Ein Pancake für die Fotografie

Begonnen von peter-h, März 18, 2014, 14:41:02 NACHMITTAGS

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peter-h

#15
Hallo Jon,

auf Deinen besonderen Wunsch und weil Pfingsten vor der Tür steht  ;D , habe ich mich durchgerungen und gerechnet. Es ist keine ganz graue Theorie, denn ich habe auch einen Achromatadapter im Einsatz. Von Edmund Optics gibt es eine große Auswahl an diversen Linsen, Achromate, usw. Hier mit einem kleinen Achromat mit f=40mm und 18mm Durchmesser. Da die Systemdaten bekannt sind kann gerechnet werden.



Nun ist es wichtig, dass die richtige Lage (stärker oder schwächere konvexe Seite) gefunden wird und auch der richtige Abstand zur Austrittspupille des Mikroskop-Okulars. Im Beispiel für 3 unterschiedliche Abstände gerechnet.



Die beiden oberen Fenster zeigen die sphärische und chromatische Korrektur, darunter 3 Spotdiagramme für Bildmitte, 5mm und 10mm von der Achse entfernt, jeweils in 3 Farben 486nm 546nm 656nm. Dazu ganz rechts in der Grafik die Bildfehler 3. Ordnung. Wert ist auf Koma, Astigmatismus und Wölbung zu legen. Da es sich bei der Austrittspupille am Okular immer um ein sehr dünnes Strahlenbündel handelt, können die sphärischen Fehler weitgehend vernachlässigt werden.
Allein durch diese Fehlerrechnung erkennt man, dass es einen bestimmten Abstand gibt, welcher einen besten Kompromiss aller Werte bedeutet. Das Spotdiagramm gibt dann noch über Form und Farbabweichung Auskunft. Gerade die CVD läßt sich gut abschätzen.

Was passiert bei falscher Einbaurichtung ? Hier schon für die günstigste Pupillenlage gerechnet.





Beim Spotdiagramm mußte die Fenstergröße um den Faktor 2 vergrößert werden, so extrem zeigt sich der Fehler durch Bildfeldwölbung. Auch wenn die anderen Fehler noch erträgliche Größen zeigen, so stört doch die Wölbung sehr. Selbst in der Grafik für den Strahlenverlauf kann man die ungünstige Bildfeldwölbung erkennen.

Viele Fragen werden offen bleiben. Geht eine plankonvexe Linse, ein Brillenglas, ein Meniskus?
Antwort : JA, ABER !
Die Fehler steigen weiter an und die CVD wird recht stark betont. Es lohnt also nicht hier einige Euros zu sparen.
Eine weitere Frage könnte lauten : Kann mit einem "Sonderachromat" das Ergebnis noch verbessert werden ?
Antwort : JA , aber woher bekommen ?

Viel Spass mit diesem Bericht über eine weitere Art der Kameraanpassung.
Peter




peter-h

#16
Hallo Martin,

das Coolpix Thema ist wohl auch bei Fotografen bekannt. Ich habe etwas geforscht.
Zitat eines Fotografen:
Das Voigtländer Ultron 2.0/40 SLII zeigt diese "Zwiebelringe" auch, besitzt ebenfalls eine asphärische Linse. Es ist trotzdem ein gutes Objektiv – wie das 40er von Canon auch.

oder wie es besser geht
Zitat:
...... bei Leica gibt es nur geschliffene Aspären.
Die werden in Wetzlar mit einem magnetischen Schleifmittel hergestellt, das elektronisch nur an den Stellen aktiviert wird wo etwas abgetragen werden soll. So können sie jede beliebige Linsenform herstellen.
Da dieses Verfahren sehr genau, andererseits auch sehr teuer ist, wird dadurch u.a. der hohe, aber gerechtfertigte Preis für bestimmte Leica-Optiken erklärt.


Die Coolpix/Zwiebelringe sind also auf das günstige Herstellungsverfahren zurückzuführen. Da wir diese Objektive fast immer mit einem sehr dünnen Lichtstrahl durchdringen (kann 1mm und weniger im Durchmesser sein) bildet man wie im Schattenkabinett alle Oberflächenfehler, wie Staub oder Polierfehler mehr oder weniger scharf ab.

Abhilfe ist einfach  ;D Objektive ohne Asphären kaufen  ;D ;D ;D
Schöne Pfingsten
Peter

JB

Hallo Peter,

Super, vielen Dank!

Die Bedeutung des Abstands (hier mit 14mm recht lang) zwischen Austrittspupille des Okulars und dem Achromaten hatte ich in seiner Bedeutung noch nicht erkannt.

Frohe Pfingsten,

Jon

detlef.q

Hallo zusammen,

als ich beim Durchstöbern des Forums auf diesen Bericht gestoßen bin, habe ich erst mal einen kleinen Schrecken bekommen.

