Nikon DSLR an Leica S6E Stereo-Mikroskop

Begonnen von Spida, Februar 06, 2014, 14:29:19 NACHMITTAGS

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Spida

Hallo!

Ich habe nun seit einiger Zeit ein Leica S6E Steromikroskop und bin nun auf den Geschmack gekommen. Ich möchte nun auch Fotos von dem machen, was ich sehe. Ich fotografiere seit einigen Jahren mit digitalen Nikon Spiegelreflexkameras (aktuell: Nikon D7000). Ich habe diverse Varianten gesehen, die Kamera über einen Okulartubus zu adaptieren, Zwischen anscheinend rein mechanischen Adaptern (ohne optische Elemente) für 50 Euro und Adaptern mit Optik für 700 Euro scheint es da viele Varianten zu geben. Was sind da die Unterschiede? Hält der Okulartubus das Gewicht der Kamera? Ist es überhaupt sinnvoll, das so zu machen, oder fahre ich da mit reiner Fototechnik (Kameraobjektiv, Zwischenringe, eventuell Umkehrringe) besser?


Oecoprotonucli

#1
Hallo Spida,

willkommen im Forum und vor allem: im Club der Kamera-Adaptionssucher. Ich würde empfehlen, Du durchsuchst zunächst einmal das Forum nach seinen zahlreichen Kamera-Adaptionsthreads (ein paar Richtungshinweise, wo Du suchen kannst sind hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18746.0 ).

Was den Anschluß Deiner DSLR ans Stemi-Okular betrifft: Ein Trinotubus bzw. Fototubus wäre in seiner senkrechten Ausführung auf jeden Fall besser für das Gewicht der Ausrüstung. Leider ist das besonders bei Stemis eine teure Zusatzanschaffung, falls Du das nicht schon hast.

Ansonsten kannst Du natürlich mit Klemmen und Gegengewichten etc. herumbasteln. Irgendwie geht das bestimmt auch so.

Mit "reiner Fototechnik" kommst Du vergrößerungsmäßig nicht so weit, wie mit Mikroskopen oder z.B. auch an die Kamera adaptierten Mikroskopobjektiven. Ein Stereomikroskop brauchst Du aber nicht unbedingt, schließlich ist die Fotografie ja immer monokular - außer Du willst 3D-Aufnahmen machen...

Viele Grüße

Sebastian

P.S.: Nicht dass Du denkst, Du wirst hier nur an die Selbstsuche verwiesen, vielleicht bekommst Du noch spezifischere Antworten von den Kennern hier. Aber dennoch solltest Du Dich hier "einlesen"...
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

Wilfred Mott

Hallo Spida,

die Adaption einer digitalen Spiegelreflexkamera an einen Binokulartubus würde ich aus den von Sebastian genannten Gründen nicht empfehlen - auch wenn ich die Leica Stereomikroskope als sehr robust wahrnehme. Zudem ist noch ein Adapter, der dauerhaft am Beobachtungstubus hängt wirklich sehr sehr lästig. Du kannst prinzipiell durch ein Okular durchfotografieren - auch mit einer DSLR. Viel besser funktioniert das aber mit einer recht einfachen Kompaktkamera, da das Objektiv dieser eine Öffnung aufweist, die eher dem Okular angepasst ist. Schau mal nach mit der Coolpix angefertigten Bildern hier im Forum, die lassen sich wirklich sehen!
Ansonsten kommt natürlich auch eine Okularkamera in Betracht - diese ist recht einfach anzubringen und hat den Vorteil einer "festen" Verbindung zum Mikroskop - man kann sie aber auch direkt rausnehmen. Nachteil ist, dass die Bildqualität oder der Preis zu wünschen übrig lassen ;-)
Wenn Du wirklich einsteigen willst in die Mikrofotografie, wirst Du vermutlich recht bald einen trinokularen Tubus wollen. Wie Sebastian geschrieben hat ist es dann aber doch recht teuer.
Zusammenfassend: Ich empfehle keine DSLR-Adaption an den Binotubus. Wenn es der ein oder andere Schnappschuss werden soll, dann empfiehlt sich das fotografieren durch das Okular mit einer Kompaktkamera. Wenn man die Hände frei haben möchte beim fotografieren oder z.B. Videos drehen möchte, kann die Anschaffung einer Okularkamera sinnvoll sein. Wenn man das ganze ambitioniert angehen möchte empfiehlt es sich einiges an Geld in die Hand zu nehmen und in einen Trinokulartubus samt passender Adaption zu investieren - mit dem Adapter kann Dir evtl. im Forum geholfen werden.

