Objektträger kleben zusammen

Begonnen von hebi19, März 29, 2015, 22:38:52 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

hebi19

Ich habe heute ein schon einige Jahre gelagertes Päckchen Objektträger geöffnet.
Einige kleben äußerst fest zusammen und bilden in der Durchsicht Newtonsche Farbringe.
Ein "3-er-Päckchen" habe ich versucht, mit gewalt auseinander zu schieben.
Als sie sich lösten, hatten sie an einer Stelle deutliche Riefen/tiefe, kurze Kratzer.

Gibt es einen Trick, so zusammenklebende OTs wieder zu trennen ??

Martin
Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

the_playstation

Hallo Martin.
Hast Du Sie mal probeweise "eingeweicht"? In warmen Wasser, Reinigungsbenzin, ... ?
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

hebi19

Nein - ich hab statt dessen in einem der besten Foren nachgefragt ...  ;D
Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

Klaus Herrmann

Hallo Martin,

Wasser mit einem Detergenz oder Ethanol. Aber ob sich der Aufwand lohnt? Du musst sie nacher einzeln trocken reiben.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Läpplappen

Hallo Martin,

auseinander schieben ist eine schlechte Idee, wie Du schon bemerkt hast. Einweichen finde ich im übrigen auch nicht so clever.
Sofern Du seitlich z.B. mit einer Rasier- oder Skalpellklinge dazwischen kommst, versuche diese als "Keil" dazwischen zu schieben. Um Kratzer zu vermeiden, sind die Flächen senkrecht voneinander zu trennen. Wenn Die Rasierklingen-Lösung nicht geht, aber die Objektträger leicht versetzt sind, so dass man angreifen kann, wäre es auch eine Möglichkeit die Plättchen voneinander weg zu drücken. Natürlich möglichst ohne sie zu zerbrechen oder sich daran zu verletzen.
Wenn alles nichts hilft, versuche die Gläser durch Temperaturunterschiede auseinander zu bekommen. Dazu legst Du das Päckchen kurz auf eine warme bis heisse (vielleicht 60-80°C) Platte und beobachtest die Interferenzringe. Die unterste Platte biegt sich nun (ist oben noch kalt, wird unten warm) und bringt damit genug Kraft auf sich von dem Partner zu lösen. Das sollte rel. schnell gehen, denn die Wärme darf nicht durch das Glas durch gehen, dann ist die Biegung nämlich wieder weg ;) Sobald Du siehst (oder hörst), dass die Platten getrannt sind, sofort die oberen abnehmen. Die Untere sollte auch noch so kalt sein, dass Du sie ebenfalls von der Platte nehmen kannst.

Viel Erfolg,
Raphael

the_playstation

Hallo Raphael.
Warum soll "einweichen" nicht clever sein? Mechanischer Druck z.B. durch einen Keil oder Temperatur dagegen schon?
Über Nacht "einweichen" erscheint mir wesentlich schonender.
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Läpplappen

#6
Hallo Jorrit,

weil die Gläser nicht durch Dreck aneinander haften, wenn man Interferenzringe sieht. Es gibt also keinen "Kleber" der aufgelöst werden muss.
Wasser oder sonstige "Lösemittel" können dann nur schwer bis garnicht eindringen. An den Stellen, wo Wasser eindringt, kann die Haftung aber erhöht werden. Man sieht es später auch nur sehr schwer ob sich die Gläser nun gelöst haben oder nicht und wenn das Wasser dazwischen nach Tagen wieder trocknet hat man nur verschlimmbessert. Es kann funktionieren, muss aber nicht. Ich persönlich würde die Temperaturmethode bevorzugen - letztendlich muss das aber jeder selber mit seinem Glas ausmachen.

Die Temperatur soll natürlich nicht so hoch sein, dass die Objektträger sofort zerbröseln. An sonsten ist das nicht besonders ansträngend für das Glas ;)

Sollte es an einer entsprchenden Herd-/Heizplatte mangeln, kann man mit etwas Übung auch einen Bunsenbrennder oder etwas vergleichbares nutzen und mit der Flamme das Glas etwas erwärmen. Im übrigen eine übliche Technik, auch in der Optikfertigung.

Viele Grüße,
Raphael

Ronald Schulte

Martin,

Wenn die OT schon einige Jahre liegen sind die nicht mehr richtig zu gebrauchen. Den Haltbarkeitsdatum ist dann wahrscheinlich schon langst vorbei und den Datum kommt ziemlich genau ist meine Erfahrung. Werfe den Schachtel weg und kauf einfach neue, die kosten ja sehr wenig.
Wenn du z.B. die Superfrost von Carl-Roth hast, die kleben nie und können auch noch einige Monate sauber bleiben wenn das Datum verlaufen ist.

Grusse Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Wutsdorff Peter

Hallo liebe Experten,
was mache ich, wenn Deckgläser "zusammenkleben"?
Die Wärmemethode funktioniert dann wohl sehr schlecht. Es kommt stets auf den Wärmeübergangskoeffizienten zwischen den Gläsern an.
Wenn der genügend klein ist, könnte es gehen.

Gruß Peter aus Lorsch

Klaus Henkel

Die OT kleben aus zwei unterschiedlichen Gründen zusammen. Erstens: Suspension. Hüttenrauch, der sich in der Glashütte auf den OT niederschlägt, er ist nie sauber, deshalb klebt die Suspension die Glasflächen aneinander. Zweitens: Emulsion. Die Gläser werden vor dem Verpacken "gereinigt". Die Anführungszeichen sind  wohlbegründet. Die OT werden mit Wasser gespült, dem gehörig Entspannungsmittel beigemischt ist, damit das Wasser nach dem Spülen rasch abläuft. Dieser Klarspüler verbleibt als hauchdünner Belag, der die OT zusammekleben läßt. Man erkennt ihn, wie alle Detergentien, an den Newtonschen Ringen zwischen den OT.

