Einschlaglupen - Triplett - Fluoreszenz

Begonnen von treinisch, Juli 09, 2014, 01:10:19 VORMITTAG

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treinisch

Hallo liebe Mitglieder des Forums,

in dem Faden https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6869.15 gibt es ein prima Foto von Frank D. zu Werners Triplet-Achromat-Test über die Kit-Fluoreszenz.

Ich zitiere hier mal das Bild, das ich meine:



Eine Sache fällt mir allerdings auf: Da fluoresziert doch keine Kitschicht, sondern die ganze Flintglaslinse, oder nicht? Sonst dürfte doch der gelbe Strahl nicht durchgehend sein, sondern nur in zwei Stellen/Bereichen fluoreszieren?

Ich habe hier ein Hiller-billig-Triplett und da ist es eben so: Die Flintglaslinse fluoresziert, wobei es mir komplett neu wäre, dass Flintglas fluoresziert.

Viele Grüße
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

the_playstation

Hallo Timm.
Das Bild von Frank ist wirklich gelungen. An den Kit-Stellen scheint die Streuung besonders stark zu sein. Fluoriziert Flintglas eigentlich? Ist der sichtbare Strahl eventuell auf eine andere physikalische Eigenschaft zurückzuführen?

Liebe Grüße, Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

treinisch

Hallo Jorrit,

scheint niemanden außer uns zu interessieren, vielleicht ist es auch trivial?

Mittlerweile würde ich sogar noch weiter gehen: das war doch wohl ein blauer Laser, dann deuten die beiden roten Strahlen ja wohl auch auf Fluoreszenz hin?

Mir ist kein Grund bekannt, warum Glas so starke sichtbare Fluoreszenz zeigen könnte (naja, jedenfalls wenn kein Uran drin ist :-) das fluoresziert wohl ziemlich stark).

Ich gehe mal davon aus, dass optisches Glas wohl keinen so starken Tyndall Effekt zeigt? Die Wellenlänge des gestreuten Lichtes müsste dann aber meiner nicht vollständig reflektierten Meinung nach eher kürzer wirken als länger? (blauer statt gelber oder gar roter?)

Viele liebe Grüße
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

the_playstation

#3
Hallo Timm,
Ich habe, was Glassorten angeht, leider kaum Ahnung. :(
Bei grünen (und glaube auch blauen) Lasern wird ein IR-Laser als "Pump-Laser" benutzt, die IR Strahlung in einen noch langwelligeren Bereich gezogen, in einen Frequenzverdopplerkristall geleitet und danach wird die IR-Strahlung mit einem IR-Filter herrausgefiltert. Daher könnten verschiedene Wellenlängen für den Effekt verantwortlich sein.

Ich frage mich, welches Phänomen zu der Farbe des Strahls im Bild geführt hat? Ich kann mir keinen derartigen Fluorezenz-Effekt vorstellen.
Eventuell spielt auch eine Oberflächenvergütung als Filter eine Rolle? Der Strahl scheint in der einen Glassorte orange zu sein und in der anderen grün. Unverändert blau. Für mich rätzelhaft.

Wenn es Fluoreszenz wäre. Müßte die Hauptfarbe des Lasers (blau) nicht dominieren und die Farbe der Fluoreszenz überdecken?

Aber Ich bin zu unwissend und daher fällt mir kein logischer Grund für die Farbe ein.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

treinisch

Hallo Jorrit,
Zitat von: the_playstation in Juli 09, 2014, 23:12:13 NACHMITTAGS

Wenn es Fluoreszenz wäre. Müßte die Hauptfarbe des Lasers (blau) nicht dominieren und die Farbe der Fluoreszenz überdecken?


nein, das nicht. Bei Fluoreszenz wird das emittierte Licht im Prinzip in alle Richtungen abgestrahlt. Wenn keine Streuung oder Beugung auftritt, kann das blaue Licht ja nicht ans Auge gelangen, sondern eben nur das Licht aus der Fluoreszenz, das wie gesagt in alle Richtungen abgestrahlt wird.

Viele liebe Grüße
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

the_playstation

#5
Hallo Timm,
Stimmt. Man schaut ja nicht in den Laserstrahl sondern sieht die im Glas reflektierten oder emittierten Strahlungen.

Danke und viele liebe Grüße, Jorrit.

Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Frank D.

#6
Zitat von: treinisch in Juli 09, 2014, 22:58:54 NACHMITTAGS
Hallo Jorrit,

scheint niemanden außer uns zu interessieren, ...

Hallo Timm,

es interessiert!  :)
Der Laser ist einer mit 405nm Wellenlänge und die grüne Fluoreszenz tatsächlich nur an der Kronglaslinse beobachtbar.
Jetzt habe ich auch schon nach der Ursache gesucht und bin bei Kronglas auf evtl. Verunreinigungen des Quarzglases oder, wie Du bereits erwähnst, auf Urananteile gestoßen.
Welche (Glas-)Zusammensetzung jetzt allerdings hier vor mir liegt ..... ich habe keine Ahnung.

Herzliche Grüße
Frank


Klaus Henkel

Zitat von: treinisch in Juli 09, 2014, 22:58:54 NACHMITTAGS
Hallo Jorrit,

scheint niemanden außer uns zu interessieren, vielleicht ist es auch trivial?

