Orthoplan: Ausbau und Reparatur der Leuchtfeldblende

Begonnen von TPL, August 19, 2014, 15:36:07 NACHMITTAGS

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TPL

Liebe Orthoplan-Kundige,

ich suche Hilfe beim Ausbau und der Reparatur der verharzten Leuchtfeldblende (LFB) eines ansonsten prima erhaltenen Leitz Orthoplan (hellgrau, Juni 1981). Ein bisschen vorschnell habe ich dem neuen Nutzer versprochen, es noch diese Woche betriebsbereit zu machen :-[.

Die LFB ist zusammen mit dem Umlenkspiegel und der schaltbaren Großfeldlinse (GFL) auf einen massivenl Metallblock montiert, der mit vier Schrauben am Stativ verschraubt ist. Da sich die LFB nicht anders ausbauen lässt, wollte ich diesen abschrauben. Das wird aber vom Knebelschalter der GFL verhindert.

Weiß jemand, wie sich dieser Knebelschalter (geriffelte Schraube mit Positionsmarkierung auf der Oberseite) abnehemen lässt? Wie geht es danach weiter...?

Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Grüße aus dem regnerischen Rheinland
Thomas

Frank D.

Lieber Thomas,

- bei ausgebautem Trieb wäre eine Demontage der GFL und anschließend der LFB (mit Rahmen) möglich. Hier sollte die Position des Rahmens markiert und auf die Zahl der Distanzbleche zwischen Rahmen und Block geachtet werden.

- bei eingebautem Trieb muss der Drehknopf entfernt werden. Leider ist es nicht vorgesehen, ihn mit einer größeren Schraube, wie bei den Feintriebknöpfen, herauszupressen. Hier habe ich mit einen gekröpften Gabelschlüssel (er muss die Knopfwelle eng umfassen) und einem dünnen Holzbrettchen (als Hebelauflage) bisher Erfolg gehabt. Die gezahnte Stahlwelle ist sehr stramm mit dem Aluminiumknopf verbunden und mehrere Versuche aus unterschiedlichen Positionen waren notwendig.
Danach die Position des Blocks zum Stativ markieren. Bleistift- oder Faserschreiberstriche können bei anschließender Reinigung des Blocks verwischen, also ruhig eine Reißnadel für den Block verwenden. Die vier (inneren) Schrauben lösen, den Block herausziehen und dann den LFB-Rahmen, wie oben beschrieben, abschrauben.
Bei der Aktion sollte gleich auch die Linse und der Spiegel gereinigt werden. Der sieht zwar auf den ersten Blick sauber aus, ist aber häufig belegt (Bilder 3 und 6 zeigen den noch nicht gereinigten Spiegel)

Hier einige Fotos dazu:

Viel Erfolg
Frank












TPL

Lieber Frank,

vielen Dank für die ausgezeichnet bebilderte Anleitung!
Leider bin ich diesen Urlaub fast ohne Werkzeug unterwegs. Aber vielleicht finden wir am Wochenende eine andere Lösung... ;)

Herzlichen Gruß
Thomas

Ralf Feller

Hallo in die Runde,
bei meinem Orthoplan ist ebenfalls der Spiegel belegt. Kann man den Spiegel bei abgenommener Lichtaustrittöffnung von oben reinigen? Oder ist die Spiegelbeschichtung empfindlich gegen Beschädigung?

Gruss Ralf

Frank D.

Hallo Ralf,

wenn der Belag dünn und gleichmäßig ist, solltest Du den Spiegel nicht reinigen. Jedenfalls nicht durch die Öffnung hindurch. Auch dann nicht, wenn der Taschenlampentest einen hohen Verschmutzungsgrad vorgaukelt.
Der Oberflächenspiegel wird Dir die Putzaktion durch dieses kleine "Revisionsloch" bestenfalls mit Schlieren und Streifen danken. Und da diese mit unserem Reinheitsdenken nicht zu vertreten sind, folgen den Streifen die Kratzer.
Ich reinige solche Flächen im ausgebauten Zustand - fast berührungslos - unter fließend lauwarmem Wasser mit einer dicken Schicht Schmierseife. Gut abgespült, bei hochkant stehendem Spiegel mit dest. Wasser und Optical Wonder triefnass eingesprüht und anschließend mit einem Blasebalg getrocknet, sind diese Ergebnisse befriedingender, als irgend welche Wischaktionen.

