Ginster scheibchenweise - mit Pilz- und Larvenbefall - gelöst: Psyllidae

Begonnen von Fahrenheit, März 13, 2009, 22:02:46 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Guten Abend liebes Forum,

heute möchte ich eine Serie vom Ginster zeigen. Der erwies sich bei den Handschnitten als sehr widerspenstig und auch die 12-tägige Lagerung in Ethanol/Glyzerin/Wasser 1:1:1 konnte ihn bisher nicht wirklich erweichen.

Die Schnitte sind daher nicht besonders dünn und auch nicht besonders plan geworden, es war jedoch einer dabei, der mir aufgrund dreier Besonderheiten aufgefallen ist, die ich hier vorstellen möchte.

Die Technik:
Freihandschnitt in Holundermark mit der Rasierklinge, Kaltfärbung auf dem Objektträger mit Etzold FCA, nach dem Entwässern Einschluss in Euparal (bis auf das letzte Bild, das ist ein anderer Schnitt in Wasser).
Aufnahmen mit Canon A520 über Leica Periplan mit C-Plan Objektiven an Leica DM E.

Bild 1: Übersicht bei 40x mit Objektiv 4x. Der Querschnitt zeigt eine Verletzung des Gewebes auf 12:00 Uhr, eine für mich nicht zu bestimmende Deformation im Holzteil auf 03:00 Uhr (vielleicht auch der Ansatz eines Seitensprosses?), sowie der Ansatz eines Seitensprosses oder einer Knospe auf 06:00 Uhr.


Bild 2: Das verletzte Gewebe in Nahaufnahme bei 100x mit Objektiv 10x.


Bild 3: der verholzte Kern des Ästchens mit der seltsamen Deformation bei 100x mit Objektiv 10x.


Bild 4: Die seltsame Deformation bei 200x mit Objektiv 20x - vielleicht kann hier jemand genauer bestimmen, um was es sich handelt?


Bild 5: Ansatz eines Seitensprosses oder einer Knospe bei 200x mit Objektiv 20x.


Bild 6: Verholzter Kern des Ästchens bei 400x mit Objektiv 40x. Diesmal in Wasser, nicht in Euparal.


Tipps und Hinweise sind wie immer willkommen!

Vielen Dank und einen schönen Abend!
Jörg

Edit: Überschrift mal wieder angepasst, um mit der Entwicklung des Threads Schritt zu halten  :)
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Fahrenheit

Guten Abend Zusammen!

ich habe mir die Verletzung am Rand des Präparates (Bild 2) und die seltsame Stelle im verholzten Gewebe (Bild 4) noch einmal angesehen.

Beide sind von einem Hof ungefärbter, deformierter Zellen umgeben, die nicht wirklich gesund aussehen. Das Gewebe am Aussenrand der Verletzung und im Zentrum der Struktur auf Bild 4 hat die gleiche Farbe, die sonst nirgendwo im Präparat vorkommt.

Könnte es sich hier ggf. um einen Pilzbefall oder etwas Ähnliches handeln?

Vielen Dank!
Jörg
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icho_mann

Hallo Jörg, ich kann zu der Verletzung nichts sagen,
aber ich möchte nochmal an meine Ginster Bilder erinnern!


Deine Färbung gefällt mir auch sehr gut,
einfach zu schneiden ist Ginster wirklich nicht, aber wenn du Karotte statt Holunder nimmst geht es besser,
weil die Karotte eher der Konsistenz von Ginster entspricht.

Viele Grüße
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
___________________________
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Fahrenheit

Hallo Jonathan,

ah, das schöne Etzold-Grün von Klaus Herrmann. Seit gestern habe ich dank der Großzügigkeit von Rolf-Dieter Müller auch etwas davon hier.
Danke für den Hinweis mit der Karotte - das steht als ToDo noch in meinem "Laborbuch". Der Ginster liegt ja zur Zeit gut in AEG, vielleicht wird er noch etwas weicher.

Dein Bild habe ich damals verpasst und es mir gerade eben im Landkartenformat heruntergeladen. Die Ginsters :) sind ja eine große Familie und man sieht am Aufbau direkt, dass es sich um verschiedene Arten handelt. Der verholzte Bereich scheint bei Deinem Zierginster kleiner zu sein - zugunsten eines deutlich größeren zentralen Marks. Ich glaube, da so etwas wie Siebplatten zu erkennen. Interessant finde ich auch den zusätzlichen Ring verholzter Zellen.

