Luftblasen, was mache ich falsch?

Begonnen von Wutsdorff Peter, Mai 12, 2015, 17:50:17 NACHMITTAGS

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Wutsdorff Peter

Liebe Experten,
ich fixiere einen Stängel einer Orchideeblüte, benetze die Schnittfläche mit Ethanol, schneide mit einem Rasierklingenmikrotom einen dünnen Schnitt,
lege den Schnitt auf den OT, träufle Canadabalsam drauf. Dann das Deckglas schräg aufgelegt. Ergebnis: viele kleine Luftblasen.
Muß ich mir nun noch eine  (Wasserstr.-)Vakuumpumpe o. Ä.kaufen?
Ich komme mir vor wie die Bremer Stadtmusikanten, die sich falsch  herum aufgestellt haben. Oben der Esel: "Irgend etwas müssen wir falsch gemacht haben, der Hahn unten sagt keinen Ton mehr"  
Gruß Peter aus Lorsch.

RainerTeubner

Hallo Peter,

ich empfehle Dir, den Canadabalsam durch Euparal zu ersetzen.

Zum Einen kann man die Schnitte mit billigem Isopropanol entwässern (bitte die botanischen Schnitte etwas länger in Isopropanol liegen lassen, Isopropanol ist nicht sehr hygroskopisch, es dauer also länger, bis das Wasser aus den Schnitten herausgezogen und durch Isopropanol ersetzt ist, gegebenenfalls Isopropanol mehrmals wechseln) und zum Anderen verschwinden die Luftblasen beim - zugegebenrmaßen recht langsamen Trocknen - des Euparals.

Während des Trocknens kann man das Deckglas mit einem kleinen Gewicht (Schraube oder Mutter, auch kleine Magnete) beschweren.

Viel Erfolg!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Wutsdorff Peter

Hallo Rainer, vielen Dank!

Gruß   Peter

Klaus Henkel

Zitat von: Wutsdorff in Mai 12, 2015, 17:50:17 NACHMITTAGS
Liebe Experten,
ich fixiere einen Stängel einer Orchideeblüte, benetze die Schnittfläche mit Ethanol, schneide mit einem Rasierklingenmikrotom einen dünnen Schnitt,
lege den Schnitt auf den OT, träufle Canadabalsam drauf. Dann das Deckglas schräg aufgelegt. Ergebnis: viele kleine Luftblasen.
Muß ich mir nun noch eine  (Wasserstr.-)Vakuumpumpe o. Ä.kaufen?

Lieber Herr Wutsdorff!

Stutzig macht mich zunächst der von Ihnen gewählte Ausdruck "träufle Canadabalsam drauf". Wenn der Balsam die richtige Konsistenz hat, kann man ihn nicht träufeln, er fließt nicht aus dem Fläschchen (z. B.). Man hebt eine Menge, die einem kleineren Tropfen entspricht, mit einem eingetunkten Glasstab aus dem Vorratsfläschchen bringt ihn vorsichtig neben den Schnitt auf den Objektträger. Die gesamte Prozedur ist ausführlich geschildert im Kapitel 5.5.3.1 der Mikrofibel.
Es schadet in diesem Zusammenhang nicht, auch die übrigen Kapitel des Abschnitts 5.5 zu lesen.

Eine andere Ursache könnte sein, daß sich Wasserreste im Schnitt befinden. Kanadabalsam reagiert sehr empfindlich darauf.
Eine weitere Ursache kann der Kanadabalsam sein. Diese Bezeichnung ist nicht geschützt oder normiert, jeder kann irgendetwas zusammenrühren und -köcheln und es dann Kanadabalsam nennen und verkaufen.
Fakt ist, daß manche Einschlußmittel mehr, andere weniger dazu neigen, Luftblasen zu bilden, und daß manche die schöne Eigenschaft haben, daß ihre Luftblasen laaangsam zum Deckglasrand wandern und dann verschwinden - unter Umständen erst unter Erwärmung.

Ich habe nach einigen Versuchen und dringenden Empfehlungen von Dr. Krauter und Heinz Streble immer Euparal verwendet. Es ist in jeder Hinsicht vorteilhafter!

Eine Vakuumpumpe ist nicht notwendig, aber häufig vorteilhaft. jedoch nicht kaufen, sondern selber machen. Hier ist eine abgebildet und beschrieben:
http://www.klaus-henkel.de/luftpumpe.html.

Wenn die Befolgung meiner Ratschläge alle nicht geholfen haben werden, sollten wir weitere Ursachen diskutieren. Da gibt es noch einige!

