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Gedanken zum Mikroskopkauf

Begonnen von Cluster001, März 29, 2015, 00:36:59 VORMITTAG

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piu58

Ich habe mir vor paar Jahren ein Novex B gekauft, in der Ausstattung, die ich haben wollte. Nichts ist verharzt, keine Bastelei, keine Suche nach Zubehör. Ich bin sehr zufrieden.
Freilich sind de Stellknöpfe aus Kunststoff. Aber Kunststoffe werden hier ein wenig zu unrecht verdammt, es sind hochwertige Werkstoffe. Natürlich überdauern diese wegen der UV-Anfälligkeit wahrscheinlich keine mehrere Hundert Jahre wie Messingtriebe. Aber für das eigene Leben wird's wohl reichen. Ich benutze Fotoapparate, die über 30 Jahre alt sind, da ist auch das meiste aus Polykarbonat. Da zerkrümelt noch nichts.

Ich will niemanden agitieren, möchte aber mal einen Kontrapunkt setzen.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

Cluster001

#16
Vielen Dank für die vielen Beiträge. Da ist sehr viel dabei, über das es sich nachzudenken lohnt. Die Beiträge werde ich wohl noch mehrfach lesen. Der Mikroskopkauf soll kein Schnellschuß werden. Die letzten Wochen habe ich immer mal wieder in der Mikrofiebel und hier im Forum gelesen sowie die Seiten diverser Hersteller und Händler besucht, um zumindest ansatzweise "mitreden" zu können.

Beruflich habe ich überhaupt nicht mit Mikroskopen zu tun.  

Zitat von: Florian Stellmacher in März 29, 2015, 12:50:19 NACHMITTAGS

Du hattest uns noch nicht dargestellt, was Du mit welchem Anspruch mikroskopieren möchtest. Ich denke, aus gutem Grund, weil man sich in der Regel zunächst für so gut wie alles interessiert, um dann in einer oder zwei Bereichen der Mikroskopie heimisch zu werden.

Die Frage, ob ich Zellkulturen beobachten will, wurde schon aufgeworfen. Das ist nicht mein Ziel, daher hatte und habe ich kein inverses Mikroskop auf dem Schirm. Den Inhalt eines Wassertropfens sollte ich auch unter einem aufrechten Mikroskop betrachten können.

Bevor ich sagen kann, was meine Sparte wird, muss ich erst einmal den Umgang mit einem "echten" Mikroskop erlernen sowie alle anderen Fertigkeiten, die dazu gehören, wie z. B. Schnitte anfertigen, Färben, Köhlern usw. Daher werden meine Testobjekte wohl Zwiebelhäute sein, da diese einfach zu beschaffen sind und als Übungsobjekt herhalten müssen.

Von daher wären Kontrastverfahren, wie Dunkelfeld und Phasenkontrast erst interessant, wenn ich "Laufen" gelernt habe, da ich aber nicht weiß, wohin die Reise geht, sollten zumindest die Grundvoraussetzungen am Mikroskop dafür vorhanden sein.

Um ehrlich zu sein habe ich bisher eher mit dem Kauf eines Neugeräts geliebäugelt. Nach diversen Ausführungen zu Kunststoffen kann ich nachvollziehen, warum diese zumindest nicht für eine jahrzehntelange Nutzungsdauer empfohlen werden. Daher ziehe ich jetzt auch den Gebrauchtmarkt in Erwägung. Denn das Marktsegment, in dem aktuell Mikroskope hergestellt werden, die wenig oder keinen Kunststoff enthalten, kann ich mir nicht leisten.
Vielen Dank für den Link auf die Seite von Thilo Immel Optics an dieser Stelle.

Bei einem Besuch in Bonn habe ich die Gelegenheit genutzt und bei einem dort ansässigem Geschäft durch ein paar Vorführmodelle geschaut (Preisklasse 200€ bis 1500€). Die Qualitätsunterschiede, was die Optik und Beleuchtungseinrichtungen betrifft, konnte ich selbst als Laie erkennen.

Zitat von: piu58 in März 29, 2015, 15:53:49 NACHMITTAGS
(...) Aber Kunststoffe werden hier ein wenig zu unrecht verdammt, es sind hochwertige Werkstoffe. Natürlich überdauern diese wegen der UV-Anfälligkeit wahrscheinlich keine mehrere Hundert Jahre wie Messingtriebe. Aber für das eigene Leben wird's wohl reichen. Ich benutze Fotoapparate, die über 30 Jahre alt sind, da ist auch das meiste aus Polykarbonat. Da zerkrümelt noch nichts.

