Botanik: Niembaum (Azadirachta indica) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Februar 26, 2013, 10:04:01 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

der Niembaum ist ein Verwandter des Mahagonibaumes und stammt ursprünglich aus Burma, dem heutigen Myramar. Myanmar grenzt im Norden und Osten an die Volksrepublik China.
Auf Sanskrit, der alten indischen Sprache, wird der Niembaum als ,,Arishtha = der Linderer von Krankheit" bezeichnet. Nim leitet sich möglicherweise auch von der Kurzform Nimba ab, die auf den Ausdruck ,,Nimbati Swastyamdadati = Gesundheit geben" ab. Margosa soll sich ,,amargoso = bitter" ableiten.
Der Nimbaum ist ein immergrüner, bis zu 16 m hoch wachsender Baum mit ovalen bis länglichen, zugespitzten  bis 30 cm langen Blättern.
Der Niembaum blüht recht unauffällig, seine zahlreichen kleinen, weißen Blüten  duften nach Honig, die gelben Früchte sind einsamige Beeren. In Indien wird der leicht kultivierbare und sehr widerstandsfähige Baum als heilig betrachtet und ist Bestandteil der Jahrtausendalten ayurvedischen Medizin.
Der Niembaum gilt als heiliger Baum der Hindu.
Azadiracta indica steht in dem Ruf, Menschen,  Tiere, Ernte und die Erde vor Krankheiten zu schützen.
Rinde, Blätter, Früchte und das daraus gewonnene Nimöl (Margosaöl) werden in Indien als Heilmittel bei den verschiedenartigsten Krankheiten eingesetzt. Hierzulande werden Zubereitungen mit Niembaumextrakten in Kosmetikprodukten, als Pflanzenschutzmittel und zur Insektenbekämpfung eingesetzt. Seit Jahrhunderten werden die Blätter und Samen des Neem-Baumes von indischen Bauern als natürliches Pflanzenschutzmittel genutzt. Die Pflanze produziert ein Öl, das andere Nutzpflanzen vor dem Befall durch Pilze und Insekten schützt.
Drogen: Niemöl, Margosaöl, das  fette Öl der Samenkerne, die frische junge Rinde. Extrakte aus Rinden, werden heute als biologische Schädlingsbekämpfungsmittel in großen Mengen eingesetzt. Der Wirkstoff Azadirachtin hat einen extrem bitteren Geschmack, verhindert dadurch die Nahrungsaufnahme von Insekten oder Milben und hemmt gleichzeitig auf längere  Sicht ihre Entwicklung und Fortpflanzung. Dabei ist es für Säugetiere ungiftig.

Bild 01 Niembaum (Azadirachta indica)

Dieses kleine Bäumchen wächst bei uns zu Hause.

Systematik:

Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Mahagonigewächse (Meliaceae)
Gattung: Azadirachta
Art: Niembaum
Wissenschaftlicher Name der Art: Azadirachta indica
Volkstümliche Bezeichnung: Niem, Neem, Margosa, Neembaum
Englischer Name: Nimtree

Teil 1 Spross, Querschnitt, 35 µm

Bild 02 Übersicht, Azadirachta indica


Bild 03 Übersicht, Negativ, Azadirachta indica


Bild 04 Übersicht, Graustufen, Azadirachta indica


Bild 05 Übersicht, Sepia, Azadirachta indica


Bild 06 Übersicht, schwarzer Hintergrund, Azadirachta indica


Bild 07 Gegenüberstellung der fünf Bilder


Bild 08 Ungefärbter Schnitt, Azadirachta indica


Bild 09 Auflicht -  Autofluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Primärfluoreszenz
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 460 nm, 3 Watt LED

Bild 10 Auflicht -  Autofluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Primärfluoreszenz
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 460  nm, 3 Watt LED

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 11  Vergrößerung  aus der Übersicht mit Beschriftung, Azadirachta indica

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, K = Kambium, T = Trachee, XY = Xylem, ST = Holzstrahl, MA = Markparenchym

Bild 12Vergrößerung mit Beschriftung, Azadirachta indica

RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, K = Kambium, mehrschichtig, XY = Xylem

Bild 13 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica

Leitbündel bestehen entweder aus Xylem oder Phloem oder aus beidem zusammen in unterschiedlicher Anordnung. Im Xylem befinden sich als Hauptelemente die sogenannten Tracheiden, bei den bedecktsamigen Pflanzenfamilien zusammen mit den sogenannten Tracheen. Tracheen sind langgestreckte, tote Zellen, die zur Verstärkung mit einem speziellen Stoff (Lignin) ausgekleidet sind. Die Trennwände zwischen den einzelnen Zellen sind aufgelöst, so dass ein zusammenhängendes Leitungssystem entsteht.