Was meinen vermuteten Pilz angeht: vielleicht findet sich ja noch jemand, der mit meinen Bildern etwas anfangen kann. Leider sind die ziemlich schlecht. Ohne die Besonderheiten, die mich neugierig gemacht haben, hätte ich die wohl nicht gezeigt.

Schöne Grüße!
Jörg
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Fahrenheit

#4
Guten Abend Zusammen!

Ich möchte doch noch mal einen Anlauf nehmen, um mit einem gestackten Bild die Frage nach einem eventuellen Pilzbefall zu wiederholen.

Nach einem Unglück (oder Glück?) mit dem Deckglas musste ich meinen Ginsterschnitt neu eindecken. Dabei hat sich an der in Bild 7 (siehe unten) markierten Stelle eine räumliche Verschiebung ergeben, die einen besseren Einblick in das Gewebe erlaubt.

Bild 8 zeigt nun diesen Ausschnitt bei 400-facher Vergrößerung (Leica C-Plan 40x / Canon A520) gestackt aus 5 Aufnahmen mit Helicon Focus. Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten.

Gibt es jemand im Forum, der das bestätigen oder entkräften kann?

Vielen Dank!
Jörg

Bild 7: Dieser Ausschnitt aus dem alten Präparat zeigt sich nach dem Neueindecken seitlich.


Bild 8: Pilzhyphen?


Edit: Peinlich, peinlich: ich hatte heute verschiedene Stacking-Programme ausprobiert und das Bild stammt nicht - wie zuerst angegeben - von CombineZ sondern von Helicon Focus.
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Bernhard Kaiser

#5
Hallo Jörg,

"Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten."

Bin gleicher Meinung.

"Bild 4: Die seltsame Deformation bei 200x mit Objektiv 20x - vielleicht kann hier jemand genauer bestimmen, um was es sich handelt?"

Das könnte eine Abwehrreaktion der Pflanze gegen Pilzhyphen - die sich zu nächsten Zelle  durcharbeiten wollen - sein. Dabei verdicken sich die Zellwände und es entstehen rotbraune Gebilde. 
Bei Moosen finde ich diese Erscheinungen bei verschiedenen Gattungen fast immer. 

Lit.:
Hassel,A. ; Kost,G.: Unters. z. Interaktion... Z.Myk.64(2)1998,207.

Aber bitte: nur eine Vermutung.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

***

Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht

Fahrenheit

Guten Morgen Bernhard und Mike,

Danke für Eure Antworten.

Die verdickten Zellwände rund um die rotbraune Struktur auf Bild 4 und die großen Zwischenräume zwischen den Zellen davor sind mir in dem Zusammenhang auch aufgefallen.

Das präparierte Ästchen stammt von einem wild wachsen Ginster an unserem Bahnhof. Als ich Anfang des Monats die Probe genommen habe, habe ich leider nicht auf irgendwelche Besonderheiten geachtet.
Das werde ich heute gleich mal nachholen und wenn ich fündig geworden bin, die entsprechenden Makrobilder hier einstellen.

@Mike: danke für Dein Angebot! Mal schauen, was ich noch finde und wie weit ich mit meinen Mitteln komme. Ggf. komme ich gerne auf Dich zurück.

Schöne Grüße
Jörg
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Bernhard Kaiser

Hallo Jörg,

das Bild zeigt in der Mitte eine durch einen Pilz abgestorbene Mooszelle. Der Pilz hat von hieraus versucht in die umliegenden Zellen vorzudringen. Diese haben ihre Zellwände verdickt um ihn abzuhalten. Diese Verdickungen haben eine rotbraune Farbe. Diese erinnert mich an Ihr Bild 4.


Blattzellnetz von Mnium marginatum mit Pilzbefall und lignituberähnlichen Zellwandauflagerungen.

Nochmal: "Ich glaube, dass die dort nun sichtbaren Fäden Pilzhyphen sein könnten."

Da bin ich mir nach wie vor sicher.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

Wolfgang Prüfert

Hallo,

hier:

http://www.pilzfotopage.de/Forum3/viewforum.php?f=14

gibt es ein Phytopathogenen-Forum, in dem einige Spezialisten unterwegs sind. In der Regel muss man den Pilzbefall aber in der Petrischale weiter kultivieren, bis der Pilz Konidosporen o.ä. bildet. Das Befallsbild allein mag im Einzelfall genügen, da ja der Wirt bekannt ist. Der Brandenburger (Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa) listet für Genista-Stängel nur drei Pilzarten als Befall auf, das lässt ja hoffen ;-)

Unbedingt prüfen, ob der Befall auf den Stängel begrenzt ist, denn an den Blättern gibt es eine Unzahl weiterer Arten.


