Botanik: Bastardindigo ( Amorpha fruticosa) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 20, 2012, 09:40:14 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Gattung  Amorpha umfasst in Nordamerika 15 Arten. ,,amorphos" ist griechisch und bedeutet formlos; ,,fruticosus" ist das lateinische Wort für strauchig, buschig.
Der Bastardindigo ist ein 1,5 bis 4 Meter hoher Strauch, die Zweige sind kahl, die Rinde zeigt eine hellgraue bis graubraune Farbe mit erhabenen Lentizellen.
Amorpha fruticosa ist in Nordamerika (von Connecticut und Minnesota südlich bis Louisiana und Florida) verbreitet. Von den europäischen  Siedlern in Nordamerika wurden Blätter und junge Triebe des Bastardindigo anstelle des Indigostrauches,  Indigofera tincoria , zum Blaufärben verwendet.

Systematik:

Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Tribus: Amorpheae (Amorpheae)
Tribus = ist in der Systematik der Biologie eine Rangstufe zwischen Unterfamilie und Gattung.
Gattung: Amorpha
Art: Bleibusch, Bastardindigo
Wissenschaftlicher Name: Amorpha fruticosa
Volkstümliche Bezeichnung:  Scheinindigo,  Bleibusch oder Falscher Indigo
Englischer Name:  desert false indigo

1724 wurde das Pioniergehölz nach Europa gebracht.  "Zeigerpflanze" für Metalle wie z.B. Blei, Zinn und Silber - daher stammt auch der deutsche Name Bleibusch.
Info zu ,,Zeigerpflanzen": http://www.ahabc.de/focus/focus-12.html
In der Südschweiz ist der Bastardindigo  gelegentlich verwildert, eingebürgert und invasiv.

Bild 01 Illustration

Amorpha fruticosa L. (Indaco bastardo)
Quelle: USDA-NRCS PLANTS Database / Britton, N.L., and A. Brown. 1913. An illustrated flora of the northern United States, Canada and the British Possessions. Vol. 2: 365.

Bild 02  Amorpha fruticosa

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amorpha_fruticosa_05.JPG?uselang=de

Bild 03 Tafel, WeltWald, Bad Grund im Harz, Amorpha fruticosa

http://www.weltwald-harz.de/

Spross, Querschnitt, 30 µm

Bild 04 Eingespannter Spross im Probenhalter, Amorpha fruticosa


Bild 05 Übersicht, Amorpha fruticosa


Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Amorpha fruticosa

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, K = Kambium, XY = Xylem, T = Trachee

Bild 07 Vergrößerung, Amorpha fruticosa

Markparenchym, rechts

Bild 08  AF – Fluoreszenzaufnahme, Amorpha fruticosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Spross, Längsschnitt, 30 µm

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 09 Übersicht, W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau),  Amorpha fruticosa


Bild 10  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Amorpha fruticosa  

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem

Bild 11 Vergrößerung,  Amorpha fruticosa

Markparenchym, rechts

Bild 12 AF – Fluoreszenzaufnahme, Leitbündel im Längsschnitt: Schraubentracheen  Amorpha fruticosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 13 AF – Fluoreszenzaufnahme, Amorpha fruticosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Färbung: Etzold – Blau: Fuchsin; Safranin; Astrablau ( FSA)

Schnitte gründlich in Aqua dest. spülen.
FCA-Farblösg.    8 Min. gelegentlich schwenken.
Kurz abspülen in Aqua dest.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen.     je 30 Sek.
In Ethanol 70%ig differenzieren     ca. 30 Sek.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen.     je 30 Sek.
der Rest des überschüssigen Farbstoffes geht ab.
Entwässern in zwei Portionen abs. Isopropanol     je 1 Min.
Je nach Einschlußmittel über Xylol oder gleich einschließen.

