Anfängerfragen: Bläschen im Dauerpräparat

Begonnen von Astroarno, August 17, 2014, 19:54:11 NACHMITTAGS

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Astroarno

Als absoluter Anfänger (vor einem Monat mein erstes Dauerpräparat gefertigt) habe ich eine Frage an das Forum: Wie kann ich es verhindern, dass in meinem Präparat so viele hässliche Luftbläschen sind.

Hier meine Arbeitsschritt:
Ich habe einen Freihandschnitt durch einen Hopfentrieb gemacht. Die Rasierklinge habe ich mit 30% Alkohol befeuchtet. Gehalten habe ich den Trieb in Brombeermark.

Die Dünnschnitte habe ich in der gleichen Lösung (30% Alkohol) aufgefangen. Ich habe mal gelesen, dass dadurch Luftbläschen vermieden werden können.

Dann habe ich einige Tropfen Etzold FCA zugegeben. Den gefärbten Pflanzenquerschnitt wurde dann mit einem feinen Pinsel aus der Farblösung genommen, in klaren 30% Alkohol gespült und wieder mit dem Pinsel herausgeangelt.

Auf dem Objektträger habe ich einen kleine Menge Glyceringelantine vorsichtig mit einem Föhn erwärmt, bis es gerade flüssig geworden ist. Dann habe aus dem Pinsel möglichst viel Alkohol mit einem Lappen heraus gesaugt und den  Pflanzenquerschnitt auf die erwärmte Glyceringelantine gelegt. Nachdem ich das Deckgläschen aufgelegt hatte, habe ich es mit einer M8 Mutter beschwert abkühlen lassen. Hier das Ergebnis, aufgenommen mit einer Handykamera hinter dem Okular:


Bei welchem Arbeitsschritt haben sich vermutlich die Luftbläschen eingeschlichen?


Reinhard

Hallo,

von Anfänger zu Anfänger,
ich denke, die Bläschen kommen beim Auflegen des Deckgläschens dazu.

siehe mein "Oevre"



Gruß
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Astroarno

Hallo Reinhard,

könnte natürlich sein, obwohl ich das Deckgläschens vorsichtig im 45° Winkel langsam aufgelegt habe....?

liftboy

Hallo erstmal,

ich glaube, der Fehler liegt im System.
Präparate direkt aus Alkohol in Glyceringelatine ist m.E. problematisch.
Versuche doch mal eine Zwischenstufe in reinem Glycerin vor der Einbettung.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Hugo Halfmann

Hallo,

Glyceringelatine schmilzt bei ca. 60°C, einen Föhn halte ich jedoch für ungeeignet, da eine Temperaturkontrolle nicht möglich ist, wird die GG zu heiß, entstehen auch Blasen.
Für die Einbettung in GG verwende ich eine kleine regulierbare Wärmeplatte. Die Aufbewahrung der Schnitte sollte in Wasser ohne Alkohol erfolgen, es ist durchaus möglich, dass die Bläschen daher rühren.

Nebenbei: Für den Anfang finde ich das Präparat nicht schlecht.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Dr. Jekyll

Hallo Astroarno,

Versuche es doch mit Euparal, da verschwinden die Luftblasen, falls welche entstehen, in der Regel über Nacht.
Bei Euparal muß vor Einbettung in Isopropanol überführt werden.

Gruß
Harald
Beste Grüße
Harald

Astroarno

Hallo und danke für eure schnelle Antworten :)


Zitat von: Hugo Halfmann in August 17, 2014, 22:07:41 NACHMITTAGS
Glyceringelatine schmilzt bei ca. 60°C, einen Föhn halte ich jedoch für ungeeignet, da eine Temperaturkontrolle nicht möglich ist, wird die GG zu heiß, entstehen auch Blasen.
Nebenbei: Für den Anfang finde ich das Präparat nicht schlecht.

ich habe keinen normalen Föhn benutzt, sondern einen kleinen Heißluftföhn mit kleiner Düse. Dabei habe ich den Objektträger in der Hand gehalten und nur sehr vorsichtig erwärmt, damit des GG nicht zu heiß wird. Sobald es anfing zu schmelzen habe ich die Wärmezufuhr gestoppt.

