Neue Belederung eines Fernglases

Begonnen von ortholux, August 03, 2014, 13:33:18 NACHMITTAGS

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ortholux

Etwas ot, da es sich um ein Fernglas handelt. Aber nehmen wir einmal an, es sei eine binokulare Prismenlupe.

Das gute Stück ist in schönem Zustand und verfügt über eine hervorragende Abbildungsleistung. Deshalb soll es wieder "aufgehübscht" werden.
Die Belederung fehlt komplett. Ich habe noch einen Bogen genarbtes Kunstleder.

Folgende Fragen:
1. Wie mache ich am zweckmäßigsten ein Schablone? Einfach Papier drandrücken, mit dem Cutter nachschneiden und dann die entstandene Form durch Interpolation aufbereiten? Geht es vielleicht eleganter?
2. Womit klebe ich das Leder?



Einen schönen Sonntag wünsche ich.
Wolfgang

Peter V.

Lieber Wolfgang,

gibt es nicht bei Euch im ländlichen Bergischen noch eine klassischen Schuster (nicht den üblichen Mister Minit etc.), dem man diese Arbeit für ein paar EUR anvertrauen könnte?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

anne

Hallo Wolfgang,
ein sehrguter LederKleber ist "Kövulfix".
Ich arbeite ab und zu auch mit Leder und benutze diesen dafür.

Allerdings verwende ich für meine Zwecke relativ dickes Leder. Nur vorher zur Info.

lg
anne

the_playstation

#3
Hallo Wolfgang,
"Wie ich es machen würde):
Ich glaube nicht, daß die Form einer Papierschablone sich ähnlich verhält und sitzt wie das Leder. Daher lieber das Leder etwas größer zuschneiden und direkt am Fernglas nachschneiden. Da Leder elastisch ist, läßt es sich ein wenig nachziehen, ... Wenn der Untergrund Holz wäre, würde Ich Ponal und leicht feuchtes Leder benutzen. Da das Material nicht belastet wird, reicht meiner Meinung nach ein normaler, guter Kleber. Auf keinen Fall darf man Kunstleder verwenden. Der Klebstoff kann dann nicht verdunsten und benötigt ewig zum trocknen. Bei konvexen Formen reicht eine Fixierung mit herrumgewickeltem Seil. Aber bei konkaven Formen, wie deinem Feldstecher, benötigst Du einen elastischen Formkörper, der das Leder an die konkave Form andrückt (oder Du mußt das Leder eine zeitlang in die Vertiefungen drücken). Die Naht an einer wenig auffälligen Stelle verlaufen lassen. Wenn das Leder sitzt, an der Nahtstelle beide sich überlappenden Lederenden durchschneiden und auf Stoß verkleben.

Oder einen Lederpolsterer, Schuster, ... fragen.

Viel Glück und LG Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Johannes Kropiunig

Hallo Wolfgang,

ich würde es mit einem Kontaktkleber versuchen, allerdings dabei nicht alles auf einmal mit dem Kleber einschmieren, sondern Stück für Stück weiter arbeiten. Solltest du aus Unachtsamkeit ein wenig mit dem Kleber gepatzt haben, lässt er sich einfach mit dem Finger wegrubbeln.

Viele Grüße,
Johannes   
Biologische Mikroskop: Zeiss Standard 16
Stereomikroskop: Lomo MBS 10
Kameras:  EOS 1100D, EOS 1000D, EOS 1000Da, und EOS 350Da Peltier gekühlt

Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen.
Laotse

Peter V.

Hallo nochmal,

ich habe mal versucht, die Armstützen eines Zeiss Jena Stemi neu "bekunstledern" zu lassen. Hat nicht funktioniert, das Kunstleder hat sich nach Wochen von Kleber (feines doppelseitiges Klebeband) wieder gelöst.
Wie gesagt - wenns schön werden soll, würde ich es auch von jemandem machen lassen, der öfter mit solchen Materialien umgeht (Schuster z.B.). Ansonsten hätte ich auch die Technik von Jorrit bevorzugt. Aufkleber und Überstand abschneiden. Aber ich bin ja auch so ein begnadeter Bastler..... :-\

Viel Erfolg!

Herzliche Grüße
Peter

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Frank D.


Peter V.

Lieber Frank,

hast Du das Material mal selbst verwendet? Was die Beispiele im Werbefilm betrifft, würde ich sagen: Schön geht anders... Aber "Geschmack is ja schon Bandbreite"  ;)
Für das Fernglas könnte es allerdings eine Lösung sein.

