Qualität von käuflichen Dauerpräparaten

Begonnen von plaenerdd, April 05, 2013, 10:06:21 VORMITTAG

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Ronald Schulte

Carmen,

Wenn es aber um Histologische Schnitte handelt dann hätte ich vielleicht zwei Anleitungen (auch in die Deutsche Sprache) für dich auf meine Website: http://ronaldschulte.nl/downloads.html

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Carmen

Zitatwelche Art Präparate möchtest Du denn erstellen?

Das weiß ich noch nicht genau  ;D

Ich dachte, es gibt vielleicht eine Art Zusammenfassung zu den verschiedenen Techniken, was wofür am besten angewendet werden sollte etc. pp. Das war jetzt mehr so eine allgemeine Frage. Zur Präparation von Haaren, was jetzt gerade bei mir aktuell ist, habe ich eine Anleitung (steht im http://www.amazon.de/Hair-West-European-Mammals-Identification/dp/0521545773/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1365234610&sr=8-1&keywords=teerink).

Viele Grüße
Carmen

Rolf-Dieter Müller

Zitat von: Carmen in April 06, 2013, 08:52:24 VORMITTAG
...
gibt es irgendwo zusammenfassend eine gute Anleitung zum Anfertigen von Dauerpräparaten?
...

Hallo Carmen,

ergänzend zu Jörgs und Ronalds Hinweisen möchte ich noch auf Marion (Marion S.) verweisen. Marion präpariert Tier- und Menschenhaare, und die zum Teil in Längs- und Querschnitten: http://www.juelich-bonn.com/jForum/read.php?11,349368 und http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6731.0 .

Ansonsten gibt es weitaus mehr gute Anleitungen für botanische und histologische Präparate, deren sicherlich seitenlange Auflistung aber jetzt nicht zu diesem Thema "Qualität von käuflichen Dauerpräparaten" passen würde.

Viele Grüße
Rolf-Dieter

Florian Stellmacher

#18
Hallo Carmen,

auch wenn es inzwischen eine Vielzahl modernerer Bücher gibt, so ist mir doch eines nach wie vor das allerliebste: Georg Stehli: Mikroskopie für Jedermann.

Das Buch ist in diversen Auflagen vom Ende der 20er bis zum Ende der 70er Jahre erschienen und wurde im Wesentlichen kaum verändert. Es ist aus heutiger Sicht nicht "politisch korrekt"; so lernt man dort z.B., wie man einen Frosch seziert oder einer Schnecke kunstgerecht den Kopf abtrennt, um die Radula zu präparieren. Auch sind einige Rezepte so nicht mehr einfach auszuführen, da die erforderlichen Chemikalien kaum noch für Privatpersonen zu beschaffen sind und z.B. das damals hochgeschätzte Caedax (ich habe noch reichlich davon) inzwischen als krebserregend eingstuft wurde und nicht mehr verkauft wird (man kann es einfach z.B. durch Malinol ersetzen). Was man aber aus diesem Buch in hervorragender Weise lernt, ist, wie man einfache und auch komplizierte mikroskopische Präparate herstellt. Man lernt, von Bakterien, Algen, höheren Pflanzen usw. Dauerpäparate zu machen.

Das Buch stammt aus einer Zeit, in der das Anfertigen von Mikrofotografien für viele Mikroskopiker nicht zu realisieren war. Somit hatten Dauerpräparate einen völlig anderen Stellenwert, und daher wird auch beschrieben, wie man z.B. Protozoen und andere schwierige Objekte zu Dauerpräparaten verarbeitet.

Ich selbst habe nach diesem Buch die Mikroskopie erlernt, habe es systematisch durchgearbeitet und daraus sogar die histologische Technik gelernt, die mich später dann sogar zu meinem heutigen Beruf geführt hat. Ich habe dem Stehli viel zu verdanken.

Das Buch gibt es eigentlich immer irgendwo auf Ebay, Amazon, ZVAB oder sonstwo antiquarisch für wenige Euro zu kaufen. Die Ausgaben der 70er Jahre sind besonders empfehlenswert - auch wenn man das Buch nur einmal zur Inspiration durchblättert.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Carmen

Danke! Reicht auch schon an Infos  :)

Viele Grüße
Carmen

RainerTeubner

#20
Hallo,

die von Gerd gestellte Frage nach der Qualität der bei Amazon durch die Firma Teleskop-Service Ransburg GmbH angebotenen Präparate habe ich zum Anlaß genommen, mir einen Satz Präparate zur Botanik zu bestellen. Wenn ich mich recht erinnere, wurden diese (oder ähnliche) Präparate mal eine Zeit lang bei ebay angeboten.

