Gebrauchtes Polarisationsmikroskop wo kaufen?

Begonnen von Rallion, April 04, 2015, 00:53:52 VORMITTAG

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Rallion

Hallo Leute,

bin auf der Suche nach einen gebrauchten Pol-Mikroskop, habe aber bisher nichts im Internet finden können. Ich weiß, das ein derartiges Gerät nicht billig ist, wäre dabei durchaus bereit bis zu 10000€ für ein gebrauchtes Mikroskop zu zahlen, da ein neues bei Olympus das doppelte kosten würde. Ich arbeite in der Universität mit den Modellen von Olympus (BH2, BX40 oder BX51) und könnte mir vorstellen ein derartiges Gerät mir auch privat zuzulegen.
Wie die Mikroskope in der Uni benötige ich für die Bearbeitung von kalkigen Nannofossilien besonders große Vergrößerungen, daher sollte das Mikroskop 10x Okulare, ein geeignetes 100x oil Objektiv und möglichst auch einen zusätzlichen Magnification Changer (bei BH2 mit 1, 1.25 u. 1.5; bei BX51 mit 1, 1.25, 1.6, 2.0) besitzen um auf Vergrößerungen von bis zu 2000fach (bei BX51) zu kommen. Es sollte ein gute Lichtanlage besitzen, entweder 100W Halogen oder vergleichbar helle LED Technik. Es sollte einen für die Polarisationsmikroskopie üblichen Drehtisch aufweisen. Des weiteren sollte es sich um ein echtes Pol-Mikroskop mit Polarisator und Analysator handeln. Ich würde Geräte von Olympus bevorzugen, da ich mit diesen schon gearbeitet habe aber ich könnte mir aber auch andere Hersteller vorstellen, sofern das Gerät die obigen Kriterien erfüllt.
Vielleicht könnte einer von euch mir da weiterhelfen, etwa dabei einen adäquaten Fachhändler oder einfach nur jemanden der ein solches Gerät zu verkaufen hätte zu kennen.

Gruß,

Christian

Peter V.

#1
Hallo,

Herzlich Willkommen in unserem Forum! Was Du suchst, ist tatsächlich auf dem Gebrauchtmarkt - der ja eher von biologischen Mikroskopen oder Auflichtmikroskopen für die Materialanalyse dominiert wird - eine Ringeltaube, insbesondere bei offenbar sehr hohem Qualitätsanspruch, verbunden mit einigen Besonderheiten wie einem Vergrößerungswechsler. Komplette Polmikroskope der Klasse Olympus BX (oder von vergleichbaren Herstellern) werden gebraucht selten angeboten. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob Du wirklich ein "echtes Polmikroskop" benötigst? Das zeichnet sich nämlich nicht nur durch Drehtisch, Polarisator und Analysator aus, sondern viele weitere Merkmale wie z.B. durchgehend spannungsfreie Optik, einen drehbaren Analysator, Kompensatorschlitz, Einrichtung zur Konoskopie (Bertrandlinse). Brauchst Du das alles wirklich oder sind die Universitätsgeräte einfach nur als vollständige Polmikroskope für Deine Zwecke über-ausgestattet? Führst Du denn polarisationsoptische Messungen an den Nanofossilien durch, die all diese Eigenschaften eines Mikroskops voraussetzen? Das kannst natürlich nur Du selbst beurteilen. Meine Frage geht eben dahin, ob nicht evetuell ein hochwertiges "biologisches" Mikroskop mit zusätzlichem Drehtisch, Polarisator und Analysator ausreicht. Früher wurden solche Geräte oft auch "biologische Polmikroskope" genannt, bei Leitz gab es mal ein explizites "Ortholux Biopol" - also letztlich ein für biologische Anwendungen abgespecktes Polmikroskop.

Gehen wir aber zunächst einmal davon aus, dass Du tatsächlich ein solch komplettes Polmikroskop suchst: Dass Du das (auch gebraucht) tiefer in die Tasche greifen musst. ist Dir ja glücklicherweise klar, denn oft werden wir hier von Neulingen mit recht unrealistischen Preisvorstellungen konfrontiert. Ob Du Dein Traumgerät (insbesondere in der Ausstattung mit dem 100er-Objektiv und dem Vergrößerungswechsler) so komplett auf Anhieb bekommst, wage ich fast zu bezweifeln.  

