Fast vergessene einfache Lösung für Mikrofotos (Coolpix/Periplan)

Begonnen von Peter V., Januar 05, 2014, 20:26:32 NACHMITTAGS

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Peter V.

Hallo,

...eigentlich eine olle Kamelle:

Ich eröffne noch einmal kurz einen Thread, weil ich diesen schönen Beitrag nicht auf Abwege bringen möchte. In den Zeiten der zumeist relativ aufwändig adaptierten 18 MP-und-mehr-DSLRs eine fast vergessene, relativ einfache Lösung für Mikrofotos, die aber immer noch einige Vorteile bietet und vor ca. 10 Jahren mal "die" Lösung für digitale Mikrofotografie für Hobbyisten schlechthin war. Insbesondere für Leitz-Mikroskopiker. Und wenn man nicht allzu großer Purist ist, kann man mit dieser Lösung auch an anderen Mikroskopen arbeiten.

http://www.quekett.org/OneStopCMS/Core/ImageServer.aspx?guid=%7Bd12f7bde-7cbd-4627-a945-90acdb97cb86%7D&width=400&height=339

http://earth2geologists.net/Microscopes/photogallery/Nikon990_Leitz_Dialux.JPG

http://wannenkopfe.strahlen.org/images/coolpix-met-stemi.jpg

Man benötigt:

1) eine Nikon Coolpix 990, 995 0der 4500 (die 990 bekommt man bei Ebay zwischen 20 und 50 EUR). Oft weisen sie Defekte auf, die aber unbedeutend sind, z.B. einen nicht schließenden Batteriefachdeckel, einen defekten Blitz oder einen defekten Monitor (den ich auch nicht benötige)

2) Ein Okular "Leitz Periplan 10x/18 Brille - hier aber ausschließlich die Version mit der abschraubbaren(!!) Augenmuschel und dem darunter liegenden Gewinde. (Preis bei Ebay ca. 50 - 70 EUR. In der Hochzeit dieser Adaption wurden auch schon mal gut 150 oder mehr EUR für solche Okulare gezahlt)

Dieses Okular wird einfach in das Filtergewinde der Coolpix geschraubt und damit ist die grundsätzlich Fotolösung bereits fertig.

Was man nun noch sinnvollerweise benötigt,

4) ist ein passendes Steckernetzgerät (von z.B. Conrad etc.), um die Kamera auch ohne Akkus betreiben zu können. Kostet auch nicht die Welt.
5) Einen alten (oder neuen) Fernseher / Flat-TV, wichtig ist, dass dieser über einen analogen Cinch-Video-Eingang verfügt
5) Ein Kabel Mono-Klinke auf Cinch (für unter 5 EUR sicher bei Ebay erhältlich)
6) Ggf. einen preiswerten China-Fernauslöser (die ich allerdings zur Zeit bei Ebay leider nicht mehr finde)

Was leistet diese Lösung?

1) Sie ist vergleichsweise einfach und preiswert, vor allem drehbank- und basteltalentfrei zu realisieren und man kann an sie an beliebigen verschiedenen Mikroskopen schnell anbringen (Das Okular mit der Kamera wird eben einfach in den Trino-Ausgang oder einen der beiden Bino-Ausgänge gesteckt. Angenehm, wenn man mit mehreren Mikroskopen arbeitet.

2) Man bekommt sehr einfach ein qualitativ sehr gutes Bild (siehe die Bilder in dem oben verlinkten Thread)

3) Sie eignet sich besonders gut für statische Objekte (Pflanzenschnitte etc.)

4) Man erhält auf dem Fernseher ein gutes, ruckelfreies Livebild

Und die Nachteile?

Keine Fernsteuerung über bzw. Datenübertragung auf einen PC mit vertretbarem Aufwand möglich. Die Bilder müssen auf eine CF-Karte gespeichert und über einen Kartenleser am PC ausgelesen werden.

Keine vernünftige Blitzadaption möglich.

Fazit: Wer nicht umfangreich basteln möchte, nicht zwingend eine PC-Anbindung benötigt, nur hin und wieder mal Mikrofotos anfertigt, hauptsächlich statische Objekte ohne Blitz fotografieren möchte und eine schnelle, einfache Fotolösung sucht, mit der dennoch gute Aufnahmen möglich sind, sollte auch diese etwas überholt scheinende Möglichkeit durchaus ins Auge fassen.


Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Fahrenheit

Lieber Peter, liebe Mikro-Fotografen,

erlaube mir hier eine kurze Ergänzung zur Coolpix-Lösung für all' die, die nicht auf eine PC-Steuerung verzichten möchten oder können (Stacking ...).

