Fokus lässt sich nicht mehr drehen!!

Begonnen von Steffi S., März 17, 2015, 11:18:56 VORMITTAG

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Steffi S.

Hallo zusammen!
Ich habe da ein ziemlich großes Problem. Ich war gerade am mikroskopieren und plötzlich lassen sich die Drehknöpfe für den Fokus nicht mehr bewegen. Ich hab mit einem 63x Objektiv gearbeitet, und da ich mein Objekt einfach nicht scharf stellen konnte, so weit ran gedreht wie es ging. Hab es dann wieder herunter gedreht, worauf der Objektträger am Objektiv kleben blieb (ich habe mit Öl gearbeitet). Soweit ja eigentlich nicht ungewöhnlich. Ich wollte das Objekt dann weiter herunter drehen, was plötzlich immer schwerer ging und nun kann ich die Drehknöpfe fast gar nicht mehr bewegen. Hat jemand eine Idee, was da passiert sein könnte? Ach so, unser Mikroskop ist ein Zeiss Axiophot.

Vielen Dank schon mal!

Steffi

reblaus

Hallo Steffi -

ist der Trieb in beiden Richtungen blockiert oder lässt er sich nur nicht weiter runterdrehen? Kannst du den Tisch noch abnehmen?

Fragender Gruß

Rolf

Steffi S.

Hallo Rolf,

ja, der Tisch lässt sich noch abnehmen. Haben wir auch gemacht, änderte aber leider nix. Der Trieb lässt sich in beide Richtungen nur sehr sehr schwer bewegen.

Gruß

Steffi

Klaus Herrmann

Hallo Steffi,

wenigstens ein ordentliches Mikroskop!

Beim Axiophot I kann man den Tisch absenken. Da ist am Tischträger rechts ein schwarzer Hebel. Tisch mit der linken Hand unterstützen und mit der rechten den Hebel nach oben schwenken. Wenn der Tisch nicht auf dem Anschlagbolzen sitzt lässt er sich dann nach unten absenken. Dann bist du mit dem wertvollen 63 Objektiv weg vom Präparat. Lässt sich der Trieb danach bewegen?
Wenn du erklärende Bilder brauchst...kann ich machen.

Das Axiophot I hat keinen Höhenanschlag oder "Bremse". Noch zur Sicherheit die Frage: hast du das Axiop. I oder II

Edit: du warst schneller!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Klaus Herrmann

Hallo Steffi,

ein plötzlicher "Infarkt" des Triebs ist sehr seltsam. Könnte irgend was in den Trieb gefallen sein. Aber da kommt man nicht ohne weiteres rein. Beide Plastik Triebknöpfe mal abnehmen, ob da was reingefallen ist in den Spalt zwischen Knopf und Stativ?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Steffi S.

Hallo Klaus!

Wie nehme ich die Triebknöpfe denn ab? Ich will ja nix kaputt (oder noch kaputter) machen..

Klaus Herrmann

Hallo Steffi,

welche Version hast du I oder II? Ist es beige oder hellgrau lackiert?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Rama61

Hallo Klaus,

das Axiophot kenne ich nicht, daher meine Frage: besteht bei dem Mikroskop die Möglichkeit durch gegenseitiges Verdrehen der Triebknöpfe die Gängigkeit des Triebes einzustellen? Also Drehen aufeinanderzu gibt schwergängig und voneinanderweg gibt leichtgängig?

Du kennst Dich da bestimmt aus.

Herzliche Grüße

Rainer
Rama61

Klaus Herrmann

#8






Drei Bilder sagen mehr! Den Feintriebknopf zieht man nach Lösen der winzigen Inbus-Madenschraube einfach ab. Das ist die leichte Übung! Beim Wiederaufstecken auf die richtige Orientierung achten!

Die 14er Kontermuttern können sehr fest sitzen; dann hilft nur mit WD 40 bepinseln - NICHT sprühen - und einwirken lassen (Mittagessen, Büroschlaf...). Es ist gut den Feintriebknopf auf beiden Seiten abzuziehen, weil man mit einem 2. 14er Schlüssel gegen halten muss. Wenn die Konterschrauben ab sind muss man nach meiner Erinnerung die Grobtriebknöpfe rausdrehen können. Sie sitzen auf dem selben Gewinde. Ich habe diesen Schritt jetzt nicht gemacht, weil sie bei mir sehr fest sitzen und ich die WD 40-Behandlung nicht machen wollte. Wenn sie beide abgeschraubt sind und man findet nichts, was blockieren könnte, dann bin ich mit meinen Kenntnissen leider am Ende; ich musste den Trieb des Axiophots nie warten.

Wenn der Tisch abgenonnen ist kann man dann an der Klemmschiene etwas erkennen, was blockieren könnte?

# Rainer nein, nicht, dass ich wüsste. Ich denke, dass die Einstellung der Gängigkeit über die Konterschrauben erfolgt und die lösen sich ja nicht von selbst.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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reblaus

Hallo -

da ich schon mehrfach Axiotriebe (allerdings nur -plan und -vert, noch kein -phot) repariert habe, muss ich hier einige Ergänzungen zu Klausens Ausführungen anfügen.

