Koexistenz von Forum und wissenschaftlicher Publikation?

Begonnen von reblaus, Februar 08, 2015, 00:35:21 VORMITTAG

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reblaus

Hallo -

im Rahmen der Diskussion über verschwindende Zeitschriften im Zeitalter des Internets gestatte ich mir auch mal eine Anmerkung.

Ein Problem bei vielen hervorragenden Beiträgen ist ja deren Verlängerung durch lobende Kommentare, welche deren Autoren zweifellos meist auch verdient haben. Dadurch wird aber eine nachträgliche Gruppierung zu einem Werk im Sinne eines editierten Kompendiums erschwert.

Unsere französischen Kollegen habe das in ihrem Forum ("Le Naturaliste") u.a. dadurch gelöst, dass solche Beiträge nur durch angemeldete Teilnehmer direkt ergänzt werden können, während Lob (und Tadel) in parallelen Zwirnen (mit Link auf den Beitrag) abgehandelt werden.
Allerdings gehört dazu auch die Bedingung, das Bilder in solchen Sparten direkt einfügt werden müssen und nicht in anderen Foren verwendet werden dürfen, was bei uns ja anders geregelt ist.

Bitte um Kommentare dazu!

Viele Grüße

Rolf

Klaus Herrmann

Lieber Rolf,

danke für die Anregung, die ich gerne aufgreife und etwas ergänze.

ZitatAllerdings gehört dazu auch die Bedingung, das Bilder in solchen Sparten direkt einfügt werden müssen und nicht in anderen Foren verwendet werden dürfen, was bei uns ja anders geregelt ist.

Die Bilder direkt einfügen stimmt und ist auch sehr angenehm, weil man vom Rechner ohne Host dazwischen direkt einfügen kann. Aber die Bilder dürfen natürlich auch anderweitig verwendet werden. Ich zeige öfters Bilder, die ich hier schon - über den Host PB - gezeigt habe auch im Le Naturaliste.

Sehr gut finde ich die Trennung von originalem Beitrag und Diskussion, dadurch bleibt der Originalbeitrag "schlank". Allerdings sollte das nicht zu streng gehandhabt werden, weil Ergänzungen mitunter wichtig, oft sogar notwendig sind. Aber "super Bilder, Danke, bitte mehr davon!" Bringen nichts Essentielles dazu und blähen den Beitrag nur unnötig auf. Keine Frage: berechtigtes öffentliches Lob tut gut und motiviert, aber das könnte man in einer separaten Rubrik "Diskussionen" unterbringen, mit einem Link auf den Original-Beitrag. Zugegeben etwas unbequemer und erst mal gewöhnungsbedürftig, aber dort funktioniert das sehr gut.

Würde dann z. B. so aussehen:

   
Botanik: Alnus glutinosa, Stamm quer * Beitrag von Leo "Muschelblümchen"

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=22097.0

Lieber Leo

dieses Bild ist so super schön, dass ich es gleich kopiert habe und meinem alten Biolehrer geschickt habe! Du bist ein großer Zauberer und ich bewundere dich!

Herzlich Klaus


Trägt fachlich gar nix dazu bei, aber das Lob - in diesem Falle mehr als berechtigt - kommt sicher gut an!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

reblaus

Hallo Klaus -

du hast natürlich recht - in den systematischen Rubriken ("collections") des << Naturaliste >> sollen die Bilder nicht verlinkt werden, sondern aus diversen Gründen direkt eingefügt aber man kann sie selbstverständlich auch wo anders veröffentlichen.

Andererseits hinge das "Verschlanken" von Beiträgen ja auch nicht davon ab ob die Bilder eingefügt oder nur verlinkt sind.

Viele Grüße

Rolf

treinisch

#3
Hallo,

warum muss denn der Beitrag schlank bleiben? Wie viel Prozent der Beiträge werden denn später als Publikation weiterverwendet und bei wie vielen ist die Anzahl der Antworten wirklich ein Hemmnis dafür das zu tun?

Mir persönlich wäre es lieber, wenn alles schön im Forums-Format bleibt, man nicht zwischen zwei Fäden hin- und herschalten, bei Antworten nicht überlegen, ob sie für den Autor publikationsrelevant sind, also zum Beitrag müssen oder nicht, also in den Diskussionsfaden gehören, muss.