Man muß alle (!) frisch aus der Schachtel entnommenen OT gründlich reinigen - auch die Deckgläser selbstverständlich. DG entnimmt man der Platikschachtel, indem man Finger + Daumen in die tiefen Einschnitte an den Schachtenseiten ansetzt. Wenn sie zusammenkleben aus geringer Höhe auf die Kante fallen lassen, dann fallen sie auseinander.  Daumen + Zeigefinger beidhändig kreuzweise an den Ecken auseinander ziehen; das funktioniert beinahe immer.
OT mit Rasierklinge trennen.

Was jeder Mikroskopiker sorgfältig gelesen haben sollte: Die Mikrofibel, Kapitel 5.3, Objektträger und Deckgläser. Dort auch Empfehlungen zur Reinigung von OT und DG.

Gruß
KH

ruhop

Hallo, Diskutanten.

Ich finde es erstaunlich, was für Manipulationen hier zur Behebung des angesprochenen Problems angeboten werden. Die Frage ist allerdings: Lohnt sich dieser Aufwand? Ich meine, NEIN. Wie Ronald es schon andeutete, OT und DG sind Gebrauchs-, vor allem aber Verbrauchsmaterial. Es sind keine wertvollen Unikate, auch nicht mundgeblasen und dann handgewalzt. Wenn man den persönlichen Aufwand zur Behebung der Probleme dem Preis für neue OT und DG gegenüber stellt, sollte die Entscheidung eindeutig sein.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus von sonst nicht so praktisch veranlagten

Holger

Reinhard

Hallo Martin,

den Tip von Herrn Henkel mit der (einseitigen) Rasierklinge, die an irgendeiner Stelle immer dazwischenpasst, benutze ich seit meiner damaligen gleichen Anfrage mit großem Erfolg!

viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



-----------------------------------------------------
www.mikrochemie.net

Klaus Henkel

Zitat von: ruhop in März 30, 2015, 11:49:50 VORMITTAG
Hallo, Diskutanten.
Ich finde es erstaunlich, was für Manipulationen hier zur Behebung des angesprochenen Problems angeboten werden. Die Frage ist allerdings: Lohnt sich dieser Aufwand? Ich meine, NEIN. Wie Ronald es schon andeutete, OT und DG sind Gebrauchs-, vor allem aber Verbrauchsmaterial. Es sind keine wertvollen Unikate, auch nicht mundgeblasen und dann handgewalzt. Wenn man den persönlichen Aufwand zur Behebung der Probleme dem Preis für neue OT und DG gegenüber stellt, sollte die Entscheidung eindeutig sein.

Der Vergleich mit Ronalds Arbeitsweise hinkt, für seine Arbeit stimmt das auch. Ich habe in meinem Kurzbeitrag aber nicht die Mikrofibel abschreiben wollen, deshalb gibt es zwischen uns wegen der Kürze wohl ein Mißverständnis. Auch ich will keine Objektträger retten, sondern betreibe den Aufwand, damit z. B. Algen und Ziliaten nicht alsbald platzen und auslaufen, wenn sich Detergenzienreste oder Hüttenrauch auf den OT befinden. Wer Wasserwesen ausdauernd beobachten will, sollte immer dafür sorgen, daß OT und DG extrem sauber sind. Dafür lohnt sich der Aufwand schon.

Zitat
Schönen Gruß aus dem Hintertaunus ... Holger

Vielleicht gibts ja im Hintertaunus nicht so viele Gewässer, sondern mehr Pflanzen zum Schnippeln oder mehr Mineralien?

Grüße aus dem wasserreichen Oberbayern in den Hintertaunus von
KH

liftboy

Ja Hallo erstmal,

meiner einer hat für diesen Zweck alte Färbegläser voller Spiritus; da hinein zum einweichen und alles wird gut :-)
Stimmt, man muss sie hinterher putzen, sollte man aber vorher auch.
Ich muss Ronald da widersprechen! OT sind Gebrauchsmaterial -ja, aber kein Verbrauchsmatrial! Gut, wenn sie nicht mehr zu reinigen sind; klar, weg damit. Ansonsten in einem Färbegestell gesammelt und ab in die Spülmaschine - klappt prima.
Übrigends wären dann Dauerpräparate ja auch zum wegschmeißen wenn die Zeit fürs Glas abgelaufen ist, oder?

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

ruhop

Hallo, Herr Henkel.

Zitat: Wer Wasserwesen ausdauernd beobachten will, sollte immer dafür sorgen, daß OT und DG extrem sauber sind. Dafür lohnt sich der Aufwand schon.

Hier gebe ich Ihnen selbstverständlich recht. Aber es ging ja ursprünglich um OT und DG frisch aus der Packung. Muß man denn wirklich zusammen klebende Exemplare aufwendig trennen? Was allerdings die Sauberkeit bei der Verwendung der Gläser betrifft, so ist diese ja wohl, unabhängig vom Verwendungszweck, eine conditio sine qua non.

Gewässer im Hintertaunus: Mit Sicherheit hat der Hintertaunus weniger und kleinere Gewässer als Bayern. Das liegt leider an der letzten Eiszeit. Die Gletscher kamen nicht die Kasseler Berge hoch. Entsprechend sind die meisten stehenden Gewässer meist anthropogenen Ursprungs (Kiesgruben, Tagebaue, Teiche usw.). Für einen Limnologen hat das aber durchaus seinen Reiz, weil derartige Biotope oft interessanter als größere Seen sind.

Schönen Gruß aus dem Hintertaunus

H. Penzhorn