Leiden des "jungen" (bot) Schnitters

Begonnen von Reinhard, November 02, 2014, 19:47:03 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Reinhard

Hallo Freunde,

ich möchte, kurz vor Toresschluss, noch einige Fragen loswerden, die sich im Laufe des heutigen Schnitt- und Färbeexzesses angestaut haben und hoffe zuversichtlich, daß "ich geholfen werden kann".

A. Ich schneide Pflanzenstengel, die ich oft schon vor Wochen in AFE-Gemisch eingelegt habe. Diese sind dann oft hart wie Holz und lassen sich, auch mit frischen Rasierklingen, nur unwillig schneiden.
Sollte man die Schnitte (ich glaube das irgendwo hier gelesen zu haben) nach kurzer Zeit in 70% Ethanol überführen, oder bringt das nicht viel?
B. Bisher habe ich mit Etzold-Fertiggemisch gefärbt (24 Std. / 1 Tr. auf 5 ml H2o) ; wenn ich die Färbung mit WAsim (I oder II) durchführe- ist das auch mit dieser starken Verdünnung sinnvoll? Beschrieben sind ja Färbungen mit höherer Konzentration.
C. Immer wenn ich zur Einbettung in Euparal von H2O auf Propanol umsteige, machen die vorher noch (unter der Stereolupe) schönen und bunten Schnitte eine Wandlung durch; sie reissen oft zentral auf (s.Bild) die Ränder brechen weg und es entstehen Faltungen.





    Was mache ich falsch? Ist mein n-Propanol schlechtgeworden? ;D Auch sind m.E. die Farben nicht mehr so leuchtend. Es kommt    oft ein unschöner Braunton ins Spiel.
D. aber nichtsdestotrotz: eine kleine Ausbeute ist doch meist da:

[/URL][/img]

[/URL][/img]

danke für Antworten




und viele Grüße

Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

RainerTeubner

Hallo Reinhard,

ich entwässere meine botanischen Schnitte (so ca. 40 Mikrometer dick, fixiert in AFE und aufbewahrt in Ethanol (Brennspiritus)) immer mit Isopropanol.
Das Phänomen, daß der rote Farbstoff (Safranin, Fuchsin und/oder Chrysoidin) aus den gefärbten Schnitten ausbleicht, kenne ich leider auch. Ich "entwässere" den Schnitt, am Pinsel anliegend, immer durch Auftupfen auf ein Blatt Filtrierpapier, um möglichst wenig Wasser zu verschleppen. Wenn der Schnitt nicht mehr feucht glänzt, lege ich ihn ins Isopropanol.
Manchmal wellen sich meine Schnitte auch.

Die zweite und die dritte Aufnahme sind doch in Ordnung.

Wenn Du in Euparal einbettest, wirst Du beobachten können, das die Brillianz der Farben im Laufe der Trocknung- und Erhärtungsprozesses des Euparals zunimmt.

Viel Erfolg bei Deinen weiteren Versuchen!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Fahrenheit

Lieber Reinhard,

dann mache ich mal weiter. :)

Ja, ich denke, Du kannst auch W3Asim i & II in hoher Verdünnung für 24 Stunden färben. Die angegebenen Konzentrationen beziehen sich auf eine Färbedauer von etwa 7 Minuten.

Nach der Fixierung (ca. 15 bis 20 mm lange Stücke, etwa zwei bis drei Tage) überführe ich meine Schnitte in Ethanol. Auch bei älteren Proben (Aristolochia gigantea und Agave stricta) hatte ich mit der Härte bisher keine Probleme.

Beim Entwässern schrumpfen die Schnitte. Da die Zellen kleienr werden, kommt es zu Verwerfungen und Rissen. Langsam und stufenweise überführen geht nicht, da dann noch mehr Acridinrot ausgezogen wird (ungewollte Differenzierung). Manchmal helfen dünnere Schnitte, aber ein Patentrezept habe ich hier auch nicht.

Ansonsten stimme ich Rainer zu.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

hajowemo

Lieber Reinhard,
ich benutze bei hartem Material folgendes:

Vor dem Schneiden von Stielen die relativ Hart sind (z.B. Rosen oder auch Holz) ist der Stiel in folgendes Gemisch einzulegen:

5 Teile   70% Ethanol      aus der Apotheke
2 Teile   Glycerin      aus der Apotheke
3 Teile   Essigessenz      aus der Küche

Ich schätze einmal 50° C für eine Stunde oder Zimmertemperatur, bis es weich ist, d.h. einige Tage. Probier einfach aus und berichte!
Das war einmal eine Empfehlung von Detlef Kramer an mich.
Achtung: Bei Erwärmung treten Essigdämpfe auf.

Liebe Grüße
Jochen


Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Eckhard

Hallo,

dann will ich auch noch meinen Senf hinzugeben ...

Alkohol härtet botanisches Material. Normalerweise wird AFE mit 70% Ethanol angesetzt. Man kann aber andere Konzentrationen von 50%-90% verwenden. Je höher die Ethanol Konzentration und je länger das Material darin liegt, desto härter wird das Schnittgut. Krautiges Material schneide ich mit 70%, holziges mit 60%.