Dass es im Internet "nichts" gibt, kann ich so nicht sagen. Mir sticht schön längere Zeit dieses Gerät ins Auge:

http://www.ebay.de/itm/Carl-Zeiss-Photo-Mikroskop-POL-Phomi-Polarisation-/261836794372?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item3cf6b06a04

Dann gibt es noch dieses Gerät. Sicher auch ein gutes Polmikroskop, wenn auch mit dem Sofortkaufpreis für ein derart altes Gerät deutlichj überteuert:

http://www.ebay.de/itm/Carl-Zeiss-Photo-Mikroskop-POL-Phomi-Polarisation-/261836794372?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item3cf6b06a04

Immerhin hat es ein 100er-Objektiv und ist relativ einfach mittels LED aufrüstbar (dafür haben wir hier im Forum Experten).

Ich habe jetzt nicht gezielt gesucht, aber international müsste sich unter den Suchbegriffen "Polarising Microscope" oder "Polarizing Microscope" schon hin und wieder etwas finden. Ich fürchte aber, dass Du zunächst Abstriche machen musst, z.B. beim Vergrößerungswechsler. Vielleicht reicht aber auch ein 20x-Okular und vielleicht muss das ja auch nicht unbedingt ein Polokular sein. Wie gesagt: Die Notwendigkeit einzelner Aussattungsmerkmale kannst nur Du selbst beurteilen.

Ansonsten kannst Du tatsächlich nur einmal bei Händlern nachfragen: Mir fallen folgende Firmen ein, bei denen evtl. die Chance besteht, ein derartiges Mikroskop zu bekommen. Du musst überall explizit nachfragen, denn die Webauftritte einiger Händler sind nichtssagend oder seit Jahren nicht "gepflegt":

Optovid

Mikrovid

Jülich

Abro in den Niederlanden

bw-optik (Zeiss Jena-Geräte)

http://www.mikroskop-online.de/

Weil es so schön zum Thema passt - hier ein Bild meines aktuellen "Lieblings", ein Zeiss WL Pol (sogar mit 100er-Objektiv und LED):




Herzliche Grüße und viel Erfolg!
Peter








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Rawfoto

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Dünnschliffbohrer

Hallo Christian,

ich möchte zwar nicht Schleichwerbung betreiben, sieh aber mal bei Thilo Immel http://www.thilo-immel-optics.de/komplettmikroskope.htm nach. Der hat z.Zt. eine Standard Junior Pol und und ein Standard 25 Pol im Angebot.

Heute sind die Möglichkeiten Dank des Netzes ja ungleich besser, als zu meiner Zeit. Damals war es völlig unvorstellbar, als Student / finanziell normal bemittelte Privatperson an ein gebrauchtes Polmi heranzukommen - anderenfalls wäre aus mir vieleicht doch ein Petrograph geworden. Der Mangel eines eigenen Gerätes war für mich seinerzeit der Hauptgrund, diesem Fach den Rücken zu kehren. Daher finde ich es sehr lobenswert, dass du dich privat mit so einem Intrument ausstatten möchtest. Meine Kommilitonen sahen damals nicht einmal die Notwendigkeit eines eigenen privaten Stemi´s ein. Nachdem allerdings nach der Wende aufeinmal die vielen MBS 10 von Lomo günstig auf den Flohmärkten auftauchten, hatten sich dann doch mehrere wenigstens damit ausgestattet.

Viel Erfolg bei der Suche und Frohe Ostern,

- Dünnschliffbohrer
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

TPL

#4
Hallo Christian,

Du hast die wichtigsten Eigenschaften eines Mikroskops zur Bearbeitung von kalkigen Nannofossilien (von manchen liebevoll optische Artefakte genannt ;)) genannt:

– einen für die Polarisationsmikroskopie üblichen Drehtisch (ganz wichtig: keinen zentrierbaren Tisch, sondern einen werkseitig fix zentrierten Tisch!),
– (hochwertigen) Polarisator und Analysator,
– hohe Auflösung bei starker Vergrößerung,
– eine ausreichend starke Beleuchtung,
– nicht explizit genannt, aber bei Deiner Marken-/Typenauswahl wird es deutlich: ein solides Stativ.