An einem Zeiss Standard RA verwende ich eine Fotoadaption, bei der als Foto-Objektiv ein Canon EF 40mm 1:2,8 ,,Pancake" eingesetzt ist. Bisher war ich mit dieser, von Joachim (-JS-) entwickelten Lösung, sehr zufrieden. 

Das, aufgrund der bei Canon angewandten ,,Billigfertigung" der Linsen, Ringe bei zugezogener Blende auftreten sollen, hatte ich bisher nicht bemerkt. Und dann auch noch ein unschöner Hotspot...

Ich habe versucht diese Mängel bei mir nachzustellen, bisher aber nichts gefunden: Kein Hotspot, keine zentrischen Ringe und auch eine annehmbare optische Leistung!

Allerdings kann ich mit den verwendeten optischen Komponenten von peter-h nicht mithalten.

Meine Adaption sieht folgendermaßen aus:
Kamera Canon EOS 1000D, Foto-Objektiv Canon EF 40mm 1:2,8, Okular Zeiss KPL10x/18 Brille und bei den folgenden Bilder das Objektiv Zeiss PL 10/0.22 160/-. Also alles noch erschwingliche Komponenten. Wer hat schon ein S-KPL...

Als Beleuchtung diente ein LED. Das Objektmikrometer ist ein altes von Leitz, mit einem sehr dicken Deckglas über der Skalierung.
Die Bilder sind nicht nachbearbeitet, nur verkleinert.

1) Normales Hellfeld, alle Blenden offen.



2) Hellfeld, Aperturblende geschlossen



3) Hellfeld, Aperturblende geschlossen und Klapplinse zur Seite genommen.



Das, was an Störungen bei den beiden unteren Bildern zu sehen ist, befindet sich fast alles auf der Linse des Kondensors. Durch ein Dezentrieren des Kondensors verändern diese Störungen die Position.

Meine kleine Untersuchung habe ich mit einem 10er Objektiv gemacht, wie es bei einer stärkeren Vergrößerung aussieht, kann ich noch nicht sagen.

Ich bin der Meinung, dass das Canon Pancake als Foto-Okular gut geeignet ist. Sicher ist es ein ,,Plastikbomber" und der Eine oder Andere mag dieses nicht. Einen Vorteil gibt es allerdings noch, welcher von –JS– in diesem Thread bereits erwähnt wurde: Viele alte und auch gute Optiken weisen mehr, oder weniger viele Kratzer auf, die sie in ihrem langen Dasein erhalten haben. Bei dem Canon Pancake dagegen, kann man auf eine neue, unbeschädigte Optik zurückgreifen.  Dieses ist meiner Meinung nach ein riesen Vorteil.


Viele Grüße
Detlef

beamish

Hallo Detlef,

einen Schrecken muß man nur bekommen, wenn das bei einem selber auftritt...
Es mag an der Konstellation der Adaption liegen. Da ist ja noch mehr als das Canon Pancake und das KPL zwischen dem Mikroskop-Objektiv und dem Kamera-Chip. Bei mir ist es halt "nur" die "Glocke", ein Schwalbenadapter mit 34mm Gewinde und ein Adapter von 34 auf 49mm. (Also alles auch sehr erschwinglich). Wie sieht denn deine mechanische Adaption aus? Deine Bilder vom Mikrometer sind nämlich top!

Grüe

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

detlef.q

#20
Hallo Martin,

in meiner Fotoadaption habe ich nicht mehr optische Bauteile, als es bei Dir der Fall ist.

Hier ein Bild von meiner Adaption:


Den Aufbau des Adapters hat Joachim in dem folgenden Thread in seiner sehr ausführlichen Art beschrieben:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=17580.msg134340#msg134340

Ich hoffe, dass es Dir gelingt, die Kamera so zu adaptieren, ohne das optische Fehlleistungen auftreten.

Per Mail bat mich Peter (peter-h) um den folgenden Versuch:

Ein Präparat mit einem immergierten 100er Objektiv aufzunehmen, dieses dann zur Seite zu drehen und die Blende zu schließen.
Peter, gerne habe ich diesen kleinen Versuch durchgeführt. Natürlich auch aus eigenem Interesse!

Als Objektiv habe ich ein Zeiss F100/1,25 Oel 160/- verwendet.

Hellfeld, Aperturblende offen:



Hellfeld, Aperturblende geschlossen:



Viel Dreck, aber keine Ringe und keinen Hotspot.

Somit steht für mich fest, dass das Canon EF 40mm 1:2,8 als Foto-Objektiv eine gute Wahl und die von Joachim entwickelte Adaption hervorragend gelungen ist.