Ergebnis :

Verholzte Zellwände rot, oft in verschiedenen Farbtönen (Sklerenchym purpurrot, Xylem: ziegel- bis gelbrot). Eingewachsenen Steinzellen orange. Holzfasern dunkelrot, Markstrahlenzellen mehr gelbrot, cutinisierte Zellwände gelb bis orangerot. Unverholzte, nicht cutinisierte Zellwände grün, Korkschichten ungefärbt. Mittellamellen verkorkter Zellen oft rot (verholzt). Kallose (universelles Abdichtungsmaterial) sowie Reservezellulose in Samen ungefärbt. Plasma meist rötlich. Zellkerne rot oder blau.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3mm dick) erreicht.

Bild 14 Übersicht, Etzold – Blau: Fuchsin; Safranin; Astrablau ( FSA)


Bild 15 Vergrößerung,  Amorpha fruticosa


Bild 16 Vergrößerung,  Amorpha fruticosa


Bild 17 AF – Fluoreszenzaufnahme, Markparenchym,  Amorpha fruticosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 18 AF – Fluoreszenzaufnahme,  Amorpha fruticosa

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.

Bild 19  Gegenüberstellung  der Färbungen


Blattstiel, Querschnitt, 30 µm

Bild 20 Übersicht,  Amorpha fruticosa


Bild 21 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Amorpha fruticosa

CU = Cuticula, EP = Epidermis, KOL = Kolenchym, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, T = Trachee, K = Kambium, MP = Markparenchym

Bild 22 Vergrößerung, Amorpha fruticosa

Es könnte sich um einen Sekretgang handeln; es sind ausgebildete Epithelzellen zu erkennen.

Quellen:

Peter A. Schmidt/Ulrich Hecker: Taschenlexikon der Gehölze, ISBN 978-3-494-01448-7
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander.
Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Hans-Dieter Warda: Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze. 2. Auflage. Bruns Pflanzen Export GmbH, Bad Zwischenahn 2001, ISBN 3-9803833-3-4.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Rolf-Dieter Müller

Lieber Hans-Jürgen,

es ist immer wieder ein Genuss Deine Wackerfärbung zu sehen.

Besonders die Anfärbung der Cuticula ist Dir gelungen wie es in Bild 06 gut zu sehen ist.

Die Cuticula sicher angefärbt zu bekommen ist nicht immer einfach und wenn es nicht gelingt, muss man oft auf Fettfarbstoffe wie Sudan ausweichen.

Eine schöne Pflanze, der Bastardindigo. Ich muss mal bei den nächsten Geo-Exkursionen des MKB's darauf achten. Und wenn ich dann ein Stückchen Silber finde, mit dessen Nitrat kann man auch einiges präparieren.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter

koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Wie immer lakonisch - sensationell, ein Genuss zum Ansehen!

Einzige Anregung: ich würde die Fluoreszenzaufnahmen ein wenig dünkler machen, dafür die Schatten geringfügig anheben - das wirkt meiner Meinung nach, realistischer.

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

wunderbar die Wacker-Färbung! Die Querschnitte von Spross und Blattstiel sind gleichermaßen attraktiv und deine Längsschnitte sind nicht nur, weil selten welche gezeigt werden, immer ein Genuß.

Bin mal gespannt ob DEPEX eine geringere Eigenfluoreszenz zeigt! Ich habs selber nicht getestet und jetzt kann ich es nicht mehr!  ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Rawfoto

Hallo Hans-Jürgen

..... spitze, die Gegenüberstellung von zwei Färbemethoden finde ich immer besonders sehenswert.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Jan Kros

Lieber Hans-Jürgen
Ich schliesse mich andere Schreibern an.
Schöne Schnitte und gut dokumentiert.
Ich habe alles ausgedruckt.
Herzlichen Gruss
Jan

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

danke für Euer Interesse und die lobenden Worte.

@ Rolf-Dieter,

danke für Deinen Tip zum Anfärben der Cutucula mit dem Farbstoff Sudan.

@ Franz,

deine Anregung zu den  Fluoreszenzaufnahmen  habe ich probiert, das Ergebnis hat mich überzeugt.

@ Klaus,

auch mich interessiert die geringere  Eigenfluoreszenz von dem Einschlussmittel DEPEX. Wenn ich das Päckchen von Dir bekommen habe, geht es an die Arbeit.

Gerhard und Jan,

auch Euch danke ich für das Lob.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"