Gibt es Bakteriologen unter Euch/ Geschichte

Begonnen von Einsteiger, März 18, 2015, 11:01:31 VORMITTAG

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Einsteiger

Ich bewundere diese Kochs und Pasteuers der Anfangszeit.
Die Arbeitsmittel waren ja durchaus bescheiden.
Sicher hat man schon mit verschiedenen Anzuchtmedien experimentiert,
Konnte daher bestimmt auch schon etwas differenzieren.
Die Mikroskope waren aber besten Falls auf Aldi-Niveau denke ich.
Daher finde ich es unheimlich spannend welche Erkenntnisse man mit einfachen Mittel erzielen kann.

Beschäftigt sich jemand damit?

Viele Grüße
Michael

Und sie dreht sich doch!

Reinhard

Hallo Michael,

da kommst Du wohl nicht um das Buch:
Robert Koch/Seuchenjäger und Nobelpreisträger
aus dem Spektrum-Verlag herum
Hier finden sich zum Teil detaillierte Beschreibungen der techn. Gegebenheiten zur damaligen Zeit.

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Heino Lauer

Hallo,

sehr empfehlenswert ist das folgende Werk:

Mochmann 1997: Meilensteine der Bakteriologie. 2. Auflage, Minerva ediiton

Der Titel ist unter der ISBN 978-3936611168 noch als lieferbar gelistet.
Ich lese immer wieder gerne darin, die Anschaffung lohnt sich wirklich. 

Übrigens waren die damaligen Instrumente heutigen Spielzeugmikroskopen weit überlegen.

Viele Grüße

Heino
Mikroskope:
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18
Leitz SM

Einsteiger

Und sie dreht sich doch!

Dr. Jekyll

Hallo Michael,

Neben mir gibt es hier soweit ich weis noch einige andere Mikrobiologen. Die Bakteriologie ist ein Teilbereich der Mikrobiologie, von daher wird Dir sicher die eine oder andere Frage auf diesem Gebiet hier beantwortet werden können.
Mikroskopie hat allerdings für die Bakteriologie nur eine sehr geringe Bedeutung. Der reine Bakteriologe befasst sich
In erster Linie mit der Taxonomie, der Anatomie und der Physiologie der Bakterien. Bei der Anatomie ist mit einem Lichtmikroskop nicht viel zu wollen, da muß schon das Elektronenmikroskop her halten. Bei der Taxonomie werden zwar für grobe Einordnungen Färbungen verwendet (Gram-Färbung z.B.), die im Mikroskop angesehen werden, aber in der Regel werden hier biochemische oder molekulargenetische Verfahren eingesetzt (z.B. "Bunte Reihe" oder PCR).
Und bei der Physiologie ist es denke ich klar, dass es hier wohl kaum Möglichkeiten gibt mit einem Mikroskop viele Geheimnisse zu lüften.

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

piu58

Ich arbeite in der EDV im Krankenhaus und habe unlängst ein EDV-System für die (klinische) Mikrobiologie eingeführt. Dort wird noch mikroskopiert: Eine Gram-Färbung / Mikroskopie ist die schnellste Methode, erst einmal irgend einen Befund zu erhalten (geht in ner halben Stunde). Anzüchten dauert Tage.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Einsteiger

#6
Zitat von: Dr. Jekyll in März 18, 2015, 14:30:21 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

Neben mir gibt es hier soweit ich weis noch einige andere Mikrobiologen. Die Bakteriologie ist ein Teilbereich der Mikrobiologie, von daher wird Dir sicher die eine oder andere Frage auf diesem Gebiet hier beantwortet werden können.
Mikroskopie hat allerdings für die Bakteriologie nur eine sehr geringe Bedeutung. Der reine Bakteriologe befasst sich
In erster Linie mit der Taxonomie, der Anatomie und der Physiologie der Bakterien. Bei der Anatomie ist mit einem Lichtmikroskop nicht viel zu wollen, da muß schon das Elektronenmikroskop her halten. Bei der Taxonomie werden zwar für grobe Einordnungen Färbungen verwendet (Gram-Färbung z.B.), die im Mikroskop angesehen werden, aber in der Regel werden hier biochemische oder molekulargenetische Verfahren eingesetzt (z.B. "Bunte Reihe" oder PCR).
Und bei der Physiologie ist es denke ich klar, dass es hier wohl kaum Möglichkeiten gibt mit einem Mikroskop viele Geheimnisse zu lüften.

