Stereomikroskop MBS-10 vs. Leitz 1930er Jahre

Begonnen von Lupus, Juni 19, 2014, 18:58:23 NACHMITTAGS

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Lupus

Hallo Wolfgang,

das mit der Lobby war auch nur ein Scherz, ich habe ja selbst so ein Teil. Die Fotos habe ich nur gemacht, um den Unterschied zu dokumentieren und nicht die Eignung als Fotomikroskop. Und der visuelle Unterschied zwischen altem Leitz und MBS ist real vorhanden. Optisch (außen und innen) ist das Leitz halt ein Genuss. Ich räume ein, dass für die meisten praktischen Anwendungen dieser Qualitätsunterschied vollkommen unwichtig ist, fürs Löten, Präparieren und geringere Vergrößerungen reicht es immer. Es wäre mal interessant, die optische Qualität aktueller billiger Greenough-Modelle (Bresser o.ä.) zu vergleichen.

Hubert

Bernd Kaufmann

Hallo zusammen,

das Thema Greenough- vs. Fernrohr-Typ hat mich auch längere Zeit beschäftigt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16332.15

Die Idee, den Unterschied an einem Durchlicht-Präparat zu demonstrieren, wollte ich nun auch einmal ausprobieren. Zum Vergleich habe ich mir eine ganz primitive Durchlicht-Einheit (LED) gebastelt. Die Kamera samt Adaption und das Okular waren für beide Mikroskope gleich. Beide Mikroskope sind von Zeiss, eines ist das DR, das andere ein Stemi IV Zoom. Als Präparat diente ein Schnitt durch den Blattstiel einer Anubias barteri.

Hubert, ich hoffe, dass Du nichts dagegen hast, wenn ich hier die Bilder einstelle? Falls doch, melde Dich bitte, dann lösche ich sie sofort und mache einen neuen Thread auf.

Bild 1: Greenough-Typ



Bild 2: Fernrohr-Typ (Zoom)



Meiner Meinung nach ist das Ergebnis eindeutig. Trotzdem arbeite ich zum Präparieren und bei sonstigen Aufgaben aus rein praktischen Gründen lieber am Stemi IV Zoom. Die optisch schlechtere Qualität fällt dabei nicht auf.

Man beachte aber, dass für Fotos dieser Art am Greenough-Typ irgendeine Anpassung wie im Link oben notwendig ist.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Lupus

#17
Hallo Bernd,

diesen früheren Thread hatte ich auch einmal gelesen, aber längst wieder vergessen. Ich hätte von Zeiss eigentlich mehr erwartet, jedenfalls einen geringeren Unterschied bei beiden Mikroskoptypen. Bei der Korrektur mancher Fehler scheinen auch Spitzenfirmen machtlos zu sein (bzw. den Aufwand noch im finanzierbaren Rahmen halten zu wollen). Dass der Fernrohrtyp Vorteile bei Menschen mit "stereoskopischer Sehschwäche" hat war mir bisher auch nicht bewusst (oder habe ich da etwas falsch verstanden?)

Wie hoch ist denn die Objektivvergrößerung bei den Aufnahmen?

Hubert

Bernd Kaufmann

Hallo Hubert,

die Objektivvergrößerung ist beim DR 2,5x, beim Stemi IV ungefähr gleich (Zoom). Aber ich habe ja auch noch ein LOMO MBS 9, das optisch, soweit ich weiß, identisch mit dem MBS 10 sein soll. Damit konnte ich zwar nicht ganz exakt diese Objektivvergrößerung nachstellen, aber ich denke, das ist doch noch im Rahmen der Vergleichbarkeit:



Im direkten Vergleich schlägt sich das Lomo doch ganz gut. Zumal bei den Zeiss-Instrumenten deutlich bessere Okulare (10x) verwendet wurden und am Lomo das Original (8x). Die Lichtquelle war prinzipiell dieselbe, aber beim Lomo umgelenkt über den Spiegel.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

Lupus

Hallo Bernd,

ZitatIm direkten Vergleich schlägt sich das Lomo doch ganz gut.
ich finde dass da im Vergleich zum Stemi IV Zoom schon ein deutlicher Qualitätsabfall erkennbar ist. Die Farbwidergabe ist auch deutlich undifferenzierter. Aber vielleicht ist die Vergrößerung zu gering (2x8 im Vergleich zu 2.5x10) und die Details verschwinden hinter den Bildpixeln. Besser währe wahrscheinlich 4x8 zu vergleichen.