Timm

Ein langjähriges Ehrenmitglied unserer Vereinigung in München (MVM) bezeichnete einmal das Ergebnis einer solchen liebenswürdigen Forschertätigkeit als "schönes Beispiel von erhabener Nutzlosigkeit". - wobei er das Ergebnis seiner eigenen Tätigkeit meinte.

Immerhin: Erhaben! Also bleibt dran, vielleicht ist ja tatsächlich 'was dran.

Gruß
KH

Frank D.

#8
Hallo Timm,

eine weitere Möglichkeit wäre die Verwendung eines optischen Glases, dessen Fluoreszenz ähnlich der der Schott-Gläser GG-17 und GG-21 ist.
In dem Buch "Lunineszenz-Analyse im filtrierten ultravioletten Licht" (J.Eisenbrand, P.W.Danckwortt /1964) finde ich einen Hinweis auf eine Liste (Glaswerke Schott & Gen., Mainz von 1959), in der oben genannten Gläsern eine starke grüngelbe Fluoreszenzfarbe bei 366nm Bestrahlungswellenlänge zugeschrieben wird.
Und GG-17 ist ein farbloses Glas, das in einem mir nicht vollständig vorliegenden Aufsatz http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1748-1716.1966.tb03356.x/abstract als "uranyl glass Schott GG 17" bezeichnet und wohl auch als "Standard zur Referenzierung von Lumineszenzsignalen" http://www.google.com.mx/patents/EP1696224A2?cl=en (PDF herunterladen ... direkt auf der ersten Seite) eingesetzt wurde.

Also vielleicht doch Uran?
(mein russischer Dosisleistungsmesser zeigt sich jedenfalls unbeeindruckt  :D )

Herzliche Grüße
Frank

martin_hu

Hallo Fluoreszenzinteressierte

bei mir steht ein grosser Block BaSF1 rum dieses Glas zeigt eine eindrückliche Fluoreszenz!



bei Edmund wird es zusammen mit BK7 für Steinheil Triplets verwendet:

http://www.edmundoptics.com/techsupport/resource_center/product_docs/prnt_45399.pdf

gruss  ;)

Martin

treinisch

Hallo Martin,

ich bilde mir ein, auch bei Bleikristall eine Fluoreszenz zu sehen.

Spannend!

Es ist also gar nicht so ungewöhnlich, dass Glas fluoresziert!

Wer hätte das gedacht.

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

peter-h

Hallo Frank,

das GG 17 Glas wie im Bild ist gelb-grün und fluoresziert enorm stark.
Meine Messgeräte zeigen auch, dass der Aufdruck, wenn auch sehr schwach, berechtigt ist. Aus dieser alten Zeit stammen auch die Gläser VG3 als Grünglas.
Viele Gläser haben eine mehr oder weniger starke Eigenfluoreszenz. Daher sollte man in der Mikroskopie auch nicht als Sperrfilter für die Fluoreszenz die Schott GG495 , OG515, OG530, OG550 usw. einsetzen. Sie verschlechtern durch die Fluoreszenz den Kontrast. Wenn es sein muß kann ich bei Gelegenheit Beispiele bringen.

Viele Grüße
Peter

treinisch

Hallo,

ich könnte jetzt noch eine Aufnahme von ordinärem Nachtisch-Schälchen Bleikristall beisteuern:



Viele liebe Grüße

Timm

P.S. Der Klebestreifen am unteren Rand dient der Kontrastverbesserung.
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

JB

Zitat von: treinisch in Juli 09, 2014, 01:10:19 VORMITTAG
Die Flintglaslinse fluoresziert, wobei es mir komplett neu wäre, dass Flintglas fluoresziert.

Ist es nicht eher umgekehrt? Als Auflichtfluoreszenz breit eingefuehrt wurde, bedurfte es grosser Anstrengungen der Mikroskophersteller, um der Autofluoreszenz ihrer Objektive (der Glaeser und Linsenkitte) herr zu werden.

Hier ist noch ein schoenes Photo mit einem 405nm Laser: https://www.flickr.com/photos/hrumkorf/10424774693/in/photostream/

Jon

TPL

Zitat von: JB in Juli 12, 2014, 20:12:54 NACHMITTAGSIst es nicht eher umgekehrt? Als Auflichtfluoreszenz breit eingefuehrt wurde, bedurfte es grosser Anstrengungen der Mikroskophersteller, um der Autofluoreszenz ihrer Objektive (der Glaeser und Linsenkitte) herr zu werden.

Hallo Jon,

diesen Eindruck hatte ich auch. Da aber die Barrierefilter auch schon in Durchlichtfluoreszenz-Zeiten (also vor der Auflichtfluoreszenz) typischerweise hinter den Objektiven saßen, gab es schon früher ein Problem mit den Fluoreszenz-Eigenschaften der verwendeten Objektive.

Ein schönes Beispiel sind frühe Fluorit-Objektive. In diesen wurde noch natürlicher Flussspat (=Fluorit und namensgebend für die Fluoreszenz!) verwendet. Dashalb waren sie nicht etwa besonders gut für Fluoreszenz-Anwendungen geeignet, sondern – im Gegenteil – ziemlich ungeeignet. Das änderte sich erst, als synthetischer Fluorit so rein hergestellt werden konnte, dass er nicht mehr fluoreszierte. Wenn ich mich recht täusche, war das in den 1940er-50er Jahren... (Olaf, weißt Du mehr dazu?)

Fluoreszenzfreie Grüße
Thomas