Hauptmenü

Schlamm schieben

Begonnen von Martin Kreutz, Mai 24, 2015, 21:40:53 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Martin Kreutz

Liebes Forum,

ich werde hier im Forum und auch über PM immer wieder nach meiner Art der Probenvorbereitung gefragt, insbesondere was die Aufarbeitung von Proben aus der Faulschlammzone angeht. Hier hat man das Problem, dass der Detritus nicht nur die Sicht versperrt, sondern auch keine entsprechend dünne Schichtdicke zulässt, um Objekte festzulegen. Für eine genaue Untersuchung muss man sie daher aus dem Schlamm isolieren. Es scheint für einige Forumsmitglieder- und mitleser ein gewisses Problem zu sein, solche Art von Proben für die mikroskopische Untersuchung vorzubereiten. Dabei ist gerade die Faulschlammzone aus meiner Erfahrung heraus die artenreichste. Mit der Faulschlammzone des Simmelriedes habe ich mich viele Jahre intensiv beschäftigt und hunderte Arten isoliert, viele davon unbeschrieben. Ein Ende ist nicht in Sicht! Man sollte sich von ein paar Detritusteilchen nicht von der Beobachtung der teils abstrakt geformten Arten darin abhalten lassen!

Gestern habe ich meine Art der Probenvorbereitung von der Probennahme im Simmelried, über die Isolierung bis zur Beobachtung mit dem 100X Objektiv in einem Video dokumentiert. Ich hoffe, dass es für interessierte Tümpler hilfreich ist für ihre eigene Probenpräparation.

Viel Spass beim anschauen!

Martin

https://www.youtube.com/watch?v=QB5CrUnZ6Kw&feature=youtu.be


smashIt

MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

the_playstation

Hallo Martin.
Eine Frage habe ich. Hast Du das Schlammwasser vor der Pipettenentnahme konzentriert/gefiltert oder ist es das unkonzentrierte Wasser aus der Probenflasche derart reichhaltig? Ansonsten angenehm klare und einfache Arbeitsbeschreibung. Danke.

Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Peter V.

#3
Lieber Martin,

zum Glück lädtst Du ja jetzt bei Youtube hoch, sodass der oft beklagte "Videoverlust" hoffentlich nicht so schnell eintritt. Ich habe es auch gleich im Board "Mikro-Rezepte" verlinkt und fixiert.

Vielen Dank!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Martin Kreutz

#4
Hallo Jorrit,

das im Video gezeigte Probengefäß auf dem Schreibtisch ist ein altes Zentrifugengefäß 400 ml mit Spitzboden. Deshalb steht es auch in dem schwarzen Plastikblumentopf, damit es nicht umfällt. Für die Aufbewahrung von Faulschlammproben ist das sehr hilfreich. Die meist anaeroben Bewohner sammeln sich in der Spitze und zwar sehr schnell. Hier konzentrieren sie sich auf. Für aufschwimmende Algenmatten oder Kraut nehme ich die Gefäße jedoch auch gerne. Nach einiger Zeit sammeln sich Schalenamöben und andere "Nichtschwimmer", die von der Oberfläche "abfallen", unten in der Spitze. Man muss nur abwarten!

Martin

the_playstation

Hallo Martin.
Danke für den Tipp + Erklärung
Liebe Grüße Jorrit.
Die Realität wird bestimmt durch den Betrachter.

Michael L.

Hallo Martin,

Vielen Dank für die sehr instruktive Anleitung!

Viele Grüße

Michael

JaRo

Hallo,
tolles Video. Sehr interessant. In der Probe war ja wirklich wahnsinnig viel Leben. Vielleicht nehme ich mir mit der Anleitung demnächst mal den Teich um die Ecke vor. Vielen Dank.
Viele Grüße
Jan

Monsti

Hallo Martin,

Dein Video fand natürlich auch ich hochinteressant. Solche Tipps sind hochwillkommen! Die Methode wollte ich gleich mit einer frischen und reichhaltigen Schlammprobe vom Pillerseemoor ausprobieren und scheiterte leider kläglich. Der Grund: Es waren zu viele winzige Gesteinskörnchen enthalten, die ich mit der von Dir gezeigten Methode nicht beseitigen konnte. Heute, nachdem sich die Probe gesetzt hatte, versuchte ich es erneut. Funktionierte wieder nicht.  :-[ Bestens hatte die von Dir gezeigte Methode aber bei einer Probe aus dem Randgraben eines Hochmoors geklappt, die nur "weichen" Detritus enthielt.

Herzliche Grüße
Angie

Martin Kreutz

Hallo Angie,

das mit dem Sandkörnern habe ich auch oft, aber die kann man doch auch einfach wegschieben? Da muss man etwas fester für aufdrücken. Nicht entmutigen lassen, wenn es bei den ersten Versuchen nicht gleich perfekt klappt. Man muss schon etwas Erfahrung sammeln, was geht und was nicht. Klar, die "weichen" Proben gehen am besten. Sehr vorteilhaft ist es, wenn der Schlamm durch zersetzende Pflanzenteile etwas faserig und flockig ist. Der lässt sich sehr gut präparieren. Durch die große Menge an zersetzenden Pflanzenteilen sind hier auch die meisten Viecher drin. Der im Video gezeigte "Abflusskanal" ist etwa 2 m tief (ich habe es noch nie richtig ausgelotet). Wenn man von weit unten Proben nimmt (ca. 1 m Schlammtiefe), wird der Schlamm sehr feinkörnig und schwarz. Hier wird die Arten- und Populationsdichte enorm dünn. Dort sind nur noch wenige Viecher zu finden. Wie gesagt, die Musik spielt in den oberen 10 cm, wo die hineinfallende Pflanzenmasse (Blätter) fermentiert wird.

Martin

thludwig

Sehr schön, vielen Dank für's Hochladen :)

Ab 6:30  sehr cool....ich finde dieses Gewusel wesentlich interessanter als die Untersuchung eines einzelnen Organismusses.

Ich möchte mit meinem Sohn am Wochenende mal etwas Tümpelwasser anschauen und da kommt diese kleine Anleitung gerade recht.


Auch hier nochmal die Frage: wenn du bei 6:30 "40x" einblendest, dann ist damit die totale Vergrößerung gemeint oder nur die des Objektivs? Im letzteren Fall...welche Vergrößerung hatte das Okular? (man entschuldige bitte eventuelle dumme Fragen, aber das ist noch Neuland für mich)

Martin Kreutz

Hallo Thludwig,

um ehrlich zu sein, ist die Angabe 40X nicht korrekt, da die Kamera bei mir direkt das Zwischenbild des Objektives aufnimmt. Korrekterweise hätte ich "Obj. 4 X" schreiben müssen, wie ich es bei meinen Bildern auch immer mache. Die tatsächliche Endvergrößerung auf dem Sensor der Kamera ist also 4X. Jedoch wird dieses Bild dann entsprechend groß auf dem Bildschirm dargestellt. Ein Okular (Du meinst wahrscheinlich Projektiv) ist nicht im Spiel. Die Okulare, mit denen ich selbst das Bild betrachte, haben 10X. Aber das hat nichts mit dem Strahlengang zur Kamera zu tun. Ich hoffe, dass ist irgendwie erhellend für Dich!

Martin


thludwig

Teilweise, ja....danke für die Ausführung :)

Ich muss noch viel lernen  ::) ;)