Bitte um Tipps zum Schneiden von Paraffinschnitten mit dem Mikrotom

Begonnen von Jürgen H., Dezember 21, 2014, 20:07:58 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Mitmikroskopiker,

im Moment schneide ich eine im Paraffinblöckchen eingebettete Graphocephala fennahi,(Rododendronzikade, sozusagen mein Haustier) Die Einbettung erfolgte wie üblich über Isostufen nach N-Butanol, Butanol/Paraffingemisch, Paraffin. Der Block  schneidet sich prinzipiell für einen Insektenkopf recht gut an meinem Schlittenmikrotom. Hier ein Bild von einem Schnitt:



Das Photo ist auf die Schnelle gemacht, die Beleuchtung ist ziemlich schlecht, und der Block muss noch etwas verkippt werden, damit die Ebene genau frontal läuft, aber darum geht es mir nicht.

Am unteren Rand halbrechts erscheint bereits das Auge. Und an dieser Stelle löst sich die Augenstruktur von der Kopfkapsel und rollt sich. Kann ich das irgendwie verhindern?

Das Messer (A 35 von Feather ) schneidet mit einem Freiwinkel von ca 2 Grad durch den Block, und zwar von links im Bild nach rechts. Der Block ist etwas gekühlt.

Weiterhin interessieren mich Strukturen, die tiefer im Block liegen. In dieser Schnittebene werden rechts heftig sklerotisierte Stellen auftauchen. Wenn ihr euch dieses Bild anschaut:



dann sind das die schwarz gefärbten Strukturen, die um den Kopf herum laufen.

Würdet ihr von rechts nach links oder von links nach rechts schneiden? Ich fürchte, wenn ich wie bisher weiter schneide, zieht das Messer diese Strukturen unweigerlich vom Kopf weg. An sich lautet die allgemeine Regel ja auch, erst durchs Harte zu schneiden, oder? Schneide ich aber umgekehrt, werden die Strukturen in den folgenden Schnitt hereingedrückt bzw entstehende Messerscharten teilen den Schnitt? Die Stelle ist wohl deshalb so hart sklerotisiert, weil der ganze Saugmechanismus, also die Saugmuskulatur dort ihr Widerlager hat.

Schöne Grüße

Jürgen




Ronald Schulte

Jürgen,

Die Fragen die du hast werden, denke ich, hier im Forum nicht beantwortet. Die antworten musst du empirisch ermitteln denke ich.
Hans-Jürgen und Jörg schneiden ja nur Pflanzen und das kann man nicht vergleichen mit Tierliches Gewebe.
Ich habe da auch keine sinnvolle Antwort nur das es vielleicht besser wäre um solches hartes Gewebe in Kunststoff ein zu betten.

Grüße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Alfons Renz

Lieber Jürgen,

Die einfachste Lösung ist, um es auch für Andere zu wiederholen, Insekten noch im Puppenstadium (so vorhanden) oder gleich nach der Häutung (wie bei 'Deinen' hemimetablonen Wanzen z.B.) zu fixieren. Da ist die Kulikula noch weich, lässt sich besser schneiden und das Fixativ dringt auch viel schneller ein. 'Vorbeugen ist besser als Heilen'.

Beim Schneiden hilft dann eventuell härteres Paraffin, wie es Ronald schon vorgeschlagen hat, und/oder ein Zusatz von Bienenwachs, das die Haftung erhöht. Wenn schließlich doch Chitin-Stücke abbröseln, dann ist es wahrscheinlich besser von der weichen Seite her zu schneiden, so dass die 'Ausrisse' immer erst am Ende des Schnitts auftreten und nicht den Schnitt selbst zerstören.

Mit herzlichen Grüßen wünsche ich Dir viel Erfolg,

Alfons

Jürgen H.

Lieber Alfons, lieber Ronald,

ganz herzlichen Dank für eure Beiträge. Ich werde dann also zunächst einmal weiter vom Weichen ins Harte (Chitin) schneiden, nicht umgekehrt. Die Schnitte laufen auch  bis auf das sich aufrollende Auge bisher sehr schön. Ich bin gespannt, wie sie nach dem Entparaffinieren und Färben werden.

Schöne Grüße

Jürgen

Peter Herkenrath

Hallo Jürgen,

zuletzt habe ich auch ein paar Insekten eingebettet und geschnitten. Die Ergebnisse sind noch nicht vorzeigbar, aber jetzt lässt sich schon sagen, dass es für Paraffinschnitte mehr oder weniger geeignete Insekten gibt. "Florfliege" und "Raupe" waren geeignet, "Stelzmücke" und "Stechmücke" eher weniger. Gepanzerte Insekten würde ich meiden. Schwieriger als das Schneiden war das Strecken im Wasserbad, die Oberflächenspannung des Wassers zerreißt die Schnitte, bevor sie vollständig gestreckt sind. Gibt es da einen Trick? Das Aufrollen von Objekten innerhalb des Schnitts habe ich zwar nicht bei Insekten, aber bei Pflanzenmaterial beobachtet: Holzige Strukturen rollen sich, obwohl der Schnitt eigentlich glatt liegt, wenn man der intensiveren Färbbarkeit wegen auf 20 oder gar 30 Mikrometer schneidet. Geht man mit der Schnittdicke herunter, verschwindet der Effekt.

Grüße, Peter

Jürgen H.

Lieber Peter,

Danke für Deine Überlegungen. Die Schnittdicke meines Paraffinschnittes liegt allerdings bei ca. 3 mikron.

Das zerreissen von Paraffinschnitten beim Strecken kenne ich allerdings kaum. Ich könnte mir vorstellen dass der Zusatz von etwas Eiweißglycerin in die Streckflüssigkeit hilft.

Schöne Grüße

Jürgen