Nicht genannt, aber unabdingbar:
– die Objektive, v.a. das 100er, müssen im Strahlengang perfekt zentriert sein (sonst wandern die Nannos beim Drehen aus dem Gesichtsfeld),
– die Beleuchtungsapertur muss ebenfalls sehr hoch sein, um die Auflösung der Objektive auszunutzen.

Außerdem von Bedeutung sind ein Binokulartubus (wegen entspannter Suche über Stunden) und eine unkomplizierte Fotoadaption, die ebenfalls mit wenig Licht fertig wird (erfordert einen Trinokulartubus mit Schiebeprisma).

Andere Eigenschaften, die bei Polmikroskopen für die Petrographie wichtig bis unabdingbar sind (Konoskopie, Spannungsfreiheit der Objektive) sind für "Nannos" nicht erforderlich, insbesondere sind spannungsarme Objektive ausreichend. Auch ein (üblicherweise recht teurer) Vergrößerungswechsler ist nicht zwingend nötig, wenn Du die gewünschten Vergrößerungen jenseits von 1:1000 auch mit anderen Mitteln erreichen kannst (15x- oder gar 20x-Okulare). 10x-Okulare halte ich nicht für erforderlich, da die schwachen Vergrößerungen bei Nanno-Untersuchungen keine Rolle spielen.

Biologische Mikoskope erfüllen mehrere der "Muss"-Eigenschaften nicht, es sei denn, sie sind so modular, dass sich z.B. der übliche Kreuztisch gegen einen zentrierten Drehtisch wechseln und Polarisator/Analysator nachrüsten lässt. Das von Peter gezeigte Carl Zeiss STANDARD WL lässt sich für Deine Anforderungen weitgehend anpassen, aber es gibt ein paar konstruktive Eigenheiten dieser STANDARD-Stative, mit denen es schwierig wird: die verfügbaren Pol-Objektive sind zwar zentrierbar, aber der 100er-Achromat ist mit einer Apertur von 1,25 und einer nur mittelmäßigen Bildfeldebnung keine dauerhaft befriedigende Lösung. Die meisten "Nanno-Mikroskope", die ich kenne, haben als stärkste Objektive Plan-Apochromaten (63er/1,4 oder 100/1,4). Diese gibt es natürlich auch für die STANDARD-Serie, aber sie sind nicht zentrierbar (und der Revolver leider auch nicht). Deshalb wird es auch bei zusammengestoppelten Lösungen anderer Hersteller schwierig: entweder muss der Revolver zentrierbar sein, oder aber werkseitig so perfekt produziert und justiert, dass die Nannos auch bei stärkster Vergößerung nicht "auswandern". Also entweder ein Gerät mit zentrierbarem Revolver suchen oder aber selbst mit eigenen Präparaten überprüfen, ob die Zentrierung auch bei den starken Objektiven perfekt "sitzt".

Nochmal zur optischen Ausstattung: Du brauchst hohe Auflösung bei starker Vergrößerung. Allerdings ist beim 1000-fachen der numerischen Apertur des Objektivs die physikalisch bedingte Obergrenze des Sinnvollen erreicht. Darüber kommt nur "leere Vergrößerung", die keine weitere Auflösung bringt. Da es bei Nannos nicht um's Messen geht, ist leere Vergrößerung kein Gewinn und ich bin mir sicher, dass die Kombination aus einem hochaperturigen 60er oder 100er mit einem 15x-/16x-Okular technisch ebensogute Ergebnisse bringt wie der Vergrößerungswechsler.

Glückauf, Thomas

Peter V.

#5
Hallo,

Danke, Thomas, dass Du die Erfordernisse an die Gerätschaften zur Untersuchung der Nannofossilien (die ich übrigens intuitiv eher als Nanofossilien - mit einem "n" - geschrieben hätte) so klar dargestellt hast. Diese Nannofossilien sind also die von unseren Hard-Rocker Olaf immer gerne so geringschätzig titulierten "Kakerlaken"?
Kannst Du (oder könnt Ihr, Christian) denn mal darlegen, was genau an diesen Fossilien untersucht wird, wenn keine "Messungen" durchgeführt werden? Könnt Ihr mal für uns Unwissende ein Präparat oder Beispiel zeigen?

