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Kerben an Okulartuben

Begonnen von reblaus, Dezember 11, 2014, 11:55:23 VORMITTAG

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reblaus

Hallo -

ich habe an einem alten Zeiss Junior einen Binotubus mit je zwei Kerben an den Okulartuben (bei 45 und 90°), desgleichen zwei Axio-Binotuben, einer mit Kerben bei 90° der andere ohne.
Handelt es sich beim ersteren dann automatisch um einen Tubus für Pol-Untersuchungen?
Bei den Axiotuben gehe ich davon aus, dass die Kerbe nur zum Einrasten des versenkbaren Zapfens am verstellbaren Okular dient, um dieses problemlos drehen zu können (?).

Viele Dank für neue Weisheit!

Rolf

Hugo Halfmann

Hallo Rolf,
zumindest die alten Pol-Okulare aus der Zeit des Junior haben die passenden Zapfen (Schräubchen) für die Kerbe. Die normalen Okulare nicht.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

reblaus

Hallo Hugo -

Danke für den Hinweis. Diese Okulare kenne ich, allerdings stellt sich die Frage ob ein Binotubus mit diesen Kerben und einer geänderten Okularjustierung automatisch für POL bestimmt ist (spannungsfreie Prismen und so) auch wenn das nicht draufsteht. Vielleicht gab es ja auch verschiedene Güteklassen für unterschiedliche Ansprüche der Nutzer? In meinen alten Unterlagen habe ich keine Hinweise gefunden.

Viele Grüße

Rolf



Werner

Der Sinn der Kerbe liegt darin, daß sich ein Fadenkreuz oder eine ähnliche Strichplatte nicht dreht.
Das Kreuz muß ja nicht genau in der Mitte der Aussparung im Okular zu liegen kommen, für Messungen gäbe das einen Fehler, wenn es beim Drehen auswandert.
Also lieber fixieren, dann tritt der Fehler gar nicht auf.

Gruß   -   Werner

reblaus

Hallo Werner -

danke auch dir für den Hinweis - der Sinn dieser Kerben, dass jegliche Drehung vermieden werden soll, ist mir schon klar (an der Ringschwalbe sind auch zwei). Insofern ist das sicher für die quantitative Pol-Mikroskopie. Aber ich weiß immer noch nicht, ob diese alten Binokulare, wenn auch die Optik spannungsfrei ist, eine spezielle Bezeichung kriegen (ähnlich wie die Objektive) oder ob man das schon aus den diversen Kerben schließen darf.

Viele Grüße

Rolf

Klaus Henkel

Zitat von: reblaus in Dezember 12, 2014, 11:40:31 VORMITTAG
Hallo Hugo -

Danke für den Hinweis. Diese Okulare kenne ich, allerdings stellt sich die Frage ob ein Binotubus mit diesen Kerben und einer geänderten Okularjustierung automatisch für POL bestimmt ist (spannungsfreie Prismen und so) auch wenn das nicht draufsteht. Vielleicht gab es ja auch verschiedene Güteklassen für unterschiedliche Ansprüche der Nutzer? In meinen alten Unterlagen habe ich keine Hinweise gefunden.

Viele Grüße
Rolf

Es handelt sich um Fixierungskerben für die "Strichplattenaufrichtung", weil die Okulare mitsamt der Formatstrichplatte darin beim Einstellen des Augenabstandes mit der Knickbrücke nach Siedentopf in Schieflage kämen. Der Stift dient auch der Anhebung der Okulare, damit die Ebene des Doppelfadenkreuzes in der Formatstrichplatte exakt zur Filmebene konjugiert ist. Wird das nicht beachtet, dann können die Aufnahmen unscharf sein.

Mit der Polarisationsmikroskopie hat das primär nichts zu tun.

Gruß
KH




TPL

#6
Zitat von: reblaus in Dezember 12, 2014, 13:04:50 NACHMITTAGS(...) der Sinn dieser Kerben, dass jegliche Drehung vermieden werden soll, ist mir schon klar (an der Ringschwalbe sind auch zwei). Insofern ist das sicher für die quantitative Pol-Mikroskopie. Aber ich weiß immer noch nicht, ob diese alten Binokulare, wenn auch die Optik spannungsfrei ist, eine spezielle Bezeichung kriegen (ähnlich wie die Objektive) oder ob man das schon aus den diversen Kerben schließen darf.

Lieber Rolf,
wie bereits beschrieben, dienen die Nuten Kerben an den frühen (Schiebe-) Binokulartuben der Orientierung des Pol-Fadenkreuzes und liegen deshalb bei 45° und 90°. (In Strahlrichtung) hinter dem Analysator spielt Spannungsfreiheit keine Rolle mehr, allerdings haben Prismen immer eine polarisierende Wirkung und diese ist für manche Untersuchungen hinderlich (Diochroismus/Pleochroismus). Deshalb wird in Pol-Tuben, die Prismen enthalten, ein Depolarisator vorgeschaltet. Das ist ein orientiertes Quarz-Plättchen, welches bei den schwarzen Binos von unten in das Schwalbengewinde eingeschraubt wurde.

Die Kerben in der Schwalbe dienen ebenfalls der Orientierung und sind charakteristisch für die Zeiss-Poltuben nach etwa 1960. Vorher wurde stattdessen ein einzelner Orientierungstift verwendet.

Herzliche Grüße
Thomas

Werner

...Strichkreuze werden nicht nur für POL verwendet, sondern auch für andere Meßaufgaben.
Man kann sogar mit einem normalen Mikroskop genaue Längenmessungen durchführen, wenn man eine Meßuhr an den Tisch anlegt und das Objekt mit dem Fadenkreuz in zwei Stellungen anpeilt. Das geht auch mit Objekten, die größer sind als das Sehfeld. Ohne Meßuhr bekommt man immerhin zehntel Millimeter über den Nonius am Tisch.

Spezialisierte Meßmikroskope sind die "Werkzeugmikroskope", dort ist der Tisch über Mikrometerschrauben verschiebbar.

Gruß   -   Werner

TPL

#8
Pol-Okulare müssen kein Strichkreuz oder eine andere Messplatte zur Streckenmessung haben. Zwingend erfoderlich ist allerdings das Fadenkreuz als Referenz für Winkelmessungen. Daher auch die Orientierungsnutenkerben.

Viele Grüße
Thomas

Klaus Henkel

Kerben in Schwalben, Nuten in Tuben, verstellbare Stifte in Okularfassungen, eine Welt über die der Mikronovize nur staunen kann.
Aber so allmählich klärt sich, daß eine Nut keine Kerbe ist und eine solche keine Nut . Ein einziger falscher Ausdruck und die Diskussion läuft kreuz und quer, wie jemand, der den Irrlichtern im Moor folgt. Aber so langsam kommen wir aus dem Nebel heraus.

Aber das hat schon was: Die Universal-Multifunktionskerbe!

KH

reblaus

Hallo und vielen Dank -

für all die vielen Antworten auch auf Fragen die ich eigentlich nicht gestellt hatte, zumal ich des Messens mit diversen Mikrometern und Strichkreuzen kundig bin.

Aber K.H. hat dabei wenigsten meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass sich die Okulartuben allen Siedentopftuben nicht mitdrehen. Eigentlich logisch, sonst wären ja die Kerben (da lag ich wohl richtig  ;D) bei dem einen zweier Exemplare, die ich besitze, sinnlos.

TPL hat aus dem Sinnzusammenhang in meiner ursprünglichen Frage korrekt geschlossen, dass es sich um einen Schiebetubus handele - was ich vergessen hatte zu erwähnen - und von ihm weiß ich wenigstens jetzt, dass die Spannungsfreiheit oberhalb des Analysators nicht immer wichtig ist.

Lieber Thomas - dafür verzeihe ich Dir auch, dass Du fast mein Vokabular verfälscht hättest, wenn K.H. nicht rechtzeitig eingesprungen wäre  ;) . Vielen speziellen Dank an beide!

Einen Depolarisator besitze ich für die Leerstellung eines Analysators, aber ich muss gestehen, dass mir das Wirkungsprinzip nicht so ganz klar ist. Es wirkt zwischen gekreuzten Polfiltern doch wie ein Verzögerungsplättchen, aber außerhalb? Müsste er nicht auch drehbar sein?

Vielen Dank nochmals an alle Referenten und adventliche Grüße

Rolf