Botanik: Cissusblättriger Ahorn (Acer cissifolium) *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Mai 13, 2014, 09:59:19 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

der Ahorn gehört zur Gattung der Aceracceae. Es gibt 120 – 150 Arten. Forstwirtschaftlich ist dieser Baum sehr bedeutend, die meisten Arten findet man in der nördlich gemäßigten Zone Asiens, Europas und Amerikas; einige Arten dringen bis in tropische Gebirge Mittelamerikas und  SO – Asiens vor (Java und Sumatra bis in die Südhemisphäre). Die meisten Arten liefern wertvolles, dekoratives, zerstreutporig, hellfarbig, homogen strukturiertes Holz.
Bei zerstreutporigem Holz sind die Gefäße im Frühholz und Spätholz fast gleich groß und über den gesamten Jahresring verstreut. Die Jahresringgrenze ist meist unscharf. Da die inneren Gefäße länger aktiv sind, kann bei einer Verletzung der Wassertransport sehr gut aufrechterhalten werden.
Der Cissusblatt – Ahorn wurde ursprünglich 1854 als ,,Eschen – Ahorn"  beschrieben, aber bald als besondere Art erkannt und 1860 von Philip Siebold in europäischen Parks und Gärten eingeführt.
Philipp Franz Balthasar von Siebold (1796 – 1866) war ein bayerischer Arzt, Japan- und Naturforscher, Ethnologe, Botaniker und Sammler. Er lebte von 1823 bis 1829 sowie von 1859 bis 1862 in Japan.
Siebold ist einer der wichtigsten Zeugen des Japans der späten Edo-Zeit und wird dort bis heute hochverehrt.
Anlässlich des 200. Geburtstags von Philipp Franz von Siebold erschien eine Briefmarkenausgabe in Japan.

Bild 01

Das Porträt beruht auf einer Kreidezeichnung, die Joseph Schmeller, am 16. Mai 1835 in Weimar angefertigt hatte.

In den Niederlanden in der Hortus Botanicus, Leiden steht ein monumentaler Cissusblättriger Ahorn.
Der Umfang des Baumes ist 2,51 Meter auf einer Höhe von 20 cm gemessen (15 Mai 2013, Wim Brinkerink). Seine Höhe ist nicht bekannt. Dieser Baum wurde in im Jahr 1860 gepflanzt, wodurch es genau 154 Jahre alt ist.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ahornarten hat dieser aus  Japan stammende Baum gefiederte Blätter. Deren Herbstfärbung ist gelb und orange selten rot. Obwohl man den knapp 10 Meter hoch wachsenden Baum mit ausladender Krone leicht ziehen kann, ist er schwer zu erwerben, denn männliche Pflanzen sind selten, und somit stehen fruchtbare Samen oft nicht zur Verfügung.
Im Gartenhandel kann man den frostharten Baum also nur durch die langsamere Methode über Absenker ziehen.
Die Absenkermethode ist eine Variante des Ablegens. Die Triebe werden in einem engen Bogen dicht an der Mutterpflanze im Boden eingesenkt und fixiert, wobei die Triebspitze aus der Erde ragt. Diese Methode ist dann sinnvoll, wenn nur wenige junge Pflanzen gewonnen werden sollen. Geeignete Pflanzen: Fächer-Ahorn (Acer palmatum), Felsenbirne (Amelanchier sp.), Scheinhasel (Corylopsis sp.), Zaubernuss (Hamamelis mollis) und Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium).

Bild 02

Quelle: Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V

Acer cissifolium hat  stets 3 – zählige  grob gesägte Blätter mit einem drahtartigen roten Stiel. Die Art ist zweihäusig, die gelbgrünen Blüten erscheinen in aufrechten Traubenerst  zur Laubentfaltung. Zweihäusig bedeutet: Es gibt männliche und weibliche Pflanzen.