Das, was Thomas als "Pflichtenheft" für ein gutes Nannofossilien-Mikroskop schreibt, ist ja vergeleichsweise einfach und "preiswerter" zur erfüllen. Dass wir hier nicht von irgendwelchen klapperigen Billig-Chinesen-Pseudo-Polmikroskopen für 2000 EUR oder noch deutlich geringerem Neupreis reden, ist wohl klar. Das sind dann die Mikroskope, die auch schon einmal gerne mit einem zentriebaren klapperingen Drehtisch kommen. Ich denke natürlich in diesem Fall nur in der Klasse hochwertiger, mechanisch grundsolider Markengeräte, und die müssen natürlich nicht unbedingt neueren Datums sein wie die BX-Reihe von Olympus. Aber Christian hat ja auch vom BH-2 gesprochen und selbst das ist ja nicht mehr sooo "taufrisch".  ;)

Bei den genannten Anforderungen denke ich aber ganz spontan an ein Leitz Orthoplan! Es war zu seiner Zeit (und die liegt ja noch nicht so lange zurück) vermutlich das Nonplusultra der Polmikroskopie. Mechanisch solider geht es eigentlich kaum, es ist absolut modular aufgebaut, kann also als nacktes Stativ mit einem hochwertigen Drehtisch und einem zentriebaren(!) Revolver ausgestattet werden, sodass Objektive ohne eigene Zentriermöglichkeit (die gab es meines Wissens ohnehin nur früher bei Zeiss und Wild) eingesetzt werden können. Und wenn es keine spannungsfreien Polobjektive sein müssen - umso besser. Hochwertige Plan-Apos oder Plan-Fluotare von Leitz - da wäre ja heranzukommen. Und Beleuchtungsmöglichkeiten gibt es beim Orthoplan ohne Ende bis zur LED-Adaption z.B. durch Herrn Hiller.
Und - was der größte preisliche Vorteil wäre: Wenn ich Dich, Thomas, richtig verstanden habe, bedarf es keines speziellen (teuren!) Pol-Binos/Tinos, also mit drehbarem Analysator, Kompensatorschlitz und Betrandeinrichtung. Und an der Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit des Vergrößerungswechslers hatte ich ja auch schon Zweifel angmeldet. Sicher ein "Nice to have", aber wohl nicht erforderlich bzw. genau so gut durch höher vergrößernde Okulare ersetzbar. Dann könnte man also ein normales Orthoplan-Stativ mit Polkondensor, Drehtisch, festem Analysator und hochwertigen Objektiven wie z.B. einem "biologischen" hochapertrigen Planapo oder Planfluotar ausstatten.Sehe ich das jetzt richtig? Und wenn es nicht auf Spannungsfreiheit oberhalb des Analysators ankommt, ist selbst ein Vergößerungswechsler für das Orthoplan ("Variotubus") mit etwas Geduld zu bekommen.

Ich sehe insofern wirklich gute Chancen, ein solches "Nanno-taugliches" Mikroskop für sogar deutlich unter 5000 EUR zusammenstellen zu können.

Ein wirklich tolles Gerät ist auch das "Jenapol", das Herr Woitzik auf seiner Seite www.mikroskope-online.de unter "Gebrauchte Mikroskope" > "Polmikroskop aus unserem Bestand" anbietet, sofern es mechanisch tadellos ist. Eine Nachrüstung mit einem 100er-Objektiv und höher vergößernden Okularen ist ja sicher möglich.

Herzliche Grüße
Peter

EDIT: Ich gehe mal davon aus, dass es sich um Bilder wie in dieser Arbeit handelt. (Dort wurde auch ein BH2 mit 1500-facher-Vergrößerung verwendet, also vermutlich 100er-Objektiv und 15-fach Okular?)

EDIT2: Sehe gerade an Deiner Mailadresse, dass Du den oben zitieten Autor kennen müsstest  ;)


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Klaus Herrmann

Hallo Christian.

An dieser Uni gibt es doch einen der auch ganz gut über Polarisationsmikroskopie Bescheid weiß, vielleicht kontaktierst du den Mal? ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Peter V.