Man kann auch ohne zu großes Ausbluten des Acrodinrots von Aqua dest. nach der Färbung mit der aufsteigenden Ethanolreihe entwässern. Dann aus 100% Ethanol in 100% 2-Propanol wechseln zum Differenzieren. Das lohnt sich bei sehr feinem und empfindlichen Material oftmals.

Herzliche Grüße,
Eckhard

Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Reinhard

Hallo Freunde,

Jörg schreibt in seiner sehr anschaulichen Anleitung im Kapitel 6.5 :

"Um das Wasser schnell zu entfernen und die Fuchsinfärbung zu erhalten wird das Isopropanol dreimal gewechselt."

Das verstehe ich nicht ganz.

Wasser "tut" dem Fuchsin doch nichts (?) Darin wurde es doch zur Färbung gelöst. Und mit Isoprop. wird das Ganze doch "eingefroren" vor der Einbettung in Euparal.
Also dürfte doch auch ein mit Wasser verdünntes Isoprop. eigentlich kein Problem sein.
Warum also muß es schnell gehen bei der ersten Charge Iso ?
Und warum kein Start mit verdünntem Iso, damit die kleinen Schnitte sich nicht so erschrecken ?

viele Grüße
Reinhard

seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

knipser009

Zitat von: Reinhard in November 03, 2014, 11:24:28 VORMITTAG
Hallo Freunde,

Jörg schreibt in seiner sehr anschaulichen Anleitung im Kapitel 6.5 :

"Um das Wasser schnell zu entfernen und die Fuchsinfärbung zu erhalten wird das Isopropanol dreimal gewechselt."

Das verstehe ich nicht ganz.

viele Grüße
Reinhard


hallo Reinhard

durch das 3-malige Wechseln des 100%igen Isopropanols wird sichergestellt, dass zum einbetten in Euparal jegliches Wasser entfernt ist.

Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Reinhard,

Zitat... durch das 3-malige Wechseln des 100%igen Isopropanols wird sichergestellt, dass zum einbetten in Euparal jegliches Wasser entfernt ist.

... und dass der Gradient von der wässerigen Phase zum reinen Isopropanol möglichst steil ist. Hintergrund ist, dass Alkohol-Wasser-Gemische (also auch Isopropanol-Wasser-Gemische) die roten Farbstoffe (Arcidinrot bei den W3Asim Färbungen) wieder ausspülen.
Diesen Effekt nutzt man beim Differenzieren und zahlt ggf. mit sauber aber etwas verhaltener gefärbten Schnitten, etwa so wie beim orangen Sklerenchym in Deinem dritten Bild. Wenn die Färbung ansich schon perfekt ist, möchte man das Ausbluten natürlich so gering wie möglich halten. Dies erreicht man durch Abtupfen der Schnitte vor der Überführung ins reine Isopropanol, durch mehrmaligen schnellen Wechsel und/oder durch Zugabe einer sehr großen Menge Isopropanol.

Wenn da nicht die Seitenefekte bei empfindlichem Material wären: Risse und Wölbungen durch die Schrumpfung der Zellen.

Es ist also je nach Probe und Schnittdicke ein passender Kompromiss gefragt - Experimentieren und der Aufbau eigener Erfahrung mit dem eigenen Färbeprozess sind unerlässlich.

Das Glycerin-Rezept von Jochen unten findst Du übrigens unter dem Namen AGE (Alkohol, Glyzerin, Eisessig) in oft leicht unterschiedlichen Zusammensetzungen in verschiedenen Dokumentationen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Reinhard

Hallo Freunde,

also hat ein Iso/Wasser-Gemisch (und Ethanol/Wasser) andere (ausspülende) Eigenschaften als die Einzelkomponenten. Dann wird das Problem natürlich klar.
Ich hatte mir das so vorgestellt: wenn jemand Wasser und aber auch Strohrum (80%) verträgt, müsste er eigentlich auch Wodka (~40%) vertragen  ;D ;D ;D

Was haltet ihr denn davon, aus der wässrigen Färbephase nach Spülen mit Wasser direkt in einem wasserlöslichen Einbettungsmittel wie Includal einzuschliessen? Dann wäre der Isopropanol-Schock vermieden.
Macht das Sinn?

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

Fahrenheit

Lieber Reinhard,

das wäre auszuprobieren. Gehen tut das auf jeden Fall, ich habe allerdings keine Idee, wie lange solche Präparate haltbar sind.
Auch bei diesem Verfahren wirst Du experimentieren müssen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Reinhard

Hallo Freunde,

vielen Dank für Eure Ausführungen.
Zumindest scheine ich ja dann keine groben Verfahrensfehler zu machen.
Da ich noch Includal aus einem Set von ChemLab (?) habe, werde ich mal versuchen, direkt aus der Färbelösung in Includal einzuschließen und werde berichten

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

Fahrenheit

Lieber Reinhard,

viel Erfolg! Aber nicht direkt aus der Färblösung eindecken: erst gut mit Aqua dest. spülen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM