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Polychaos dubium

Begonnen von Martin Kreutz, Dezember 30, 2014, 11:48:36 VORMITTAG

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Martin Kreutz

Liebes Forum,

vor ca. 4 Wochen konnte ich in einer Probe aus dem Simmelried, fand ich diese 300 – 350 µm lange, flott voran kriechende Amöbe, die auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit Amoeba proteus aufweist. Ich konnte Amoeba proteus jedoch sofort ausschließen, da ein deutlicher, filoser Uroid vorhanden war und das Exemplar sich größtenteils monopodial fortbewegte:



Hier der filose Uroid in höherer Vergrößerung:



Nur hin und wieder stoppte die Amöbe, um Y-förmig auseinanderzulaufen um dann eine neue Richtung einzuschlagen:




Das Plasma war recht klar und durchsetzt von vielen kubischen und bipyramidalen Kristallen:



Der Zellkern war bei meinem Exemplar 32 µm groß und wies den typischen scharf umrissenen, hochbrechenden Rand auf:



Diese Merkmale weisen auf Polychaos dubium hin, auch wenn die monopodiale Fortbewegung meines Exemplars nicht typisch ist. Sie wird nur zur schnellen Fortbewegung angenommen. Sonst erscheint diese Amöbe meist polypodial, wie man es auf Ferry's Seite sehen kann (http://www.arcella.nl/polychaos-dubium). Dort konnte ich auch lesen, dass der hochbrechende Rand des Zellkerns durch eine wabenartige Struktur der Zellmenbran verursacht wird, wodurch diese auf 250 – 320 nm verdickt wird. Lichtmikroskopisch ist diese Struktur jedoch nicht zu erkennen. Angeblich soll Polychaos dubium mit 650 Milliarden Basenpaaren das größte bisher bekannte Genom besitzen (Wikipedia). Das ist schon enorm, wenn man bedenkt, dass die Natur mit 400 Millionen Basenpaaren auskommt, um z.B. einen Kugelfisch zu basteln. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Untersuchung des Genoms von Polychaos noch mit alten Methoden der Gensequenzierung durchgeführt wurde und mit Vorsicht zu genießen ist.

Noch etwas zur Probenpräparation. Dies ist eines der Objekte, die ich erst mit Ölimmersion fotografiert habe und danach erst mit kleineren Vergrößerungen. Normalerweise ist dies nicht möglich, weil ja schon Immersionsöl auf das Deckglas aufgebracht wurde. Diese Situation habe ich öfters, wenn ich die Schichtdicke eines Präparates für die Ölimmersion bereits verringert habe, um ein bestimmtes Objekt zu fotografieren. Danach finde ich aber oft noch weitere, interessante Objekte im gleichen Präparat, sozusagen als "Beifang", wie in diesem Fall. Ich gehe dann so vor, dass ich nach der Ölimmersion wieder Wasser unter das Deckglas gebe, damit es sich vom Objekt abhebt. Dann schiebe ich das Deckglas mit dem Öltropfen darauf (sehr vorsichtig) so weit, bis wieder eine ,,trockene" Stelle über dem Objekt zum liegen kommt. Bei Amöben klappt das fast immer. Bei Ciliaten, soweit sie die Untersuchung mit Ölimmersion überlebt haben (wegen dem Deckglasdruck), ist das Verschieben oft nicht notwendig, weil sie von selbst unter dem ,,Ölfleck" hervorschwimmen.

Viell Spass beim anschauen!

Martin


koestlfr

Hallo Martin!

Wieder ein sehr informativer toller Beitrag - Super!

Liebe Grüße
franz
Liebe Grüße
Franz

Jan Kros

Hallo Martin
ich schliesse mich Franz an
Herzlichen Gruss
Jan