#7
Lieber Klaus,

ZitatAn dieser Uni gibt es doch einen der auch ganz gut über Polarisationsmikroskopie Bescheid weiß,

davon habe ich auch gerüchtehalber gehört.  ;) (Ich habe bereits per PN an Christian auf dessen Homepage verwiesen, aber ob ein Hard-Rocker überhaupt mit "Kakerlaken-Mikroskopikern" spricht  ???  ;))

@Thomas und Christian: Ich frage nochmal genauer nach: Sehe ich es richtig, dass keinerlei genaue poloptische Messungen durchgeführt werden? Dann käme es ja letztlich nur auf eine solide Mechanik, die eine exakte Zentrierung erlaubt (also ordentlicher Drehtisch, Zentriermöglichkeit der Objektive) und hochvegrößernde hochaperturige Objektive an. Dann könnte man doch auch auf einen expliziten spannungsfreien Polkondensor verzichten und einen normalen hochaperturigen Durchlichtkondensor mit zusätzlichem Polfilter verwenden, was die Sache nach noch wieder einfacher und preiswerter machen würde.

Herzliche Grüße
Peter
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Mikroman

Hallo,

ich habe neulich noch bei Hrn. Rasche, Fa. Optovid, Hemer, ein knappes halbes Dutzend Polmikroskope gesehen. Vielleicht einfach mal anrufen.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

wilfried48

Hallo,

also wenn ich so die Bilder aus dem Netz von den Nannofossilien (z.B. aus der Dissertation von Christian) so anschaue,
so scheint die Polarisation hauptsächlich zur Kontrastierung bei sehr hoher Auflösung und Vergrösserung notwendig zu sein.
Dies stellt, wenn man das Präparat dreht, eine sehr hohe Anforderung an die Zentrierung von Tisch zu Objektiv und bestimmt den Preis
des Mikroskops.
Aber warum muss man denn für diese Anwendung das Präparat drehen ? Man könnte doch auch Polarisator und Analysator zur Kontrastmaximierung drehen. Dann hat man kein Justier- und Objektauswanderungsproblem und kann ein herkömmliches hochwertiges biologisches Mikroskop mit Planapo 100x verwenden.
Bei den antiken Polmikroskopen gab es auch Versionen ohne Drehtisch, aber mit gekoppelter Verstellung von gekreutzem Polarisator.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

TPL

Lieber Peter,

ich bin ja kein richtiger "Kakerlakenforscher", sondern habe nur ein paar von denen intensiv bei der Arbeit zuschauen dürfen (das allerdings teilweise monatelang). Deshalb kann ich da nur nach dem urteilen, was ich erlebt habe und kenne dabei evtl. nicht alle Bestimmungsmethoden. Nach dieser Einschränkung: nein, polarisationsoptische Messungen werden nicht gemacht, sondern es wird nur der Pol-Kontrast zum Auffinden und Kontrastieren der im Hellfeld kaum erkennbaren kalkigen Nannofossilien genutzt. Um auch die Teile z.B. eines  Coccolithen sichtbar zu machen, die gerade in Auslöschungsstellung liegen, ist ein Finger ständig am Drehtisch, um mit kleinen Bewegungen synoptisch zu erfassen, was da ist, ob die Nannofossilien vollständig sind und um gegebenenfalls die Kristallite zu zählen, aus denen sie sich zusammensetzen.

Dazu braucht man keinen drehbaren Analysator, aber eine sehr hochwertige Polarisator-Analysator-Kombination (Farbechteheit in Kreuzstellung, hohe Auslöschung, geringe IR-Transmission). Verstellbarer Schnickschnack schadet da nach meiner Erfahrung eher, denn was sich verstellen lässt, ist irgendwann auch mal ungewollt verstellt (und kostet unnötigerweise mehr).

Übrigens sind hochaperturige Durchlichtkondensor auch für ein Pol-Mikroskop "normal" (wg. Konoskopie).

Lieber Wilfried,

ich weiß, dass es ein ganz schlechtes Argument ist, aber ich habe noch kein Stativ für diesen Zweck gesehen, das mit einem gewöhnlichen Kreuztisch und gekoppelter Polarisator-Analysator-Kombination ausgestattet war. Bei petrographischen Messungen mit antiken Mikroskopen (bei denen man über den Stativhals ins Okular schaut) mag diese unergonomische Methode ja noch angehen, aber bei einem modernen, stabilen Stativ, dass von der Tischseite aus bedient wird, sind diese mechanisch gekoppelten Pol-Einrichtungen schlichtweg unpraktikabel.

@ Christian: mit "Giorgio Senzamamma" sitzt ja einer der weltbesten Nannofossil-Forscher an dieser Uni. Der dürfte Dir bekannt sein ;). Den kann man auch mal fragen...

Herzliche Grüße
Thomas

Peter V.