Bild 03 Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Systematik:

Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Unterfamilie: Rosskastaniengewächse (Hippocastanoideae)
Gattung: Ahorne (Acer)
Art: Cissusblättriger Ahorn
Wissenschaftlicher Name: Acer cissifolium
Alternative Bezeichnungen:  Jungfern-Ahorn
Englischer Name: maple

W3Asim – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Astrablau

Arbeitsablauf :

1.   Fixierung in AFE III
2.   Fixiermittel auswaschen in 70% Ethanol, 5 Minuten.
3.   50% Ethanol, 3 Minuten.
4.   30% Ethanol, 3 Minuten.
5.   Wasser entmin., 3x wechseln je 1 Minute.
6.   Färben: 10 Minuten.
7.   In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute.
8.   In 100% Isopropylalokohol  ( 99,9 %) sorfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden, 2.Stufe = 3 Minuten, 3.Stufe = 5 Minuten.
Kritisch ist die sorgfältige Entwässerung in Isopropylalkohol. Hierfür nur Minimum an  Wassser in Isopropylalkohol verschleppen. D.h. den Schnitt nur feucht (nicht nassfeucht!) überführen.
In Isopropylalkohol wird Überschuss an Acriflavin ausgewaschen. Sobald die 2. Stufe Isopropylalkohol auch nur leicht gelb anfärbt, Isopropylalkohol in weiteren Stufen wechseln bis keine Gelbfärbung mehr Auftritt.
9.   Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
10.   Einschließen in Entellan.

Fotos: Nikon D5000

Teil 1: Zweijähriger Spross, Querschnitt 30 µm

Bild 04  Übersicht, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 05  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

MP = Markparenchym, T = Trachee, PMS = primärer Markstrahl, XY = Xylem, J = Jahresringe, K = Kambium, PH = Phloem, SK = Sklerenchymring, RP = Rindenparenchym, PE = Periderm, EP = Reste der Epidermis

Bild 06 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Xylem mit zahlreichen Tracheen. Das Xylem dient hauptsächlich der Leitung von Wasser, das aus den Wurzeln durch das Xylem angeliefert wird. Da hier aber auch Strahlen vom Mark aus durch das Xylem verlaufen, und auch mit diesem in Verbindung stehen, würde ich auch eine weitergehende Transportfunktion unterstellen. Darüber hinaus wirkt die Verholzung des Xylems sicher auch stabilisierend.

Bild 07 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Markparenchym. Dem Markparenchym kommt hier eine Speicherfunktion zu. Ein deutlicher Nachweis der Speicherfunktion des Markgewebes lässt sich erbringen, wenn man im Markgewebe nach rundlichen Gebilden Ausschau hält. Lassen sich diese mit Jodlösung blau anfärben, handelt es sich um Stärke.

Bild 08 Vergrößerung , Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Xylem mir Strahlen

Bild 09  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 10  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Teil 2: Spross, Längsschnitt 30 µm

Bild 11  Übersicht, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.

Bild 12  Vergrößerung aus der Übersicht, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 13 Querschnitt, Längsschnitt, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 14 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Lentizelle (Korkwarze), die Produktion der Füllzellen hat hier bereits begonnen.

Bild 15 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 16 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium

Strahlen im Längsschnitt

Bild 17  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 18 Strahlen,   Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10


Teil 3: Blattstiel, Querschnitt 30 µm

Bild 19  Übersicht, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 20  Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

XY = Xylem, PH = Phloem, SK = Sklerenchym, RP = Rindenparenchym, HY = Hypodermis, EP = Epidermis, CU = Cuticula

Bild 21 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)


Bild 22 Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Phasenkontrastaufnahme

Bild 23  Vergrößerung, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Phasenkontrastaufnahme

Bild 24  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 25 Zentrales Leitbündel, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Cissusblättriger Ahorn  (Acer cissifolium)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Fazit:

Der  Blattstiel vom Cissusblättriger Ahorn  ist drahtartig, zum Schneiden ist eine neue Klinge zwingend notwendig.