Bild 14 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica


Bild 15 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica


Bild 16 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica

Holzstrahl und Fenstertüpfel ( ) in den Wänden der Tracheiden.
Parenchymzellen - lebende Zellen des Strahls

Bild 17 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica


Bild 18 Starke Vergrößerung vom Xylem, Azadirachta indica


Bild 19 Mehrschichtiges Kambium, Azadirachta indica


Bild 20 Sklerenchym, Azadirachta indica

Bei dieser mikroskopischen Aufnahme handelt es sich um gestreckte Sklerenchymzellen, obwohl das im Querschnitt nicht zu erkennen ist.
Quelle: Neil A. Campbell/Jane B. Reece Biologie, ISBN: 3-8273-7180-5

Bild 21 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 22 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 23 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10
Siebzellen im Markparenchym

Teil 2 Blattstiel (Petiolus) , Querschnitt 35 µm

Bild 24 Übersicht,  bifaziale Blattstiel,  Azadirachta indica


Bild 25 Vergrößerung mit  Beschriftung, Azadirachta indica

CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, XY = Xylem, T = Tracheiden, K = Kambium
Ist ein Kambrium zwischen Phloem und Xylem, nennt man das Leitbündel ,,offen". Die Leitbündel sind für den Ferntransport von Wasser und Nährstoffen zuständig.

Bild 26 Vergrößerung mit Beschriftung, Azadirachta indica

SK = Sklerenchym-Inseln, KO = Kollenchym, MA = Markparenchym

Der Blattstiel ist verstärkt (mit sogenannten Sklerenchymfasern), in ihm verlaufen die Leitbündel weiter zur Blattspreite. Man unterscheidet zwei verschiedene Bautypen von Stielen:
•unifaziale und
•bifaziale Stiele
Stiele haben denselben Aufbau wie bifaziale Blätter, nur dass bei ihnen die Struktur durch Sklerenchymfasern verstärkt wurde.

Bild 27 Vergrößerung eines verholzten (abgestorbenen) Flügels vom Blattstiel


Bild 28 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 29 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Azadirachta indica

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellen:

Ulrich Hecker: BLV-Handbuch Bäume und Sträucher. BLV, München 1995, ISBN 3-405-14738-7.
R. Düll/H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN 978-3-440-12933-6
Biologie der Pflanzen, ISBN 3-11-018531-8
Neil A. Campbell/Jane B. Reece: Biologie, ISBN 3-8273-7180-5
Wikipedia

Mein erster Versuch mit: fotos-hochladen.net
Die neue Plattform von Photobucket.com ist sehr gewöhnungsbedürftig, meine Bilder sind nicht mehr chronologisch geordnet.
Ich bin gespannt ob es jetzt hier im Forum klappt.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

A. Büschlen

Hallo Hans-Jürgen

ich bewundere immer wieder deine ausführlichen Dokumentationen die verständlich und sehr schön dargestellt sind!

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Detlef Kramer

Lieber Hans-Jürgen,

Du hast Dir mal wieder eine Riesenarbeit gemacht und die Anatomie in allen möglichen Facetten dargestellt.

Kleiner Kritik-Punkt: in Abb. 16 zeigt der rote Pfeil auf Parenchymzellen, also lebende Zellen des Strahls. Demnach würde ich die Tüpfel nicht Fenster-Tüpfel nennen, denn in dem Fall handelt es sich um Verbindungen über Plasmodesmata, die im Bereich der Tüpfel (dünne Zellwände) konzentriert sind. Dass es sich um Parenchymzellen handelt, kannst Du an der blauen Zellwand-Färbung erkennen. In Bild 14 Mitte/oben erkannt man die Tüpfel im Querschnitt einer Tangentialwand.

Falls gewünscht, kann ich das mit den Tüpfeln ja noch einmal erklären, ist schon ein paar Jahre her.

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

Vorstellung: Hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Hallo Arnold,

danke für Dein Lob.

Lieber Detlef,

danke für Dein feedback.

Der Fehler ist korrigiert. Über die Tüpfel würde ich gerne mehr erfahren.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die wie immer sehr aufwändige, schöne und lehrreiche Dokumentation! Es macht mir immer viel Freunde, Deine Texte zu lesen und Deine Bilder zu schauen!

Schau doch mal, ob Du in und um den Zellen der verholzten Leiste am Blattstiel Pilzhyphen entdeckst. Oft reagiert die Pflanze mit Sklerifizierung auf einwachsende Pilze z.B. aus einer Verletzung.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Guten Morgen Hans-Juergen

Fuer heute vor dem Austehen habe ich mir Deinen Beitrag aufgehoben, wie immer bleibt mir nur ein Danke. Ist wieder toll und umfangreich geworden ...

Ich finde es toll was Du da an Exoten auftreibst!

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Guten Morgen liebe Pflanzenfreunde,

danke für Eure netten Kommentare.

@ Jörg,

ich habe mir den Blattstiel noch einmal genau angesehen. Pilzhyphen konnte ich nicht entdecken.

@ Gerhard,

so exotisch ist der Niembaum nicht. In einer Bücherei sah ich das Buch von Jean Pütz (Hobbythek) ,,Wunderbaum Niem", ISBN: 3-8025-1322-3.
Auf dem Pflanzenmarkt in Bremen hatte ich Glück und konnte so eine Pflanze kaufen.
Der Niembaum ist schon eine ,,Geheimwaffe".

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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...

#7
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Hans-Jürgen Koch

Hallo Maroi,

entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte.
Auch Dir vielen Dank für Dein Lob!
Es freut mich sehr, dass Dir mein Beitrag zum Niembaum gefällt.

Gruß
Hans-Jürgen

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