Grüße!
KH


Klaus Herrmann

Lieber Peter,

ich geh nochmal ganz zurück: Fixiert in was ?

Der Schnitt in Ethanol und da gleich Canadabalsam drauf das geht schon gar nicht, das Ethanol ist nicht kompatibel mit Canadabalsam.

Also: Schnitt in Ethanol mindestens 15 Min entwässern und entlüften. Dann mehrmals mit Isopropanol spülen und danach mindestens 10 Min in Isopropanol liegen lassen, dann auf OT überführen und noch feucht vom Iso mit Euparal eindecken. Wenn es denn Canadabalsam sein soll muss noch ein weiterer Zwischenschritt eingeführt werden mit Xylol oder Rotihistol.

Frage: warum färbst du nicht?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Wutsdorff Peter

Sehr geehrter Herr Henkel,
das Wort Träufeln ist falsch gewählt. Ich mache es, wie Sie es empfehlen.
Auch habe ich Ihren Artikel über den Vergleich der verschiedenen Mittel gelesen. Also Canadabalsam ist out!
Wo bekomme ich Euparal, das mir schon Rainer empfohlen hat, und /oder DePeX, das Sie auch empfehlen.
Die  Präparationstechnik aus der Fibel mit den zwei OT´s und Glyzerin und dem Finger werde ich ausprobieren.

Lieber  Klaus, vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich fixiere in Ethanol, fertige den Schnitt an, dann aufs DG, darüber Can.Bals.
Auch habe ich´s schon mit Glyzerin versucht: Schnitt auf OT, ein Klümpchen Glyz. drauf, flüssig mit Feuerzeug geschmolzen, DG drauf. Ergebnis: Bläschen
Ich werde jetzt Deinen Vorschlag ausprobieren. Zum Färben traue ich mich noch nicht, solange Bläschen drin sind.
Bei der Fa. Windhaus habe ich ein Set zum Präparieren gekauft: Kanadabalsam, künstlich (was ist davon zu halten?), Eosin, Methylenblau, Xylol,.

Einen schönen Vatertag Ihnen beiden

             Peter aus Lorsch

Klaus Herrmann

#6
Lieber Peter,

ZitatBei der Fa. Windhaus habe ich ein Set zum Präparieren gekauft: Kanadabalsam, künstlich (was ist davon zu halten?), Eosin, Methylenblau, Xylol,.

na ja... hättest du von mir bekommen können und dazu eine ordentliche Beratung, die darauf hinweist, dass der Umgang mit Euparal - das du natürlich ebenfalls von mir bekommen kannst - weit einfacher ist, als mit künstlichem Canadabalsam (könnte eventuell Malinol sein?) und dazu kommt noch, dass du kein Xylol brauchst (was du aber auch von mir hättest bekommen können! ;) )

ZitatKlümpchen Glyz.
da hast du wohl Glyceringelatine verwendet, für Schnitte auch nicht gerade das Mittel der Wahl. Pollen lassen sich damit gut eindecken.

ZitatIch fixiere in Ethanol, fertige den Schnitt an, dann aufs DG, darüber Can.Bals.
Das hatte ich glaube ich schon erwähnt: Ethanol ist nicht verträglich mit Canadabalsam - auch nicht, wenn es künstlich ist.

Also: warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! :)

Übrigens: ich habe noch nie eine Reklamation gehabt wegen zerbrochener Fläschchen!

Ich habe meine Vaddertachs-Wanderung gestern schon im Schwarzwald bei Traumwetter gemacht: kein Mensch unterwegs - in der Gaststätte den besten Platz auf der Terrasse bekommen, 2 Bedienungen nur für mich! Antizyclisch wandern!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Detlef Kramer

Hallo,

nur zur Klarstellung (die Diskussion hatten wir schon einmal): wenn es sich um das künstliche Canadabalsam von Bernd Heim handelt (Includal CB), dann ist die Zwischenstufe Xylol entbehrlich, weil B. H. sein synthetisches Canadabalsam in Butylacetat löst. Isopropanol würde ich aber dennoch empfehlen, weil Ethanol halt sehr hygroskopisch ist. Euparal ist im Handel für Laien nicht erhältlich, das geht dann nur über Klaus Herrmann (oder notfalls über mich).