Beste Grüße
Harald
Hallo harald
Mein Ansatz ist vielleicht etwas naiv.
Aber ich möchte für mich ein Stück weit die Rolle Rückwärts machen.
Ich sehe, daß in der monderenen mikrobio/bakteriologie die Technik riesen schritte nach vorne gemacht hat.
PCR und computergestützte bunte reihe usw.
Es kann heute standart mäßig viel schneller ein präzises Ergebnis erwartet werden.
Das ist in den meisten fällen auch gut so.
Leider fallen aber auch viele chronische erkrankungen durchs raster.
Laß mich Dir ein bsp. Geben.
Wenn eine kotprobe vom hund beim tierarzt untersucht wird,dann unterscheidet der mir zw normalen und
Mukoid wachsenden e coli und empfiehlt entsprechend. (Untersucht nach eher altväter sitte)

Stuhlprobe im Großlabor/Human: hier spukt der computer bei allen e coli nur normale darmflora aus.
Menschenverstand fehlanzeige. Diagnose z b nervöser magen/stress.
Aus hilflosigkeit wird dann die einnahme von probiotika empfolen, was aber mengenmässig mitunter totaler blödsinn ist. Die paar guten colis verlieren schlicht den kampf.

Jetzt gibt es unter den chronischen darmerkrankungen ja viel spielarten. Ein großer teil ist aber schlicht auf fehlbesiedelung zurückzuführen. Das wird heute überhaupt nicht erkannt.diese patienten werden nicht herausgefiltert und nicht adäquat behandelt.

Nun fehlt mir aber an vielen stellen einfach sehr viel grundwissen.
Bakteriologie wurde bei uns im studium leider nur angerissen. Anzuchttechniken nicht gelehrt und mikroskopie beschränkte sich auf die taxonomie der heilpflanzen.
Ich denke, daß mir die mikroskopie schon den ein oder anderen einblick geben kann.
zumindest will ich erst einmal lernen mit dem mikroskop umzugehen
Und wenn das dann gleich mit bakterien passiert um so besser.

Beste grüße michael
P.s.
Entschuldigt die form.das ist dem iphone geschuldet.
Und sie dreht sich doch!

Michael L.

Hallo Michael,

"dr. jekyll" hat es ja schon angedeutet das Mikroskop hat in der Bakteriologie gar nicht den großen Stellenwert. Am ehesten wenn man sich mit Cyanobakterien, Schwefelbaktereien und Eisenbakterien beschätigen will. Ein ganz tolles Buch das ganz ohne Mikroskop auskommt ist "A field guide to Bacteria" von Betsey Deyer hier gibts viele spannende Anregungen wie man Mikroben in der Umwelt erkennt und beobachten kann, unbedingt zu empfehlen. Möchte man grundlegende Experimente mit relativ einfachen Mittel machen ist "Mikrobiologie im Reagenzglas" von Vogel ganz klasse, ist zwar von 1952 aber immer noch eine tolle Einführung zwar ohne bunte Bildchen aber dafür ganz praxisorientiert, ein Mikroskop brauchts da auch nicht. Eine moderne Einführung in den praktischen Umgang mit Bakterien und anderen Mikroben bietet "Mikrobiologisches Praktikum" von Steinbüchel. Hochschulbücher dieser Art gibt es einige und das Mikroskop hat da jeweils sein Kapitel aber das ist wie gesagt eher ein Randkapitel in den Büchern dieser Art. Das Buch von Deyer macht richtig Spaß und das kann jeder nachvollziehen und nachmachen z.B. Winogradsky Kolumnen usw. die Bakterien kann man ja trotzdem mal unter Mikroskop legen aber spannender ist die Beschäftigung mit denselben auf anderer Ebene, mal von den oben genannten Ausnahmen abgesehen.

