Tischmikrotom für das Arbeiten mit Pilzen?

Begonnen von pilzereiner, Oktober 26, 2012, 19:37:28 NACHMITTAGS

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pilzereiner

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mikroskopierfreunde
mein großes Hobby sind die Pilze. Finde ich einen neuen unbekannten Lamellenpilz so muss ich einen wissenschaftlichen Bestimmungsschlüssel nutzen (Gröger).  Dabei ist ein hauchdünner Schnitt durch eine Lamelle sehr wichtig und hilfreich. um die Form des Lamellen Tramas zu erkennen. Mit den üblichen Techniken gelingt mir das garnicht.

Daher würde ich es gerne mit einem Tischmikrotom versuchen, bin dabei aber völlig unerfahren. Mein googeln erbrachte dabei folgendes: einfaches Tischmikrotom von 70 - 400 Euro. Ich möchte max. 150 Euro ausgeben. Das Präparat muss in Paraffin und dann in 30/60/90 %igen Alkohol für jeweils 15 min.

Meine genauen Fragen sind nun:

1. Wer hat Erfahrung mit dem Lamellentrama und könnte beraten ?
2. genügt für die Pilzmikroskopie ein einfaches Tischmikrotom?
3. ist für das Erkennen des Lamellentramas wirklich 3 x verschiedener Alk. notwendig?

Ich möchte halt das Rad nicht neu erfinden! Wenn jemand schon Erfahrungen mit Pilzmikroskopie hat würde ich mich gerne beraten lassen. Die Beratung soll nicht kostenlos sein :)

Mir freundlichem Gruß aus Sankt Augustin bei Bonn

hermann


liftboy

Hallo Hermann,

"beati te",
Du glücklicher; in Deiner Nähe befindet sich das mikroskopische Kollegium Bonn  http://www.mikroskopie-bonn.de/
"Da werden Sie geholfen". ehrlich!
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Eckhard F. H.

#2
ZitatDie Beratung soll nicht kostenlos sein
Hallo Herrmann,
hier ist sie aber kostenlos und wahrscheinlich ändert daran auch der ´Sparorgasmus´ nichts. Pilzgewebe ist nicht ´steif´ genug, um µ-dünne Schnitte zu machen. Ich grüble auch schon seit längerem, wie man Pilzwebe so sezieren könnte, daß unterm Mikroskop einzelne Elemente separat betrachtet werden könnten. Wenn meine Information aktuell ist, separieren Pilzler das Gewebe immer noch mechanisch mittels mikrospitzer Elemente. Und jene, denen das besoners gut gelinkt, verraten ihre Methode verständlicherweise - umsonst - nur ungern.
Gruß - EFH

Klaus Herrmann

Hallo Pilzler,

also ich habe schöne Querschnitte durch Lamellen. Paraffineinbettung und gefärbt mit ich glaube Laktophenolblau.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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beamish

Hallo Hermann,

das "Normale" ist ein Rasierklingenschnitt. Da muß man halt üben, daß er schön dünn wird. Selbst beim kleinsten Lamellenpilz hat man genug Material zum Üben.
Ich kenne persönlich niemanden, der da mit dem Mikrotom rangeht. In der Regel sollen auch keine Dauerpräparate angefertigt werden. Nachuntersuchungen erfolgen üblicherweise am getrockneten Pilz, von dem ein Stückchen in Wasser ggf. unter Zugabe von KOH eingeweicht wird. Solche Präparate, von denen Klaus spricht, sind sicher aber hübsch.

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Klaus Herrmann

ZitatSolche Präparate, von denen Klaus spricht, sind sicher aber hübsch.

Aber natürlich nicht selbst gemacht - bin ich der Hirsch?

Was Martin schreibt ist die Pilzlerpraxis - glaub ihm!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Jürgen

#6
Hallo Pilzkollege,

wenn ich einen Lamellenquerschnitt benötige, gehe ich wie folgt vor:

Ich lege zwei Rasierklingen aufeinander, feuchte die Schneiden etwas an und mache damit den Schnitt. Zwischen den  Schneiden bleibt meistens ein hauchdünner Lamellenschnitt hängen, den ich anschließend auf den Objektträger in einen Wassertropfen überführen kann. Klappt fasst immer. So mache ich auch meine HDS-Schnitte.

Gruß
Jürgen

P.S.: Dieser Tipp ist kostenlos. Wenn er Dir aber weiterhilft, würde ich mich anstatt eines Geldbetrages über ein Buchgeschenk (Pilzkompendium Band 3, bitte Text- und Bildteil) sehr freuen..... :D

Stefan Schiff

Hallo Hermann,

auch ich zerhacke Lamellen mit der Rasierklinge, und zwar nach der Methode "viel hilft viel".
Ich mache also nicht nur einen Schnitt und gehe damit ans Mikro, sondern fünf bis zehn.

