Botanik: Wasserminze syn. Bachminze (Mentha aquatica)*

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, September 04, 2014, 14:28:03 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

diese Gattung  Minze (Mentha) besteht aus 25 verschiedenen Arten aromatischer, mehrjähriger Kräuter aus Europa, Asien und Afrika.
Mentha aquatica ssp. litoralis ist eine nur an der Ostsee wachsende Unterart der Wasserminze, die seinerzeit auch als eigene Art angesehen wurde. Sie ist fast unverzweigt und kahl, zusätzlich sind die Blätter schmaler und die Blüten heller als bei der Wasserminze. Sie kommt am häufigsten und am wenigsten vermischt an der Küste und auf den Inseln Schwedens sowie in Finnland auf Åland und in Form separater Vorkommen am Eura-Fluss im Bezirk Satakunta vor.

Bild 01 Illustration

Quelle:
Kurt Stueber.: www.biolib.de
Walter Hood Fitch – Illustrations  of  the British Flora (1924)

Die meisten der teils immergrünen, teils auch halbjährig  grünen Pflanzen werden aufgrund ihres Duftes, viele aber auch wegen ihres Geschmacks oder ihrer dekorativen Eigenschaften gezüchtigt. Einige Arten eignen sich hervorragend als Bodendecker.

Bild 02 Wasserminze (Mentha aquatica)


Ihre Größe reicht von kleinen, kriechenden Typen bis hin zu buschigen Pflanzen, die Geschmacksnote lassen sich als von erfrischend bis sehr intensiv definieren.
Die  Wasserminze ist aufgrund ihres halbkugelförmigen oder fast kugelförmigen Blütenstandes leicht zu bestimmen. Ungeachtet ihres Namens wächst die Art nicht im Wasser, sondern auf feuchtem Grund.

Bild 03 Wasserminze (Mentha aquatica)


Die Wasserminze Mentha aquatica ist eine aromatisch, feinbehaarte Pflanze und erreicht eine Höhe von 1 Meter und trägt kurzgestielte, lanzettlich bis ovale Blätter mit gesägtem Rand. Die kleinen Büschel fliederfarbener Blüten erscheinen vom Sommer bis zum Spätherbst an den Spitzen der Stängel oder sitzen quirständig  in den oberen Blattachsen. Vier fast gleich lange Staubblätter sind länger als die Blumenkrone.
Die Blätter der Wasserminze werden in der Volksheilkunde gelegentlich wie Pfefferminzblätter genutzt. Das ätherische Öl hat aber eine abweichende Zusammensetzung:  Menthofuran  ist die Hauptkomponente (20 – 90 %), Menthol hat nur einen geringen Anteil. Eine Wirkung wie bei der Pfefferminze ist daher nicht zu erwarten. Menthofuran ist eine organische Verbindung, in einer Vielzahl gefundener  ätherische Öle.
In der Volksheilkunde wird die Wasserminze bei Magenbeschwerden als Cholagogum (unspezifische Bezeichnung  für ,,galletreibende Mittel")  angewendet.
Die Vermehrung der Wasserminze geschieht  durch ober- und unterirdische Ausläufer.  Mentha aquatica hat einen dünnen, lang-gliedrigen Wurzelstock, der sowohl im Wasser als auch unter der Erde Ausläufer treibt.
Minzen wurden seit dem Altertum als Gewürz- und Heilpflanzen kultiviert. Die Pflanze zählte früher neben dem Echten Mädesüß und dem Gewöhnlichen Eisenkraut zu den heiligen Kräutern der Druiden. Die Druiden waren eine Art kultischer und geistiger Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie. Die Pflanze wurde als Rauchopfer verbrannt, um die Götter milde zu stimmen.

Bild 04 Schnittstelle, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 05 Wasserminze (Mentha aquatica)

Der kantige Stängel  ist einfach oder etwas verzweigt und von Luftkanälen durchzogen.

Systematik:

Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Minzen (Mentha)
Art: Wasserminze
Wissenschaftlicher Name: Mentha aquatica
Volkstümliche Bezeichnung: Bachminze
Englischer Name:  Water Mint



Spross, Querschnitt, 30 µm


-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf :

1. Schnitte  liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung  5 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.    12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan

Bild 06 ungefärbter Schnitt, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 07 ungefärbter Schnitt, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 08 ungefärbter Schnitt, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 09 Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 10 Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 11  Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 12 Negativ, Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 13 Dunkelfeld, Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 14 Vergrößerung , mit Beschreibung, Wasserminze (Mentha aquatica)

KO = schwach ausgeprägtes Kollenchym, XY = Xylem, SK = Sklerenchym, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, EP = Epidermis, St = Strahl, T = Trachee, MP = Markparenchym, TR = Trichom  (einreihiges, aus 3 – 8 Zellen bestehendes Gliederhaar).

Bild 15  Vergrößerung aus der Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 16  Vergrößerung aus der Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)

Leitbündel

Bild 17 Vergrößerung aus der Übersicht, Wasserminze (Mentha aquatica)

Markparenchym
Dem Markparenchym kommt hier eine Speicherfunktion zu. In den weitlumigen, Zellen habe ich keine Calciumoxalat – Kristalle gefunden. An vielen Stellen fehlt das weitlumige Markgewebe aber, die Wasserminze ist bisweilen ein wenig hohl.

Bild 18 Dunkelfeld, Wasserminze (Mentha aquatica)


Bild 19  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Wasserminze (Mentha aquatica)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Bild 20  Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Wasserminze (Mentha aquatica)

Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 520, Erregerfilter BP 436/10

Quellenangaben :

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Botanica, ISBN: 3-8290-0868-6
Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, ISBN: 978-3-8996-508-7
Rita Lüders: Grundkurs Pflanzenbestimmung ISBN: 3-494-01418-3
Schönfelder, Das neue Handbuch der Heilpflanzen, ISBN: 978-3-440-12932-6

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

hajowemo

Lieber Hans-Jürgen,
wieder ist dir ein herrlicher Beitrag gelungen.
Es ist wie immer eine Augenweide deine Schnitte zu bewundern.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

koestlfr

Hallo Hans-Jürgen!

Wieder ein toller Beitrag!

Kleine Anregung - bei den Fluo-Aufnahmen solltest du mit den Tiefen- und Lichter-Reglern den hohen Kontrast mildern.

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Hans-Jürgen Koch

Hallo Jochen, hallo Franz,

danke für Euer Lob.

@ Franz,
bei dem Bild Nr. 19 habe ich versucht, den hohen Kontrast etwas zu mildern.


Danke für den Tipp.

Gruß

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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