Herzliche Grüße
Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Wutsdorff Peter

Guten Abend Klaus,
nachdem nun schon eine Flasche zerdeppert ist, traue ich mich nicht, Dich zu belästigen. Der Ersatz- Vi kommt demnächst. Muß nur noch Verpackungsmaterial besorgen.
Wenn Du mir aber ein so freundliches Angebot machst, nehme ich es gerne an.
Also, auf jeden Fall Euparal.
Auf dem Glycerinfläschchen steht: Glyceringelantine nach Kaiser phenolfrei.
Isopropanol 100% habe ich aus der Apotheke. Der Sohn der Apothekerin studiert Maschinenbau. Ich habe ihn mit einigen Büchern versorgt, die ich nicht mehr benötige. Sie hat mich mit Isopr. versorgt. Auch wir wandern öfters im Nordschwarzwald (Bad Herrenalb) bis zu 4 h.

Auch Dir Detlef vielen Dank für  Deinen Hinweis. Ich hoffe zum nächstenTreffen nach DA kommen zu können, wenn keine Arzttermine dem entgegenstehen. Dann kann ich sicherlich einem Kollegen über die Schulter beim Präparieren schauen.

Also Euch beiden vielen Dank
                                                           Gruß Peter


Wutsdorff Peter

Sehr geehrter  Herr Henkel, lieber Klaus aus dem Ostschwarzwald,
das Material (Medizinspritze) mit Kanüle habe ich mir besorgt.
Wenn die Schnitte im Glas sind, wiebekomme ich sie da heraus ohne sie mit der Pinzette zu beschädigen. Die Schnitte sind ja sehr klein (0,5 x 5x 0,02 mm)?
Oder kann man auch die ganze Probe (15x5x0,02mm) entlüften? Das dürfte aber von der Physik sinnlos sein, denn die Luft soll ja aus der Oberfläche des  Schnittes entweichen!


Klaus Henkel

Zitat von: Wutsdorff in November 21, 2015, 12:29:50 NACHMITTAGS
Sehr geehrter  Herr Henkel, lieber Klaus aus dem Ostschwarzwald,
das Material (Medizinspritze) mit Kanüle habe ich mir besorgt.
Wenn die Schnitte im Glas sind, wiebekomme ich sie da heraus ohne sie mit der Pinzette zu beschädigen. Die Schnitte sind ja sehr klein (0,5 x 5x 0,02 mm)?
Oder kann man auch die ganze Probe (15x5x0,02mm) entlüften? Das dürfte aber von der Physik sinnlos sein, denn die Luft soll ja aus der Oberfläche des  Schnittes entweichen!


Lieber Herr Wutsdorff!

Sie können sowohl Stück- wie auch Schnittpräparate auf die Art und Weise entlüften, wie die Abbildung in der Beschreibung unter dem Link zeigt.

http://www.klaus-henkel.de/luftpumpe.html

Wenn das getan ist, entnimmt man Schnitte und kleine Stücke mit einem Marderhaarpinsel No. 1, maximal No. 2, (Schreibwarengeschäft oder Künstlerbedarf). Größere Schnitte möglichst nicht in der Mitte anheben, sonst schlagen die Seiten nach unten und legen bzw. falten sich aufeinander; lieber vom Pinsel herab hängen lassen.

Stabilere Schnitte und Stücke holt man mit einer Uhrmacherpinzette heraus (im Mikroskopie-Zubehörhandel, z. B. Thorns erhältlich). Sie ist sehr bieg- und schmiegsam und verletzt selbst Schnitte nur selten.

Mit so einem Injektionsspritzen-Gimmick werden Sie bestimmt Erfolg haben.

Wochenendgruß
KH

Herbert Dietrich

Lieber Herr Wutsdorff,

von Glyceringelantine muss ich dringend abraten, wenn, dann nur Glyceringelatine,
das überflüssige n ruiniert die Präparate.

Herzliche Grüße
Herbert

Klaus Henkel

Zitat von: Herbert Dietrich in November 21, 2015, 13:47:32 NACHMITTAGS
von Glyceringelantine muss ich dringend abraten, wenn, dann nur Glyceringelatine,
das überflüssige n ruiniert die Präparate.
Herbert

In der Glyzeringelatine (mit oder ohne n) halten sich nur sehr wenige Färbungen. Beständig ist das grüne bis blaugrüne Alizarinviridin-Chromalaun, das man für Präparate nimmt, die nicht entwässert werden können, z. B. Algen, Pollen, Sporen. Die schrumpfen und verschrumpeln nach Entwässerung. Andere Farben bleichen in der Gl.gel. aus.

Grüße
KH