Die alte Canon Powershot A520 ist auch so ein Schätzchen, was immer mal wieder für kleines Geld bei Ebay auftaucht. Hier benötigt man allerdings noch den 52 mm Filterhalter (Canon LA-DC52F) und einen Alu-Adapter, der dort eingeschraubt ein 28 mm Gewinde für das Periplan oder ein KPL mit aufgedrehtem Gewinde aufnehmen kann.
Da ich auch keine Drehbank unter dem Mikroskopiertisch habe, habe ich das Zwischenstück seinerzeit bei Klaus erstanden.

Der Vorteil: die Kamera ist komplett fernbedienbar, z.B. mit dem Programm PSRemote. Wichtig: Treiber für die A520 gibt es nur noch bis Windows XP. Wer die Lösung auf einem modernen Windows Rechner oder Mac benutzen möchte, kann dies mit einem virtuellen Rechner unter XP tun. Für Win 7 Professional ist die Virtualisierung und die XP-Lizenz kostenlos (Download bei MS), unter OS X habe ich mit Parallels beste Erfahrungen gemacht, hier braucht man jedoch eine Win XP Installations-CD mit gültigem Lizenz-Key.

Wer ein paar Bilder von der Adaption sehen möchte, wird hier fündig (Leitz HM und PS A520).

Herzliche Grüße
Jörg

Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Peter V.

#2
Hallo,

na, wer sagts denn? Und - schwupps - ist auch das passende Angebot im Mikromarkt da! (Nicht von mir, deshlab kann ich darauf hinweisen).

Die Canon-Lösung A520/Filterdaapter/Stepdown-Ring/Periplan habe ich auch, allerdings selten benutzt, mehr, um sie auch mal zu testen.  Geht natürlich genau so gut.  Da ich aber nicht mit dem Rechner am Mikroskop arbeiten mag und auch keine Fernsteuerung über den Rechner brauche, ist mir (vermutlich mehr aus alter Gewohnheit) die Coolpix-Lösung persönlich sympathischer. Aber Du hast schon Recht - wenn man auf Fernsteuerung über den Rechner wert legt, ist das die bessere Lösung.

Mir ging es vor allem darum, den Neueinsteigern der letzten Jahr mitzuteilen, dass es auch noch - vor allem finanziell - weniger aufwändige und dennoch gute Lösungen gibt als die in letzter Zeit fast ausschließlich gezeigten DSLR-Adaptionen. Deren Leistung ich keineswegs schmälern will, denn sie haben natürlich auch deutliche Vorteile (Mikroblitz, Videofähigkeit etc.). Wer das aber alles nicht braucht, weil er primär histologische bzw. Pflanzenschnittbilder anfertigt, ist damit gut bedient.
Der Vorteil dieser Coolpix- (oder Canon A520 etc.-Lösung) ist zudem die enorme Flexibilität. So stecke ich für das schnelle Foto zwischendurch die Coolpix mit dem Periplan in jedes Mikroskop, Stemi und Makroskop. (Wobei man für das Stemi leider doch meistens wieder einen "Dreher" braucht, da der Okulardurchmesser dort 30 mm beträgt, man also einen Adapter von 30 auf 23,2mm benötigt.)

Herzliche Grüße
Peter
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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

ich mache gleichfalls alle Mikrofotos mit der Coolpix, in meinem Fall eine 4500. Ich habe sie allerdings nicht an ein Leitz Periplan aufgeschraubt, sondern an das Leica Okular meines DMLS Mikroskopes. Da passt nun eigentlich das Gewinde des 30er Okulars nicht. Ich habe mir deshalb aus zwei Gewinden aus dem Photobereich, die ich schlicht mit UHU Hart zusammengeklebt habe, einen Gewindewechsler gebaut.

Wenn ich mal groß bin und ganz viel Geld habe, leiste ich mir vielleicht einmal einen Fototubus. Aber eigentlich tut es diese einfache und unkomplizierte Lösung übers Mikroskopokular für die paar Photos, die ich von meinen Insektenpräparaten schieße, völlig. Nach einiger Zeit hat man mit dem scharf Stellen der Kamera sogar so viel Erfahrung, dass man noch nicht einmal einen gesonderten Monitor(Fernseher) braucht. Man kann ja außerdem von histologischen Präparaten ohnehin in Ruhe mehrere Schärfeebenen hintereinander photographieren und dann das beste Bild nehmen. Die berüchtigten Coolpixringe sind in der Histologie auch kaum zu sehen.

Schöne Grüße in die Runde

Jürgen

Peter V.