Ich will niemanden agitieren, möchte aber mal einen Kontrapunkt setzen.

Vielen Dank, das werde ich ebenfalls bedenken.
Leica DM 750

knipser009

hallo Roland

was in den Ratschlägen noch gar nicht erwähnt wurde, sind die Mikroskope von CarlZeissJena (CZJ), ehem. DDR. Diese brauchen sich hinter den westdeutschen nicht zuverstecken und sind nach meiner Beobachtung auch rel. leicht zu komplementieren. Insbesondere das "NG / NF " - gefertigt so um 1970 - ist, was das aktuelle Preisleistungsverhältnis angeht, unschlagbar.

etwas Lesestoff für die CZJ-Mikroskoskop-Fertigung :

http://www.mikroskop-online.de/Mikroskop%20Druckschriften.htm
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

JB

Zitat von: Florian Stellmacher in März 29, 2015, 12:50:19 NACHMITTAGS
1. Zeiss Standard, kleine Stative (bis Standard 18): robust, viele Teile am Markt, auch Fluoreszenz, DIK selten zu bekommen, Optik kann delaminiert sein

2. Zeiss Standard, Phomi oder Universal: Optiken von den kleinen Stativen uneingeschränkt verwendbar, DIK leichter zu bekommen, aufgrund eindrucksvoller Abmessungen geringerer WAF (womens acceptance factor)

3. Leitz Orthoplan: seinerzeit (und vielleicht noch immer?!) das beste Mikroskop der Welt, inzwischen teuer, DIC so gut wie nicht zu bekommen und dann sauteuer

4. Leitz Diaplan, Dialux, Laborlux, HM Lux 3: vielschichtige Produktpalette, Teile z.T. kompatibel, aber man muss dann wissen, was geht und was nicht (z.B. verschiedene Tubusschwalben!); insgesamt eher wenig Teile am Gebrauchtmarkt, HM Lux 3 nicht nennenswert ausbaubar

Fuer Leitz sprechen auch noch die Optiken, die nur ganz selten von Delamination betroffen sind.

Die Objektive der NPL Fluotar und PL Fluotar-Serien (plan und "semiapo") sind ausserdem ausgezeichnet (fuer Beobachtung und Photographie) und haben ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhaeltnis unter den gebrauchten. Solche Objektive sind von den anderen Herstellern der damaligen Zeit schwierig (teuer) oder gar nicht zu bekommen.

Jon

Florian Stellmacher

Hallo Jon,

stimmt absolut! Zwar gibt es gelegentlich sog. "Hungerblasen" bei Leitz, aber nicht in dem Umfang, in dem Delaimationen bei Zeiss auftreten. Und plankorrigierte Fluoritsysteme von Zeiss sind mir für 160 mm nicht erinnerlich, dann müssen es schon Planapos sein.

Dennoch: Bei einem primär zunächst nur für Hellfeld ausgestatteten Stativ später Komponenten wie Dunkelfeld, Phasenkontrast, ALFluoreszenz oder DIC nachzurüsten, ist bei Zeiss einfacher als bei Leitz. Mehr wollte ich nicht gesagt haben. Wie gesagt: Ich bin bekennender Leitz-Fan!

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Florian Stellmacher

Hallo Wolfgang,

natürlich gibt es auch Zeiss Jena. Die haben sicherlich auch tolle Mikroskope gebaut, mit einer Einschränkung: So ein Mikroskop würde ich denfinitiv nur beim Händler erstehen, denn das bei dieser Firma verwendete Fett verharzt derart, dass so gut wie jedes Gebrauchtgerät, das nicht zuvor neu geschmiert wurde, als erstes zur Wartung muss, was ggf. erhebliche Zusatzkosten erzeugt. Schon manches äußerlich wie geleckt erscheinendes Mikroskop aus der Bucht hat sich im Nachhinein als wirtschftlicher Totalschaden entpuppt, da die Wartung 100 Stunden oder mer verschlungen hätte.

Herzliche Grüße,

Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Peter V.

Lieber Florian,

so ist es!!  >:( Ich kann es in vollem Umfang bestätigen, nachdem ich gerade heute wieder an meinem Amplival gesessen habe. Die Mikroskope der Mikroval-Serie sind defintiv etwas für Liebhaber und Leute, die selbst basteln können.

Und ein NG/NF/Lumipan, aber auch Amplival, habe ich - ungelogen - noch NIE in voll funktionsfähigem Zustand angetroffen. Die sind IMMER verharzt. Teilweise sind die Mikroskope dieser Baureihen derart verharzt und bezüglich einer Wartung "mißkonstruiert", dass beispielsweise an einem Polmi A mein "Mechanicus" - der sonst allen hinbekommt - entnervt die Segel gestrichen hat.  Und selbst die Jenavale haben noch viele Tücken.....