Danke für dein Lob ;D


Zitat von: liftboy in August 17, 2014, 20:28:52 NACHMITTAGS
Präparate direkt aus Alkohol in Glyceringelatine ist m.E. problematisch.
Versuche doch mal eine Zwischenstufe in reinem Glycerin vor der Einbettung.

Den Vorschlag mit dem Glyzerin werde ich mal an testen.Das ist neu für mich.

Auch die Aufbewahrung der Schnitte im Wasser statt Alkohol werde ich befolgen.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich das auch so bei den vorherigen Präparaten gemacht (keinen Alkohol sondern nur Wasser) und dort sind nicht so viele bis gar keine Bläschen entstanden. Hier ein Querschnitt vom Frauenfarn, den ich ohne Alkohol gemacht habe. Ansonsten die gleiche Arbeitsweise, aber nicht freihändig geschnitten sondern mit dem "Garnrollen-Mikrotom":




Astroarno

Hallo Harald

Zitat von: Dr. Jekyll in August 17, 2014, 22:49:26 NACHMITTAGS
Versuche es doch mit Euparal, da verschwinden die Luftblasen, falls welche entstehen, in der Regel über Nacht.
Bei Euparal muß vor Einbettung in Isopropanol überführt werden.

ok, Euparal wollte ich mir demnächst sowieso bestellen.

Gruß Arno

Hugo Halfmann

Hallo zusammen,

ich habe mit Euparal keine guten Erfahrungen gemacht. Sobald die einzuschließenden Objekte etwas dicker sind, führt bei mir die starke Schrumpfung des Euparals beim Trocknen/Aushärten zu Hohlräumen unter dem Deckglas.

Mit Dammarbalsam hatte ich diese Probleme noch nie.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Klaus Henkel

Zitat von: Hugo Halfmann in August 18, 2014, 10:05:27 VORMITTAG

ich habe mit Euparal keine guten Erfahrungen gemacht. Sobald die einzuschließenden Objekte etwas dicker sind, führt bei mir die starke Schrumpfung des Euparals beim Trocknen/Aushärten zu Hohlräumen unter dem Deckglas. [...]

Guten Morgen Herr Halfmann!

Euparal ist eines der am einfachsten anzuwendenden und erfolgreichsten Einschlußmittel - weltweit. Da liegt der Verdacht nahe, daß Sie etwas nicht ganz optimal machen - oder die Objekte ungeeignet sind. Fangen wir mal so an: Was sind denn die etwas dickeren Objekte? Was und wie dick? Und warum füllen Sie bei Schrumpfung nicht etwas Euparal unters Deckglas nach?

Sind Sie an der Optimierung interessiert? Dann machen wir das Schritt für Schritt.

Gruß
KH

Hugo Halfmann

Guten Morgen Herr Henkel,

es kann durchaus sein, daß ich etwas falsch mache, aber ich habe eher die Charge Euparal in Verdacht, die ich erwischt habe. Mir kommt das Einschlussmittel recht dünnflüssig vor.

Nachtropfen habe ich seinerzeit versucht, es hat die Präparate nicht gerettet. Diese werden um die 50µm dick gewesen sein, ich weiss es nicht mehr. Pflanzenschnitte fertige ich i.d.R. 25-40 µm dick an. Nachdem das Problem wiederholt auch bei Objekten < 30µm auftrat, habe das Euparalfläschen in die Ecke gestellt, ich war es leid.

Wie gesagt: Mit dem selbst hergestellten Dammarbalsam und auch mit Kanadabalsam habe ich die Probleme nicht, die beiden Einschlussmittel sind aber auch deutlich zähflüssiger und schrumpfen nicht so stark.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Dr. Jekyll