Hubert


Lupus

#20
Hallo Sebastian,

wie angeregt noch ein "3D-Objekt" im Vergleich (auch wenn es nicht wie gewünscht biologisch ist - die Mikroorganismen haben einfach nicht still gehalten  ;)). Wieder hohe Vergrößerung mit Obj.8x/Ok.8x Leitz, Obj.7x/Ok.8x MBS-10. Beleuchung mit LED von links. Die Bilder sind unbearbeitet.
Leitz:


MBS-10:


Beim Leitz sieht man deutlich den beim Greenough-Typ üblichen Schärfeabfall zur Seite hin. Insgesamt ist aber wieder der gleiche Unterschied wie auch beim Durchlicht-Präparat: Eine höhere Auflösung und deutlich besserer Kontrast beim Leitz, und auch eine bessere Farbwiedergabe.

Hubert

Frank D.

#21
Hallo Hubert,

also irgend etwas stimmt mit dem MBS bzw. Deiner Beleuchtung nicht. Ich halte mal folgenden Bilder zum Vergleich:

MBS-10, mit Canon A590 Kompaktkamera auf Stativ und durch ein 14x Okular (rechte Seite) fotografiert.
Auflicht: Beleuchtet mit einer LED-Taschenlampe (ca. 45°) bei großem Lichtkegel (also keine Spot-Beleuchtung).
Durchlicht: Beleuchtet mit der LED-Taschenlampe durch den Sockel und über die eingebaute Milchglasscheibe.
Jeweils in den Walzenstellungen 1, 2, 4, 7, also bei 14-, 28-, 56- und 98-facher Vergrößerung.
Weißabgleich über PhotoImpact 10 und Bildreduzierung über IrfanView (ich bin kein Experte in Sachen Bildbearbeitung).
Ein Foto der Münze habe ich über den Kameramonitor sehr unscharf eingestellt und gelöscht und bei einem Münzfoto lag das Kameraobjektiv nicht direkt am Okular.

Jetzt muss ich dazu aber noch schreiben, dass ich die Linsensysteme eines jeden Strahlenganges, auch zueinander justiert habe.

Herzliche Grüße
Frank

PS: Die Unschärfe der rechten Bildseite liegt an der nicht rechtwinklig zum Strahlengang liegenden Einlegeplatte.



Blauregen










Mausembryo









5-Cent Münze






Lupus

Hallo Frank,

ein interessanter Aspekt, grundsätzlich gibt es bei Mikroskopen Exemplarstreuungen, und bei Lomo würde ich das weniger ausschließen als bei Zeiss. Was heißt, Du hast Dein Mikroskop justiert? Hast Du explizit festgestellt, das es nachher eine bessere Abbildung zeigte oder war es nur eine vorbeugende Aktion?

Bei der Beleuchtung kann ich mir kein Problem vorstellen, meine Vergleichsaufnahmen wurden mit jeweils der gleichen Konfiguration gemacht. Man sieht natürlich z.B. an den Glanzlichtern Deiner Münzaufnahme, dass Du breiter ausgeleuchtet hast, aber das dürfte in diesem Zusammenhang egal sein.

Ich habe nur mit der größten Objektivvergrößerung 7x gearbeitet (da hier die Unterschiede am markantesten sind und mich in der Praxis nur höhere Vergrößerungen interessieren), da sind die Bilder immer sichtbar schlechter, die beiden Durchlichtaufnahmen sind außerdem stärker herausvergrößert. Da müsste man zum Vergleich schon eine ähnliche Ausschnittsvergrößerung Deines jeweiligen "7x-Bildes" heranziehen. Und Deine im Vergleich relativ intensiv eingefärbten Schnitte - noch dazu mit dominanten Blauanteilen - sind dadurch auch schwer zu vergleichen.
Bei den Münzbildern kann ich eigentlich gar kein Problem erkennen, Deine 7x-Aufnahme würde ich eher für deutlich unschärfer einstufen.

Und noch ein Punkt: ich habe den Weißabgleich nur vor der eigentlichen Aufnahme mit der Kamera durchgeführt (Hintergrund durchs Okular ohne Objekt). Ein nachträglicher Weißabgleich mit einer Fotosoftware ändert nach meiner Erfahrung bei manchen Programmen deutlich den Kontrast!

Hubert

Lupus

Hallo,

ZitatWas mich mal interessieren würde: kriegt man wenn man durch beide Okulare fotografiert eine Stereo Bild?
Gegenfrage: warum nicht? Man braucht nur einen geeigneten Betrachtungsapparat. Wen die Stereofotografie interessiert empfehle ich das Buch "Stereofotografie und Raumbildprojektion" von Gerhard Kuhn (vermutlich nur noch antiquarisch), es geht darin allerdings speziell um anschließende Diaprojektion der Bilder. Enthält aber viel Theorie über die Grundlagen und Praxistips.