Herzliche Grüße
Frank

Ralf Feller

Hallo Frank,
ich habe mir das fast schon gedacht, und da der Belag optisch nicht stört, werde ich ihn besser belassen.

Gruß Ralf

TPL

Lieber Frank,

ganz herzlichen Dank für die schnelle und perfekte Reinigung und Gängigmachung der LFB. Nachdem ich noch ein paar Spinnweben aus dem beleuchtungsseitigen Teil des Strahlengangs entfernt habe, ist das Gerät nun durchgeprüft und gebrauchsbereit, um noch diese Woche seinen Dienst aufnehmen. Frank sei Dank!

Herzliche Grüße
Thomas

micromax

Hallo Frank,

auch von mir ein herzliches Dankeschön für die ausführliche Anleitung. Die Bilder haben mir den Ausbau der Leuchtfeldblende sehr erleichtert.

Ich möchte aber noch etwas ergänzen.

Die Großfeldlinse (GFL) hat im eingebauten Zustand zwei Stellungen:
- Eingeschwenkt, dann steht die GFL senkrecht zum Lichtstrahl (0°)
- ausgeschwenkt, dann steht die GFL parallel dazu (90°).

In beiden Stellungen rastet die GFL leicht ein. Beim Ausbau der Komination von GFL und Leuchtfeldblende muss die GFL eingeschwenkt sein, denn sonst geht das ganze Paket nicht durch die kleine Öffnung im Fuss.

Nun aber zum wichtigsten: Wenn die beiden Einheiten im Freien sind, dann läßt sich die GFL auch noch weiter drehen als von 0 auf 90 Grad. Und dadurch öffnet sich die Einrastvorrichtung. Die Folge ist, dass einem eine kleine Stahlkugel durch Federdruck entgegengeschossen wird. Ich konnte die kleine Kugel (Durchmesser ca. 2 mm) geschickt mit dem Auge auffangen und hatte sie somit gleich wieder zur Hand. Mir ist dabei außer dem Schreck auch nichts passiert. Das Einbauen der kleinen Feder und der Kugel ist ein ziemliches Gefummel.

Deshalb bitte darauf achten, dass man die GFL nicht weiter als die vorgesehene 90° Stellung öffnet.

Viele Grüße
Thomas

AnnaLog

Hat jemand die Leuchtfeldblende des Orthoplans schon einmal über das so wunderbar von Frank D. dokumentierte Ausmaß hinaus demontiert?
Bei mir war die Blendeneinheit so verharzt, dass nur mehrstündiges Fluten in warmem Waschbenzin geholfen hat.Nun ist auch der letzte Rest von Fett / Harz beseitigt und die Blende läuft leicht und völlig frei.Allerdings hat nun der verchromte Eintellring für die Blende etwas Spiel und läuft rauh. Kein Wunder - da sollte ja etwas Fett sein, ich möchte also gern hier nachfetten.
Die eigentliche Blendeneinheit ist von beiden Seiten mit Schrauben versehen. der Chromring ist also abschraubbar. Ich möchte aber auf jeden Fall vermeiden, dass mir beim weiteren Zerlegen die Blendenlamellen einzeln entgegenkommen.
Deshalb die Frage an Orthoplankenner, welche Auswirkungen die Demontage des Chromrings auf die eigentliche Blende hat.
herzliche Grüße und Dank im Voraus an die Spezialisten
Rainer
Leitz FG II
Zeiss Jena, Stativtyp VA
Leitz Orthoplan

Diana1982

Hallo Rainer,

Den Aludrehring kannst Du über die drei Schrauben demontieren.
Da passiert gar nichts.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Diana1982

#10
...du solltest aber aufpassen, dass Dir beim Ausfädeln des Drehringes die Rastkugel samt Feder für die Klapplinse nicht auskommt!

