Steromikroskope - die Qual der Wahl

Begonnen von Toni Maroni, Februar 21, 2014, 14:19:21 NACHMITTAGS

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Toni Maroni

Hallo,

der Entomologe Thomas Eisner hat vor einigen Jahren in der BBC Serie "Seven Wonders of the World" das Stereomikroskop als eines dieser 7 Weltwunder bezeichnet (bei youtube zu sehen).
Wer allerdings auf die Suche nach einem vernünftigen Stereomikroskop geht, wird ziemlich verwirrt sein (zumindest geht es mir so).
Die Preisspanne reicht ja von digitaler Kompaktkamera bis zu einem Mittelklasseauto. Hinzu kommt, dass man sich Stereomikroskope leider nicht an jeder Ecke anschauen kann.
Deshalb tue ich mich sehr schwer, hier eine vernünftige Entscheidung zu treffen und habe deshalb ein paar Fragen:

- Anwendungsgebiet vor allem Entomologie (Genitalpräparation Kleinschmetterlinge, Exuvienbestimmung Libellen, Ameisen bestimmen etc.), dazu etwas Moose, Flechten etc.
- Beispielsweise zum Bestimmung von Exuvien reicht ja schon ein sehr einfaches Gerät aus, mir geht es als Hobby-Entomologe jedoch auch um eine sehr gute Bildqualität.
- vom Preis her käme z.B. ein Zeiss Stemi 2000 oder Leica ApoS8 in Frage

Gibt es bei den Stereomikroskopen ein vergleichbares "Zeiss Standard"? Also ein Arbeitspferd für alle Wechselfälle des Lebens?
Wie schneiden Spitzen-Greenough-Stereomikroskope (wie oben) grundsätzlich im Vergleich zu Fernrohr-Stemis ab (abgesehen von der Ausbaubarkeit)?
Macht es Sinn, statt eines neuen Greenough-Mikroskops für den gleichen Preis ein gebrauchtes Fernrohr-Mikroskop zu kaufen?
Ein Zeiss Stemi 2000 kostet etwa dreimal so viel wie ein typisches Mittelklassegerät (z.B. BonnTec Advanced). Merke ich diesen Unterschied in der täglichen Arbeit oder nur im direkten Vergleich?

Vielen Dank für Eure Antworten!

Toni

Detlef Kramer

Hallo Toni,

zu Deiner letzten Frage lehne ich mich mal aus dem Fenster. Das Bonntec Advanced kann mit dem Zeiss Stemi 2000 mithalten, nicht aber mit dem Leica ApoS8, das ist eine andere Liga. Aber schreib doch mal, wo Du zu hause bist! Vielleicht ergibt sich so die Möglichkeit, dass sich jemand perönlich mit Deinen Problemen befasst. Mein Tipp: wenn Du schon so viel Geld in die Hand nehmen möchtest, fahr für einen Tag nach Bonn zu Fa. Jülich. Dort kannst Du alle drei Mikroskope ausgiebig testen. Die nehmen sich die Zeit! (Ich bekomme nichts für diesen Rat!)

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Peter V.

Hallo,

Toni Maroni? Bei dem hätte ich - ehrlich gesagt - kein tiefgreifendes Interesse für Entomologie erwartet... ;) 8)

Aus welcher Ecke dieses Landes kommst Du denn? Vielleicht besteht ja doch die Möglichkeit, sich das eine oder andere Stemi einmal anzuschauen.

Wenn es nicht eilt, würde ich mal überlegen, ob nicht auch ein Gebrauchtgerät infrage käme. Ich hatte das Glück, einmal via Ebay ein Olympus SZX 12 mit Fototubus (das dürfte wohl schon in der Highend-Klasse rangieren)  für 1/3 des Preises eines neuen Stemi 2000 zu bekommen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Toni Maroni

Hallo,

vielen Dank für die Hinweise!

Jülich in Bonn kenne ich - dort habe ich vor einigen Jahren mal ein Fernglas gekauft und bin sehr gut beraten worden.
Inzwischen wohne ich jedoch 400 km von Bonn entfernt (Hannover); falls ich jedoch mal wieder in die Nähe von Bonn komme werde ich dort mit Sicherheit vorbeischauen.
Da ich jetzt schon einige Zeit mit dem Kauf eines Stereomikroskops schwanger gehe, eilt das auch nicht, so daß ich entspannt den Gebrauchtmarkt beobachten kann.

Viele Grüße,

Toni

Klaus Herrmann

Hallo Toni,

wenn du in Hannover wohnst und es nicht brandeilig ist, dann könntest du zum Wohldenberg-Treffen kommen, das ist vom 27. April bis 4 Mai. Da treffen sich seit über 20 Jahren Mikroskopiker aus Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande und ein alter Schwede ist auch immer dabei.