Hubert

Lupus

Hallo Frank,

noch ein Nachtrag (war gestern durch das Spiel Ghana gegen Deutschland etwas abgelenkt):
Das Bild kann auch durch die Blende der Kamera unterschiedlich beeinflusst sein. Das MBS-10 hat ja einen atypisch großen Austrittspupillendurchmesser aufgrund des großen Arbeitsabstandes bei entsprechender Apertur (beim 7x mit Okular 8x würde ich 2.5 mm abschätzen, könnte man ja leicht messen).
Eine Kompaktkamera hat umgekehrt aufgrund des kleinen Sensors einen geringen max. Blendendurchmesser. Bei der PowerShot 590 würde ich bei WW-Stellung max. 2.2 mm schätzen, nimmt bei leichter Telestellung etwas zu (ich vermute Du hast max. 2x verwendet).
Wenn man beim Fotografieren dann nicht darauf achtet, immer mit höchster Blende zu arbeiten, z.B. durch Blendenpriorität, wird die Kamerablende zur Gesamtsystemblende. D.h. die Wirkung ist ähnlich wie ein abgeblendeter Kondensor. Der Kontrast und die Auflösung ändern sich entprechend, ich könnte mir vorstellen dass das speziell beim Fernrohr-Typ eine sichtbare Auswirkung hat. Muss ich vielleicht einmal testen, ist nur so eine Theorie. Ich habe jedenfalls bewusst darauf geachtet, die max. Blende einzusetzen.

Hubert

the_playstation

Hallo Lupus
Mittlerweile benutze Ich lieber ein "normales" Mikroskop und Objektive mit langem Arbeitsabstand für höhere Vergrößerungen. Stereomikroskope mit brauchbarer, höherer Vergrößerung sind mir ehrlich gesagt zu teuer. Bis 50x sind günstige Steromikroskope klasse. 100x sind schon grenzwertig (außer bei teuren Stereomikroskopen). Z.B. ist die 7x Objektiv + 14x Okularvergrößerung beim MBS 10 meiner Meinung nach fast unbrauchbar. Dafür hat man halt einen sehr großen Arbeitsabstand und eine wunderschöne Stereosicht. Für Mikrobilder ist ein MBS 10 ohne Modifikation nicht optimal geeignet.
Beim MBS 10 - "Trommelmikroskop" gefällt mir der schnelle Wechsel der Vergrößerung.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

plaenerdd

Hallo Safari,
ZitatWas mich mal interessieren würde: kriegt man wenn man durch beide Okulare fotografiert eine Stereo Bild?
Hier durch beide Okulare des MBS-10 (Gipskristalle):


Dieses ist überhaupt mein erstes Anaglyphenbild. Ich habe nur die Digitalkamera von Hand  drüber gehalten. Da ist sicher viel mehr möglich, wenn man eine richtige Kameraanpassung mit gleichbleibendem Abstand, Winkel usw. hat. Auch die Kameraauslösung spielt sicher eine Rolle. Ich kann z.B. an der kleinen Knipse nicht von Hand scharf stellen. Das arbeitet eine Automatik, über die ich wenig Kontrolle habe und so sind die beiden Teilbilder wohl auch nicht ganz passend, aber das Prinzip "Fotos durch beide Okulare" funktioniert.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Frank D.

#27
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Lupus

Hallo Frank,

nachträgliche Gratulation übrigens, dass Du mein "Suchbild" sofort erkannt hast.
Anscheinend müssten wir für einen genauen Vergleich noch den Oxidationsgrad der Münze festlegen   ;D   
Möglicherweise reagiert das MBS empfindlich auf Streulicht, das sollte ich noch testen - ich hatte einen weißen Untergrund verwendet.

Hubert

Frank D.

Zitat von: Lupus in Juni 22, 2014, 21:49:53 NACHMITTAGS
...
Möglicherweise reagiert das MBS empfindlich auf Streulicht, das sollte ich noch testen - ich hatte einen weißen Untergrund verwendet.
....

Daran habe ich auch schon gedacht. Der im Vergleich zum Greenough-Typ größere Objektivdurchmesser und der Arbeitsabstand tragen bestimmt dazu bei. Wie weit ist die Objektivlinse bei Deinem Leitz vom Präparat entfernt?

Gruß
Frank