Heute kam die Lieferung als DHL-Packet wohlverpackt an.

Das Holzkästchen ist präzise gearbeitet.

Nun zu den Präparaten.

Die Objektträger haben Normformat (3 Zoll x 1 Zoll) und die Ecken sind abgerundet, die Kanten sind geschliffen.

Die Deckgläser messen ca. 11 mm x 11 mm und befinden sich leicht außermittig auf dem Objektträger, aber immer an etwa der selben Stelle auf dem Objektträger, so daß man den Kreuztisch recht wenig verfahren muß, um das Präparat zu finden. Noch kleiner sollen die Deckgläser aber nicht sein.

Die Etiketten sind sehr sparsam beschriftet, außer dem englischen Namen der verarbeiteten Pflanze und obs ein Quer- oder ein Längsschnitt ist, erfährt man nichts. Angaben zur Schnittdicke oder gar zur Färbemethode oder zum Einschlußmittel fehlen leider.

Viele Präparate sind gnadenlos mit einem einzigen Farbstoff (grün) gefärbt, die Differenzierung der Gewebe erfolgt daher nicht.

Das Präparat der Kiefernnadel ist eindeutig mißlungen (zerissen, umgeklappt). Mit etwas Übung trau ich mir schon zu, das besser hinzukriegen.

Gelungen ist das Präparat der Zwiebelwurzelspitze.

Die Präparate können einen Anfänger schon in die Irre führen, der Querschnitt eines Farnblatts ist sehr duftig, um nicht zu sagen transparent, geraten. Mit etwas Erfahrung sieht man was.

Die Präparate mögen dem Mikroksopiker als Anregung dienen, sich an diesen oder ähnlichen Proben zu versuchen - und mit etwas Übung deutlich besser gefärbte, weniger zerrissene und auch differenzierte Schnitte herzustellen.

Photos der Schnitte hab ich mir gespart, da gibts im Forum um Klassen bessere Bilder von besseren Schnitten zu sehen.

Fazit: You get what you pay for.

Viele Grüße

Rainer

Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Peter V.

#21
Hallo,

ich fand heute noch einige Präparate von Euromex Holland. Sämtliche Präparate ( Botanik, Histologie) lagen offenbar nicht nur unter dem rudnen Decklgas, sondern auch auf einem weiteren "Plättchen", das im polarisierten Licht ohne Kreuzung des Polarisatoren blaßrosa erscheint und seine Farbe bei Änderung der Analysatorstellung in Richtung Kreuzstellung deultich ändert.

Vielleicht nichts Ungewöhnliches (wohl ein Glimmerplättchen) - aber wozu eigentlich? (Ja, ich oute mich. ich weiß es nicht!)







Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Fahrenheit

Lieber Peter,

das dürfte ein Glimmerplättchen sein. Ich habe im Zusammenhang mit histologischen Präparaten schon einmal davon gelesen, habe aber keine Idee, wozu es gut sein könnte - vielleicht um den Schnitt aus dem Wasserbad leichter aufzunehmen zu können?

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter V.

#23
Lieber Jörg,

das Glimmerplättchen hatte ich auch im Hinterkopf, und mittlerweile hat die Suche hier im Forum auch ergeben, dass "früher" Präparate wohl auch auf Glimmerplättchen aufgezogen wurden. Aber was war der Sinn?  Und "historisch" sind die Euromex-Präparate nicht, scheinen eher so aus den 70er/80ern zu sein.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Alfons Renz

Lieber Peter,

Die Methode mit den Glimmerplatten diente zur Herstellung größerer Mengen von (Kurs-)Präparaten: Die Schnittbänder wurden dazu auf ca. 5 x 10 cm große Glimmerplatten aufgezogen, mehrere Bänder paralell, so dass viele Schnitte (Serienschnitte!) auf einer Platte liegen. Diese wurde dann in die diversen Färbebäder getaucht und erst danach, zum Einbetten, in kleine Plättchen geschnitten.

Im Tübinger Histologiekursen gingen dazu die Assistenten mit den Platten und einer Schere durch die Reihen und schnitten jedem Studenten ein gefärbtes Präparat ab, das dann die Studenten einbetten und beschriften mussten und später nach Hause nehmen durften. So kamen die vielen Kästen von Heidenhain-Präparaten zustande.

Aber auch an anderen Instituten und offenbar auch bei der Herstellung kommerzieller Präparate war Glimmer verwendet worden. Heute nimmt man dazu Acetatfolie, z.B. bei der kommerziellen Herstellung von Präparaten, auch für Blutausstriche mit Parasiten. Die Studenten dürfen heute keine Präparate mehr nach Hause mitnehmen!

