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Farbiger Okularrand

Begonnen von Eckhard F. H., November 04, 2014, 13:00:31 NACHMITTAGS

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Eckhard F. H.

Hallo zusammen,
der Bildrand im Okular ist mal mehr, mal weniger bunt, je nachdem, welche Okulare ich verwend. Kann man daraus entnehmen, welches Objektiv und Okular zueinander ´passen´? Eine offensichtliche Auswirkung auf die Schärfe ist nicht erkennbar. Die Objekte selbst haben keine oder fast keine Farbränder.
Gruß - EFH


hinrich husemann

Hallo Herr Nowak,
nur ein Beispiel: Bei ZEISS(West)-Okularen vom Typ KPL (höchste Klasse) auch mit ZEISS(West)-Neofluar- und Apo-Objektiven ist der leicht farbige Bild-Rand an der Okularblende normal und "systemimmanent".
Freundliche Mikrogrüsse
H. Huseman

JB

#2
Hallo,

Die beste Literaturstelle, die ich dazu kenne, ist diese:
"Bei den Kompensationsokularen des VEB Carl Zeiss JENA betraegt die chromatische Vergroesserungsdifferenz zwischen den Farben C und F etwa 1,5 %." Beyer: Handbuch der Mikroskopie. p. 136

Die Kompensation ist also durchaus messbar*, je nach Hersteller und Produktreihe ist die Farbkompensation unterschiedlich und damit ist auch der Farbrand der Feldblende unterschiedlich ausgepraegt (bei Kompensationsokularen ist er gelb/rot).

Damit ist das Okular aber noch nicht vollstaendig charakterisert. Wichtig sind auch die Abstimmung mit den Objektiven hinsichtlich der Feldebnung (Planokulare fuer Planobjektive) und, sehr wichtig, die Abgleichlaenge (falsche Abgleichlaenge fuehrt zu falscher Tubuslaenge und damit zu sphaerischer Aberration; bis zu 15 mm Unterschied kann man sich im Extremfall einhandeln!)

Jon

*allerdings ist die Kompensation nicht uber das gesamte Feld des Okulars gleich (wird als "nicht-linear" beschrieben, was auch immer das bedeutet)

Eckhard F. H.

Hallo zusammen,
vielen Dank für die Antworten.

@Herr Husemann: Der Anlaß für meine Anfrage war folgender: Ich arbeite viel mit dem Jenaer Planapo HI 100x/1,35 und mit (jedenfalls nach meiner Kenntnis) zugehörigen Jenaer PK 12,5-Okularen. Zeiss-West-Okulare Kpl zeigen einen schwächeren Farbrand als die Jenaer. Andere Unterschiede sind nicht merklich, jedenfalls nicht mir.

@Jon: Bei ´Unendlich´-Objektiven spielt die Tubuslänge nur eine marginale Rolle. Eine Verzeichnung, allerdings eine sehr starke, liefert lediglich das Jenaer Okular GF-P. Sehr guter Tipp: Beyer: Handbuch der Mikroskopie. Vielleicht bringt´s ja der Weihnachtsmann.  ;)

Danke zusammen und Gruß
EFH Nowack

JB

#4
Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in November 04, 2014, 15:08:09 NACHMITTAGS
@Jon: Bei ´Unendlich´-Objektiven spielt die Tubuslänge nur eine marginale Rolle. Eine Verzeichnung, allerdings eine sehr starke, liefert lediglich das Jenaer Okular GF-P. Sehr guter Tipp: Beyer: Handbuch der Mikroskopie.

Hallo Eckhard,

Ging es bei der Frage um Okulare an Unendlich-Mikroskopen?

Bei einigen alten Unendlich-Mikroskopen (metallurgische von Leitz, Olympus f=180, Zeiss Jena M19) gab es noch echte Kompensationsokulare. Bei den modernen biologischen Unendlich-Mikroskopen ( Jena CF-250, Leica HCS, Zeiss ICS, Olympus UIS, Nikon CFI) gibt es meines Wissens keine Kompensationsokulare mehr, aber technische Info ist heutzutage schwer zu bekommen.

Auch bei diesen Okularen muss der Abstand zwischen Tubuslinse und Okular genau eingehalten werden (genau wie sonst die Tubuslaenge), sonst ist Umfokussieren notwendig und man handelt sich Bildfehler ein.

Die meisten oben genannten modernen Systeme haben ein voll auskorrigertes Zwischenbild (Ausnahme ist Leica bei der Bildfeldebnung, aber das scheint praktisch nicht von Bedeutung zu sein). Dementsprechend sollte der Austausch der Okulare nicht so problematisch sein, ich habe aber noch nie einen entsprechenden Test gesehen.

Die Okulare haben wahrscheinlich eine Abgleichlaenge von 10 mm, mit Ausnahme von Jena CF-250 (13 mm).