Herzliche Grüße,
WM.
Glauben Sie nichts, bis ich es Ihnen beweise. Aber solange ich es Ihnen noch nicht bewiesen habe, müssen Sie mir schon mal glauben!

Gerne per Du.

Oecoprotonucli

#3
Zitat von: Oecoprotonucli in Februar 06, 2014, 15:30:18 NACHMITTAGS
Mit "reiner Fototechnik" kommst Du vergrößerungsmäßig nicht so weit, wie mit Mikroskopen oder z.B. auch an die Kamera adaptierten Mikroskopobjektiven. Ein Stereomikroskop brauchst Du aber nicht unbedingt, schließlich ist die Fotografie ja immer monokular - außer Du willst 3D-Aufnahmen machen...

Hallo noch einmal, Spida,

wenn ich mir ein Leica S6 E so anschaue, wirst Du einen Trinokulartubus dafür wohl nur direkt bei Leica bekommen (vermutlich kein Gebrauchtmarkt o.ä. dafür vorhanden). Weiterhin vermute ich, dass dieser schon einen sehr stolzen Preis haben wird. Ich kann nicht über Deine Finanzen urteilen, aber für das Geld kannst Du evtl. schon auf ein komplett anderes Stereomikroskop mit Trinotubus vom Gebrauchtmarkt (hier oder bei Ebay) umsteigen, oder ebenfalls auf ein gebrauchtes "normales" Mikroskop (kein Stereomikroskop) mit Trinotubus. Mit letzterem stößt Du allerdings in einen anderen Vergrößerungsbereich vor. Kannst aber auch mit schwachen Vergrößerungen arbeiten. Jedoch hast Du dabei dann einen anderen Arbeitsabstand etc. als bei einem Stereomikroskop.

Wenn Du mehr im Makrofoto-Bereich bleiben willst, dann gehen natürlich auch andere Konstruktionen (mit Kamera-Makroobjektiv oder eben Mikroskopobjektiven), zu denen Du hier bestimmt Berichte und Leute zum Diskutieren findest...

Viele Grüße

Sebastian
Ich benutze privat:
Leitz SM-Lux mit (LED-) Durchlicht und Phaco-Ausrüstung (ca. 1975-77)
Hensoldt Wetzlar Stereomikroskop DIAMAL (1950er Jahre)

reblaus

Hallo Spida -

selbstverständlich hält ein Schrägtubus eines soliden Stereomikroskops das Gewicht deiner Kamera  - das ist ja kein Vollformatkoffer. Ein Tritubus scheint mir für das S6 E ohnehin nicht zu existieren, da würdest du wohl eine halbes S6 D darauf montieren müssen.

Ich selbst habe lange eine Canon EOS 500D SLR auf den rechten Tubus eines alten Zeiss Stemis gesteckt und dann durch den linken Tubus mit dem rechten Auge das Objekt justiert. Die Kamera war dann natürlich hochformatig ausgerichtet. Nun war das Stemie zwar keine der modernen Plastikkonstruktionen aber auch eine solche müsste die 800 g Gewicht tragen.

Das Problem ist halt, dass man mit den kleinen Sensoren dann nur einen kleinen Teil des Bildes draufbekommt, d.h. man müsste eigentlich mindestens ein 6,3x Okular am Stereomikroskop oder ein Weitwinkelobjektiv an der Kamera verwenden. Die Gummilinse kann das in der Praxis natürlich bei kleineren Vergrößerungen etwas ausgleichen.