Zur Unterscheidung von Acetat-Folie und Glimmer-Platte sollte man auf den Rand und die Ecken der Plättchen achten: Glimmer springt beim Schneiden oft in sehr feinen Schichten ab! Man erkennt dies an den bunten Interferenz-Farben.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons   

Michael W.

#25
Hallo,

wer über die Technik mit den Glimmerplatten mehr wissen will, sollte sich den Artikel "Über die Massenfärbung mikroskopischer Schnitte auf Glimmerplatten" von Prof. Martin Heidenhain zu Gemüte führen (in 'Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie und mikroskopische Technik' Band 22). Die Kurzfassung hat Alfons ja bereits gegeben.

Viele Grüße
Michael

EDIT: Hier der Link zum erwähnten Artikel: http://archive.org/stream/zeitschriftfrw22stut#page/330/mode/2up
Am liebsten per "Du"

Klaus Henkel

Zitat von: Peter V. in April 07, 2013, 22:40:56 NACHMITTAGS
Lieber Jörg,

das Glimmerplättchen hatte ich auch im Hinterkopf, und mittlerweile hat die Suche hier im Forum auch ergeben, dass "früher" Präparate wohl auch auf Glimmerplättchen aufgezogen wurden. Aber was war der Sinn?  Und "historisch" sind die Euromex-Präparate nicht, scheinen eher so aus den 70er/80ern zu sein.

Hezrliche Grüße
Peter


Auf die Glimmerplättchen legte man Diatomeen zum Glühen über einer Gas- oder Spiritusflamme. Nachdem die organischen Bestandteile des Diatomeenauftrags verglüht resp. verascht waren, wurde das Glimmerplättchen mitsamt Diatomeen auf den Objektträger aufgelegt. Deckglas obendrauf ("Einschluß in Luft") und dann unters Mik damit zum Anschauen. Eine andere Vorgehensweise war, die Diat. aufs Glimmerplättchen zu legen und dieses dann aufs Deckglas, über Flamme zu glühen, nicht zu lange, damit sich das D.glas nicht verbiegt, dann auf den O.träger wie oben. Zum Einschluß in dann das Gl.plättchen mit Diat.seite nach unten in das Einschlußmittel legen, mit dem anhaftenden Deckglas.

Diese Methode bietet nicht die höchst erreichbare Auflösung, aber im Mik.-Kursus oder zum "Angucken" reicht das.

Montagsgrüße von KH

plaenerdd

Hallo,
Danke für die vielen Antworten zu meiner Anfrage. Besonderen Dank an Rainer Teubner, der meine Frage am konkretesten beantwortet hat. Das hat mich bzw. die Bioligielehrerin unserer Schule davor bewahrt dieses Billigzeug für Unterrichtszwecke zu kaufen.

Ja, da müssen wir das wohl mal wieder selber machen, wie so oft im Leben. Aber auch dazu kamen ja gleich ein paar sehr schöne Literaturhinweise.

Ich selber habe ja viel nach dem SCHLÜTER "Mikroskopie für Lehrer und Naturfreunde" gearbeitet, aber weniger in Richtung Dauerpräparate. Dürfte inzwischen genauso "politisch unkorrekt" sein wie der STEHLI. Ich erinnere mich, dass ich doch leicht irritiert war, im SCHLÜTER zu lesen, wie man einem Froschmännchen den Harn einer Schwangeren in die Leibeshöhle injeziert, um zu jeder Jahreszeit lebende Spermien zu gewinnen... (Wenn man zu jeder Jahrezeit eine Schwangere Frau kennt, die man um ein wenig Pipi bitten kann).

Aber sonst: Auf das Buch lasse ich nichts kommen! Es enthällt außerordentlich detailierte Rezepte für die Beschaffung und Verarbeitung (Färbung, Einbettung) alle möglichen vor allem biologischer Objekte. Das Chemikalienbeschaffungsproblem ist natürlich das gleiche, wie mit aller älterer Literatur.

Aber nochmals: Besten Dank an alle Antwortenden.
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

liftboy

Hallo Gerd,

noch einen hinterher:
Da hab ich nun damals den kompletten Präparatesatz von microthek (Jungner) gekauft, und siehe da, das gleiche Phänomen!
"Hier wurden Sie geholfen"

Viele Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

the_playstation

Hi,

Hier mal ein kleiner Gag:
Wer seine Augen einmal richtig "verwöhnen" möchte, sollte zu dieser erlesenen Präperatesammlung greifen (Vorsicht Ironie ;) )
http://www.pearl.de/a-PE5396-1123.shtml?query=Objekttr%E4ger
36x Objekte auf 12x "Objektträgern".

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.