Zwar kann man an der anderen Seite mit einem zweiten Schüssel gegenhalten, dann löst sich aber mit 50%iger Wahrscheinlichkeit die Mutter auf dieser Seite und man kriegt die andere nicht los.
Zum Abmontieren wird also dringend eine verstellbare Ausgusszange empfohlen (gibt es billig im Baumarkt), über deren Backen man je ein Schlauchstück als Polster gezogen hat. Damit muss man den großen Knopf festhalten, wenn man dessen 14er Kontermutter löst - am besten mit einem gekröpften Ringschlüssel und nicht mit dem Gabelschlüssel.
Unter einem der Knöpfe (wahrscheinlich dem rechten) befindet sich nun eine Plastikabdeckung und darunter für den Feintrieb ein Planetengetriebe mit 3 Kugeln, dahinter dann ein Zahnrad mit Ritzel, das die Bewegung auf die Zahnstange überträgt.
Unter dem linken Knopf befindet sich möglicherweise ein Set von 10 Unterlagsringen mit Anschlagstift, die der Hubbegrenzug dienen
Wenn man diesen Knopf löst, muss man deren Lage und Stellung notieren.

Ab da wird es kritisch, denn man weiß ja nicht was blockiert - wie ist denn das Widerstandsgefühl des blockierten Triebs - eher elastisch federnd, rubbelnd ... ? Meist werden solche Blocks durch verirrte Gegenstände verursacht. Der Block kann im Getriebe sitzen, aber auch in der Rollenführung des Tisches. Aber Ferndiagnosen sind hier sehr schwierig, wie weit man bei der Untersuchung gehen kann, hängt von den allgemeinen und speziellen Erfahrungen des Monteurs ab.

Viele Grüße

Rolf


JB

P.S.: Wenn es sich um ein Mikroskop an einer Uni handelt (hoert sich so an), sollte man mal pruefen, ob fuer das Mikroskop ein Servicevertrag besteht. Sicher gibt es keine Garantie von Zeiss mehr, aber manchmal haben Unis einen Servicevertrag fuer ihre Mikroskope mit einer lokalen Firma, den man einfordern kann, bevor man bei eigenen Reparaturversuchen noch was kaputt macht.

Beste Gruesse, Jon

Klaus Herrmann

Hallo,

absolut richtig, was Rolf da sagt. Natürlich habe ich das richtige Werkzeug schon zur Hand. Gemeint ist so was. Die "Boa Constrictor" wird wirklich unter diesem Namen vertrieben. Sollte in jedem Haushalt sein - auch Marmeladengläser lassen sich damit leicht öffnen!

Und es stimmt natürlich auch: es wird beliebig kompliziert, wenn man weiter macht. Ist also eher was für erfahrene Schrauber, oder den teuren Service. Vielleicht ist ja ein Erfahrener in der Nähe? Wo steht denn das Mikroskop?

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Steffi S.

Hallo und vielen Dank für die vielen, vielen ausführlichen Antworten!! Ich bin jetzt erst wieder am Arbeitsplatz, deshalb auch meine späte Antwort. Also zuerst einmal haben wir ein graues Axiophot, ich gehe mal von dem Ier aus, da es locker schon 30-40 Jahre auf dem Buckel hat. Das Gerät steht nihct in der Uni, und einen Serviceplan haben wir auch nicht, aber nun einen Reparaturauftrag vergeben, da wir Sorge haben, noch mehr kaputt zu machen. Ich werde mir eure Tipps jetzt aber noch einmal in Ruhe durchlesen und es vielleicht doch einmal probieren..

Vielen Dank für die Hilfe!!

Horst Wörmann

Hallo Steffi,

noch ein - etwas verspäteter - Hinweis:
Bevor die Triebknöpfe abgeschraubt werden, würde ich ganz einfach mal alle edlen Teile abnehmen, das Gerät auf die linke Seite legen und die Bodenplatte abschrauben. Dann wird das Getriebe und sonstiges Gedöns ganz gut sichtbar:



Das Bild zeigt zwar das Axioskop 50, das Axioplan sieht aber genauso aus, nur noch größer und stabiler.
Das Kugelreibgetriebe liegt beim Axioplan auf der linken Seite.

Viele Grüße aus Bonn
Horst

reblaus

Hallo Horst -

gute Idee - aber warum so einfach, wo wir doch so schön komplizierte Erklärungen gegeben haben?

Hinweis für Steffi -

beim Umlegen des Mikroskops sorgsam darauf achten, dass das gewichtige Teil sich nicht auf dem Feintriebknopf abstützt oder diesen gar verkantet. Die Feintriebachse ist aus gehärtetem Stahl, dünn und verbiegt sich relativ leicht oder bricht sogar. Das ist ein typischer Versandschaden beim Gebrauchtkauf dieses Geräts. Dann wird die Reparatur richtig arbeitsintensiv.
Also vorher für eine entsprechende sichere Stütze für das schmale Vorderteil des Mikroskopunterbaus sorgen oder einen starken Becher über die Knopfkombination stülpen!

Viele Grüße

Rolf