Zur Not schick mir die LFB-Einheit einfach zu. Ich warte sowas öfters.

Kürzlich habe ich auch Bilder angefertigt. Die such ich mal raus, damit Du siehst, welche Ringe etc. verbaut sind.

LG Diana
Leitz Orthoplan
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Diana1982

Hallo Rainer,

Schade, ich dachte, ich hätte auch schöne Bilder gemacht. Die kann ich aber beim nächsten Mal LFB-Zerlegen gerne nachreichen.

Aber hier siehst Du grds. mal die zerlegte Blende. Auf dem Bild hatte ich zunächst zu viel Fett unterhalb der Lamellen aufgetragen. Das habe ich gleich wieder abgewischt. Ein kleinster Hauch leichtläufiges Fett reicht hier völlig aus.
Ansonsten wird v.a. der dünne Kupferring (bzw. dessen Auflageflächen), gefettet, auf dem sich alles dreht.

Also hier mal ein Foto - vielleicht für Dich vorerst besser als nichts  ;)

LG Diana

Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
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AnnaLog

Hallo Diana, hab recht herzlichen Dank für die Infos. Ich hatte vermutet, dass die Seite des Drehrings die unproblematische ist. Aber Wissen ist besser als Glauben.
So wie es auf dem Bild aussieht, hast Du die Blendeneinheit komplett zerlegt - Respekt! Morgen mach ich mich an die Arbeit!
herzliche Grüße und vielen Dank für die Hilfe
Rainer
Leitz FG II
Zeiss Jena, Stativtyp VA
Leitz Orthoplan

AnnaLog

Der wunderbar bebilderte Thread von Frank und die Hilfestellung von Diana haben mir sehr geholfen, die Leuchtfeldblende wieder leichtgängig zu machen.
Bisher habe ich hier nur vom Wissen und der Hilfsbereitschaft anderer profitiert. Nun möchte ich erstmals etwas zurückgeben und die letzten Schritte beim Zerlegen der Blende zu beschreiben.
Von der Vorderseite ist der Aluring mit drei Schrauben befestigt. Er kann ohne jedes Problem entfernt werden.


Abb. 1 nach Entfernen des Alurings

Der darunterliegende solide äußere Ring hält die Blende in Position. Er ist von der Rückseite mit 4 Schrauben befestigt. Vorsicht: sobald dieser Ring entfernt ist, ist der eigentliche Blendenmechanismus nicht mehr gegen Herausfallen gesichert. Also unbedingt sicherstellen, dass die  zu entfernenden Schrauben beim Rausdrehen nach unten zeigen, oder die Blende anders in Position halten.
Unter dem Ring liegt ein dünner Distanzring aus Kupfer. Er hält die Blende in ihrer Position und sorgt für weichen Lauf. Wenn die Blende rauh läuft genügt es, diesen Kupferring neu abzufetten.

Abb. 2 nach Entfernen des äußeren Rings
Unter dem Kupferring liegt der massive Stellring, der gemeinsam mit dem Unterteil die Führung für die Blendenlamellen bildet. Wer ab hier weiter arbeiten möchte, sollte Feinmotoriker sein und guten Nerven haben. Wird dieser Ring abgehoben, liegen die 12 Blendenlamellen frei, und wahrscheinlich lösen sie sich aus ihrer Verankerung. Das Schicksal nimmt seinen Lauf : Auseinanderbauen geht sehr viel schneller als Zusammensetzen!

Abb.  3 nach Entfernen des Kupferrings.

Das letzte Foto zeigt nochmal alle Bestandteile in der Reihenfolge des Ausbaus und einige der 12 Blendenlamellen


Abb. 4 die Einzelteile der Leuchtfeldblende

Herzliche Grüße und gutes Gelingen
Rainer
Leitz FG II
Zeiss Jena, Stativtyp VA
Leitz Orthoplan

Diana1982

Hallo Rainer,

Toll, dass es geklappt hat  :)

Schau bitte mal nach Deinen Fotos. Ich sehe nur eines.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
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