Hallo Herr Halfmann,

mein Euparal ist etwa so zähflüssig wie Honig. Euparal ist dafür bekannt, dass es etwas schrumpft beim Trocknen.
Bei Schnitten unterhalb 30µm hatte ich allerdings noch nie Probleme mit Luftblasen. Bei Schnitten um die 50µm
habe ich hin und wieder randständig offene Hohlräume. In einem solchen Falle setze ich einen kleinen Tropfen Euparal an den Rand des Deckglases. Das Eindeckmittel zieht dann gut unter das Glas und den häßlichen Rest entferne ich nach Eintrocknung mit einer Rasierklinge. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines Bleches und kleiner Magnete. Bei "grenzwertig" dicken Schnitten, ab ca. 45µm, lege ich den Objektträger auf das Blech und lege den Magnet auf das Deckglas. Nach zwei bist drei Tagen ist das Harz fest genug und man kann den Magneten entfernen.
Wenn Sie möchten können Sie mir eine kleine Probe Ihres Euparals zuschicken und ich vergleiche dann die Konsistenz zu meiner  Charge.
Sie können aber auch das Euparal offen stehen lassen bis es von alleine dichflüssiger wird (ab und zu schütteln)
Ich habe schon etliche Eindeckmittel versucht und finde den Einsatz von Euparal am einfachsten und zuverlässigsten. Nach über 1000 Präparaten bin ich ein absoluter Fan dieses "Saftes". Es hat sich bei mir noch kein Deckglas abgelöst, die Farben meiner Schnitte sind noch nach Jahren hervorragend und es riecht gut (Geschmacksache :D).
Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

liftboy

Hallo erstmal,

für ganz dünne Objekte aus Xylol verwende ich Eukitt; härtet ruck zuck aus und ist leicht zu handhaben. Die Viskosität kann man mit Xylol einstellen. Die etwas dickeren Sachen kommen bei mir aus Alk in Euparal; das härtet in absehbarer Zeit aus. Die ganz dicken Brummer (Insekten etc) werden zusammen mit Glassplittern in Kandabalsam bzw. Malinol eingebettet.
Müssen Objekte direkt aus Wasser oder wasserhaltigem Medium eingebettet werden, verwende ich Magnacol. Härtet flott aus und zieht nur mäßig nach (nachtropfen funktioniert).

Grüßpe
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Dr. Jekyll

Hallo Wolfgang,

Eukitt ist ja, so glaube ich, das Gleiche wie Entellan. Ich habe Entellan nur verwendet, wenn ich keine Eigenfluoreszenz des Mediums haben wollte.
Leider sind mir, wenn auch nach Monaten bis Jahren, dabei die Deckglässchen zum Teil abgegangen.
Außerdem riecht Xylol nicht so gut  ;D

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

Klaus Henkel

Zitat von: Hugo Halfmann in August 18, 2014, 12:02:50 NACHMITTAGS
Guten Morgen Herr Henkel,

es kann durchaus sein, daß ich etwas falsch mache, aber ich habe eher die Charge Euparal in Verdacht, die ich erwischt habe. Mir kommt das Einschlussmittel recht dünnflüssig vor.

Nachtropfen habe ich seinerzeit versucht, es hat die Präparate nicht gerettet. Diese werden um die 50µm dick gewesen sein, ich weiss es nicht mehr. Pflanzenschnitte fertige ich i.d.R. 25-40 µm dick an. Nachdem das Problem wiederholt auch bei Objekten < 30µm auftrat, habe das Euparalfläschen in die Ecke gestellt, ich war es leid.

Wie gesagt: Mit dem selbst hergestellten Dammarbalsam und auch mit Kanadabalsam habe ich die Probleme nicht, die beiden Einschlussmittel sind aber auch deutlich zähflüssiger und schrumpfen nicht so stark.

Euparal wird mit Alk. und Isopropylalk. verdünnt. Wenn das Ihrige recht dünnflüssig ist, könnte es sein, daß jemand es zu stark verdünnt hat. Dann wäre zu viel Alk. darin, der zu rasch verdunstet. Man kann aus einer Originalflasche unverdünntes Euparal hinzumischen, damit es wieder etwas dicker wird.

Dammarharz muß zuvor penibel gereinigt werden, damit es für die Mikroskopie überhaupt geeignet ist. Seit Einführung der modernen Natur- und Kunstharze ist es aus der mikroskopischen Technik praktisch verschwunden. Es wird noch bei der Herstellung von Lacken und Firnis sowie von Räucherwerk verwendet. Da sind die Ansprüche an die Reinheit viel geringer.

Euparal ist auf der ganzen Linie vorteilhafter.

Kennen Sie diese Zusammenstellung? > http://www.klaus-henkel.de/balsame.html

Viel Erfolg!
KH