Hormogonienbildung bei cf. Oscillatoria sp.

Begonnen von Detlef Kramer, März 28, 2009, 13:48:56 NACHMITTAGS

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Detlef Kramer

Hallo,

an der Oberfläche eines Teichs im Park Schönbusch bei Aschaffenburg schwammen grau-braune Polster von ca. 3 - 5 cm Durchmesser, wie man es z.Zt. an stehenden Gewässern überall beobachten kann. Mikroskopisch betrachtet findet man viele Fäden der Cyanophycee (Blaualgen) Lyngbia cf. martensiana Oscillatoria sp. Die Fäden befinden sich z.T. in heftiger Auflösung, in dem sich innerhalb der dünnen Schleimhülle einzelne, kurzzellige Abschnitte abschnüren und dann aus dieser austreten, um neue Faden-Kolonien zu bilden (rechts im Bild). Dies bezeichnet man als Fortpflanzung durch Hormogonien-Bildung.

Herzliche Grüße


Leitz Planapo 40 x, Periplan 10 x, Nicon CP 990

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Ralf

Hallo Detlef,

die Vermehrung durch Hormogonien ist anhand des gezeigten Bildes gut zu verstehen!

Lyngbya ist durch die Ausbildung von (meist gut sichtbaren) Gallertscheiden, die oft am Fadenende deutlich überstehen, charakterisiert. Diese sind auf den hier gezeigten Bildern nicht zu erkennen, daher würde ich eher auf Oscillatoria tippen? Die Abb. 52.6 aus "Desikachary: Cyanophyta" verdeutlicht was ich meine:




fschumm

Oscillatoria zeigt nicht den Fadenzerfall, der in  Detlefs Bild festgehalten ist.
Felix
FS

***

#3
Beitragsinhalt auf Wunsch des Autors gelöscht

Detlef Kramer

#4
Lieber Ralf, Felix, Mike,

die beiden Gattungen sind manchmal schwer zu unterscheiden, mit der Literatur, die hier zu hause habe besonders schwierig. Ralf, mit der Nr. 4 auf Deiner Abbildung würde sie ja schon gut übereinstimmen. Es ist immerhin eine Scheide zu erkennen, allerdings nur sehr dünn und das spricht in der Tat gegen Lyngbya, auch die Tatsache, dass die Fäden einzeln vorkommen. Ich habe leider auch keine Abbildung zur Hormogonienbildung bei Oscillatoria gefunden, was natürlich nichts besagt. Also einigen wir uns auf Oscillatoria - Vielen Dank für die Hilfe!

Ergänzung: Der link von Ralf enthält eine Zeichnung verschiedener Oscillatoria-Arten, u.a. auch solche mit Hormogonienbildung mittel der sog. necridischen Zellen. Das ähnelt schon sehr meinem zweiten Foto. Außerdem passt Oscillatoria auch besser zum Vorkommen (eutrophes Gewässer).

Hier noch ein Beispiel aus der selben Probe:


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Ralf

Hallo

hier noch ein Link zur Hormogonienbildung bei Oscillatoria: http://www.cyanodb.cz/Oscillatoria .


eumel6

#6
Hallo,

ich habe zwar keine schönen Aufnahmen, aber ...
Diese Blaualge, ich würde stark Oscillatoria vermuten, stammt aus einer sich entwickelten Aquarienkultur.
Kennzeichen: grünes Lager, Fadendicke müßte ich ausmessen, scheinbar nicht verjüngendes Kopfende, nur wenig gekrümmt

Einschnürung eines Fadens

40x

Abschnüren eines Hormogoniums am Kopfende

40x

Abschnürung von einem sehr kurzen Faden


40x

Das hier sieht aus wie eine Draufsicht auf ganz kurze Hormogonien.

40x

Das hier entspräche einer Lyngbya

40x

gruß jo


volkera

#7
Hallo,

vielen Dank für das spannende Bild, Hr. Kramer / Detlef ...

was ich allerdings interessant finde und für mich jetzt nicht einordnen kann, ist das mosaikartige Aussehen, sprich dass sowohl farblich als auch von der Größe her so viele unterschiedliche Abschnitte zu finden sind...

ich bin kein großer Experte der Cyanobakterien, aber das hab ich jetzt so noch nie gesehen... oder ist das, was die Färbungen angeht, eher fototechnisch zu erklären???

Noch eine Frage zu dem Begriff Hormogonium... ist das jetzt die normale Form von (vegetativer) Vermehrung oder ein Sonderfall? In der Literatur habe ich zu dem Begriff gefunden, dass Hormogonien in Stress-Situationen oder durch hormonelle Triggerung von Pflanzen gebildet werden... letzteres soll dazu führen, dass die beweglichen Hormogonien zu den Pflanzen migrieren und dort als stickstoffbindende Heterozysten eine Symbiose (wobei die Frage ist, wie die Heterocysten profitieren... betreiben diese keine Photosynthese?) eingehen.

Fragen über Fragen, vielleicht zu viele für so einen gemütlich-verregneten Sonntag.

Gruß, Volker

Detlef Kramer

Lieber Volker,

das hat mich auch überrascht. Getrickst ist da nichts. Allerdings kann es sein, dass das erste Foto einen Faden mit vielen geschädigten/toten Zellen zeigt. Typischer ist wohl das zweite Foto und das spricht m.E. schon für Oscillatoria, obgleich auch Phormidium nicht ganz auszuschließen ist. Ich kann das Problem mit den Mitteln, die ich zu Hause zur Verfügung habe, nicht lösen.

Herzliche Grüße

Detlef
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Ralf

Zitat von: volkera in März 29, 2009, 14:29:23 NACHMITTAGS

ich bin kein großer Experte der Cyanobakterien, aber das hab ich jetzt so noch nie gesehen... oder ist das, was die Färbungen angeht, eher fototechnisch zu erklären???


Hallo,

ich glaube die Antwort steht hier: http://www.cyanodb.cz/Oscillatoria . Zitat: "Reproduction strategies, life cycles, cell division:
Komárek (1992): Cell division crosswise, perpendicularly to the long axis of a trichome, in a rapid sequence. Sometimes occur irregular meristematic zones. Reproduction by +/- short, motile hormogonia, which separate from the ends or from whole trichomes by help of necridic cells." Die gefärbten Zellen sind, wie in der Abbildung (http://www.cyanodb.cz/db/Oscillatoria/Oscillatoria.jpg) gezeigt, die "necridic cells", die zwischen "Mutterfaden" und Hormogonium ausgebildet werden. Kein fototechnisches Artefakt, ich habe dies so und genau in den Farben auch schon öfter beobachtet.

volkera

Vielen Dank für die Antworten...

ich hab keine Übersetzung für "necridic" gefunden...
ist es mit "nekrotisch" zu übersetzen???

Gruß, Volker

Eckhard

Hallo Volker,

nekrotisch ist "necrotic". Was "necridic" ist weiss ich auch nicht.

Herzlichen Gruss
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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volkera

Danke, Mike ...

also im Grunde eben doch "necrotic"

Volker