Grüße,


Wolfgang Prüfert

icho_mann

Hallo,
wie wäre es mit einer Lactophenol Baumwollblau Färbung der befallenen Stelle?
Könnte doch als "Pilz-Probe" dienen oder?

Viele Grüße
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Fahrenheit

#11
Hallo liebe Pilzfreunde,

@ Bernhard, Wolfgang (ich hoffe, die Anrede ist ok?) und Jonathan: vielen Dank für Eure Hinweise! Im Pilzforum werde ich gleich auch noch mal meine Anfrage starten und die Färbung mit Lactophenol Baumwollblau würde wohl die Pilzhyphen anfärben - alleine, mir fehlen die Reagenzien.

Von Herrn Dr. Wörmann habe ich das freundliche Angebot bekommen, eine Probe des Ginsters fluoreszenzmikroskopisch zu untersuchen, das ich gerne annehmen werde. Wir werden hier berichten.

Hier nun nochmal einige Aufnahmen von den Ginsterzweigen:

Bild 9: das Ausgangsmaterial


Bild 10: Befallene Zweige


Bild 11: Eine befallene Stelle im improvisierten Auflicht (500 W Baustrahler, ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen, ich bekomme es zur Zeit nicht besser hin) bei 40x mit Leica C-Plan (Stack aus 5 Bildern mit Helicon Focus). Zu sehen ist gesundes Gewebe mit Blattspalten und bereits befallenes braunes Gewebe. Mit Pilzen kenne ich mich nicht aus: handelt es sich bei den die Epidermis des Ginsters durchbrechenden Strukturen um Fruchtkörper des Pilzes?


Edit: hier der Link zu meiner Anfrage im von Wolfgang Prüfert empfohlenen Forum der Pilzfotopage.

Schöne Grüße
Jörg
 
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***


Fahrenheit

Hallo Mike,

nein, ein Gespinst in irgend einer Form ist nicht zu sehen.

An einigen älteren Stellen gibt es richtige Löcher. Ich hatte da auch zuerst an eine Milbe gedacht, besonders nach der Lektüre im von Wolfgang Prüfert empfohlenen Forum der Pilzfotopage.

Aber ich denke eher, dass das Stellen sind, an denen der Pilz letztes Jahr aktiv war. Die - ich nenne sie mal - Fruchtkörper auf Bild 11 durchbrechen tatsächlich die Epidermis des Ginsterästchens und sie kommen in verschiedenen Entwicklungsstadien vor. Es handelt sich nicht um Milben, man sieht den aufgewölbten Rand des umgebenden Ginstergewebes.
Die beige glänzenden (wie auf dem Bild) stehen alle auf scheinbar noch gesundem, grünen Gewebe. Die Älteren mit strukturierter Oberfläche (grau-weiß) stehen auf bereits braunem Gewebe.
Leider bekomme ich das zur Zeit nicht mit der Kamera abgebildet - zumal meine Auflichtkonstruktion recht primitiv war.

Ich bin mal gespannt, was die Kollegen im Pilzforum sagen und werde mich mal an einen Nachbarn wenden, der noch irgendwo im Keller ein altes Stereomikroskop stehen hat.

Schöne Grüße
Jörg
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schnecken-maike

Ich glaube nicht, dass die kugeligen Strukturen Pilzfruchtkörper sind. Die Sporenlager sind normalerweise unter bzw. in der Epidermis und sind nicht so aufgebläht. Erst wenn die Sporen reif sind und herausquellen, dann ist da etwas soweit vorgewölbt. Konidien würden ebenfalls aus der Pflanze heraus ragen, aber die sind fädig und sehr viel feiner.

Müsste ich raten, würde ich auf eine mechanische Verletzung, zum Beispiel, durch Hagel tippen. Möglicherweise hat sich sekundär ein Pilz eingenistet, aber den kann ich nicht wirklich sehen. Es müssten in den Zellen Pilzstrukturen sein. Ich kenn mich mit den Färbungen aber nicht aus und weiß nicht, in wie weit Pilze in diesem Fall transparent bleiben wurden.


Grüße Maike