100% das Bild bearbeitet.
Bitte zeige einmal Deine Version und nenne die zugehörigen Parameter. Ich gestehe, ich bin da etwas faul und nutze für meine Schnitte bei Bedarf diese einmal gefundenen Werte ohne weitere Experimente.

Klar halten die Schnitte still - deswegen tümpele ich ja auch nicht so gerne.  ;D

Lieber Gerhard,

dann wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Aufbereitung Deiner Bilderbeute - und lass' uns an den Ergebnissen teilhaben.  ;)

Lieber Hans-Jürgen,

schön, dass das "10er" bei Dir besonders gut an kommt. Der Blick durchs Mikroskop war klasse, leider fallen die Bilder da ja immer etwas ab.

Lieber Jan,

ich hoffe, Deine Präparate sind gut geworden und ich würde mich sehr freuen, wenn Du uns die Bilder hier zeigst.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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Frank Fox

Lieber Jörg,

auch von meiner Seite aus wieder viel Lob zu Deinem tollen Betrag!

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
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Fahrenheit

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Jan Kros

Hallo Jörg
Also hier zwei Bilder von meine Trifolium pratense
Die Schnitten sind 50µ dick und geschnitten mit ein Handmikrotom
Die Färbung war 3WA-sim nach Rolf-Dieter sein Verfahren.
Herzlichen Gruss
Jan


Jan Kros

Hallo Jörg
Ich habe Probleme mit Bilder Hochladen bei Hochladen-net

[/url][/img]
[/url][/img]

Jan Kros

Hallo Jörg
Ich versuche jetzt mit Photobucket die Bilder ins Forum zu setzen



Gott sie Dank es hat geklappt, nur etwas zu gross.
Herzlichen Gruss
Jan

Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

wunderbar deine Fotostrecke. Auch die Makros sind besonders gelungen! Und dass du Jan erfolgreich gelockt hast verdient ein Zusatzlob!

# Jan deine Schnitte sind eine schöne Ergänzung. Ich dachte erst, dass du eine grausame CVD im Bild hast, aber ich denke du hast die Schitte nicht genügend glatt "gebügelt" und der gelbe verschwommene Rand ist einfach nur unscharfe Kutikula?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Lieber Jan,

danke, dass Du Deine schönen Bilder hier eingestellt hast! Nun hat man den Vergleich zwischen drei unterschiedlichen Färbungen und kann vor allem die Unterschiede zwischen dem unveränderten, "blauen" W3A Rezept und der Simultanfärbung W3Asim von Rolf-Dieter Müller sehen, die Dir übrigens sehr gut gelungen ist.

Lieber Klaus,

auch Dir vielen Dank für Dein Lob - schön dass Dir auch die Makros gefallen, die Makro-Fotografie ist ein weiteres kleines Hobby von mir.

Euch beiden herzliche Grüße
Jörg
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