Herzliche Grüße
Peter
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jochen53

Hallo.
es gab mal eine Fa. Micro Tools, die hatte alle möglichen Werkzeuge und Hilfsmittel zum Reparieren von Kameras und Objektiven, u.a. auch Stirnloch-Stiftschlüssel, "lens-spanner" und eben auch Leder und Klebstoff zum Neubeledern von Kameras. Im Internet gab es sogar Anleitungen dazu. Für Kameras gibt es Firmen, die sogar edle Luxusleder in exotischen Farben verwenden. Leica selbst macht sowas u.a. im Rahmen von Leica à la Carte. Ich würde mal bei denen anrufen, ob sie sowas evtl. machen würden.

Peter V.

Hallo,

ZitatLeica selbst macht sowas u.a. im Rahmen von Leica à la Carte.

Da möchte ich prophezeien, dass die Kosten für eine derartige Restaurierung des Wert des Fernglas bei Weitem übersteigen werden.

Herzliche Grüße
Peter
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Frank D.

Hallo Peter,

speziell diesen Lack habe ich noch nicht eingesetzt aber mit ähnlichen Strukturlacken schon gute Erfahrungen machen können.
Es kommt auch darauf an, was Wolfgang unter "aufgehübscht" versteht und was er bereit ist zu berappen. Für eine stilechte Restauration wäre ein Farbüberzug natürlich nicht so optimal.

Herzliche Grüße
Frank

Klaus Schloter

Hallo Wolfgang,
versuch es mal mit Buchbinderler,das ist ein weiches, dünnes. strapazierfestes Ziegenleder.Die Verarbeitung mit einem Kontaktkleber wie Kövulfix dürfte keine großen Schwierigkeiten bereiten.
Wenn Du allerdings schon bei einem Buchbinder nach Leder Resten suchst solltest Du auch richtigen Lederkleber mitnehmen.
Die Gefahr,dass sich das Leder nach der Klebung verfärbt ist dann geringer.
Gruß
Klaus

ortholux

Liebe Kollegen,

vielen Dank für Euer Hirnschmalz und Eure Anregungen.
Und hätte mir früher jemand gesagt, daß es ein Produkt namens "Kövulfix" gibt, ich hätte ihn ausgelacht.

Nur das Thema mit der Schablone ist noch nicht hinreichend geklärt. Das Glas hat nämlich neben Rundungen auch Ösen, die ausgespart werden wollen und oberhalb derer nur ein ca. 2mm breiter Lederstreifen stehenbleibt. Das ist noch verzwickt.

Wolfgang

treinisch

Hallo Wolfgang,

Schablone: Vielleicht wäre Abformsilikon etwas? Wenn es ausgehärtet ist, ist es wirklich ganz außerordentlich unklebrig. Es löst sich selbst von Holz und Papier ohne kleben zu bleiben. Lässt sich schön dünn aufpinseln. Danach perfekt mit Schere oder Skalpell schneiden. Es muss natürlich beim Zuschnitt spannungsfrei bleiben :-)

Viele liebe Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Werner

Hallo Wolfgang!

Nimm statt einer Schablone gleich ein Lederstück. An der Öse anfangen, das Loch zuerst mit einer kleinen Schere (Präparierschere oder "Kronenschere" = kleine Dünnblech-Schere) ausschneiden und einpassen. Gegen Verrutschen provisorisch dünnes doppelseitiges Klebeband verwenden. Die Lederkanten mit Stecknadeln markieren und danach sukzessive abschneiden. Die komplizierteste Oberseite des Fernglases zuerst fertigstellen, wenn das schiefgeht, neuer Versuch 5 mm tiefer.

Die Lederrückseite vor dem Kleben mit grobem Glaspapier aufrauhen. Auch Kunstleder ist etwas dehnbar, aber nicht so stark wie Naturleder. Aber nicht zu stark dehnen, sonst schrumpft das in einigen Wochen wieder zurück.

Ich nehme zum Kleben meistens Pattex, klar oder braun, weil immer vorrätig. Beide Seiten gleichmäßig einschmieren, aber nur wenig antrocknen lassen, damit das Leder noch verschiebbar ist. Dann ein "Druckverband" aus Stoffstreifen mit Stoffröllchen als Druckstück. Das Ganze mit Draht umwickeln und trocknen lassen. Das Äthylacetat verschwindet auch durch das Kunstleder und den Stoff. Zum Schluß Faser- und Kleberreste mit einem scharfen Messer entfernen. Kratzer mit schwarzem Edding tarnen.

Ein Spalt von 0,5 mm fällt warscheinlich gar nicht besonders auf, aber vielleicht ist es besser, die Deckbleche abzuschrauben und den Korpus alleine zu bekleben. Das hängt aber von der Lederdicke und der Größe des Überstands am Deckblech ab. Gegebenenfalls muß das Leder innen angeschärft werden.

Gruß   -   Werner