Mir persönlich ist das Forum schon reguliert genug, es erträgt sich noch ganz gut, aber das Kosten-/Nutzenverhältnis weiterer Vorschriften oder Systeme erscheint mir in diesem Fall nicht ausreichend.

vlg

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

Jürgen Boschert

Hallo Timm,

dem schließe ich mich vollumfänglich an, es gibt nichts zuzufügen.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

the_playstation

#5
Hallo Rolf.
Meiner Meinung nach darf und muß ein Forum offen sein. Auch für Lob und eventuell nicht ganz zweckdienliche Diskusionen. Gerade daraus entwickeln sich auch neue Gedanken, ... Ich sehe es eher anders herum. Aus dem normalen Forum kann eine Art Lexikon mit den besten Beiträgen, Informationen, ... erstellt werden. Quasi einer Essenz der Threads / des Forums. Parallel zum normalen Forum in einem extra Bereich. Ich persönlich freue mich über Kommentare, Kritik, Anregungen, Lob, ... im Thread und dieses sollte man Niemanden wegnehmen.

Ich hatte in der Vergangenheit eher andere Probleme. Z.B. durch die Einstellung zweier Foren (Geldprobleme des Betreibers, ...) existieren geschätzt 10000 meiner, z.T. sehr aufwendigen und informativen  Beiträge (z.B. im Bereich Schwert-Technologie, Elektronik, ...) nicht mehr. Das hat sich leider sehr negativ auf meine Motivation, besonders aufwendige Beiträge zu erstellen, ausgewirkt. Ich schätze, daß über die Jahre mind. 1/2 bis 1 Jahr meiner Arbeit zerstört worden sind. Mit den fehlenden Beiträgen hätte ich mind. 3x Fachbücher herausbringen können. Ein Forum ist leider selten für die Ewigkeit.

Ich schließe mich auch Timm an. Ein Forum ist ein Forum. :) Man kann ein delikates 3-Gänge-Menü auch ohne eine Abhandlung über organische Chemie genießen. Ein Forum lebt von seinen täglichen Usern und Beiträgen. Es stirbt aus, wenn es z.B. nur noch einen vieleicht hochqualitativen Beitrag am Tag gibt. Ich habe die Entwicklung von mind. 20 Foren verfolgt. Ohne eine minimale Anzahl an Usern und Beiträgen geht es bergab. D.h. ist eine breite Akzeptanz wesentlich wichtiger.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

TPL

Lieber Rolf,

Zitat von: reblaus in Februar 08, 2015, 00:35:21 VORMITTAGEin Problem bei vielen hervorragenden Beiträgen ist ja deren Verlängerung durch lobende Kommentare, welche deren Autoren zweifellos meist auch verdient haben. Dadurch wird aber eine nachträgliche Gruppierung zu einem Werk im Sinne eines editierten Kompendiums erschwert.

Unsere französischen Kollegen habe das in ihrem Forum ("Le Naturaliste") u.a. dadurch gelöst, dass solche Beiträge nur durch angemeldete Teilnehmer direkt ergänzt werden können, während Lob (und Tadel) in parallelen Zwirnen (mit Link auf den Beitrag) abgehandelt werden.
Auch die Ergänzung durch angemeldete Teilnehmer halte ich für problematisch: dadurch wird es möglich, dass Referenzen auf einen zwischenzeitlich geänderten Beitrag sinnlos werden. Besser hielte ich für diese Sorte Beiträge einen neuen Beitrag, der ggfs. den Fehler/die Fehler des vorherigen korrigiert oder wichtige Informationen ergänzt.

Eine vergleichbare Rubrik gibt es bereits in diesem Forum: Beiträge unter "Foto des Monats" werden – bewusst – nicht als Diskussionen eingestellt, sondern sind nur durch Moderatoren zu eröffnen (und editierbar). Etwas vom Prinzip her Ähnliches könnte ich mir gut für wissenschaftliche Publikationen vorstellen: geeignete Beiträge, die sich eine Weile lang zur Diskussion im Forum (als Qualitätssicherung) der Kritik stellen mussten, werden danach separat in eine gesonderte Rubrik gestellt. Wenn ich mich recht erinnere, waren die "Bibliotheken" einmal zu einem ähnlichen Zweck angelegt worden, aber das "Format" hat sich anders entwickelt.

