Algen: Der Darmtang Enteromorpha intestinalis

Begonnen von Bernd Kaufmann, Januar 26, 2014, 00:24:24 VORMITTAG

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Bernd Kaufmann

Liebe Algenfreunde,

auch wenn man sich Jahrzehnte mit Algen in Aquarien und Gartenteichen beschäftigt und immer wieder "Allerweltsalgen" sieht, sind spannende Überraschungen gar nicht so selten. Im April 2012 bekam ich eine Algenprobe aus einem Aquarium, in dem Garnelen gehalten wurden. Die Algen waren mir vollkommen unbekannt. Ich weiß heute leider nicht mehr sicher, ob ich für die Bestimmung Hilfe hatte, oder ob mir der Zufall half - jedenfalls konnte ich den mir bis dahin vollkommen unbekannten "Darmtang" Enteromorpha intestinalis bestimmen.


Bild 1: Makro-Aufnahme des Darmtangs

Nachdem ich recherchiert hatte, dass E. intestinalis als einziger Vertreter der Gattung auch im Süßwasser und nicht nur in Brack- und Meerwasser vorkommen kann, war ich sehr auf die Wasserwerte gespannt. Davon erhielt ich allerdings nur die elektrische Leitfähigkeit: 200 µS/cm, also ziemlich weiches Wasser.

Die mikroskopische Untersuchung beschränkte sich damals auf ganz wenige Präparate und ich war eigentlich überzeugt davon, dass dieser Darmtang nicht wieder bei mir landen würde.


Bild 2: Kleines Bruchstück, HF, Obj. 10x

Vorgestern erhielt ich überraschend eine Anfrage aus einer facebook-Gruppe, in der sich Liebhaber von Zwerggarnelen aus Taiwan organisiert haben. Plötzlich meldeten sich mehrere Mitglieder mit dem gleichen "Problem" mit dieser Alge. Die Recherche ergab dann, dass die meisten Betroffenen für ihre Aquarien Osmosewasser verwenden, das mit speziellen Mineralsalzmischungen "aufgesalzen" wird. Dieser Umstand war mir auch bei der ersten Probe 2012 mitgeteilt worden.

In Bohuslav FOTT, Algenkunde, fand ich dann folgendes zu E. intestinalis:
ZitatEnteromorpha LINK 1820 mit etwa 40 Arten im Meer- und Brackwasser und auch in salzhaltigen Binnengewässern. Thallus sack- oder röhrenförmig, in der Jugend stets festsitzend, später zuweilen frei schwimmend. Fortpflanzung und Generationswechsel ähnlich wie bei Ulva. Enteromorpha intestinalis (L.) LINK, Darmtang, kommt nicht nur an den Meeresküsten vor, sondern gedeiht auch im Binnenlande in Salinen und verträgt fast völlig ausgesüßtes Wasser.

Inzwischen habe ich eine weitere Probe und ein paar Bilder:


Bild 3: Ein relativ dünnes Stück des Thallus


Bild 4: Oberfläche eines größeren Thallusstück

Ich erwarte in den nächsten Tagen weitere Proben und werde davon auf jeden Fall etwas fixieren. Sollte jemand starkes Interesse haben, schicke ich gerne eine Probe zu.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

abbeköhl

#1
Guten Morgen Bernd,

Tolle Bilder und ein interessanter Beitrag. Etwas verwirrt mich allerdings,,, du schreibst folgendes zur Wasserhärte....

Zitat..........war ich sehr auf die Wasserwerte gespannt. Davon erhielt ich allerdings nur die elektrische Leitfähigkeit: 200 µS/cm, also ziemlich weiches Wasser.