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Jürgen Boschert

Hallo Florian,

Zitat... Und plankorrigierte Fluoritsysteme von Zeiss sind mir für 160 mm nicht erinnerlich, dann müssen es schon Planapos sein. ...

Gab es schon, die Plan-Neofluare Imm (für Wasser, Öl, Glycerin) 16 / 0,5, 25 / 0,8 und 40 / 0,9, Plan-Neofluar 63 / 1,20 Korr W, Plan-neofluar 63 / 1,25 Oel sowie Plan-Neofluar 63 / 0,9 Korr. Aber die sind sehr selten und i.d.R. dtl. teurer als die Plan-Apos.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Florian Stellmacher

Lieber Jürgen,

jaaaa, stimmt! Ich selbst habe so ein 63er Plan-Neofuar. War mir glatt entfallen!  :-[

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

knipser009

Zitat von: Peter V. in März 29, 2015, 18:38:33 NACHMITTAGS

Und ein NG/NF/Lumipan, aber auch Amplival, habe ich - ungelogen - noch NIE in voll funktionsfähigem Zustand angetroffen. Die sind IMMER verharzt.

Lieber Florian, Lieber Peter,

das kann ich so nicht unwidersprochen hinnehmen. Mein Lumipan und mein Nf laufen einwandfrei
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Florian Stellmacher

Lieber Wolfgang,

dann sind diese zwischenzeitlich neu gefettet worden. Das Originalfett eines Lumipans hätte ansonsten die Konsistenz von Bernstein.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

the_playstation

Hallo Florian.
Die Erfahrung habe Ich leider auch schon öfter gemacht. Von Bernstein bis Sekundenkleber und von Patex bis Uhu hart ist alles vertreten.
Ich weis nicht, was CZJ bei der Suche nach Fett geritten hat.

Allerdings habe ich bisher alle erfolgreich warten können. Auch bei Einem, wo mit Gewalt herumgewürgt worden war. Das größte Problem sind gebrochene Teile, z.B. konische Ringe, aus Bakelit im Kombitrieb.

Am besten sollte man sich die Triebe, ... vorführen lassen, wenn man das Mikroskop nicht von einem seriösen Händler kauft.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

knipser009

Zitat von: Florian Stellmacher in März 29, 2015, 20:32:15 NACHMITTAGS
Lieber Wolfgang,

dann sind diese zwischenzeitlich neu gefettet worden.
Herzliche Grüße,
Florian

hallo Florian

das kann ich nicht ausschließen. Aber auch Zeiss - West hat in 60-70er Jahren ein Fett verwendet, welches als zäher Klebstoff sich erwies. Jedenfalls waren die Triebe meines Zeiss West Metallmikroskopes seeeehr schwergängig.
Viele Grüße aus dem SaarPfalzKreis

Wolfgang
gerne per "Du"

Ulf Roth

Zitat von: piu58 in März 29, 2015, 15:53:49 NACHMITTAGSAber Kunststoffe werden hier ein wenig zu unrecht verdammt, es sind hochwertige Werkstoffe.

Ob hochwertige Werkstoffe verbaut wurden, lässt sich eben nicht verifizieren. Man weiss es erst, wenn es zerbröselt - oder eben nicht. In der Industrie werden heute durchaus hochwertige Kunstoffe verbaut, dort kann man keine minderwertigen Materialen gebrauchen. Bei Produkten für den Endkunden (auch Verbraucher genannt, das Wort sagt alles) sieht die Sache ganz anders aus.

Bei einem hochwertigen Markenmikroskop aus dem vorigen Jahrtausend wird die Wahrscheinlichkeit eher gering sein, dass es mit dem Kunststoff Probleme gibt. Ich persönlich würde jedoch immer ein Gerät in Ganzmetallausführung vorziehen, damit ist man einfach auf der sicheren Seite.

Ulf

Klaus Herrmann

Hallo Ulf,

ZitatIch persönlich würde jedoch immer ein Gerät in Ganzmetallausführung vorziehen, damit ist man einfach auf der sicheren Seite.

dann musst du aber weit zurück gehen. Auch das zurecht vielgerühmte Orthoplan hat schon im Triebblock ein Triebrad aus Kunststoff. Der ist allerdings sehr hochwertig, ich habe noch nie gehört, dass er zerbröselt ist.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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