Herzliche Grüße
Detlef

beamish

Hallo Detlef,

meine Erfahrungen sind leider nur empirisch, da ich von Optik und Strahlengängen nur wenig Ahnung habe. Ein Hauptunterschied zwischen deiner und meiner Adaption (am gleichen Trinotubus) ist, daß deine Adaption den Tubus am Fuß umfaßt und meine am "Kopf". Meine ist dadurch viel "wackliger", wobei ich auch sagen muß, daß das Canon-Pancake da noch mehr Spiel einbrachte, als das Pentax, das in sich steif ist.

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Leonardo75

Zitat von: beamish in Juni 05, 2014, 22:48:30 NACHMITTAGS


Aber warum geht das bei mir nur so grau und flau? Das ist offenbar ein ganz anderes Problem. Ich sollte doch so ein Objektmikrometer einfach in Schwarz-Weiss (wie im Beobachtungstubus) und nicht Grau-in-Grau abbilden können. Mache ich da was bei der Kameraeinstellung (EOS 500D) falsch?

Die Frage ist zwar noch aus dem Juni, aber eine Antwort hatte ich in diesem Thread nicht gefunden.

Ich vermute, dass Du in der Zeitautomatik das Bild gemacht hast. Die Kamera weiss nicht, wie hell das Bild sein könnte und versucht dann einen Mittelwert der Gesamthelligkeit einzustellen. Dabei versucht die Kamera alles so zu belichten, dass im Mittelwert ein "18 % grau" rauskommt. Das entspricht dann Deinem Grau in Grau. Wenn Du Menschen oder eine Wiese fotografierst klappt das ganz gut, aber wenn Du sehr dunkle oder sehr helle Motive damit fotografierst, denkst die Kamera, dass die Beleuchtung nicht stimmt und belichtet bei sehr hellen Motiven (z.B. Schneebilder) zu kurz und das Bild wird dunkler (Dein Fall), oder es belichtet bei dunklen Motiven zu lange und das Bild ist zu hell.

Wenn Du im A-Modus weiterhin arbeiten sillst, dann musst Du die Belichtungskorrektur einstellen und mit der +- Taste zu helleren Bildern verschieben. Besser wäre es allerdings im manuellen Modus zu fotografieren, dann brauchst Du nur einmal die Belichtung einzustellen, in Deinem Fall statt einer 1/320 Sekunde, wie auf Deinem Bild eher auf 1/100 bis 1/60. Ich glaube, das sähe stimmiger aus.

beamish

Danke Leonhard,

da bin ich inzwischen auch drauf gekommen und "überbelichte" mit der +-Funktion.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Sascha D. F.

Hallo Ihr Pfannkuchenliebhaber  ;D,

mal so ne Frage zu den Kosten.
Was habt Ihr so grob für alles in allem bezahlt?
Also Okular, Pencake, mechanische Adapter zu den Kameras oder Mikroskopen.
Das würde mich mal interessieren.
LG
Sascha Danny

beamish

Hallo Sascha,

das ist eine "indiskrete" aber berechtigte Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Ich denke, daß es vielen von uns so geht, daß eine Problemlösung oft aus einer Mischung aus bewußt zugekauften Objekten und Dingen aus der "Grabbelkiste" besteht, deren Herkunft und Anschaffungskosten nicht mehr so klar sind. Das ist also eine Mischkalkulation. Ich konnte aber eruieren, daß ich für das Pentax-Pancake 40mm 86€ investiert habe. Und für das KPL-W 12,5 x Brille + Glocke + Zeiss-Ikon-Anschlußplatte zusammen 35€. Das sind aber absolut keine Richtwerte (besonders letzterer nicht), die dir weiterhelfen könnten! Das waren Dinge aus der Bucht die preislich deutlich nach oben und unten schwanken können. Es ist eine Frage der Geduld und des Glücks, da einen guten Fang zu machen, wenn er denn dann einer ist.

Herzlich
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

detlef.q

Hallo Sascha,

ich konnte bei meiner Fotoadaption nicht auf Dinge aus der "Grabbelkiste" zurückgreifen, von daher musste ich dafür etwas tiefer in die Tasche greifen, was ich allerdings überhaupt nicht bereue.

Das Canon EF 40mm 1:2,8 kostet zur Zeit bei Amazon 172 Euro und für ein gut erhaltenes Zeiss KPL 10/20 Brille kann man leicht 60 Euro ausgeben.
Dann kommt da noch der Fotoadapter, der fertigt sich ja nicht von alleine.

Wenn Du an einer Adaption interessiert bist, dann frage doch mal bei einem der "Adapterixe" im Forum an. Du bekommst dann sicher eine Info.

Viele Grüße
Detlef