Hallo Jürgen,

Danke für Deine Hinweise. Genau so ist es. In der Histologie erzielt man mit dieser Kamera keine schlechteren Ergebnisse als mit der teuersten Vollformat-DSLR. Es sei denn, man beabsichtigt, ein großes Poster vom Mikrofoto in Highend-Qualität anzufertigen  ;)
Coolpix-Ringe treten eigentlich nur bei hohen Aperturen (z.B. 100er-Objektiv) deutlich erkennbar auf und das auch nur bei mehr oder weniger farblosem Hintegrund, wie man es bei der Tümpelei findet. Bei gefärbten Präparaten und bis zum 40er-Objektiv ist das praktisch kein Thema.

Herzliche Grüße
Peter
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Klaus Herrmann

Hallo Peter,

die "fast vergessene Methode" ist in vielen Varianten immer noch quicklebendig.

ZitatEin Okular "Leitz Periplan 10x/18 Brille - hier aber ausschließlich die Version mit der abschraubbaren(!!) Augenmuschel und dem darunter liegenden Gewinde.

Und es geht auch mit Okularen ohne Gewinde. Habe ich vor Jahren die "unblutige" genannt, weil wir immer auf die schönen Zeiss KPL´s ein Gewinde aufgeschnitten hatten. Die haben im Gegensatz zu den Periplanen nämlich kein M 28 Gewinde. Und einige haben oben einen Wulst, da geht das mit dem Gewinde aufschneiden schon gar nicht.
Das letze Bild in meinem Beitrag zeigt die Lösung:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?4,33431
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

A. Büschlen

Liebe Coolpix 9xx und 4500 Freunde

es stimmt wirklich alles was ihr über diese wunderbaren Kameras schreibt, ich selber benutzte über viele Jahre die 990, 995 und die 8400 mit einem angeschraubten Leitz Periplan vor allem am Zeiss Phomi III. Ich war von den Ergebnissen so überzeugt, dass ich mich eigentlich nicht davon trennen wollte... bis ich vor ein paar Wochen eine Canon EOS 700D mit einem 40mm Objektiv kaufte und diese am Zeiss Phomi III adaptierte. (Besten Dank -JS- für deine wertvollen Tipps!) ... und nun fällt mir die Trennung leicht!

Warum?

- Die Adaption über ein Kameraobjektiv mit einer Festbrennweite gewährt mir die Sicherheit, dass ich immer den genau gleich grossen Bildausschnitt fotografiere.  Ich habe die Canon EOS   
  700D mit einem Canon EF 40mm STM über einem Zeiss KPL 10x/20 Brille Okular adaptiert.

- Die Steuerung der Kamera über den Touch screen Kamera-Monitor und die Schärfekontrolle an Diesem. (An meinem Arbeitsplatz fehlt mir der Platz für einen TV und ich möchte die Kamera
  auch nicht über den PC steuern)

Diese beiden Punkte sind für mich Grund genug mich von den Coolpixen am Mikroskop zu trennen.

Gruss Arnold Büschlen


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Jan Kros

Liebe Coolpix Freunde,
ich benutze die coolpixen 995 und 4500 mit einen adapter aus England (Brunel)
ich kann auch blitzen mit der Kamera.
Das geht so , der Blitz von der Kamera geht ueber einen Slave nach ein externes Blitzgeraet,
hier habe ich den sensor raus geholt und werde jetzt das Licht regeln ueber 2 poti.
Nach einige Probeaufname weiss mann wie man den Blitz einstellen muss

Gruss
Jan

Hugo Halfmann

ZitatDiese beiden Punkte sind für mich Grund genug mich von den Coolpixen am Mikroskop zu trennen.

Lieber Arnold,

auch ich habe eine solche Adaption mit der EOS 550 D und dem EF 40 seit Weihnachten in Betrieb und kann nur sagen, daß es bestens funktioniert.

Ein weiterer Punkt ist das doch beträchtliche Alter (>10J) der heute noch erhältlichen o.a. Coolpixen. Die Chance, mit einer gebrauchten Coolpix aus der Bucht für längere Zeit glücklich zu werden, ist m.E. eher gering.

Das soll jedoch nicht die mit diesen Kameras erzielten, guten Ergebnisse schlechtreden !!
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

beamish

Hallo,

auch ich fotografiere immer noch mit einer Coolpix mit China-Fernauslöser. Meine ist eine 5000 (5MP), die braucht für das Periplan noch den Adapter UR-E6. Schon länger habe ich aber eine Adaption von Junio für ein Zeiss-Okular (über Adapter UR-E5). Weil es so gut funktioniert, habe ich mich noch um keine andere Lösung bemüht....

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D