Zitat von: Eckhard F. H. Nowack in November 04, 2014, 15:08:09 NACHMITTAGS
Ich arbeite viel mit dem Jenaer Planapo HI 100x/1,35

Ist das ein CF-250 Objektiv? Mit "-A" oder mit "-C" gekennzeichnet? An welchem Mikroskop verwenden Sie es? Zu "-A" Planapo-Objektiven gehoeren meines Wissens die Okulare "GF-P" oder "GF-Pw" an einem CF-250 Mikroskop wie dem Jenamed oder Jenaval.

Zu den aelteren (chromfarbenen) M19 100x/1,35 passt dementsprechend "PK" aber nicht "P"

Beste Gruesse,

Jon

Eckhard F. H.

Hallo Jon
ZitatGing es bei der Frage um Okulare an Unendlich-Mikroskopen?
So ist es.
ZitatZu den aelteren (chromfarbenen) M19 100x/1,35 passt dementsprechend "PK" aber nicht "P"
Ja, so eins nutze ich mit den zugehörigen PK-Okularen. Mit Zeiss Kpl-Okularen funktioniert es aber gleichgut.
Gruß - EFH



Heiko

#6
Liebe Belesene,

da der Beyer ja nun nicht als Schnäppchen zu bezeichnen ist ... habt Ihr schon eine ,,Meinung" zu: Optische Mikroskopie von Jörg Haus?
Der nun anstehende Hinweis auf Bibo bzw. Fernleihe ist berechtigt – aber dennoch ...

Viele Grüße,
Heiko


Nachtrag

Bitte um Entschuldigung, lese gerade, der Autor ist Forianer.

rhamvossen

Hallo Jon,

Zitatund, sehr wichtig, die Abgleichlaenge (falsche Abgleichlaenge fuehrt zu falscher Tubuslaenge und damit zu sphaerischer Aberration; bis zu 15 mm Unterschied kann man sich im Extremfall einhandeln!)

Das wurde ich gerne mal mit Bilder sehen. Zwischen Theorie und Praxis gibt es nämlich Welten. Beste Grüsse,

Rolf

JB

Hallo Rolf,

Mit Photos kann ich nicht dienen, aber es gibt einige geeignete Tests dazu.

1) Trockenobjektiv mit Deckglaskorrektur

Falsche Deckglasdicke verursacht genau wie eine falsche Tubuslaenge sphaerische Aberration, In der Mikrofibel gibt es folgende Stelle (S. 177):

"Die zum Ausgleich falscher Deckglasdicke notwendige [Tubuslaengen]aenderung [...] ergibt sich nach einer Faustformel von Lihotzky (Leitz Wetzlar), die Michel (1967) angibt:

Δtm = 0,4 * Δd * M2Obj [mm]"

Fuer ein 40er Objektiv entsprechen danach 0.02 mm Deckglasdickenabweichung einer Tubuslaengerenaenderung von 12.8 mm.

Wenn Sie an einem Objektiv mit Korrekturring eine Verkuerzung von 0.17 auf 0.15 mm einstellen, koennen Sie sehen, ob Ihnen die Aenderungen schon visuell auffallen (ich finde es sehr schwierig; den Unterschied sehe ich meist erst ab 0.03).


2) Abbe'sche Testplatte

Besteht aus Linien, die aus einer Silberschicht gekratzt wurden, unter Deckglaesern von verschiedener Dicke. Bei schiefer Beleuchtung lassen sich damit sphaerische Ueber- und Unterkorrektion klar nachweisen.


Beste Gruesse,

Jon

rhamvossen

Hallo Jon,

ZitatMit Photos kann ich nicht dienen

Warum nicht? Beste Grüsse,

Rolf

JB

Hallo Rolf,

Ich habe keine Abbe'sche Testplatte.

Beste Gruesse,

Jon

rhamvossen

Hallo Jon,

ZitatIch habe keine Abbe'sche Testplatte

Und warum geht es nicht mit ein Okularmikrometer oder ein Testpräparat? Beste Grüsse,

Rolf

Werner

Bemerkungen...

Vielleicht geht ja ein NICHT-Kompensations-Okular, also eines, das beim Blick gegen den Himmel keine Farbränder zeigt.

Bei der chromatischen Aberration gibt es aber ZWEI Sorten - mit drei möglichen Abweichungen:
1) Die FOKUS-Abweichung von rot-grün-blau.
2) Die chromatische GRÖßENDIFFERENZ. Hier sind die Bilder zwar exakt im gleichen Fokus, aber rot und blau haben eine geringfügig andere Größe.
    Das rote Bild kann dabei aber größer ODER kleiner sein als das blaue.

Ein "Kompensations-Okular", also eines, das beim Blick gegen den Himmel Farbränder zeigt, sagt uns aber nicht, WAS davon kompensiert wird.
Hier ist man auf eine (fehlerfreie) Herstellerangabe angewiesen oder man muß diverse durchprobieren.
Erst wenn das Bild farbrandfrei erscheint, hat man das richtige Okular gefunden - es gibt leider auch nichtpassende Kompensationsokulare, die korrigieren dann halt das Falsche.

Gruß   -   Werner