Mikrosiemens(µS) oder ppm(parts per million) ist doch die Masseinheit die für EC-Messgeräte zum messen der elektrischen Leitfähigkeit von Wasser üblich ist, um den Dünger(Salzgehalt) im Wasser zu messen.
Wenn du von 200 µS/cm schreibst, gehe ich davon aus dass du mit einem EC-Messgerät gemessen hast und dass in dem Ergebniss nicht nur die für die Wasserhärte massgebenden Substanzen wie Calcium- und Magnesiumverbindungen, sondern auch Nährstoffe wie N,P,K,......, Mineralstoffe, Spurenelemente, etc. das Ergebniss beeinflusst haben. Der deutsche Härtegrad ("Grad deutscher Härte" °dH) wird seit dem 1. Februar 2007 in "Millimol(mmol/l) Calciumcarbonat je Liter" angegeben. Die Messgeräte um die Wasserhärte zu bestimmen, messen hauptsächlich die Konzentrationen von Calcium- und Magnesiumionen. Auch die Lackmuspapierteststreifen. Die bekannteste praktikable Bestimmungsmethode für die Gesamthärte ist die komplexometrische Titration mit einer wässrigen Lösung des Dinatriumsalzes der Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA, Handelsname: Titriplex III) mit bekannter Konzentration. Da ich mich als Hobbygärtner auch seit Jahren mit chemischen Bodenanalysen und Wasseranalysen beschäftige, verwirrt mich das etwas. Nochmals vielen Dank fürs zeigen.

Herzliche Grüsse aus der Schweiz und einen schönen Sonntag,,,   Reto B.

Eckhard

#2
Hallo Reto,

ein Grad Härte ist etwa für 33-34 µS/cm verantwortlich. Da der größte Teil der Leitfähigkeit von den Härtebildnern kommt, kann man hier 4-5 ° Härte, also sehr weiches Wasser, annehmen.

Herzliche Grüße
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
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abbeköhl

Guten Morgen Eckhard,

Vielen Dank für die Antwort. Ich ging davon aus das Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, etc. den EC-Wert mehr beeinflussen als Calcium und Magnesiumverbindungen. Aber wie ich aus deiner Antwort entnehme, ist das nicht so. Ich habe die verschiedenen Komponenten noch nie einzeln auf ihre Leitfähigkeit gemessen, aber ich dachte dass sie das Testergebniss Betreff Wasser-Härtegrad mehr beeinflussen.

Herzliche Grüsse aus der Schweiz und einen schönen Sonntag,,,   Reto B.

Bernd Kaufmann

Guten Morgen Reto.

Hier habe ich etwas zur elektrischen Leitfähigkeit geschrieben: http://www.aquamax.de/index.php/elektrische-leitfaehigkeit.html

In der Aquaristik geht es bei der Leitfähigkeit meist um die Herstellung geeigneten Wassers für die zu pflegenden Tiere und Pflanzen: http://www.aquamax.de/index.php/umkehrosmose.html
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

abbeköhl

Guten Abend Bernd,

Vielen Dank für die Links, ich werde sie mir später durchlesen.

Zitat von: dirIn der Aquaristik geht es bei der Leitfähigkeit meist um die Herstellung geeigneten Wassers für die zu pflegenden Tiere und Pflanzen

In der Botanik geht es bei der Leitfähigkeit meist um die Herstellung geeigneten Wassers(Dünger) für die Nahrung der Pflanzen. Wobei natürlich auch das Leben im Medium(Erde) beeinflusst wird(Nitrifikation, etc.)

Herzliche Grüsse aus der Schweiz und einen schönen Sonntag,,,   Reto B.

Bernd Kaufmann

Hallo zusammen,

um sicher zu gehen, habe ich gleich einen Teil der vorhandenen Probe in Pfeiffers Fixiergemisch (je 1 Teil Holzessig, Formaldehyd, Ethanol) gelegt. Ich möchte nun versuchen, den Tang irgendwie brauchbar quer zu schneiden. Da ich aber möglichst wenig Material vergeuden möchte, wäre mir ein Tipp, wie die Probe vor dem Schneiden zu behandeln ist, sehr willkommen. Oder traut sich jemand mit mehr Übung zu, einen Schnitt zu fertigen? Selbstverständlich würde ich gern für alle Unkosten aufkommen.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
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Lieber per Du.