Dort gibt es auch einen gut bestückten Flohmarkt und da gibt es ganz sicher auch Stereomikroskope. Und natürlich auch sonst eine Menge Zeugs. Der Kurs ist ausgebucht, aber als Gast kannst du gerne vorbei kommen. Ich kann dir das Programm schicken, wenn du mir per PN deine Emailadresse schickst. Bei intelligentem Timing kommst du zum traditionellen Leberkäs-Abend mit dunklem Weizenbier. Schon das ist eine Reise wert. :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Toni Maroni

Zum Einstieg ist es dann doch ein etwas preiswerteres Stereomikroskop geworden: Ein gut erhaltenes Carl Zeiss Jena GSZ für knapp 500,- EUR sowie die Jansjö-Leuchte aus der Mikroskopierabteilung des schwedischen Möbelhauses.
Mit diesem Gerät bin ich sehr zufrieden. Mit dem Okular 12,5x liefert es Vergrößerungen von 10 bis 50fach, die für den Entomologen vollkommen ausreichen. Bei 50facher Vergrößerung kommt man meiner Meinung nach bereits an die sinnvolle Grenze für ein Stereomikroskop, da aufgrund der geringen Tiefenschärfe der Stereoeffekt fast verschwindet.
Erstaunlich finde ich die gute Schärfe über das gesamte Sehfeld. Bei der Betrachtung einer bedruckten Seite Papier war kein erkennbarer Schärfeabfall zu den Rändern sichtbar. Ebenso sind nur ganz geringe Farbränder zu erkennen.
Den Kontrast finde ich gut (ohne aber einen direkten Vergleich zu haben). Frappierend ist jedoch, welchen starken Einfluß verschiedene Beleuchtungsbedingungen auf den Kontrast haben. Der Wechsel von einem weißen Untergrund mit entsprechenden Streulichteffekten auf eine matt-schwarze Pappe aus dem Bastelgeschäft hat den Kontrast deutlich verbessert.
Mit abgeschraubter Augenmuschel ist das Okular sehr gut auch für Brillenträger verwendbar.

Mechanisch ist dieses Mikroskop ein Beispiel für besten Maschinenbau...
Die Verwendung von reichlich Messing und Aluminium-Druckguss könnte dieses Mikroskop zum Erbstück für mehrere Generationen werden lassen.
Sowohl der Fokussier- als auch der Zoomtrieb laufen sehr präzise, für meinen Geschmack jedoch etwas schwergängig. Evtl. würde hier eine neue Schmierung helfen?

Das Okular hat die Bezeichnung GF/Pw 12,5x 20. Was bedeutet hier das "Pw"?

Viele Grüße,

Toni

JB

Hallo Toni,

Glueckwunsch zum Kauf eines soliden Gebrauchtmikroskops!

"P" steht fuer Planokular (das Okular erzeugt ein planes Bild des Zwischenbildes)

"w" bedeutet bei Zeiss Jena meines Wissens schlicht "weit", im Sinne eines Steckdurchmessers von 30mm (statt 23mm). Siehe hier: http://www.mikroskop-online.de/Okulare.htm Alle Zeiss Jena Pw dort haben einen Steckdurchmeser von 30mm.

Also: GF-Pw 12,5x (20)
Grossfeld Plan weit, Vergroesserung 12,5x, Sehfeld 20mm

Jon

Toni Maroni

Mit meinem GSZ bin ich immer noch zufrieden.

Allerdings taucht ein Problem auf:
Wenn ich längere Zeit beobachtet habe, benötigen meine Augen einige Minuten, um sich wieder auf Nahsicht zu fokussieren (um etwa ein Buch zu lesen).
Dies finde ich ziemlich lästig.

Bei einem Fernglas würde ich so etwas auf eine mangelhafte Kollimation zurückführen. Bei einem Stereomikroskop sind jedoch die Achsen naturgemäß nicht parallel.

Deshalb meine Anfängerfrage: Gibt es so etwas wie eine mangelhafte Justierung/Kollimation bei einem Stereomikroskop?
Oder liegt der Grund für das beschriebene Phänomen bei mir? Oder ist das einfach normal und tritt bei jedem Stereomikroskop auf?

Meine Grunddaten:
kurzsichtig, Brillenträger, Nahsicht ist jedoch mit und ohne Brille noch ganz gut.

Gruss,

Toni

JüSchTü

Hallo Toni,

Zitat von: Toni Maroni in Juni 30, 2014, 13:04:30 NACHMITTAGS
a) ...Bei einem Fernglas würde ich so etwas auf eine mangelhafte Kollimation zurückführen. Bei einem Stereomikroskop sind jedoch die Achsen naturgemäß nicht parallel.
b) ...Deshalb meine Anfängerfrage: Gibt es so etwas wie eine mangelhafte Justierung/Kollimation bei einem Stereomikroskop?

zu a): Völlig korrekt

zu b): warum sollte es das beim Stemi nicht geben? Wenn, als Extrembeispiel, eine optische Achse auf die Tischmitte trifft und die andere am Tisch vorbeiguckt, wird das nix mit dem Stereobild ;). Ich habe eine Anleitung, wie man ein Leica StereoZoom 4 justiert, also sollte es sowas auch für Dein GSZ geben. Die Anleitung betrifft die Justage der Schärfeeinstellung, die sich über den gesamten Zoombereich nicht ändern darf, und die Ausrichtung der optischen Achsen zueinander.

Viele Grüße, Jürgen
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"Die Zukunft rast auf einen zu. Man hat nur den einen winzigen Moment, wenn sie vorüberzieht, um sie in eine freundliche, erkennbare, angenehme Vergangenheit zu verwandeln."   (Ray Bradbury)
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