Reinigung des Olympus BX 50 Weitfeldtubus U-SWTR

Begonnen von Martin Kreutz, Februar 01, 2015, 22:22:54 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz

Liebes Forum,

nach 20 Jahren des Gebrauchs reinige ich nach und nach alle Teile meines Olympus BX 50. Nachdem ich letztes Jahr um diese Zeit bereits den schwergängigen Objektivrevolver gereinigt hatte (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18873.0, war diesen Winter der Weitfeldtubes U-SWTR dran. Auch hier zeigten sich die Symptome zunehmender Verharzung. Die Schubstange für den Strahlenteiler war inzwischen sehr schwergängig geworden. Außerdem konnte ich bei der Durchstrahlung der Optik bei abgenommener Kamera recht viele Staubkörner auf dem Linsensystem erkennen, die im laufe von 2 Jahrzehnten, trotz größter Vorsicht, hineingefallen waren. Daher habe ich mich entschlossen, den Tubus zu zerlegen und zu reinigen. Nach lösen der seitlichen Imbusschraube lässt er sich vom Mikroskop abnehmen:



Ich habe ihn mit der Unterseite nach oben auf dem Tisch gelegt. Man erkennt 5 Imbusschrauben (Pfeile, Schraube in Position 6.00 Uhr bereits entfernt) die man lösen muss. Außerdem muss man den Griff der Schubstange abschrauben, um nachher die Schubstange durch die seitliche Bohrung des Gehäuses hindurchführen zu können:

 

Sind alle Schrauben entfernt, muss noch die Schubstange in die Position "100%" hineingeschoben werden:



Nun kann man die Grundplatte mit der darauf befestigten Optik sehr vorsichtig aus dem Tubus-Gehäuse herausnehmen. Die Grundplatte ist sehr exakt eingepasst. Man muss sehr vorsichtig agieren und sollte die halb herausgenommene Grundplatte nicht wieder zurückfallen lassen. Danach lässt sich die Grundplatte samt Optik als ein Stück aus dem Gehäuse herausheben:



Man erkennt deutlich die gelb eloxierten Aluminium Gleitschieben, auf denen sich der Strahlenteiler bewegt. Diese müssen herausgenommen werden, um das alte Fett komplett zu entfernen. Dazu löst man die 4 Schrauben, mit denen zwei Fixierbügel auf der Grundplatte aufgeschraubt sind:




Nun kann man den Strahlenteiler samt Gleitschieben von der Grundplatte lösen:



Auf der Grundplatte erkennt man jetzt die eingelassene Tubuslinse. Außerdem fand ich etwas überraschend eine Art kleines Döschen aus Kunststoff, welches auf der Grundplatte fest fixiert war. Es ist mit einem schwarzen Harz gefüllt. Ich habe dies für einen adhäsiven Staubabsorber gehalten, der eventuell eindringenden Staub bei Betätigung der Schubstange fixieren soll. Ich bin mir aber nicht sicher.

Nach dem ablösen von der Grundplatte habe ich die Gleitschienen und Bohrungen gründlich mit Isopropoanol entfettet und danach wieder neues Fett mit einem Zahnstocher aufgetragen. Die Optik habe ich mit Glasreiniger und einem Mikrofasertuch gereinigt. Das mag manchen Leser etwas seltsam vorkommen, aber ich habe damit seit vielen Jahren beste Erfahrungen. Auch mein Ölimmersionsöbjetiv reinige ich immer mit Glasreiniger um das Öl zu entfernen. In gleicher Weise habe ich die Tubuslinse gereinigt. Den Reinigungserfolg prüfe ich mit einer starken Taschenlampe, mit der ich die Linsen von hinten schräg anstrahle. Hier sieht man die Tubuslinse vor der Reinigung:



Man erkennt deutlich die aufleuchtenden Staubkörner und einen nebelartigen Belag, der blau aufleuchtet. Nach der Reinigung mit dem Glasreiniger entferne ich alle haften gebliebenen Staubkörner sehr sorgfältig mit einem Druckluftspray. In Ritzen hängende Staubkörner (z.B. zwischen Linse und Fassung) entferne ich mit einer Borste einer alten Kleiderbürste, die ich vorher mit Superkleber an einen Zahnstocher fixiert habe. Das hört sich etwas abenteuerlich an, aber klappt sehr gut. Nach der Reinigung aller Glasflächen habe ich wieder alles zusammegesetzt und (wieder sehr vorsichtig) in das Tubusgehäuse eingesetzt. Das funktioniert genauso "stramm" wie das herausnehmen. Die ganze Aktion hat etwa 4 Stunden gedauert. In Anbetracht der Nutzungsdauer also vertretbar und vor allem macht der leichtgängige Strahlenteiler jetzt wieder richtig Laune!

Martin


koestlfr

Hallo Martin!

Gute Wartungsanleitung! Sollte ich auch einmal angehen!

Konntest du von dem "adhäsiven Staubabsorber" Staub entfernen?

Liebe Grüße
Franz
Liebe Grüße
Franz

Martin Kreutz

Hallo Franz,

nein, ich habe har nicht versucht, da etwas abzukratzen, zumal der "adhäsive Staubabsorber" (wenn es einer ist) offensichtlich noch an Kapazität verfügte (für die nächsten 20 Jahre). Ich weiß, dass in gekapselten Optiken oft ein Feuchtigkeitsabsorber oder Sauerstoffabsorber (Eisenpulver) mit eingebaut ist, um den Kit und das Linsen-Coating vor Alterung zu schützen. Von einem Staubabsorber habe ich noch nie etwas gehört, obwohl es eine sehr gute Idee ist. Außer in dem Gehäuse des Trinokulartubus ist mir so ein Ding aber noch nie begegnet.

Martin

Klaus Herrmann

Hallo Martin,
danke für die sorgfältige und gut beschriebene Anleitung. Dies Sammlung in einer extra Rubrikt ist wirklich Gold wert!

Diesen Staubabsorber habe ich mal in einem Zeiss IM gefunden, da war der ganze Innenraum mit einem weichen Wachs ausgekleidet. Ich dachte erst an eine Riesenschweinerei bis mir klar wurde, dass das nur eine Funktion haben kann: Staub binden. Dass so eine kleine Fläche auch ihren Dienst tut ist allerdings verwunderlich.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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