Ich hab mal schnell einen Risspilz aus dem Vorgarten gezerrt, um es zu demonstrieren.
Lamelle und ein Tropfen Wasser auf dem Objektträger platzieren:



Dann möglichst feine Schnitte von der Lamelle schneiden und im Wassrtropfen abstreifen,
hineinschieben oder -klopfen:





Schnitte abdecken und ggf. am Rand des Deckglases nachwässern:



Mit einem Übersichtsobjektiv kann man nun einen geeigneten Schnitt auswählen:



Nicht alle Schnitte sind gut, aber meistens ist ein brauchbarer dabei.
Mit etwas Ruhe und Konzentration geht das auch noch besser.



Viele Grüße
Stefan

PS: Pilzkompendium 3 hab´ ich mir bereits vom Mund abgespart. Da war ich wohl zu voreilig.
Ich würde dann die Cortinarius-Flora nehmen.  :)


Mikroskope:
ZEISS Standard WL
ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

Jürg Braun

Guten Abend

Um von Hand schön dünne Schnitte zu bekommen kann auch unter dem Stereomikroskop bei 6 bis 12-facher Vergrösserung geschnitten werden. Das Objekt am besten auf ein Holzstück legen.

Gruss

Jürg

pilzereiner

#9
Vielen Dank für die vielen Ratschläge, die ich alle schon kenne  :'(

aber da es mit diesen Tips viel zu lange dauert ( ich bin Grobmotoriker) und mir dabei die Freude an der Sache verloren geht, bin ich halt auf der Suche nach einer schnelleren und effektiveren Methode. Wenn ich nach dem 7., 9., 12. Schnitt immer noch kein gutes, dünnes Präparat habe habe ich "keine Lust mehr".

Daher meine Frage zum Mikrotom :). Frage an Klaus Hermann: Wie machst Du es?

mfg -hermann -

Klaus Herrmann

Von Herrmann zu Hermann,

ZitatKlaus Hermann: Wie machst Du es?

Wie der das mach kann ich nicht sagen, ich kenne ihn nicht! ;)

Ich bin kein Pilzler, aber wenn ich es mache, dann so wie beschrieben: irgend wo in dem Gehäxel ist eine gute Stelle, die wird unterm Stemi rausgesucht und mikroskopiert.

Mein Rat: geh zu den Bonnern dat sind alles nette Jungs und Meechens und die habe Ahnung und Geduld! :)

Grobmotoriker quetschen! ;)

Herzliche Grüße der Herrmann´s Klaus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Peter Reil


Hallo "hermann",

es gibt auch noch Leute, die ein Tisch-Mikrotom für Pilze benutzen.


Russula olivacea in Baumwollblau, Einbettung in PEG, geschnitten mit Tischmikrotom, eingedeckt mit Euparal

Aber dies dauert deutlich länger (mehrere Tage) als die Ratschläge mit den Rasierklingen (die wirklich sehr gut funktionieren, wie man in den vorherigen Beiträgen sehen kann!). Und es ist auch eine schöne "Fummelei".

Für absolute Grobmotoriker schließe ich mich Klaus an: "quetschen"

Freundliche Grüße
Peter R.
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

beamish

Hallo Hermann,

bezüglich "viel zu lange dauert" kann ich nur sagen: mit Einbetten in Paraffin oder sonstwas und anschließend den Block sauber schneiden und aufbereiten, den besten Schnitt aussuchen usw.... verbringst du sicher mehr Zeit als am Frischpräparat wie von den Vorrednern beschrieben. Glaub nicht, daß die tollen Präparate, die es hier zu sehen gibt "mal eben so" zustande gekommen sind...

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Eckhard F. H.

Hallo Stephan,
so, wie Du laut Dokumentation vorgehst, kann Dein Lamellenstück nicht ´hochkant´ liegen und den Querschnitt (Bild) zeigen. Lamelle auf OT plattlegen (!), ein winziges Stückchen separieren, mit DG bedecken, Wasser (bzw. Färbelösung) zugeben und mit Radiergummie ´bombadieren´ bringt zwar Erkenntnisse, aber mangelhaft und das Impulsquetschen zerstört Strukturen. Klar, die Hakenzystiden von Pluteus zeigen bereitwillig ihre Breitseite, aber die meisten anderen wehren sich verbissen dagegen. Ich phantasierte mal, Pilzgewebe mittels durchstimmbarer Impulsfrequenz im Wasser zu ´schütteln´ in der Hoffnung, daß die einzelnen Elemente ihre Verbindung aufgeben und sich separieren. Aber der Preis für so einen (Mini-)Impulser (ca. 50Hz bis 50kHz) ist sicher hoch (falls es sowas überhaupt gibt). Die Wirkung auf wässriges Pilzgewebe dagegen liegt völlig im Dunkeln, wahrscheinlich ist sie negativ.
Gruß - EFH

Bernhard Kaiser

#14
Hallo,

versuchen Sie die Lamelle lufttrocken auf dem Objektträger mit der Rasierklinge zu schneiden. Die Schnitte in einen Tropfen Wasser schieben, Deckglas auflegen, evtl. etwas quetschen und mikroskopieren.

Gruß
Bernhard Kaiser