Hauptmenü

Mammut unter dem Mikroskop

Begonnen von plaenerdd, April 13, 2015, 22:34:20 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

plaenerdd

Hallo,
nachdem ich hier den Tip bekommen hatte, doch am besten fossile Knochen zu schleifen statt rezente und ich mich aber geweigert habe meinen Nothosaurus zu zersägen, habe ich von einem Forenmitglied ("Dypsis"-Danke!!!) ein paar Brocken pleistozäner Mammutknochen bekommen. Da mir die auch etwas zu schade waren für erste Versuche habe ich mir dazu etwas semiprofessionelle Hilfe eines weiteren Mikroskopikers ("mikromax" - ebenfalls vielen Dank!!!) geholt und mit ihm die bröseligen Konchen als erstes in blaues Kunstharz eingeschlossen (einschl. Vakuumierung), dann mit der Diamantsäge getrennt und auf Diamantscheiben geschliffen. Dieser Anschliff wurde dann mit UV-Kleber auf einen Objektträger geklebt und anschließend mit der Diamantsäge auf ca. 0,7mm abgesägt. Anschließend habe ich den Schliff am Topfschleifer auf ca. 80 Mikrometer heruntergeschliffen und mit Hand auf der Glasscheibe mit 1000er Korund so weit heruntergeschliffen, dass die Knochen schön durchsichtig sind (ca. 40..20 Mikrometer). Eingedeckt habe ich dann mit Eukitt. Ein paar Inpressionen von dem aus feinen Knochenbälkchen aufgebauten Gerüstwerkes eines Wirbels (Substanzia spongiosa):




Der blaue "Hintergrund" ist das Epoxitharz, das gelbbräunliche die Knochensubstanz und dazwischen leuchten Quarzsandkörner.

Schön zu sehen in der Knochensubstanz die Osteoblasten (die kleinen dunklen Punkte), in denen einst die Knochenzellen lebten. Im Bild 2 zeigt ein Haverschen Kanal, in dem dereinst ein Blutgefäß verlief.

Und hier zum Vergleich noch ein Querschnitt durch die kompakte Masse eines Rohrenknochen, aber diesmal vom rezenten Rind ("Suppenknochen").
hier im Durchlicht:


Und zwischen gekreuzten Polfiltern:


Meine ersten Schliffe sind noch weit entfernt von Perfektion, haben mir aber doch erste Einblicke in dieses sehr interessante Gebiet gewährt und in die Tücken der Dünnschliffproduktion. So waren beim Runterschleifen auf der Topfscheibe mal ganz fix 3 Dünnschliffe plötzlich weg (zum Glück passten nur 3 in die Vakuumhalterung). Ich habe gelernt, dass man einen Schliff in jeder, aber wirklich jeder Phase seiner Herstellung komplett versauen kann. Um so mehr freut es mich, dass es trotzdem ein paar sehr schöne Stellen in den Schliffen gibt, die teilweise wie moderne Kunstwerke anmuten.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

plaenerdd

Hallo,
hier noch ein Nachtrag: Diesmal wieder Mammut, aber Rippe quer.
Im Durchlicht:

blau: Epoxidharz, schwarz: Pyrit

Und hier zwischen gekreuzten Polfiltern:

Schön zu erkennen: die radiale Anordnung der mineralischen Knochensubstanz.

Viel Freude beim Betrachten!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

vbandke

Guten Morgen, Gerd,

ich bin ... beeindruckt.  Besonders die beiden ersten Bilder haben es mir angetan.  Sehr schön - und außerhalb, weit außerhalb meiner Fähigkeiten.  Da mancht das Anschauen um sehr mehr Freude :D

P.S. Alle meine Bilder dürfen/sollen kommentiert, verrissen, gelobt, und zur Veranschaulichung in diesem Forum auch bearbeitet werden.

Michael L.

Hallo Gerd,

Sehr schönes Projekt, gut gelungen!

Viele Grüße

Michael