Viele Grüße

Michael

Einsteiger

Den dyer habe ich bestellt. Klingt gut.
Ist die rezession von Dir michael? ;)
Beste grüße
Michael
Und sie dreht sich doch!

Einsteiger

Hallo Safari
Das klingt interessant.
Was ist denn der Hintergrund. In welchem rahmen hast Du dort gearbeitet?
Wo?
Beste grüße
Michael
Und sie dreht sich doch!

Dr. Jekyll

Hallo Michael,

Mit dem Mikroskop kann man die Grundformen der Bakterien, wie Kokken, Spirillen, Vibrionen, Stäbchen u.s.w., erkennen. Sollte man sich auch schon mal angesehen haben, wenn man Besitzer eines Mikroskopes ist. Da es aber sehr wenige morphologische Gruppen gibt, die Anzahl der Arten aber nahezu grenzenlos ist, ist es bis auf ausgesprochene Sonderfälle, nicht möglich eine einzelne Art mikroskopisch zu bestimmen. E. coli ist da ganz sicher kein Sonderfall, da es sich hierbei um ein simples stäbchenförmiges Bakterium handelt und die Stäbchenform sehr weit verbreitet ist. Auch im menschlichen und tierischen Darm kommt eine vielzahl verschiedener stäbchenförmiger Bakterien vor. Unter diesen gibt es einige  mukoid wachsende Stämme. Eine sichere mikroskopische Artbestimmung kann ich mir hier nicht vorstellen. Auch ein Tierarzt kann das nicht. In der Medizin werden Bakterien auch eher anhand der Symptomatik eingeordnet und danach das entsprechende Antibiotikum gewählt. Im Zweifelsfall wird mit Breitbandantibiotika gearbeitet. In besonderen  Fällen erstellt man ein Antibiogram. Es ist deshalb für gewöhnlich garnicht nötig einen Ereger exakt zu kennen.
Nun möchte ich Dir sicher nicht den Spaß an der Mikroskopie verderben. Es ist durchaus auch interessant einmal die verschiedenen Bakterienformen unter dem Mikroskop kennen zu lernen. Man kommt an diese ja auch leicht heran. Aber einerseits gibt es auch eine vielzahl anderer mikroskopisch kleiner Krankheitserreger wie Nemathoden, Amöben, Flagellaten e.t.c., bei deren Entdeckung das Mikroskop eine wesentlich bedeutsamere Rolle gespielt hat.
Andererseits wurden mit dem Mikroskop viele, viele bedeutsame Entdeckungen gemacht, die nichts mit Mikroorganismen zu tun hatten, besonders in der Botanik und Zoologie.
Was ich damit sagen will ist, das Du mit den Bakterien wahrscheinlich  schnell durch bist. Ich hoffe dass dein Interesse am Mikroskopieren damit nicht erschöpft sein wird, denn wenn Du dich mit anderen mikroskopischen Themen befasst geht es erst richtig los. Das Feld ist riesig ;)

Beste Grüße
Harald
Beste Grüße
Harald

hebi19

I also ordered "A field guide to Bacteria" from Betsey Deyer and I got it only 38 hours later this morning.

For me as an amateur interessted in micro-biology I only can say: GREAT.

Ich kann mich kaum losreisen....obwohl ich den Steinbüchel auch habe - der Betsey Deyer ist eben nochmal ein ganz anderer Stil.

DANKE für den Tipp

Martin

Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

Michael L.

Hallo Martin,

Freut mich das Du auch so begeistert bist, das Buch ist zu Unrecht viel zu wenig bekannt.

Viele Grüße

Michael

plaenerdd

#13
Hallo Michael,
Zitat..., das Buch ist zu Unrecht viel zu wenig bekannt.
Dann gehört es in die Literaturhinweise, am besten mit kurzer Rezension!
Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Michael L.

Hallo Gerd,

Du hast Recht werde ich machen.

Gruß

Michael