Botanik: Mandelbaum ( Prunus dulcis) syn.: Amygdalus communis *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 25, 2013, 09:11:14 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

der Mandelbaum ist ein sommergrüner, bis 12 Meter hoher Baum mit rundlicher Krone, der besonders in den Mittelmeerländern angepflanzt wird. Er bringt in Deutschland seine Früchte nur in den wärmsten Weinbaugebieten (wie an der Bergstraße) zur Reife. Er stammt aus West- und Vorderasien, Irak, Iran und Afghanistan. Durch jahrhundertelange Kultur ist das ursprüngliche Verbreitungsgebiet nicht mehr genau eingrenzbar. ,, Prunus" ist fossil mindestens seit dem Oligozän (vor 36-30 Mio. Jahren) bekannt.
Die süße Mandel ist eine uralte Kulturpflanze, die in den landwirtschaftlichen Schriften des Altertums oft  genannt wird.
Man unterscheidet 3 Formen von Mandeln:

1.   Var amara (Bittermandel): Die bitteren Samen enthalten das giftige Blausäureglycosid Amygalin. 7 – 10 Samen sind für Kinder tödlich.
            Das Öl der Bittermandel dient der Herstellung von Mazipan.

2.   Var dulcis (Süße Mandel): Samen praktisch ohne Amygdalin. Verwendung für Back- und Süßwaren

3.   Var fragilis (Knack-Mandel): Samen süß, Steinkern leicht zerbrechlich.
            Süße und saure Mandelbäume sind morphologisch nicht unterscheidbar.

Während der äußere Teil der Frucht lederartig und ungenießbar ist, werden die Samen als bittere ( Lat. amarus = bitter)  oder als süße Mandel (Lat.  dulcis = süß) hochgeschätzt.
Der Samen von Bitter – Mandeln (var. amara) enthalten wie die der Aprikosen zu 8 % Amygdalin. Im Handel sind Bitter-Mandeln nur in Packungen zu 5 Stück erhältlich.
Der bittere Geschmack rührt von einem Stoff her, aus dem sich beim Zerstoßen und Befeuchten der Samen die sehr giftige Blausäure entwickelt, was im geringeren Maße auch für die anderen Steinobstarten gilt. Durch Kochen, Rösten und Backen geht die Giftigkeit aber verloren. Die Mandeln werden roh gegessen (Krachmandeln, var. fragilis), häufig aber zu Backwerk verwendet. Außerdem liefern sie das wertvolle Mandelöl, das zur Bereitung von Salben benutzt wird, und das Bittermandelöl, das zum Parfümieren von Seife dient.
Die Samen enthalten 54 % fettes Öl. Seine Glyceride bestehen zu 77 % aus Ölsäuren und zu 17 – 20 % aus Linolsäure.
Die 3 – 5 cm breiten Blüten mit den nur an Rand filzig behaarten Kelchen öffnen sich im April. Das trockene – ledrige Fleisch der 3 – 6 cm langen Steinfrucht springt reif am Baum auf und gibt den wenig gefurchten Steinkern frei.

Bild 01 Illustration

Dieses Bild ist gemeinfrei. Quelle: www.biolib.de
Original book source: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany. Permission granted to use under GFDL by Kurt Stueber

Systematik:

Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Steinobstgewächse (Amygdaleae)
Gattung: Prunus
Art: Mandelbaum
Wissenschaftlicher Name: Prunus dulcis
Almond [englisch]
Amandel [holländisch]

Bild 02 Mandelbaum Prunus dulcis

Die Stämme sind oft drehwüchsig und die Blätter sind lanzettlich und unterhalb der Mitte am breitesten. Das Blatt ist häufig  dreilappig. Die Borke ist graubraun und längsrissig.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
   Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.

Ergebnis :

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Spross, Querschnitt, 30 µm

Bild 03 Schnittstellen in unterschiedlichen Ebenen, Prunus dulcis

Kahler, junger Spross

Bild 04 Prunus dulcis

Querschnitte durch die Blattknospe, den Blattstiel und den Spross


Bild 05 Übersicht, Prunus dulcis


Bild 06 Übersicht, Blattknospe,  Prunus dulcis


Bild 07 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Prunus dulcis

K = Kambium, MA = Markparenchym, XY = Xylem, PH = Phloem, T = Trachee, SK = Sklerenchym - Inseln, RP = Rindenparenchym, PE = Periderm, EP = Epidermis

Bild 08 Polarisation-Dunkelfeld, Prunus dulcis


Bild 09 Vergrößerung mit Beschriftung, Prunus dulcis

Das Periderm ist das tertiäre Abschlussgewebe.
Durch das sekundäre Dickenwachstum wird die Epidermis oft zerrissen. Daher muss ein zweites Schutzgewebe (sekundäres Abschlussgewebe) darunter gebildet werden. Diese Funktion übernimmt das Periderm.
Die nach außen abgeschobenen Korkzellen sterben ab, da sie kein Wasser mehr durch die Markstrahlen bekommen. Sie färben sich braun, da sie Rindenfarbstoffe ablagern, die als Fäulnisschutz dienen.

Bild 10 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Prunus dulcis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 11 Vergrößerung, Blattknospe, Prunus dulcis


Bild 12 Vergrößerung, Blattknospe, Prunus dulcis


Blattstiel, Querschnitt, 30 µm


Bild 13 Übersicht, Prunus dulcis


Bild 14 Vergrößerung mit Beschriftung, Prunus dulcis

CU = Cuticula, EP = Epidermis, SK = Sklerenchym, PH Phloem, XY = Xylem, PXY = Protoxylem, R = Rindenparenchym

Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Prunus dulcis

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Blattspreite, Querschnitt,  30 µm

Die Blattspreite ist die eigentliche Blattfläche.

Bild 16 Übersicht, Prunus dulcis


Bild 17 Vergrößerung, Prunus dulcis


Quellen:

Spohn: Kosmos Baumführer, ISBN 978-3-440-11741-5
Schubert + Wagner: Pflanzennamen und botanische Fachwörter, 1961
Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, ISBN 987-3-89996-508-7
Peter A. Schmidt/ Ulrich Hecker: Taschenlexikon der Gehölze, ISBN 978-3-494-01448-7
Farbatlas Gehölzkrankheiten, ISBN 3-8001-3874-3
Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN 978-3-440-12933-6
Katherina Esau:  Pflanzenanatomie, 1969
Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN 978-3-86820-113-9
Wikipedia

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

...

#1
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Rawfoto

Hallo Hans-Juergen

Auch ich freue mich ueber diesen Beitrag, ist wieder spitze geworden!

Die Gegenueberstellung unterschiedlicher Schichten ist eine soper Idee und die Unterschiede schon gewaltig ...

Liebe Gruesse

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hans-Jürgen Koch

Lieber Mario, lieber Gerhard,

danke für Eure netten Worte.

Gruß

Hans-Jürgen
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Jan Kros

lieber Hans-Juergen,
wie immer, schoene Bilder und wunderbar dokumentiert.
die Faerbungen sind sehr schoen.
Ich habe alles ausgedrueckt.
Gruesse
Jan

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

da schließe ich mich an! Wie immer sehr schön präpariert und dokumentiert! Besonders die Schnittserie durch die jugendliche Astgabel gefällt mir sehr gut.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Danke für Euer Interesse.

Lieber Jan,
ich freue mich immer, wenn Du dich meldest.

Lieber Jörg,
der Mandelbaum ist ein dankbares Objekt, die Proben lassen sich gut schneiden. Ich bearbeite gerade das Mädesüßkraut, wenn alles klappt, werde ich es hier im Forum zeigen.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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