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie.
Kosmos Baumführer Europa, ISBN: 978-3-440-11741-5
Taschenbuch der Gehölze, ISBN: 978-3-494-01448-7
Lexikon der Baum- und Straucharten, ISBN: 978-3-86820-123-9
Botanica, ISBN 3-8290-0868-6
Raven, Evert, Eichhorn ,,Biologie der Pflanzen", ISBN978-3-11-018531-7

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

hajowemo

Lieber Hans-Jürgen,
wieder ist ein toller Beitrag entstanden.
Ich finde die Längsschnitte besonders interessant.
Solche Schnitte sind mir bisher noch nicht gelungen.
Danke für die Arbeit.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
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Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Jan Kros

Hallo Hans-Juergen,
Schoene Schnitte zeigst du uns wieder.
Genau wie auf den Wohldenberg, ich bin seht begeistert.
Herzlichen Gruss
Jan

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

es macht immer wieder Spaß, Deine ausführlichen Beschreibungen zu lesen und die Schnittbilder zu betrachten! Mir geht es wie Jochen: die Längsschnitte  des Sprosses finde ich besonders interessant, grade auch unter Fluoreszenz.

Deine Bilder 4 und 5 zeigen den Sklerenchymring des dreijährigen Sprosses. Hier wäre eine Detailaufnahme interessant: es müsste möglich sein, zwischen dem ursprünglichen Sklerenchym und den im Rahmen des sekundären Dickenwachstums eingewachsenen Zellen (oft Steinzellen ...) zu unterscheiden.
Unter dem Sklerenchymring liegt übrigens das zusammengeschobene und nicht mehr funktionale Phloem der ersten beiden Jahre als rotbraunes Konglomerat direkt oberhalb des frischen Phloems.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

danke für Euer Lob.

Lieber Jochen,

es gibt Pflanzen, wo es nicht schwierig ist Längsschnitte anzufertigen. Beim Cissusblättrigen Ahorn (Acer cissifolium) hatte ich Glück.

Lieber Jan,

es freut mich, dass Dir meine ,,Wohldenberg – Schnitte" gefallen haben.

Lieber Jörg,

diese Detailaufnahme zeigt eine etwas größere Steinzelle.

Die Steinzellen(Sklereden) sind isodiametrisch, d. h. sie haben nach allen Richtungen des Raumes etwa die gleiche Ausdehnung. Hier im Sklerenchym des Cissusblättrigen Ahorns  (Acer cissifolium )habe ich diese Zellen nur vereinzelt gefunden. Sie können einzeln auftreten (als Idioblast) oder ein Festigungsgewebe (Sklerenchym) bilden.  Durch Aussparung  gewisser Wandstellen beim Dickenwachstum entstehen Tüpfel bzw. Tüpfelkanäle. Sie sind von den Tüpfeln der Nachbarzelle durch eine Schließhaut getrennt. Quelle: Mikroskopisch-Botanisches Praktikum, Wilhelm Nultsch)

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

danke für die Detailaufnahme - sie zeigt genau, was ich erwartet habe.

Hier meine Interpretation: die kleinen Zellen im Sklerenchymring sehe ich als Zellen aus dem Ring des primären Sprosses, ggf. auch als Bestandteile von Sklerenchymkappen der Leitbündel (so junge Ahornsprosse habe ich selbst noch nicht gesehen).
Mit Einsetzen des sekundären Dickenwachtums wird der Spross natürlich dicker und der Sklerenchymring reisst auf oder droht aufzureissen. Dann kommt es zur Bildung der großen Sklereiden, die eine Lücke im Ring verhindern.
Das Phloem aus dem Vorjahr wird hingegen einfach "zerquetscht". :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für Deine interessante Interpretation.

Gruß

Hans-Jürgen
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