Zitat von: reblaus in Februar 08, 2015, 00:35:21 VORMITTAGAllerdings gehört dazu auch die Bedingung, das Bilder in solchen Sparten direkt einfügt werden müssen und nicht in anderen Foren verwendet werden dürfen, was bei uns ja anders geregelt ist.
Mir ist keine Regelung bekannt, nach der hier eingestellte Bilder nicht auch anderswo verwendet werden dürften.
Aber ein Problem bei wissenschaftlicher Publikation auf dieser Plattform wäre bestimmt das weitgehend ungesicherte Hochladen der Bilder bei externen Anbietern. Nicht nur, weil diese gelegentlich ihre Dienste aufgeben, Daten löschen, den Zugriff kostenpflichtig machen oder mit Werbung spicken, sondern auch wegen des später möglichen (beabsichtigten oder unbeabsichtigten) Zugriffs des Bildautors selbst auf seinen Upload-Bereich. Ich möchte nicht wissen, wie viele Bilder dem Forum schon durch versehentliches (oder absichtliches?) Löschen oder "Umorganisieren" verloren gegangen sind...

Herzliche Grüße
Thomas

piu58

> Ich schätze, daß über die Jahre mind. 1/2 bis 1 Jahr meiner Arbeit zerstört worden sind.

Aufsätze mit grundlegenden Gedanken, Experimente, Erfahrungen u.ä. sollte man wenigstens auf die eigene Festplatte retten, besser auf die eigene Webseite.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

reblaus

Hallo -

es war sicher falsch von mir, den Ausdruck "wissenschaftliche Publikationen" im Titel zu gebrauchen, was einige Fehldeutungen verursacht hat. Solche müssen gewisse Rahmenbedingungen erfüllen, durch welche die Funktion eines Forums blockiert würde.
Die Entwicklung der Wissenschaft bringt es mit sich, dass manche Arbeitsrichtungen vom Aussterben bedroht sind, weil sie deren Vertretern momentan zu wenig Karrierechancen oder Finanzierungsmöglichkeiten bieten. Hier sind auch früher schon sehr oft Seiteneinsteiger und Autodidakten eingesprungen, die viel Zeit und Geld aufgebracht haben um diese Lücke zu füllen. Ich darf auf das Beispiel von Edmund Reitter mit seinen "Käfern des Deutschen Reiches" hinweisen.
Heute ist das Problem durch die Beschleunigung des wissenschaftlichen Fortschritts noch größer geworden, andererseits bietet uns aber gerade das Internet wieder ein Gegenmittel in Form von Foren.
Ich bewundere die Geduld und Begeisterung mit der viele Forumsmitglieder hier systematisch Beiträge erstellen, die zusammengefasst in keinem Nachschlagewerk zu finden sind.
Dabei bietet das Forum - im Gegensatz zur selbst verwalteten Homepage - noch den Vorteil einer Art von "peer review", die dem üblichen System bei wissenschaftlichen Zeitschriften mit zwei bis drei überlasteten Gutachtern in mancherlei Hinsicht überlegen ist - ich möchte hier nicht polemisch werden  ;).

Die sehr verdienstvolle Zusammenfassung einschlägiger Beiträge in Linklisten durch die Moderatoren war schon ein essentieller Schritt in die Richtung zu deren längerfristigen Bewahrung und zur Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten. Ein "organisch" entwickelter Gesprächsfaden in dieser Kategorie besteht in der Regel aus Fakten, die ihren Wert über längere Zeit behalten und aus vielen Beiträgen, die nur aktuell wichtig sind. In diesem Rahmen ist meine Erwägung von "Verschlankungsmöglichkeiten" zu sehen, wobei ich mich selbst auch nicht frei von der Schuld fühle, gelegentlich Zwirne durch OT-Beträge verlängert zu haben.

Viele Grüße

Rolf











wilfried48

Hallo,

wenn ein Autor meint sein Beitrag sei so wichtig oder gar wissenschaftlich und das Wesentliche sei durch die nachfolgende Diskussion, egal ob topic oder offtopic, zu unübersichtlich geworden, so bleibt es ihm doch frei, nach Ende dieses "peer reviews" seinen Beitrag gegebenenfalls mit den aus seiner Sicht richtigen Korrekturen  und angepasstem Thema nochmals einzustellen und sofort zu schliessen.
Die Diskussion im ursprünglichen Beitrag kann ja dann einfach verlinkt werden.
Dann könnte man ja sogar überlegen, aus diesen wichtigen und entschlackten Beiträgen eine Art "Online Forumszeitschrift" zu machen.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

smashIt

es gibt ja auch die möglichkeit den ersten beitrag zu aktualisieren (eventuell mit changelog darunter)
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

TPL

#11
Zitat von: smashIt in Februar 09, 2015, 13:24:45 NACHMITTAGSes gibt ja auch die möglichkeit den ersten beitrag zu aktualisieren (eventuell mit changelog darunter)
Richtig, nur das dies eben beim wissenschaftlichen Publizieren eher ein Problem ist, als eine Lösung (siehe oben).