Was du brauchst ist ein Adapter der oben in das Filtergewinde deines Normal- oder besser Weitwinkelobjektivs (das hoffentlich nicht zu schwächlich ist) eingeschraubt werden kann und unten eine Art Becher hat, der angenehm gleitend über das Okular geschoben werden kann. Den Abstand Okularaugenlinse - Frontlinse des Fotoobjektivs müsstest du vorher freihand ausprobieren (Klo-Rollentechnik) etc.

In der Mikroskopikergemeinde findest du einige begabte Mechanikusse, die dir so was aus Alu oder POM drehen können.

Eine Direktprojektion ohne Okular und Kameraobjektiv ist zwar theoretisch möglich, allerdings müsstest du dann die Sensorebene deiner Kamera an die Stelle platzieren können, wo jetzt der Okularstutzen sitzt und das ist bei diesem Modell unmöglich. Irgendein Bild würdest du ohne Okular zwar auch kriegen, aber von Parfokalität (Foto/Bild im anderen Tubus) wäre keine Rede mehr und Deine Gummilinse würde  überhaupt nicht mehr funktionieren, du müsstest beim Vergrößerungswechsel das ohnehin schlechte Bild (z.B. Bildfeldkrümmung) auch noch dauernd kräftig nachfokussieren.

Gruß

Rolf

Klaus Herrmann

Hallo Timo,

du siehst ich habe recherchiert und kenne deinen Vornamen!  ;) Ist sympatischer, sich persönlich anzusprechen. Du machst uns das Leben leichter, wenn du immer mit einer nichtssageneden Signatur unterschreibst. Mit untertänigst hochachtungsvollem Gruß Timo oder so ähnlich, Hauptschache Timo kommt vor!  :D

SLR am Schrägtubus ist echt schräg! Die Lösung Kompakte mit der passenden Adapteroptik ist deutlich besser. Ich hätte da was!

Wenn du Interesse hast, dann schick mir bitte eine PN!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Dünnschliffbohrer

Hallo Spida,

(für mich kannst du ruhig Spida bleiben, sonst können wir die Spitznamen hier im Forum auch gleich ganz abschaffen)

ich habe gute Erfahrungen zusammen mit dem "Zeiss"-Göttingen Universaladapter mit einer einfachen gebrauchten Canon-Digitalknipse für 23 Eumel aus der Bucht gemacht. Wenn du durch die Okulartuben fotografierst, hast du zwar die Nachteile, die in den anderen Antworten auf deine Frage schon genannt wurden. Der Vorteil ist aber, dass du so sehr einfach zu Stereoaufnahmen kommst, weil das Mikroskop dir ja den Stereowinkel bereits vorgibt. Ansonsten dürfte die trinokulare Variante, oder Balgengerät und Lupenobjektiv (z.B. Photare von Leitz oder Luminare von Winkel-"Zeiss") besser sein, sofern beschaffbar.

Die Fotografie durch das Stemi lohnt sich aber meiner perönlichen Meinung nach nur, wenn das Stemi mit einer Doppelirisblende ausgestattet ist. Damit kann für das Foto durch maßvolles Abblenden (nicht zuviel abblenden, da das auf Kosten des Auflösungsvermögens geht) die Tiefenschärfe erhöht werden.

Stapeln ("stacken") durch das Stemi dürfte schwierig werden, da am Stemi ein Feintrieb fehlt. Die phantastischen Bilder, die hier andere Foristen, insbesondere Heike ("Rheinweib") zeigen, sind wohl allesamt am herkömmlichen Durchlichtmikroskop entstanden, welches aufgrund des Feintriebes eine viel feinere Schichtung der Aufnahmeebenen ermöglicht. Aber frag dazu lieber mal die Leute hier im Forum, die damit mehr Erfahrung haben. - Dünnschliffbohrer
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]