#11
Lieber Thomas,

Danke für die Infos. Dann wäre es aber wirklich kein Problem. Ein ordentliches Orthoplan mit guter Plan Fluotar oder Planapo-Ausstattung, dazu der Orthoplan-Drehtisch, der wohl mechanisch und bezüglich der Präziszion über jeden Zweifel erhaben ist. Dazu ein Polkondensor oder ein Kondensor mit zusätzlichem Polarisator und ein ordentlicher guter Polfiterschieber als Analysator. Ich bin mir sicher, dass das - auch beim Händler - für ca. 2500 EUR - 3000 (maximal) zu realisieren sein müsste.

Was mich bei der von Dir beschriebenen Arbeitsweise wundert: Wenn man Proben derart durchmustert, wie kommt man da mit den unhandlichen Pol-Objektführern zurecht? Und ohne geht es ja bei 100er-Objektiv wohl kaum mehr.

Jedenfalls bin ich mir ganz sicher, dass die "üblichen Verdächtigen" (zum Beispiel Fa. Optovid) ein Mikroskop, das den Vorstellung von Christian entspricht, zusammenstellen kann. Nun weiß ich nicht, ob Christian sich noch in Bochum und Umgebung aufhält. Von dort ist es ja ein Katzensprung nach Hemer.

Herzliche Grüße
Peter
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Frank D.

#12
Hallo,

dem Buch von Gerhard Göke "Methoden der Mikropaläontologie" entnehme ich, dass die genaue Bestimmung der Nannofossilien (z.B. der Kalkflagellaten) für die altersmäßige Einstufung einer Sedimentschicht und damit für die Suche nach z.B. Erdöl wichtig ist.

Neben fluoreszenzmikroskopischen Beobachtungen, war/ist die Polmikroskopie, die laut Herrn Göke 1963 bei der Untersuchung von Mikrofossilien noch in den Kinderschuhen steckte, für die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der Gehäusewand im Dünnschliff hilfreich. Dazu wurden, die mit z.B. Rizinusöl aufgehellten Gehäuse, in polarisiertem Licht kontrastreich dargestellt. In wie weit daraus auf die chemische Zusammensetzung geschlossen werden konnte, ist mir nicht bekannt.

Zu den Nannofossilien steht im Göke, dass auch hier die Benutzung eines Polarisationsmikroskops, bei Vergrößerungen um die 1500-fach, zur Bestimmung angebracht ist. Allerdings besagt der dann folgende Satz: "Für einfache polarisationsoptische Untersuchungen kann jedes gewöhnliche Mikroskop mit Polarisationsfiltern ausgerüstet werden."

Es sollte also das von Peter verlinkte Phomi absolut ausreichen, zumal dieses und auch Peters hübsche Pol-WL im Göke abgebildet sind.

Herzliche Grüße
Frank

Peter V.

Lieber Frank,

aber das verlinkte Pol-Universal ist erheblich zu teuer!!! Finde ich.... Wenn es in absolutem Top-Zustand vom Händler käme, wäre der Preis vielleicht gerechfertigt. Aber als Ebay-Kauf? Niemals! Für ein Drittel - vielleicht....

Herzliche Grüße
Peter
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TPL

#14
Zitat von: Peter V. in April 04, 2015, 17:44:00 NACHMITTAGS(...) Was mich bei der von Dir beschriebenen Arbeitsweise wundert: Wenn man Proben derart durchmustert, wie kommt man da mit den unhandlichen Pol-Objektführern zurecht? (...)

Lieber Peter,

Pol-Drehtische müssen so leichtgängig sein, dass sie mit einem Finger ohne "Kraft" bedient werden können. Lässt man dann eine Hand am Feintrieb, kann die andere von unten an einem der beiden Objektführer-Knöpfe (wenn sie nicht so blöd montiert sind wie bei Leitz :P) und gegebenenfalls ein bisschen am Tisch drehen. Ich habe dazu die beiden Objektführer-Knöpfe am liebsten von mir abgewandt bei ungefähr 45° und 315°. Das ganze sieht für einen nicht-Eingeweihten nicht gerade nach der "Kunst der Fuge" aus, aber mit ein bisschen improvisiertem "Jazz" bleibe ich auch nach stundenlangem Mikroskopieren noch ziemlich entspannt ;D.

Herzliche Grüße
Thomas