@Wilfried: "Gewöhnliche" Nutzer können ihre Beiträge hier nicht (mehr) selbst schließen und ich würde es – im Sinne einer Dauerhaftigkeit solcher Beiträge – auch nicht für sinnvoll halten, dass dem Autor quasi beliebige Möglichkeit zur Änderung (einschließlich Löschung) nach Veröffentlichung gewährt wird. Die Zeit für Ausbesserungen und/oder Ergänzungen muss irgendwann um sein. Ansonsten gibt es Probleme beim Verweis auf Inhalte, die – im Gegensatz zu einer wiss. Publikation – eben nicht dauerhaft fixiert sind.

Herzliche Grüße
Thomas

the_playstation

Hallo.
Ich denke, daß ein Forum mehrere Möglichkeiten bietet, einen derartigen Bereich zu realisieren. Ob nun ähnlich wie beim "Bild des Monats" oder wie Wilfried es vorgeschlagen hat als neuer Thread.

P.S. "Bild des Monats": Bei z.B. zwei tolle Bildern könnten auch zwei Bilder nominiert werden. ;)  :)

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

TPL

Zitat von: reblaus in Februar 09, 2015, 11:33:42 VORMITTAGes war sicher falsch von mir, den Ausdruck "wissenschaftliche Publikationen" im Titel zu gebrauchen, was einige Fehldeutungen verursacht hat. Solche müssen gewisse Rahmenbedingungen erfüllen, durch welche die Funktion eines Forums blockiert würde. (...)
...och Menno!

Lieber Rolf,
Deinen Ansatz fand ich doch sehr gut. Einige andere auch... Ob sich der Wunsch, die zahlreichen, wertvollen BOTANIK-Beiträge (und die etwas selteneren, aber mir noch teureren GEOLOGIE-Beiträge ;D) in kondensierter und qualitativ gesicherter Form nun hier, im Forum mit seiner aktuellen Ausgestaltung, in einer gedruckten Postille oder aber in einer ganz anderen Form darstellen lassen, sei mal dahingestellt.

Ich habe auch kein Problem mit Deinem wohlgewählten Ausdruck "wissenschaftliche Publikationen". Eine ganze Reihe der hier gebrachten Einträge erfüllt dieses Kriterium inhaltlich ganz locker, aber eben leider nicht formal. Davon wird das Abendland – wieder mal – nicht untergehen, aber ich finde den Gedanken reizvoll, solchen liebevoll und kenntnisreich gemachten, tief recherchierten und mit eigener Arbeit bestückten Beiträgen einen passenden Raum zu geben, der ansonsten fehlt.

Wie wäre denn ein "MIKROKOSMOS"-Board?
Ein Bereich (entweder innerhalb dieses Forums oder eng damit verbunden), in den Beiträge eingestellt würden, die (mindestens) eine ähnliche Qualitätskontrolle durchlaufen hätten, wie für das gleichnamige Journal. In diesem Bereich stünden diese "Artikel" mit einem Veröffentlichungsdatum und (idealerweise) einem doi.

Herzliche Grüße
Thomas

Fahrenheit

Liebe Kollegen,

auch ich finde den hier diskutierten Ansatz, ausdiskutierte (also von der Forengemeinschaft gegen gelesene) Artikel in einem eigenen Bereich zu konservieren und leicht zugreifbar zu machen, sehr gut. Das wäre ein echter Mehrwert für unsere Forum, auch losgelöst von der MK-Diskussion.

Eines wäre aus meiner Sicht aber zwingende Voraussetzung: zumindest für diesen Bereich müssen die enthaltenen Fotos gemeinsam mit dem Beitrag gehostet werden. Die Vergangenheit hat vielfach gezeigt, dass auch die Bilderhoster im Web nicht genügend verlass ist.

Was denkt Ihr?

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM